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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.12.2019

Gute Frage

Das Erbe
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Mona Lang erhält von ihrer Großtante, zu der sie kaum Kontakt hatte, ein Wohnhaus mit Millionenwert in München. Ihre Familie ist neidisch, ihre Mutter behauptet sogar, an dem Haus klebe Blut. Bei Nachforschungen ...

Mona Lang erhält von ihrer Großtante, zu der sie kaum Kontakt hatte, ein Wohnhaus mit Millionenwert in München. Ihre Familie ist neidisch, ihre Mutter behauptet sogar, an dem Haus klebe Blut. Bei Nachforschungen im Grundbuchamt muß Mona erfahren, daß das Haus vor dem Zweiten Weltkrieg einer jüdischen Familie gehörte. Für Mona stellt sich nun die Frage, auf welchem Wege das Haus in den Besitz ihrer Großtante kam.

Ellen Sandberg hat mit "Das Erbe" wieder einmal ein heißes Thema in ihrem Buch verarbeitet. Erzählt wird die Geschichte in drei verschiedenen Handlungssträngen, einer davon spielt in der Zeit 1938 - 1949. Doch diese drei Stränge werden im Verlauf des Buches zu einer berührenden Geschichte verwoben, die unter die Haut geht. Durch diese Wechsel wird Spannung erzeugt, denn man möchte in jeder Handlung den weiteren Verlauf am besten sofort wissen. Obwohl man das Ende ahnt, bleibt die Spannung bis zum Schluß erhalten. Schon allein durch Monas Zwiespalt und ihre moralischen Fragen ist man sehr gespannt. Die Charaktere sind nicht die klaren Sympathieträger. Jeder von ihnen hat Eigenarten, die man nicht wirklich mögen kann und die sehr aus dem Bereich "typisch für" kommen. Dies ist ein wenig nervig. Gerade Sabine empfand ich als absolut unmöglich. Die typische Hartz4erin, viel Geld kassieren wollen, aber nichts tun. Gewisse TV-Sendungen lassen grüßen. Dies ist jedoch der einzige Kritikpunkt an diesem Buch und fällt gegen den interessanten Inhalt nicht ins Gewicht.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.12.2019

Düster und spannend

Schwarze Förde
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Die Leichen von sechs vermißten Frauen werden auf einem Acker in der Nähe von Flensburg aufgefunden. Die Kommissare Hannah Lundgren und Christoph Wengler stoßen bei ihren Ermittlungen auf ein Gästehaus ...

Die Leichen von sechs vermißten Frauen werden auf einem Acker in der Nähe von Flensburg aufgefunden. Die Kommissare Hannah Lundgren und Christoph Wengler stoßen bei ihren Ermittlungen auf ein Gästehaus in Husum, in dem die jungen Frauen übernachtet haben und dort von einem Paar angesprochen wurden. Im Haus derVerdächtigen wird ein Verlies entdeckt, das grausames erahnen läßt....

Beeke Dierksen, besser bekannt als Angelika Svensson, hat mit "Schwarze Förde" die dunkle Seite des Menschen aufleben lassen. Und dies läßt den Leser erschaudern. Eindringlich und sehr bildhaft beschreibt die Autorin die Qualen der Opfer. Besonders intensiv erlebt man dies durch die Abschnitte aus deren Sicht. Wobei ich mich allerdings an einer Stelle gefragt habe, wie naiv manche Menschen sind. Hier leidet man richtig mit. Die Vorstellung, in welches Schicksal die Frauen hinein laufen - man würde sie so gerne warnen. Die Charaktere sind genial beschrieben. Die Frauen, die einfach nur ein paar schöne Tage erleben und ihrem Alltag entfliehen wollen und die Täter, die so unvorstellbar brutal und düster sind. Die Ermittler haben ihre privaten Probleme, die jedoch nicht zu viel Platz einnehmen. Sie wirken dadurch realistisch. Die Handlung ist von Beginn bis Ende spannend. Das Ende überrascht und man muß erneut ganz tief durchatmen. Die Autorin beweist auch in diesem Buch, daß sie das Genre Krimi beherrscht. Sie schreibt spannend, hält die Spannung durchgehend hoch und gönnt dem Leser keine Atempause. Perfekt auch die Beschreibung der Landschaft. Man sieht den Hof und die weite Schleswig-Holsteins vor sich und kann sich vorstellen, daß so ein abgelegener Acker durchaus seine Geheimnisse verbergen kann.

"Schwarze Förde" bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung und ich hoffe sehr, daß dies Ermittlerteam noch viele Fälle lösen darf!

Veröffentlicht am 29.11.2019

Wenn Stuttgart auf Rottweil trifft

Feuersee
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Als in einem Waldstück nahe Rottweil ein verscharrtes Skelett einer Frau gefunden wird, staunen die Ermittler Treidler und Melchior nicht schlecht. Denn im Grab befindet sich eine Prothese, deren Registrierungsnummer ...

Als in einem Waldstück nahe Rottweil ein verscharrtes Skelett einer Frau gefunden wird, staunen die Ermittler Treidler und Melchior nicht schlecht. Denn im Grab befindet sich eine Prothese, deren Registrierungsnummer zu einem Münzhändler gehört, der vor 10 Jahren bei einem Raubüberfall in Stuttgart ermordet wurde und dessen Leiche nur unvollständig im Stuttgarter Feuersee gefunden wurde. Damals wurde der Fall nicht gelöst und somit fällt er als Cold Case in den Bereich von Sebastian Franck beim LKA Stuttgart.

Thilo Scheurer hat mit "Feuersee" etwas tolles gewagt. Hier führt er seine beiden Ermittlerteams aus seinen parallel laufenden Serien in einem Fall zusammen. Dies macht richtig Spaß. Es treffen viele verschiedene Welten aufeinander. Jeder Ermittler hat seine Eigenarten, an die sich die eigentlichen Kollegen gewöhnt haben, die aber beim Gegenteam für Kopfschütteln und humorvolle Bemerkungen sorgen. Im Vordergrund steht hier aber eindeutig das Stuttgarter Team um Sebastian Franck und seine Vorgesetzte Marga. Und es ist schön zu beobachten, wie diese beiden so unterschiedlichen Charaktere endlich zueinander finden. Marga riskiert hier einiges, um für Sebastian den Mörder seines Bruders zu finden. Dies und ihre Sorge um ihn machen sie sehr sympathisch. Sebastian selbst entwickelt sich hier gut weiter. Er menschelt und streift seine Schale ab. Als ob er sich eines Schutzschildes entledigt. Der Fall selbst ist absolut spannend und löst sich erst zum Ende hin auf. Thilo Scheurer schreibt sehr locker und flüssig und läßt so manches Mal auch ein klein wenig Humor einfließen. Seine Bücher sind immer sehr Unterhaltsam und ein Genuß zu lesen!

Veröffentlicht am 28.11.2019

Keine reine Krankenhausserie

Die Hafenschwester (1)
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Im Jahre 1892 wird Hamburg von der Cholera heimgesucht. Tausende Menschen sterben. Als auch Marhas Mutter stirbt, ist Martha für das Überleben der Familie verantwortlich. Im armen Gängeviertel ist das ...

Im Jahre 1892 wird Hamburg von der Cholera heimgesucht. Tausende Menschen sterben. Als auch Marhas Mutter stirbt, ist Martha für das Überleben der Familie verantwortlich. Im armen Gängeviertel ist das Leben hart, doch Martha hat Glück und bekommt eine Lehrstelle im Eppendorfer Krankenhaus. Während die Ärzte die Cholera bekämpfen beginnen die Hafenarbeiter ihren Streik und die Frauen kämpfen um das Wahlrecht. Auch Martha schließt sich der Frauenbewegung an. Auch privat führt sie einen Kampf. Wird sie sich für die Medizin oder die Liebe entscheiden?

Die Autorin führt uns hier in ein Hamburg, das gerade eine schwere Zeit durchlebt. Und dies beschreibt sie sehr nahegehend. Das Elend der Menschen, gerade in der armen Bevölkerungsschicht, wird hier sehr lebendig dargestellt. Die damalige Realität mit historischen Fakten wird hier zu einer perfekten unterhaltsamen Geschichte verwoben. Man merkt die Recherchearbeit deutlich und die Handlung wirkt dadurch sehr authentisch. Die Charaktere, zum Teil reell existierende Personen der Zeit, sind gut und sympathisch dargestellt. Allen voran Martha - die nicht aufgibt, dem Leben die Stirn bietet und sich nicht unterkriegen läßt. Sie avanciert hier zur geheimen Heldin und bleibt dabei sympathisch. Trotz der schweren Themen ist der Roman unterhaltsam und flüssig und leicht zu lesen. Es macht Spaß, Martha durch alle Widrigkeiten zu begleiten. Mir persönlich hat vor allem die Handlung am Eppendorfer Krankenhaus sehr gut gefallen. Da ich dieses Krankenhaus persönlich erlebt habe, sah ich direkt das alte Verwaltungsgebäude sowie die alte Mauer vor mir. Die Vorstellung, daß diese Bauwerke schon die im Buch behandelte Zeit erlebt haben, gibt dem Lesegenuß noch einen ganz besonderen Reiz!

Veröffentlicht am 27.11.2019

Eine Weltreise der besonderen Art

Mit 80 Viechern um die Welt
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Markus Huth erfährt eines Tages in einem Hostel, daß man für seine Unterkunft nicht unbedingt bezahlen muß - man kann rund um die Welt als Tier- und Haussitter arbeiten, während die Besitzer in den Urlaub ...

Markus Huth erfährt eines Tages in einem Hostel, daß man für seine Unterkunft nicht unbedingt bezahlen muß - man kann rund um die Welt als Tier- und Haussitter arbeiten, während die Besitzer in den Urlaub fahren. Oder man arbeitet auf Farmen, erhält dafür Kost und Logis. Und so beginnt die Karriere als Tiersitter rund um die Welt.

Mit seinem Buch "Mit 80 Viechern um die Welt" nimmt Markus Huth den Leser mit auf eine ganz besondere Weltreise. Er entführt den Leser in die entlegensten Winkel der Erde, bereist La Gomera, Bulgarien, Kirgisistan, Kanada, Sri Lanka, Australien und Namibia, kümmert sich um Hunde und Katzen, Pferde, Schneeleoparden, Elefanten und Kängurus. Und hier merkt man deutlich: Markus Huth liebt Tiere. Sonst könnte er nicht so liebevoll über seine Schützlinge berichten. Aus seinen Worten sprüht die Verbundenheit zu ihnen nur so heraus. Neben seinen Tiersittererfahrungen bringt Markus Huth dem Leser die einzelnen Tierarten gekonnt näher. Er vermittelt biologisches Wissen auf eine ganz spezielle, streckenweise wunderbar humorvolle Art. Übrigens vermittelt er auf diese Art auch Wissen über die Geschichte des jeweiligen Landes und seiner Bewohner. Markus Huth erzählt hier aber nicht nur verklärt über die schönen Seiten des Jobs - er erzählt auch über die Schwierigkeiten, die mancher Job mit sich bringt. Die Wohnsituation und die Chefs sind nicht immer optimal... Doch all dies nimmt der Autor mit einem Augenzwinkern hin. Man empfindet ihn übrigens von Beginn an als sympathischen Menschen, dem man gern persönlich begegnen würde. In der Mitte des Buches befindet sich ein Bildteil, der die einzelnen Schützlinge zeigt. Dadurch bekommt man ein klares Bild von den Tieren und kann sich die Episoden noch besser vor Augen führen.

Dieses Buch ist für Tier- und Reisefreunde ein absolutes Highlight! Aber Achtung: Man bekommt große Lust, selbst als Tiersitter um die Welt zu reisen!