Ein großartiges Erlebnis
"Bergbewohner - gab es die überhaupt noch? Gab es noch irgendwo authentische Berge, unberührt vom Kolonialismus der Stadt, unversehrt in ihrem Berg-Sein?"
Zu seinem 40. Geburtstag beschließt Paolo Cognetti, ...
"Bergbewohner - gab es die überhaupt noch? Gab es noch irgendwo authentische Berge, unberührt vom Kolonialismus der Stadt, unversehrt in ihrem Berg-Sein?"
Zu seinem 40. Geburtstag beschließt Paolo Cognetti, nach Dolpo zu reisen, die entlegenste Region Nepals, unweit der tibetischen Grenze. Dort erhofft er, noch die unberührten Berge von einst zu finden, das „verlorene Tibet“. Mit zwei Freunden und einem nepalesischen Guide sowie einer Reihe von Trägern, einem Koch, Zelten und Maultieren macht er sich also auf den Weg. Der Plan ist einfach: sie wollen diese entlegene Region zu Fuß entdecken, ohne auf einen Gipfel zu steigen. Viele Jahre zuvor hat Peter Matthiessen die Region besucht, das Buch „Auf der Spur des Schneeleoparden“ entstammt dieser Reise. Der Weg umfasst mehrere Pässe bis 5500 Höhenmeter. Sehenswürdigkeiten der Strecke umfassen den Phoksundo-See, das Kloster Shey Gompa und den heiligen Kristallberg. Cognetti nimmt uns mit auf seine Reise – eine spirituelle Reise zurück zu sich selbst, auf der Suche nach Ruhe und dem Sinn des Lebens.
„Das Gehen reduzierte das Leben aufs Wesentliche, auf Essen, Schlaf, Begegnungen, Gedanken. (…) Seit Wochen lebte ich von Reis, Linsen, Gemüse, manchmal auch von Eiern und Käse, von meinem Schneeleoparden, meinem Notizheft und von meinen Freunden. Mehr noch als darüber, dass man mit so wenig auskommen kann, staunte ich, dass ich gar kein Verlangen nach mehr hatte. Erst, wenn wir irgendwo Halt machten, kehrten die Bedürfnisse, Sehnsüchte und Ziele zurück – Löcher, die man stopfen möchte.“
In groben Zügen erzählt Gognetti uns von seiner Reise durch den Himalaya. Zwischendurch eingestreut sind Gedanken zu den Bergen und der Einsamkeit. Immer wieder enthält das Buch auch seine Skizzen der Orte, die er unterwegs sieht. Da ich selbst auch schon im Himalaya trekken war, war das Buch für mich wie eine schöne Erinnerung, ein Weckruf. Ich habe selbst ähnliches erlebt, ohne dass ich es so schön zu Papier bringen hätte können. Das Buch ist kurzgehalten und teils sehr poetisch geschrieben. Für mich war es ein großartiges Leseerlebnis. Wer das „Gehen, ohne den Gipfel zu Besteigen“ auch schon erlebt hat wird dieses Buch mögen. Ich bin froh, dass Cognetti seine Reise mit uns teilt und kann dieses Buch nur weiterempfehlen.