Profilbild von danielamariaursula

danielamariaursula

Lesejury Star
offline

danielamariaursula ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit danielamariaursula über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.12.2019

Märchenhafte, dunkle Fortsetzung der Dornröschenvariation

Maleficent: Mächte der Finsternis
0

Fünf Jahre sind vergangen, seit Aurora in einen verwunschenen Schlaf fiel, aus dem sie nur der Kuss der wahren Liebe retten konnte. Ein Kuss, den ihr ausgerechnet, die Frau gab, die sie kurz nach ihrer ...

Fünf Jahre sind vergangen, seit Aurora in einen verwunschenen Schlaf fiel, aus dem sie nur der Kuss der wahren Liebe retten konnte. Ein Kuss, den ihr ausgerechnet, die Frau gab, die sie kurz nach ihrer Geburt verfluchte. Nachdem sie ihr allerdings 16 Jahre lang beim Aufwachsen zusah, hat sie sie so sehr ins Herz geschlossen, dass sie es war, die das Mädchen aufrichtig genug liebte, um es auch erlösen zu können. So kennt man die Geschichte doch eigentlich gar nicht? Tja, Königin Ingrith, der Mutter von Prinz Philip hat die Wahrheit auch nicht so ins politische Kalkül gepasst, weshalb sie sich bei der Verbreitung der Geschichte, einer anderen Legende bediente. Was Ingrith dabei vorhatte, wie sie die Strippen von langer Hand zog, das erfährt man in dieser Fortsetzung der Geschichte von der dunklen Fee. Aurora ist unglaublich glücklich in ihrem Königreich der Moore zwischen all den Elfen, Feen und anderen magischen Wesen. Doch in der letzten Zeit verschwinden immer wieder Elfen und Feen auf unerklärliche Weise, worüber die Moorbewohner in heller Aufregung sind. Aurora nimmt diese Vorgänge nicht so ganz ernst. Als ihr Prinz Philip dann auch noch einen Heiratsantrag macht, ist sie so glücklich, dass sie es sogar vorerst vergisst. Bei ihrer Verlobungsfeier ist dann aber die Freude dahin, da so einiges schiefläuft und Maleficent erzürnt und schwer verletzt aus Schloss Ulstedt flieht. Ein Unglück bahnt sich an….
Anders als der Film ist dies ein Hörbuch ab 6 Jahren, das sollte einem bewusst sein. Es ist in der Tat ein typisches Disney Märchen, bei dem man gewiss sein kann, dass alles gut werden wird und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende. Meine Tochter (12) wollte den Kinofilm unbedingt sehen, obwohl sie Teil 1 nicht kannte, da sie Bösewichte so spannend findet. Maleficent ist jedoch gar nicht böse, das ist nur Image. Das fand sie etwas schade, aber nur etwas, denn in Königin Ingrith war eine wirklich sehr böse Königin mit ihren Intrigen zu bestaunen. Anders als Aurora, die Königin der Moore, ist Maleficent ein durchaus zwiespältiger Charakter, der im ersten Teil viel mitgemacht hat und nun nach dem Guten strebt, solange sie nichts aus der Bahn wirft oder an ihren Überzeugungen rüttelt. Eigentlich sehr menschlich.
Was ich an der Maleficents Geschichte mag ist, dass sie die eigentliche Dornröschen-Geschichte etwas „geraderückt“. Es ist nicht der Prinz, der mit seinem Kuss der wahren Liebe die Prinzessin aus dem Schlaf geweckt hat und Auroras Eltern sind nicht liebevoll besorgt und die drei „guten“ Feen sind etwas dusselig. Das ist eigentlich ganz witzig als Idee, wenn auch die guten Feen diesmal nicht vorkommen. Dafür lernt man eine Menge neuer magischer Moorbewohner kennen, sowie guter und schlechter Menschen. Prinz Philip bleibt etwas blass, aber anders als in der ursprünglichen Disney Verfilmung kommt es hier auf ihn ja gar nicht so an. Er hat eher eine Nebenrolle. Wirklich wichtig sind vor allem Maleficent, Aurora, Ingrith und ein paar helfende Feen, allen voran der neu einführte Conell, ein dunkler Feenmann und Ingriths Handlanger Lickspittle. Diese sind wirklich interessant ausgestaltet und tragen die Geschichte mit. Allerdings weist sie jetzt keine besonders große Überraschungsmomente auf, aber bei einer Märchengeschichte ab 6 Jahren hätte ich das jetzt auch nicht erwartet. Da das Hörbuch deutlich länger ist, als der Film, hatte ich schnulzige Musik befürchtet, aber das blieb mir erspart. Es ist einfach nur länger, weil die Geschichte mehr ausgeschmückt ist und mehr Hintergrundinformationen eingeflochten sind. Die visuellen Eindrücke des Films werden in Worte gefasst. Dadurch konnte ich aber auch ohne Vorkenntnisse von Band 1 sehr gut folgen. Meine Töchter haben das Hörbuch an einem entspannten Sonntagnachmittag gehört und dabei friedlich gemalt, das spricht sehr für die märchenhaften Qualitäten des Werks. Mich hat es jetzt nicht ganz so gefesselt, aber ich mochte die Sprecherin sehr.
Sandrine Mittelstedt ist eine hervorragende Wahl für dieses Märchen. Ihre Stimme ist warm, weich und klingt nach liebenswerter Märchenprinzessin, solange sie nicht Königin Ingrith, oder die bisweilen verzweifelte Maleficent liest. Dann passt sie ihre Stimme natürlich an und die Bedrohlichkeit der Situation ist klar zu hören. Allerdings wird es nie zu bedrohlich für Kinderohren, die Altersangabe ist durchaus passend, sofern 6 Jährige so lange durchhalten bei einer Geschichte.
Die Ausstattung ist etwas spartanisch, gerade wenn man auf einige Bilder von Kinoszenen hofft. Aber bei über 5 h Unterhaltung zu dem Preis, ist das auch durchaus angemessen.
Ein märchenhaftes Abenteuer für Disney Fans.

Veröffentlicht am 09.11.2019

An dieser Kinderbande hätte Robin Hood seine Freude

Wenzel und die wilden Räuber
0

Die Waisenjungen Wenzel und Ulle leben mehr recht als schlecht im Kloster und müssen hart arbeiten, während die Oberen es sich gut gehen lassen. Eines nachts reicht es ihm und er reißt aus! Allerdings ...

Die Waisenjungen Wenzel und Ulle leben mehr recht als schlecht im Kloster und müssen hart arbeiten, während die Oberen es sich gut gehen lassen. Eines nachts reicht es ihm und er reißt aus! Allerdings hat er ein schlechtes Gewissen, den zarten, zaghaften Ulle alleine zurückzulassen. Doch diese Sorge ist unbegründet, Ulle folgt ihm schon kurz darauf und will bei ihm bleiben. Sie wollen fortan als Räuber leben! Als sie ein Mädchen vor dem Ertrinken im Fluss retten, wächst ihre Räuberbande weiter an, denn schon bald gesellt sich auch noch ihr Bruder Jakob mit Pony dazu. Mit Bandenspruch begeben sie sich auf ihren ersten Raubzug und erbeuten nicht nur Geld, sondern auch eine Prinzessin als Bandenverstärkung. Diese denkt nämlich nicht daran, den ihr zugedachten alten reichen einfältigen Egbart zu heiraten! Dann doch lieber Räuberabenteuer erleben. Als die Kinder merken, wie schlecht es den Bauern in den Dörfern um ihre Räuberhöhle herum geht, beschließen sie mit ihnen zu teilen, von den bösen, gierigen Mächtigen zu nehmen, nur so viel zu behalten, wie sie brauchen und den Rest an Bedürftige zu geben. Dabei hoffen sie immer, Annes und Jakobs Vater zu finden, der von dem bösen Graf Fuchs von Kaltenbach überfallen wurde. Ein gefährlicher Gegner, vor dem man auf der Hut sein muss.

Eine schöne Geschichte für Kinder von 7-9 Jahren zum Vorlesen und für sehr geübte auch schon zum Selbstlesen. Die farbigen Illustrationen von Sabine Wilharm (der Schöpferin der Harry Potter Cover der deutschen Standard-Ausgabe) sind fröhlich, sehr schön und vor allem sehr zahlreich. Leider sind sie bisweilen früher abgedruckt, als der Teil der Geschichte, zu dem sie gehören, der erst auf der darauffolgenden Seite kommt. Das hat uns etwas verwundert.

Die Idee mit den Überfällen hat mir nicht so gefallen, ich hätte den Kindern ja gerne ein „Überleben im Wald-Buch“ geschenkt. Doch sind sie gutherzig und machen sich Sorgen um andere. Sie behalten nur was sie brauchen und verschenken ihre übrige Beute an Bedürftige. Dadurch werden aber auch ständig, neue waghalsige Überfälle nötig. Als Kind fand ich den Robin Hood Gedanken super und sehr gerecht. Meine Tochter (10) hatte damit auch keinerlei moralische Probleme. Die einen sind in Not, die anderen haben sich gierig mehr genommen, als ihnen zusteht, da wird ihnen wieder etwas abgenommen.... Sehr gut finde ich, dass die Kinder mit List und Tücke vorgehen, statt mit Gewalt. Das ist sehr witzig, besonders, wenn sie den einfältigen Verlobten von Prinzessin Elsbeth immer und immer wieder überfallen und ihn immer noch schaffen auszutricksen. Dabei sind die Kinder sehr vorsichtig und gegen wohl überlegt vor. Das wird sehr schön und anschaulich geschildert. Für Kinder sehr gut verständlich und nachvollziehbar. Jedes Bandenmitglied hat seine Stärken, die zusammen sie fast unbesiegbar machen. Jeder wird auf seine Weise geschätzt. Natürlich findet die Geschichte ein gerechtes und gut durchdachtes Happy End! Doch der letzte Satz, als es allen gut geht und sie glücklich und zufrieden sind, der mag spaßig gemeint sein, ist für mich aber ungerecht. Hätte ich besser aufgepasst, hätte ich ihn nicht vorgelesen.
Meiner Tochter hat es als spannendes und lustiges Abenteuer gut gefallen. Dass es so zahlreich und farbenfroh illustriert ist, ist sicherlich auch ein Pluspunkt. Mir gefiel wie die extremen Unterschiede zwischen Arm und Reich damals dargestellt werden. Der Wert eines Laib Brotes, dessen Diebstahl mehr als nur Mundraub ist, sondern Familien aus Hunger ins Unglück stürzen kann, wird ganz deutlich. Aber keine Sorge, das ist ein Thema am Rande, denn es ist eine starke Freundschaftsgeschichte, über Zusammenhalt, Gerechtigkeit und Familie. Manchmal ist Familie nämlich auch die, die man sich dazu erwählt hat und einige leben am Besten mit der Natur, als unter Menschen. Außerdem ist es eine Liebeserklärung ans Lesen und Schreiben, einer Fähigkeit, die damals den Mönchen und einigen Adeligen vorbehalten war, den Geist aber öffnet und bereichert.

Ein schönes Buch, daß wir gerne gelesen haben.

Veröffentlicht am 10.10.2019

Darf's ein bisschen Spaß sein?

Darf`s ein bisschen Mord sein?
0

Dies ist Lorettas 11. Fall: Loretta Luchs arbeitet in einem Callcenter für erotische Dienstleistungen als Telefonistin, aber das muss ja nicht jeder gleich wissen. Seit sie ihrem exzentrischen Chef Dennis ...

Dies ist Lorettas 11. Fall: Loretta Luchs arbeitet in einem Callcenter für erotische Dienstleistungen als Telefonistin, aber das muss ja nicht jeder gleich wissen. Seit sie ihrem exzentrischen Chef Dennis aber mal mit ihrem detektivischen Gespür den Allerwertesten gerettet hat, genießt sie beruflich so allerlei Freiheiten, die sehr hilfreich sind, wenn sie mal wieder über eine Leiche stolpert. Aber in ihrer neuen Wohung und in ihrem neuen Viertel sieht alles ganz friedlich aus. Selbst als Gitti, die Inhaberin des Tante-Emma-Ladens um die Ecke, nach einem Sturz einen Schlüsselbeinbruch hat, denkt sie sich nichts dabei. Spontan bietet sie ihr an, im Laden einzuspringen und nimmt sich hierzu frei. Schon als Kind hat sie es geliebt Einkaufsladen zu spielen und so hat sie tatsächlich großen Spaß an ihrer neuen Tätigkeit. Doch dann tauchen seltsame Gestalten im Laden auf und wollen Gitti zum Verkauf überreden. Das kommt Loretta ziemlich merkwürdig vor, aber als sie dann doch noch eine Leiche findet und sie für den tödlichen Sturz verantwortlich sein soll, muss sie natürlich wieder ermitteln. Die Polizei will ihre Version ja einfach nicht glauben. Natürlich wird sie in ihren Nachforschungen von ihren Freunden unterstützt.

Loretta Luchs, die Sexhotlinetelefonistin ermittelt wieder. Wer Loretta kennt weiß, daß hier das Vergnügen durch Ruhrpottoriginale und skurile Situationen im Vordergrund steht und weniger kniffelige Knobeleien oder nervenzerreißende Verfolgungsjagden. Wer aufmerksam mitliest kann die Fälle stets lösen, weil sich abzeichnet, wer hinter den Taten steckt. Der Spaß steckt auch immer in den Frotzeleien untereinander, den schillernden Persönlichkeiten und Lorettas verzweifelten Versuchen die Kommissarin zu Ermittlungen zu überreden. Doch Theorien interessieren Kommissarin Küpper nicht, sie braucht Fakten! Nun ist es aber so, daß Täter normalerweise nicht ihre Visitenkarte am Tatort zurücklassen. So reicht es nicht zu wissen, wer der Täter ist, man muss es auch beweisen! Hierfür ist Loretta fast jedes Mittel recht, solange ihren Freunden nichts geschieht und sie ist sich auch für nichts zu schade. Immerhin lernt sie ja auch bei ihren „undercover“-Einsätzen eine Menge dazu und bisweilen die Leser auch, z.B. warum man Fenster nie bei Sonnenschein putzen sollte.

Wie immer spielt Kommissar-Zufall Loretta in die Hände, aber wer als Leser schon etwas älter ist, der weiß ganz genau: im Leben gibt es bisweilen die merkwürdigsten Zufälle, unser Leben ist voll davon! Zum Glück für Loretta aber auch voll mit guten Freunden, die ihr gerne helfen, da sie nie zum Eigennutz oder zu ihrer eigenen Bereicherung handelt, sondern um ihren Spürsinn zu befriedigen. Humorig und mit leichter Feder schildert Lotte Minck diesen neuesten Fall von Hornbrillen-Girl und Minipli-Man, sowie Kater Baghira. Auch wenn die Charaktere doch sehr speziell sind, erkennt man immer wieder bekannte Charakterzüge und kann selbstironisch mit Loretta schmunzeln. Die kleinen feinen Beobachtungen von Lotte Minck, geäußert durch Loretta bleiben einfach haften, zu sehr treffen sie ins Schwarze - sei es die bisweilen exzentrisch-fragwürdige Schoßhundmode oder die Beobachtungsfähigkeit nicht voll ausgelasteter Nachbarn. Hinzu kommt eine Prise Arbeitersiedlung und die Versuchung durch menschliche Schwächen wie Gier, Lust und Neugierde. Jeder erkennt was wieder, ohne sich aber selbst angesprochen zu fühlen. So lässt es sich herzhaft lachen! Wer alle Bände der Reihe nach liest, genießt auch noch das Extravergnügen den stets wachsenden und sich verändernden Freundeskreis von Loretta mitzuverfolgen. Dennoch ist auch ein Einstieg im 11. Band noch möglich. Dieser macht auf die Vorgänger neugierig, ohne zu viel zu verraten.

Vergnügliche Krimiunterhaltung zum Miträtseln, hier steht der Spaß vor der Spannung. Das Leben ist zu kurz, um nicht darüber zu lachen.

Veröffentlicht am 07.10.2019

Tierfantasy über Fehden und Versöhnung

Beast Changers. Im Bann der Eiswölfe
0

In Vallen wachsen die zwölfjährigen Zwillinge Anders und Rayna als Straßenkinder auf, nachdem ihre Eltern im Kampf der Eiswölfe gegen die Feuerdrachen gestorben sind. In aller Heimlichkeit besorgen sie ...

In Vallen wachsen die zwölfjährigen Zwillinge Anders und Rayna als Straßenkinder auf, nachdem ihre Eltern im Kampf der Eiswölfe gegen die Feuerdrachen gestorben sind. In aller Heimlichkeit besorgen sie und die anderen Straßenkinder sich, was sie zum Überleben brauchen. Sie sind eine Gemeinschaft, die im Notfall für einander einsteht, mit einem ungeschriebenen Codex. Als Rayna beim Stehlen erwischt wird, versucht sie ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen, indem sie behauptet, daß sie und Anders gerade zum Text der Eiswölfe angereist seien. Auf der Bühne für jedermann sichtbar ergreift sie den magischen Stab und verwandlet sich in einen Feuerdrachen. Die Menge ist entsetzt und verängstigt und Rayna muss fliehen. Dann geschieht das Undenkbare und Anders wird zum Eiswolf, den erklärten Feinden der Feuerdrachen. Bislang galt es als unmöglich, daß aus einer Familie sowohl Eiswolf, als auch Feuerdrachen-Gestaltwandler stammen. Zu krass sind die Gegensätze der Feinde, bei denen die Einen die Hitze und das Feuer lieben und die Anderen Frost und Eis. Um seine Schwester vor den Feuerdrachen zu retten, beschließt Anders doch in die Ulfar-Akademie für junge Eiswölfe einzutreten, um seine neuen Fähigkeiten kontrollieren zu lernen.

Auch wenn Vallen ein fremdes Reich ist und man ohne große Einführung mitten in Anders und Raynas Leben platzt, fühlt man sich gleich mittendrin. Der Auftaktband legt den Schwerpunkt auf die Eiswölfe. So begleitet man erst beide Geschwister und die Hörer, die wohl kaum auf der Straße aufgewachsen sein dürften, bekommen Einblick in eine völlig fremde Welt mit unbekannten Gefahren und Gefühlen. Welches Kind kennt bei uns heute noch das Gefühl von Hunger und die Not das Überlebensnotwendige stehlen zu müssen. Aber das ist nur der Backround, darauf liegt nicht der Schwerpunkt der Geschichte. Diese zeigt vor allem, daß Anders, getrennt von seiner Zwillingsschwester sich erst mal völlig neu organisieren muss. Um sie zu retten, tritt er in die Ulfar-Akademie ein, ein bislang unvorstellbares Unterfangen. Dort muss er sich in völlig unbekannte Strukturen einleben, die ihm fremd sind, in die er sich aber erstaunlich schnell einpasst. Es gibt Zusammenhalt, Regeln und Freundschaft, auch wenn er dieser zunächst skeptisch gegenübersteht. Anders muss lernen seine Kräfte zu Bündeln, seine Stärken zu beherrschen und herausfinden, warum er offensichtlich anders ist als die anderen, wobei er sein Geheimnis wahren will. Spannend und geheimnisvoll. Man fühlt sich gefangen, hin- und hergerissen zwischen Bewunderung für die Einrichtung und Skepsis, denn immerhin hatte Rayna ihr gegenüber erhebliche Vorbehalte. Es werden die Sehnsüchte vieler Kinder und Jugendlicher nach Gemeinschaft, die wohl der Vorliebe für all die Internatsgeschichten zugrunde liegt, gebündelt und mit Fantasy und Abenteuer vereint. Mir gefiel gut, daß hier die Geschichte stringent in der fiktiven Welt von Vallen und dem Reich der Feuerdrachen spielt. Tierwandlerfantasy, ohne fremde Genre-Cross-over, was mich in der letzten Zeit öfter mal mehr oder weniger irritiert hat. Man spürt Anders wachsendes Vertrauen in die Akademie, aber wie auch bei ihm, bleiben beim Hörer Skepsis und Zweifel. Denn wie kann es sein, dass Rayna und Anders so sehr vom hier vermittelten Schwarz-Weiss-Konzept abweichen, wenn alles stimmt was gesagt wird? Hoffentlich regt dies einige Zuhörer auch für die reale Welt zum Hinterfragen des scheinbar Gegebenen an. Die Geschichte ist rasant, aber ohne die Zuhörer zu überrollen. Der Entwicklung der Charaktere kann man gut folgen, ihre Motivation ist klar. Die Geschichte ist in diesem Band vorerst abgeschlossen, aber es ist klar, daß der Schein trügt.

Die Meinung meiner Töchter: Der Großen gelang der Einstieg in die Geschichte nicht auf Anhieb, dann aber hörte sie ganz gerne mit und fand die Geschichte in Ordnung. Die Kleine (10) fand dieses Abenteuer deutlich spannender und mochte auch den Sprecher sehr gerne, weil er eine sehr angenehme Stimmlage hat, der ihr die Spannung „erträglicher“ macht. So hat sie das Gefühl, das schon alles gut wird. Ihr hat die Geschichte von Rayna und Anders auf Anhieb richtig gut gefallen. Beide wollen wissen, wie es weitergeht und die Große spekuliert darauf, im zweiten Band mehr über Raynas Leben unter den Feuerdrachen zu erfahren. Meine Töchter haben meinen Eindruck bestätigt, daß es doch eher ein Hörbuch für ältere Kinder als für Jugendliche ist, auch wenn es in der Jugendbuchreihe des Verlags erschienen ist.

Julian Greis Jahrgang 1983 ist seit 2009 festes Mitglied des renommierten Thalia Theaters in Hamburg, spielt außerdem in Film und Fernsehen mit und wird als Hörbuchsprecher immer beliebter. 2012, 2015 und 2017 wurde er für seine Arbeit als Hörbuchsprecher mit namenhaften Preisen geehrt. Seine Stimme ist angenehm und jung. Auch wenn er die 12 deutlich überschritten hat, klingt er absolut pausibel, wenn er Anders und Raynas Schicksal lebendig, und gleichzeitig zurückhaltend interpretiert. Seine Stimme klingt einfach selbstverständlich, sie drängt sich nicht auf, trägt jedoch die Geschichte, ohne den Fehler zu begehen, die Lebendigkeit in Überdramatik abgleiten zu lassen. So sind auch die dramatischten Stellen spannend und nehmen den Hörer gefangen, ohne dass einem bewusst wird, daß es doch nur eine Geschichte ist, der man lauscht. Er spricht klar und deutlich, ohne nennenswerte Lautstärkeschwankungen – gut ausbalanciert. Das ist gerade bei Autofahrten und beim Einschlafen wichtig.

Amie Kaufman wuchs in Australien und Irland auf, studierte in Geschichte, Literatur und Recht. Sie ist inzwischen New-York-Times Bestsellerautorin und schreibt Science-Fiction, und Fantasyromane für Jugendliche. Ihr „Illuminae“ war für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2018 nomminiert.

Ab 9/10 Jahren für Jungen und Mädchen, ein spannender Reihenauftakt.

Veröffentlicht am 24.09.2019

Spannend, unheimlicher Genremix ab 10 Jahren

Die Nachtflüsterer - Die Bedrohung
0

Noch immer wachen Elena, Tima und Matt jede Nacht um 1.34h auf. Noch immer bleiben sie wach und treffen sich und oft auch, ihr „Vertrauenstier“. Auch wenn der Schlafmangel steigt, wollen sie auf keinen ...

Noch immer wachen Elena, Tima und Matt jede Nacht um 1.34h auf. Noch immer bleiben sie wach und treffen sich und oft auch, ihr „Vertrauenstier“. Auch wenn der Schlafmangel steigt, wollen sie auf keinen Fall auf ihre neuen Fähigkeiten verzichten und schon gar nicht auf ihre neuen Freunde. Eines nachts finden sie den Vampir, oder was immer Spin sein mag, verletzt im Gestrüpp. Er ist völlig benommen und weiß nicht genau, was ihm passiert ist, reagiert aber ungehalten und aggressiv. Vorerst denken sie sich nicht so viel dabei. Auch nicht als sie nacheinander alle einer fremden jungen Frau begegnen, die ihnen ganz merkwürdige Fragen stellt und bei jeder Begegnung merkwürdiger und gefährlicher wird. Außerdem bemerken sie eine neue Gabe an sich, die zwar praktisch, aber auch etwas unheimlich ist. Vorerst unbemerkt bleibt die sich langsam aber sicher ausbreitende Atemnot. Es werden schon die Bestände an Asthmamitteln in den Apotheken knapp. Woran das aber liegt, weiß keiner so genau.

Dieser Band setzt unmittelbar am Folgeband an, als die Zufallsfreunde eine große unbekannte Gefahr von ihrer Heimatstadt abwendeten. Leider gibt es weder eine kurze Zusammenfassung, noch ein Personenverzeichnis. Es lohnt sich wirklich Band 1 noch mal schnell vor Start von „Die Bedrohung“ zu hören, denn es ist sofort von Anfang an ziemlich spannend und unheimlich. Ausgerechnet der undurchschaubare „Vampir“ Spin wird von den drei Freunden ausgeknocked und verletzt aufgefunden, angeblich kann er sich nicht mehr erinnern, was ihm passiert ist. Ganz langsam braut sich eine bedrohliche Atmosphäre zusammen, während die Alltagsschwierigkeiten der „Nachflüsterer“ um sie herum weitergehen. Elenas Mutter ist nach wie vor manisch-depressiv und das junge Mädchen muss sich nicht nur um sich selbst, sondern auch um ihre alleinstehende Mutter kümmern. Matt wird immer noch von seinem alkoholkranken Vater verprügelt und in der Autopflege eingebunden, während seine alten Schlägerfreunde nun ihm nachstellen. Tima findet nach wie vor keinen Anschluß in ihrer Privatschule und soll nun gemeinsam mit ihrer Erzfeindin ein Duett in der Schulaufführung singen, was bei dieser natürlich gar nicht gut ankommt. Diese Alltagserzählstränge gefallen mir ausgesprochen gut und sie entwickeln sich auch in einem angemessenen Tempo weiter. Leider schaltet diese Geschichte irgendwann von Fantasy auf Dystopie/Science-Fiction um. Dabei nimmt sie nicht nur stark an Geschwindigkeit zu, sondern wird auch wieder schwerer zu durchdringen. Ich empfinde es etwas als einen Bruch, daß der Vampir wohl nicht „nur“ ein Vampir ist.... Der Showdown ist für mich auch nach mehrmaligem Hören etwas undurchdringlich, auch wenn ich ihn wohl intellektuell wohl verstanden habe, ging es mir emotional etwas zu schnell. Allerdings, auch wenn ich hier von Vampir schreibe, nein, allen Klischees zum Trotz, ist dies ein Abenteuer ab 10 Jahren, es gibt keinen schmachtenden, lakonischen Vampir, in der Tiefe dessen seelenvollen Blickes man sich verlieren könnte. Nein, es ist vor allem spannend und unheimlich, es geht aber auch um Freundschaft, Zusammenhalt und Aufopferung. Wichtig ist auch die Kommunikation mit der jeweiligen Tierart, mit der jeder einzelne Nachtflüsterer sich verständigen kann. Sehr gut gefällt mir, daß nicht nur die süßen, „schönen“ Tiere wichtig sind, sondern es am Ende vor allem, die unansehnlichen, die man meistens Ausrotten will, das Ruder rumreißen. Das hat schon starke emotionale Momente, es ist aber weder Liebesgeschichte, noch Romanze, auch wenn ich ja immer noch an Spins-Vampirdasein zweifle...

Auch dieser Folgeband wird wieder unverkennbar von Oliver Rohrbeck (die Stimme von Justus Jonas, Richard Fish von Ally McBeal, Ben Stiller, Chris Rock....) gelesen. Stark im Ausdruck und wandelbar, kann man ihm wirklich gut folgen und hört gerne zu. Er schafft es Emotionen auszudrücken, nur über die Stimmlage und nicht über die Lautstärke, das finde ich prima, da man die Lautstärkeregler einmal für das ganze Hörbuch einstellt. Ebenso mag ich die regelmäßig gesetzten Tracks, die nie länger als 5 Minuten sind, so daß ich bei jeder überraschend längeren Hörpause schnell wieder an die richtige Stelle springen konnte. Wenn man sich die Cover genau ansieht, kann man immer in der rechten unteren Ecke eine Tierskizze erkennen. Jedes Tier steht für die Tierarten, mit denen einer der Dreien kommunizieren kann.

Dieses Genre-Cross-over hat mich dieses Mal etwas mit gemischten Gefühlen zurück gelassen, doch auch wenn ich stets den Anfang stärker finde als das Ende, will ich auf jeden Fall noch den Abschlussband „Die Verschwörung“ dieser Triologie hören, die mir insgesamt durchaus gut gefällt.