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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.12.2016

Hat mich etwas enttäuscht

Die Spionin
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Das neueste Buch von Paolo Coelho widmet sich einer schillernden Frau: Mata Hari. In einem Roman will er sich der Persönlichkeit der Spionin, Tänzerin, Liebhaberin, nähern.
Das Buch beginnt mit einer starken ...

Das neueste Buch von Paolo Coelho widmet sich einer schillernden Frau: Mata Hari. In einem Roman will er sich der Persönlichkeit der Spionin, Tänzerin, Liebhaberin, nähern.
Das Buch beginnt mit einer starken Szene: Mata Haris Gnadengesuch ist abgelehnt worden, die Hinrichtung wird vollzogen. Damit zog mich der Autor sofort in Bann.
Der nächste Teil besteht aus einem langen Brief Mata Haris an ihre Tochter. Hier flacht für mich die Geschichte bereits ab. Die Beschreibung brachte mir die Persönlichkeit nicht näher. Im Schnelltempo bewegen sie die Beschreibungen durch ihr Leben. Herkunft und Familie werden gestreift, die Vergewaltigung durch den Leiter der Internatsschule und die immer größere Entfremdung zur Familie, sind die ersten Etappen, die in einer lieblosen Ehe mit einem sehr viel älteren Kolonialoffizier münden. Sie begleitet ihren Mann nach Niederländisch-Ostindien und dort lernt sie die Kultur kennen, die sie zu ihrem Künstlernamen und zu ihren tänzerischen Darbietungen inspirieren. So wird aus Margarethe Zeller Mata Hari. Sie wird eine Berühmtheit der Halbwelt, findet reiche Gönner und lebt ihr Luxusleben, bis der Erste Weltkrieg dem ein Ende bereitet und sie neue Einnahmequellen suchen muss.
Eine dritte Sichtweise bringt der Brief ihres Anwalts, der ihr die Vollstreckung des Urteils ankündigt und der sich und seine Verteidigung rechtfertigt.
Bilder und Dokumente rahmen die Romanhandlung ein, die mir leider viel zu sehr an der Oberfläche geblieben ist. Die Person Mata Hari hätte sicher viel mehr an Projektionsfläche zu bieten gehabt. So kratzte der Roman nur an der Geschichte, aber ich hätte mir viel mir Tiefe gewünscht. In einem Roman hätte der Autor die Möglichkeit gehabt, der Figur nahe zu kommen; sie zu interpretieren, das ist leider nicht passiert. Auch über die große Frage – Spionin oder nicht – hätte ich gern mehr erfahren.
So ist mir eigentlich nur ein Satz, gleich zu Beginn des Buches im Gedächtnis geblieben: Ich bin eine Frau, die im falschen Jahrhundert geboren wurde. Ich weiß nicht, ob sich in der Zukunft jemand an mich erinnern wird, aber wenn doch, dann möchte ich nicht als Opfer gesehen werden, sondern als Frau, die mutig ihren Weg gegangen ist und furchtlos den Preis dafür gezahlt hat.“
Leider trägt das Buch nicht dazu bei, die Erinnerung an Mata Hari lebendig zu halten.

Veröffentlicht am 18.12.2016

Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt

Mord im stillen Belfrey
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Keely kommt zurück in die Kleinstadt ihrer Kindheit und Jugend. 10 Jahre hat sie in Indien, New York und London gelebt, eine Ausbildung zur Yoga Lehrerin gemacht und möchte nun einen Traum verwirklichen. ...

Keely kommt zurück in die Kleinstadt ihrer Kindheit und Jugend. 10 Jahre hat sie in Indien, New York und London gelebt, eine Ausbildung zur Yoga Lehrerin gemacht und möchte nun einen Traum verwirklichen. In der alten Metzgerei ihres verstorbenen Vaters möchte sie ein Yoga Café eröffnen und vegetarische Speisen anbieten.
Doch es gibt eine böse Überraschung, kaum angekommen wird sie von der Polizei befragt, im leeren Geschäft hat es gebrannt und im Obergeschoss wurde die Leiche eines Mannes gefunden, offensichtlich erschlagen. Der Polizeibeamte ist niemand anders als Ben Taylor, der Schwarm ihrer Schulzeit. Aber damals hat er keinen Blick für sie gehabt, Keely war das Pummelchen der Schule und Opfer vieler Hänseleien. Nun verdächtigt er sie auch noch, das bringt sie völlig aus der Fassung und auch sonst wird ihr nicht allzu viel Wohlwollen entgegen gebracht. Deshalb versucht sie selbst ein paar Informationen zu erfragen und beginnt zu schnüffeln.
Auf der Rückseite ist ein Zitat der RT Books Review abgedruckt: Das Buch hat alles, was Cosy Crimes so populär macht. Das mag sein, aber leider hat die Autorin die Zutaten nicht zu einer homogenen Mischung gerührt. Die Figuren sind blutleer und bleiben allesamt blass, die Story ist zu langatmig um echte Spannung aufkommen zu lassen. Lediglich gegen Ende des Buches zieht die Spannung dann an. Bei mir wollte der Funke einfach nicht überspringen, zu uninspiriert hat die Autorin erzählt. Es fehlte an der typischen Kleinstadtatmosphäre mit ihren kauzig-spleenigen Bewohnern, die bei einem Landhaus-Krimi einen großen Teil des Reizes und der Unterhaltung ausmachen.
Am besten gefallen mir noch die manchen Kapiteln voran gestellten Yoga Übungen und die Rezepte am Ende des Buchs. Und natürlich die hübsche Gestaltung des Covers, die mir so viel Lust auf den Krimi machten.

Veröffentlicht am 06.12.2016

Frank und wie er die Welt sieht

Willkommen in der unglaublichen Welt von Frank Banning
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Frank Banning ist wirklich ein besonderes Kind. Das muss Alice recht schnell feststellen, als sie ihn kennenlernt.
Eigentlich sollte sie sich um das Manuskript von Mimi Banning kümmern, einer Kultautorin, ...

Frank Banning ist wirklich ein besonderes Kind. Das muss Alice recht schnell feststellen, als sie ihn kennenlernt.
Eigentlich sollte sie sich um das Manuskript von Mimi Banning kümmern, einer Kultautorin, die nach ihrem Erstling nie wieder etwas veröffentlichte. Aber nun ist ein neues Buch in Sicht und der Lektor schickt seine Assistentin nach Los Angeles. Aber Mimi braucht niemand für sich, sie braucht jemand für Frank. Ihr charmantes, liebenswertes und so anstrengendes Kind. Frank liebt alte Filme, elegante Kleidung – er bevorzugt Frack und Weste – und verfügt über ein enzyklopädisches Wissen. Glücklich ist er, wenn alles nach seinen Regeln und seinen gewohnten Bahnen verläuft. Kein Wunder, dass Schule für Frank zur Hölle wird.
Alice findet Zugang zu Frank, wer könnte sich seinem Charme entziehen, auch wenn seine Ehrlichkeit und seine fehlende Fähigkeit zu Emotionen, sie immer wieder traurig stimmen. Allerdings dem Manuskript kommt Alice keinen Schritt näher, dazu ist Mimi viel exzentrisch.
Die Beziehung Alice-Frank ist zauberhaft geschildert, sehr emotional und voller Charme, mal tiefberührend, mal urkomisch. Frank besitzt eine Lebensklugheit, ohne es zu wissen und seine Ehrlichkeit hat mich immer wieder zum Lachen gebracht. Die Autorin beschreibt Franks Autismus ganz natürlich und leicht, es ist ein Kind, wie jedes andere auch, nur eben ein bisschen speziell. Das hat mir sehr gut gefallen und gerade auch in den Beschreibungen der Menschen liegt die Stärke der Autorin.
Aber ich vermisste eine Handlung, es gab keinen Spannungsbogen, zwar einige Überraschungen, aber am Ende fehlte mir das gewisse Etwas. Auch bei den Figuren gab es kaum eine Entwicklung. So bleibt es ein kurzweiliges, warmherziges Buch, das gut unterhält, aber auch nicht mehr.

Veröffentlicht am 29.11.2016

Hat mich nicht recht überzeugt

Der Henker von Bad Berging
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„Noch ein Krimi aus Bayern“ diesen selbstironischen Satz setzt die Autorin schon auf dem Cover ihres neuen Buches als Motto voran. Damit wird der Titel auch schon charakterisiert: mehr Komödie, oder Groteske ...

„Noch ein Krimi aus Bayern“ diesen selbstironischen Satz setzt die Autorin schon auf dem Cover ihres neuen Buches als Motto voran. Damit wird der Titel auch schon charakterisiert: mehr Komödie, oder Groteske als Kriminalroman.


Ein Kopf mit ausgestochenen Augen wird in Hamburg gefunden. Die Vorgehensweise erinnert an einen Serienmörder in den USA, der aber schon seit Jahren einsitzt. Kurz darauf wird auch im idyllischen Bad Berging in Bayern ein weiterer Kopf und dann viele Leichenteile aufgefunden, das bringt sofort den – nach eigener Ansicht – besten Profiler Jens Keller auf den Plan. Schließlich war er es, der damals den amerikanischen Serienmörder zur Strecke brachte.
Jens Keller und seine Assistentin/Konkurrentin Rita arbeiten nun mit erheblicher Arroganz mit oder eher gegen die bodenständigen Polizisten aus Bayern und Hamburg. Das gibt schon genügend Potential für kuriose Szenen, Dialekte, ob norddeutsch, bayerisch oder hessisch kommen zum Einsatz. Die Handlung ist rasant, die Handlungsorte und –stränge wechseln sehr schnell. Ganz geschickt wird damit das Tempo hochgehalten und die Autorin stellt Handlungsort, Datum und Zeit wie in einem Protokoll vor die kurzen Abschnitte.

Allerdings wirkte das auf mich auch öfters konfus und beeinträchtigt mein Lesevergnügen . Die Vielzahl der Personen könnte man nicht im Kopf behalten, wäre nicht ein wirklich nützliches Personenregister mit angefügt.


Mir hätten weniger ausufernde Nebenhandlungen besser gefallen, so fand ich diesen Roman etwas aufgebläht und mir ging immer wieder die Spannung oder auch der Witz verloren. Vielleicht lag es auch daran, dass ich dieses Mal nicht recht wusste, ist es jetzt eine Komödie, ein Thriller oder ein Regionalkrimi. Alle Zutaten zusammen ergaben keine homogene Mischung. Trotzdem hatte ich immer wieder Spaß an einzelnen genialen Einfällen und dem Sprachwitz der Autorin. Meine Lesegeduld wurde dann auch mit einer interessanten Auflösung belohnt, bei der allerdings viele Zufälle eine Rolle spielten.

Veröffentlicht am 19.11.2016

Bedächtiger Krimi

Mord auf Antrag
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Das verbotene Moor hat auf zwei Jungs eine große Anziehungskraft, dass sie ausgerechnet eine Moorleiche entdecken, bringt eine mehr als zwei Jahrzehnte alte Vermisstenmeldung zur Aufklärung. Aber nicht ...

Das verbotene Moor hat auf zwei Jungs eine große Anziehungskraft, dass sie ausgerechnet eine Moorleiche entdecken, bringt eine mehr als zwei Jahrzehnte alte Vermisstenmeldung zur Aufklärung. Aber nicht nur dass, kurz danach nimmt Anna Larsen, eine ehrgeizige Journalistin, einen anonymen Anruf entgegen, der noch weitere Morde vorhersagt.
Das ist der Auftakt zu einer Mordermittlung, die Robert Benito zusammen mit den Kollegen vom Kommissariat in Aarhus lange beschäftigt.
Gleichzeitig gerät das Leben von Kamilla und Sabrina, zwei jungen Frauen aus Aarhus, die sich nicht kennen aus den Fugen.
Skandinavische Kriminalromane spiegeln häufig ein Bild der Gesellschaft, so werden auch hier soziale und gesellschaftspolitische Themen angepackt. Vielleicht stehen sie sogar ein wenig zu sehr im Vordergrund, denn ich so richtig Spannung wollte bei mir nicht aufkommen. Ich möchte nicht zu viel zum Thema sagen, um nicht gleich alles zu verraten. Aber auch so ist schon nach einem Drittel der Geschichte klar, wie die Geschehnisse verknüpft sind. Der Roman beleuchtet parallel die Lebensgeschichte einiger Protagonisten und ihre Verbindung zur Vergangenheit. Allerdings fesselten mich die Handlungsstränge nicht allzu sonderlich, hier wäre weniger vielleicht mehr gewesen. Der Stil der Autorin ist sachlich, unaufgeregt und fast ein wenig kühl, das passt zu diesem Buch, das zwar als Krimi angelegt ist, aber fast schon ein Gesellschaftsdrama ist.
Sehr gut fand ich die Auflösung, die jeden Leser für sich die Frage nach Recht und Schuld stellen lässt.