Ein Tabu, das kein Tabu sein sollte
Weil mein Herz dich ruftWieder einmal habe ich mir einen Roman aus dem Bereich Jugendliteratur zu Gemüte geführt. Da ich recht selten Coming-Out Romane beziehungsweise Gay Romance Literatur lesen, war es für mich auch mal etwas ...
Wieder einmal habe ich mir einen Roman aus dem Bereich Jugendliteratur zu Gemüte geführt. Da ich recht selten Coming-Out Romane beziehungsweise Gay Romance Literatur lesen, war es für mich auch mal etwas Neues – und dank Jennifer Waschke war es ein Genuss. Es hat vom ersten bis zum letzten Wisch auf dem Kindle Spaß gemacht den Roman zu lesen, obwohl ich kein Fan von Ich-Erzählern bin. So gar nicht. Aber Jennifer schafft es, den Leser mit Johanna alias Jo als Erzählerin mitzunehmen. Auch als Charakter ist sie sehr schön gezeichnet. Ich habe es geschafft, mit ihr zu fühlen, als sie merkt, dass sie sich in ihre beste Freundin verliebt hat und mit der Situation völlig überfordert ist. Und einen heftigen Streit zwischen Freunden kennt sicher jeder, sodass ich als Leser auch hier spüren konnte, wie es Jo gerade geht. Es war ein wenig, als wäre der Leser für Jo übergangsweise zum besten Freund geworden.
Während man von Bea hingegen recht wenig erfährt. Sie wirkt eher wie ein Buch mit sieben Siegeln auf mich, was wiederum sehr gut zu ihrem Charakter passt. Perfektionistisch. Immer organisiert. Alles muss klappen. Auch in der Zeit des Streits ist sie eher die Person, die eher verschlossen zu sein scheint und genau das wird dem Leser vermittelt, in dem man nur Einblick in Johannas Gefühlswelt bekommt, wohingegen die von Bea völlig verschleiert ist. Der Leser geht somit auf die Reise mit Jo, die mit ihren Gefühlen zurechtkommen muss, oder um genau zu sein, sie selbst erst mal verstehen muss.
Die Sache mit dem Coming-Out
Ich gehöre zu den Menschen, die es nicht verstehen, wie es in der heutigen Gesellschaft sein kann, dass Menschen Angst haben müssen, sich zu outen. Doch der Roman hat mir gezeigt, dass die Gesellschaft noch lange nicht soweit ist, dass es kein Probleme homo-, oder sonst was sexuell zu sein. Noch immer scheint es so, als wäre die Menschheit in dem Tunnel: Nur hetero ist gut. Nur hetero ist normal. Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem ich gerne sauer werden will, aber mich zurückhalten muss, weil es nicht um dieses Thema sondern um das Buch von Jennifer Waschke gehen soll. Sie zeigt mit einfachen Worten, vor welchen Probleme Menschen stehen, die sich für ein Coming-Out entscheiden.
Nun kommt der Teil meiner Rezension, an dem ich kurz erklären möchte, warum ich einen Stern weniger gebe, als es insgesamt gibt. Die Geschichte von Jo und Bea hätte definitiv das Potenzial für einen oder mehrere weitere Bände. Ich persönlich fand das Ende kam sehr plötzlich und unerwartet … wenn mein Kindle mir nicht gesagt hätte, dass ich nur noch wenige Prozent zu lesen hätte. Ich dachte eigentlich, dass der letzte Konflikt noch weitergeht, als auf einmal die Geschichte zu Ende war. Das kam mir etwas holprig vor und ich hätte mir lieber noch einen zweiten Band gewünscht, in dem dann dieser und vielleicht noch der ein oder andere weitere Konflikt beziehungsweise eine andere Problematik vielleicht aufgegriffen wird. Aber es ist eben so. Die Geschichte ist zu Ende und ich muss mit diesem Schluss leben.
FAZIT
Eine Geschichte, die zeigt, dass wir noch lange nicht in einer so fortgeschrittenen Gesellschaft leben, wie wir uns vorspielen.