"Je höher der Dienstgrad, desto dümmer der Mann!"
Der AttentäterWenn historische Romane auf wahren Tatsachen basieren, bin ich immer gerne dabei. Und wenn es sich dann auch noch um eine interessante Leserunde handelt, freue ich mich gleich doppelt …
Der mir bis dato ...
Wenn historische Romane auf wahren Tatsachen basieren, bin ich immer gerne dabei. Und wenn es sich dann auch noch um eine interessante Leserunde handelt, freue ich mich gleich doppelt …
Der mir bis dato noch unbekannte Autor Ulf Schiewe nimmt mich mit seiner Geschichte mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Mit ihm als „Reiseführer“ finde ich mich schließlich in Sarajevo im Jahr 1914 wieder, einer Stadt, die nach dem 28. Juni 1914 für immer mit dem Attentat auf Franz Ferdinand und seine Frau Sophie verbunden sein wird. Das österreichische Thronfolgerehepaar reist natürlich auch im Roman für einen Staatsbesuch in diese farbenfrohe Metropole, die damals noch von der k. und k. Monarchie regiert wird. In zärtlich anmutenden Szenen lerne ich sie kennen, den etwas eigenwilligen, grummeligen und dennoch liebevollen „Franzi“ und seine „Sopherl“, die Ehefrau, die vor den Augen des strengen Wiener Hofes nie bestehen wird. Ein schöner Besuch soll es werden, der nicht durch Militäraufgebote gestört werden soll. Diese gehören nach Meinung Franz Ferdinands auf das Manöverfeld und nicht auf die Straße. Doch es brodelt unterschwellig in Sarajewo. Längst nicht jeder ist mit der gefühlten Unterdrückung durch die Monarchie einverstanden. Vier junge Männer sind sogar bereit für die Befreiung ihr Leben zu geben. Franz Ferdinand soll sterben, ein Zeichen muss gesetzt werden! Die Zeichen für ein Attentat sind schnell und fast schon offensichtlich gegeben, doch sture Schädel, falscher Stolz und schlichte Dummheit wissen dieses nicht zu verhindern. Die Geschichte nimmt ihren Lauf …
Der Ausgang dieser Tragödie ist hinlänglich bekannt, führte sie nicht ultimativ zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Was jedoch weniger bekannt ist, sind die vielen kleinen und großen menschlichen Schicksale im Hintergrund. Wer waren diese Attentäter, was trieb sie an? Warum wusste niemand dieses Unglück zu verhindern? Genau an dieser Stelle kommt Ulf Schriewe ins Spiel. Er macht uns nicht nur mit den jungen Männern bekannt, die als Helden in die Geschichte eingehen wollen, nein er lässt uns am Hadern des sympathischen Majors Markovic teilhaben, der gegen Windmühlen anzukämpfen scheint und er zeigt uns das arrogante und zugleich feige Auftreten des Landesherrn Oskar Potioreks, der nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist.
Ausgesprochen gut gefallen hat mir der Schreibstil des Autors. Rasante Szenenwechsel mit detailliert beschriebenen Handlungsorten machten das Buch so spannend, dass ich Schluss das Gefühl hatte, einen Thriller in der Hand zu halten. Die Geschichte hatte in mir die Lust auf mehr geweckt und wird mich sicher noch eine Weile beschäftigen. Gerne vergebe ich hier die volle Punktzahl mit einer absoluten Leseempfehlung nicht nur für Geschichtsinteressierte.