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Veröffentlicht am 12.12.2019

Donnervogel

Tod und kein Erbarmen
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Privat schwer getroffen will Kommissar Erik Donner eigentlich nichts mehr. In dem kleinen Ort Pöhla möchte er seinem Unglück nachspüren. Absicht war es nicht, dass er sich ausgerechnet ein Dort ausgesucht ...

Privat schwer getroffen will Kommissar Erik Donner eigentlich nichts mehr. In dem kleinen Ort Pöhla möchte er seinem Unglück nachspüren. Absicht war es nicht, dass er sich ausgerechnet ein Dort ausgesucht hat, in dem vor zehn Jahren ein kleines Schulmädchen verschwand. Violetta wurde nie gefunden, ihr Verschwinden bleibt rätselhaft. Doch ihre Verwandte Linda Groß glaubt, sie habe eine neue Spur. Sie bittet Donner um Hilfe. Dieser hat jedoch schon einiges intus und gerät mit ihr in Streit. Am nächsten Morgen erinnert sich der Beamte an nichts und Lind Groß wird tot aufgefunden. Viele Indizien sprechen dafür, dass der Polizist der Täter ist.

Bei diesem Kriminalroman handelt es sich bereits um den siebten Fall des eigenwilligen Kommissars Erik Donner. Eher gegen seine Kollegen ermittelt er hartnäckig nicht nur bezüglich des Todesfalls Groß, sondern auch wegen Violetta. Er muss dem Mörder finden, auch wenn er einen Filmriss hatte, Donner weiß, er ist Ermittler und kein Killer. Zur gleichen Zeit bekommt Kommissar Sokrates Vogel eine neue neugierige Assistentin. Die beiden entwickeln sich schnell zu sehr gegensätzlichen, sich doch irgendwie gewogenen Streithähnen. Auch sie nehmen sich Violettas Verschwinden als Cold Case vor. Nach Vogels Auffassung wurden die ursprünglichen Untersuchungen einfach zu schlampig geführt.

Die Kommissare Donner und Vogel sind schon sehr eigen. Obwohl ihre Vorgeschichte für das Verständnis des Falles nicht notwendig ist, vermisst man doch die Kenntnis der Entwicklung, die sie zu diesem Fall geführt hat. Möglicherweise wird es nicht jeder so empfinden, es könnte es aber empfehlen, mit dem ersten Band der Reihe zu starten. So jedoch fremdelt man zunächst ein wenig, bis einen das Interesse an Violettas Verschwinden packt. Auch mit den teilweise sehr skurrilen Dorfbewohnern muss man sich etwas abfinden. Ist man erstmal angefixt, verfolgt man diese verwickelte Geschichte mit jeder Seite mehr gebannt. In dem eingeschworenen Ort wissen die Leute viel voneinander und sie ziehen ihre geheimen Fäden. Für die Stadtkommissare ist es alles andere als leicht dort dazwischen zu kommen. Da bedarf es schon eines DonnerVogels, um die Lösung zu finden.

Veröffentlicht am 10.12.2019

Seele in Unruhe

Opfer
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Die Polizei wird zu einem Toten gerufen, der offensichtlich gefoltert wurde. Die Ermittler und Kollegen von der Spurensicherung beginnen mit ihrer Arbeit. Es herrscht blankes Entsetzen als sie feststellen ...

Die Polizei wird zu einem Toten gerufen, der offensichtlich gefoltert wurde. Die Ermittler und Kollegen von der Spurensicherung beginnen mit ihrer Arbeit. Es herrscht blankes Entsetzen als sie feststellen müssen, dass der Tote keinesfalls tot ist. Nun hoffen die Beamten, dass sie das Opfer später befragen können. Bevor es allerdings dazu kommt, stirbt das Opfer schließlich doch - unter eigenartigen Umständen. Nicht lange danach, wird eine weitere Leiche gefunden. Die Verstorbenen waren vorbestraft. Ob darin ein Zusammenhang besteht? Es ist die Aufgabe von Kommissar Carl Edson, das herauszufinden.

In diesem Kriminalroman ermitteln Carl Edson und sein Team zum ersten Mal. Edson ist geschieden, hat aber eine neue Lebensgefährtin gefunden. Seine Tochter ist häufiger bei ihm. Eigentlich hat er alles und dennoch wird es ihm manchmal zu viel. Dann sitzt er lieber im Auto als in seine Wohnung zu gehen. Natürlich bemerkt seine Freundin, dass es nicht mehr so ist wie zu Beginn. Wie lange kann die Beziehung das aushalten. Gleichzeit muss die Untersuchung vorangebracht werden. Wie so häufig am Anfang, heißt es Informationen zusammentragen und Klinken putzen.

Der Krimi besteht aus drei Teilen, wobei der erste die Ermittlungen des Kommissars und seiner Kollegen beschreibt, dann erfolgt ein ziemlich heftiger Wechsel der Perspektive. Zu Beginn entwickelt sich die Handlung sehr spannend. Die Ermittler tragen die Hinweise zusammen und versuchen die Spurenlage zu deuten. Doch irgendwann drängen sich gewisse Gedanken auf und genau in diesem Moment verändert sich das Buch. Das kann es erschweren, sich eine Meinung zu bilden. Während der erste Teil eine fesselnde Polizeiermittlung zeigt, wirkt der zweite in etlichen Teilen Fragen aufwerfend, hauptsächlich, warum er überhaupt so ausführlich inszeniert wurde. Für das Verständnis des Falles braucht man große Teile davon nicht zwingend. Man kann es so oder so sehen, entweder nimmt dieser Kniff dem Roman den Drive oder durch die Veränderung des Blickwinkels gibt er dem Buch etwas Besonderes. Das kann den Geschmack des Lesers oder Hörers treffen. Vorgetragen wird das Hörbuch jedenfalls sehr stimmig von Wolfgang Wagner.

Veröffentlicht am 07.12.2019

Verrückt?

Blutblume
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Bin ich verrückt? Das fragt sich Sara immer wieder. Obwohl sie eine militärische Ausbildung hat und danach noch einen Studienabschluss erwarb, muss sie sich in der Warteschlange der Arbeitssuchenden erstmal ...

Bin ich verrückt? Das fragt sich Sara immer wieder. Obwohl sie eine militärische Ausbildung hat und danach noch einen Studienabschluss erwarb, muss sie sich in der Warteschlange der Arbeitssuchenden erstmal hinten anstellen. Sie hatte ein schlimmes Erlebnis und nur kurze Zeit später ist ihr geliebter Vater verstorben. Sara, ihre Mutter und ihre kleine Schwester sind immer noch untröstlich. Dennoch will Sara endlich ins Leben starten und ihre Mutter unterstützt sie dabei. Obwohl der Wohnraum in Stockholm knapp ist, findet Sara ein Zimmer bei einer schrulligen Alten und eine Anstellung in einem Café. Es scheint aufwärts zu gehen, als sie im Café von Bella angesprochen wird, die ihr einen Superjob bei einer PR-Agentur verschafft. Währen da nur nicht diese seltsamen Ereignisse, die Sara an ihrem Verstand zweifeln lassen.

Bei diesem Debütroman handelt es sich um den Beginn einer Trilogie. Die Autorin lässt sich zu Beginn viel Zeit Saras Charakter zu entwickeln. Der Umzug nach Stockholm bringt erstmal Schwierigkeiten mit der schlecht gelaunten Alten, die ihre Mieter offensichtlich ausbeutet und vor dem Aufstellen irgendwelcher Regeln nicht zurückschreckt. Doch Saras Zimmernachbarn machen einen netten Eindruck. Schließlich lernt sie Bella kennen, mit der reichlich Glamour in Saras Leben Einzug hält. Ein neuer Job, eine gemeinsame schicke Wohnung, sie und Bella sind ein Dreamteam. Doch Saras Gedankenkarussell beginnt zu kreisen, wem kann sie trauen?

Am Anfang lässt sich die Autorin etwas arg viel Zeit. Beinahe ist man soweit, sich zu fragen, wen das interessieren soll. Doch geschickt werden zum Glück die Zügel angezogen, bevor man das Buch zur Seite legt. Eingestreute Zeitungsberichte und Sätze, die nicht aus Saras Sicht geschrieben sind, wecken Neugier und erzeugen Spannung. Man kann Saras Misstrauen immer besser nachvollziehen, ihr Gefühl beobachtet zu werden. Wem kann man trauen? Traue niemandem! Ist das ein guter Rat? Ob allerdings einige Sachen einfach im Unklaren gelassen werden oder lose Fäden in den nächsten beiden Bänden wieder aufgegriffen werden, kann jetzt noch nicht gesagt werden. Insofern ist es etwas schwierig, zu entscheiden, wie dieser erste Band zu bewerten ist. Im Original sind bereits alle Teile erschienen, so dass zu hoffen ist, dass die Fortsetzungen auch hier schnell veröffentlicht werden. Nach dem etwas trägen Beginn entwickelt sich das Buch sehr spannend.

Veröffentlicht am 24.11.2019

Moderner Schauerroman

Grandhotel Angst
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Die Hochzeitsreise geht nach Italien. Im März 1899 kommt das junge Paar Nell und Oliver Dickinson im Grandhotel Angst an der italienischen Riviera an. Die ersten Frühlingstage sind ein Traum von Ausflügen ...

Die Hochzeitsreise geht nach Italien. Im März 1899 kommt das junge Paar Nell und Oliver Dickinson im Grandhotel Angst an der italienischen Riviera an. Die ersten Frühlingstage sind ein Traum von Ausflügen in die Gegend. Doch bald fällt ein Schatten über das junge Paar. Angeblich wurde das Hotel buchstäblich auf dem Grab der ehemaligen Landbesitzerin erbaut. Und diese geht anscheinend als Geist um. Ausgerechnet Nell soll der vor Jahren Verstorbenen sehr ähnlich sehen. Bald schon gerät Nell in den Bann der Geschichte und glaubt, die Tote könne tatsächlich Einfluss auf die junge Ehefrau nehmen.

Das echte Schicksal des Grandhotel Angst bildet die Grundidee zu diesem Roman. Das Hotel bot hauptsächlich britischen Gästen eine Heimat, denen bei dem Namen ein Schauer über den Rücken lief, die ansonsten aber den außerordentlichen Luxus der Zimmer genossen. Inzwischen ist das einst große Haus verfallen, jedoch haben sich Investoren gefunden, die ihm wohl neues Leben einhauchen möchten. Die Handlung des Romans ist allerdings zur Blütezeit des Hauses angesiedelt. Bram Stokers Dracula hat schon manchen Lesern eine Gänsehaut gebracht und die junge Nell ist empfänglich für unheimliche Geschichten. Ihr Mann Olivier, der zunächst so zuvorkommend schien, erweist sich bald als kühler Geschäftsmann, der seine jüngere zweite Frau manchmal doch sehr von oben herab behandelt.

Eine schöne Idee, die sich mit der richtigen düsteren Musik unterlegt sicher gut verfilmen ließe. Als Buch allerdings wirken die handelnden Personen etwas blass. Man nimmt Nell, die für die Zeit, in der sie lebt, eigentlich recht tough erscheint, ihre Furcht nicht so recht ab. Und bei dem janusköpfigen Oliver fällt es schwer, ihm die eine oder andere Seite abzunehmen. Manchmal wirkt es so als sollte mit diesem Roman ein Gothic Novel des ausgehenden 19. Jahrhunderts nachempfunden werden. Allerdings ist es der Autorin nicht vollständig gelungen die Atmosphäre der damaligen Zeit einzufangen. Nichtsdestotrotz ist der Roman spannend und besonders Nell in ihrer positiven Entwicklung so liebenswert beschrieben, dass diese leichte Lektüre doch sehr gut unterhält.

Veröffentlicht am 14.11.2019

Wochenendhaus

Kintsugi
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Sie sind seit zwanzig Jahren zusammen und das wollen sie feiern. Eher begehen als feiern. Reik und Max fahren ins Wochenendhaus am See, da wo sie sich immer wohl fühlten. Ihre einzigen Gäste sind Tonio ...

Sie sind seit zwanzig Jahren zusammen und das wollen sie feiern. Eher begehen als feiern. Reik und Max fahren ins Wochenendhaus am See, da wo sie sich immer wohl fühlten. Ihre einzigen Gäste sind Tonio und seine Tochter Pega. Sie sind fast wie eine Familie. Im winterlichen Haus entwickelt sich das Festwochenende etwas anders als erhofft. Verborgene Wünsche und Gedanken drängen ans Licht. Eigentlich waren es Tonio und Reik die sich zuerst kannten schon als sie noch Jugendliche waren. Und dann war Max da, der Ruhige, bei dem sich der Künstler Reik ausleben konnte.

Kintsugi bezeichnet auf Japanisch, die Kunst zerbrochenes Porzellan mit Gold zu kitten. Und tatsächlich gibt es in dem Roman eine Teetasse, die auf diese Art repariert wurde und dadurch noch eine zusätzliche Schönheit bekommen hat. Auch die Beziehung von Max und Reik scheint gekittet. Und im Verlauf des Wochenendes offenbart sich, dass die Beziehungen zwischen den drei Männern und dem jungen Mädchen, das sie aufgezogen haben, nicht so glatt und friedlich sind wie es auf den ersten Blick wirkt. Risse durchziehen die Bande zwischen diesen Menschen, die doch so menschlich bleiben. Sie sind schon ein Trupp, Künstler, Professor, Klavierspieler und die junge Studentin.

Man muss fürs Lesen solch poetischer Beziehungsgeflechte geschaffen sein, um von diesem Roman eingenommen zu werden. Ist man das nicht, verliert sich die Lektüre in den Erzählungen und Gedanken der handelnden Personen. Man vermisst eine wirkliche Handlung. Dennoch kann man die Poesie genießen und der Gedanke an die Teetasse in ihren verschiedenen Daseinsformen hat was. Man beginnt sich zu fragen, ob die Menschen mit ihren Beziehungen ebenso zart umgehen wie mit der Tasse, ob sie sie ebenso hegen und nach Brüchen wieder zusammensetzen. Oder gibt es den Moment, an dem man einfach erkennen muss, dass es vorbei ist. Diese kluge und schöne Idee vermag wohl nicht jeden Leser zu packen, wird vielen aber ein besonderes Leseerlebnis bereiten.