Profilbild von kayla

kayla

Lesejury Star
offline

kayla ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kayla über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.01.2020

Geralts Geheimnis

Das Erbe der Elfen
0

Ich habe zuerst die Kurzgeschichten von Sapkowski gelesen, und ich freue mich, dass es mit diesem Band endlich „richtig“ losgeht mit der Geralt – Saga. Endlich ein Roman!
Zum Inhalt:
Das Königreich Cintra ...

Ich habe zuerst die Kurzgeschichten von Sapkowski gelesen, und ich freue mich, dass es mit diesem Band endlich „richtig“ losgeht mit der Geralt – Saga. Endlich ein Roman!
Zum Inhalt:
Das Königreich Cintra wurde von feindlichen Truppen erobert. „Das Löwenjunge von Cintra“, die Thronerbin Cirilla, gilt als verschollen. Doch in Wahrheit hat sie der Hexer Geralt nach Kaer Morhen (die Heimstatt der Hexer) gebracht, wo sie zur Kämpferin ausgebildet wird. Auch ihr magisches Potential soll sich voll entfalten. Dabei sollen Ciri die Zauberinnen Triss und Yen helfen. Mit Yen führt Geralt eine Art on-off-Beziehung, und mit Ciri hat Yen endlich die ersehnte Tochter bekommen…
Doch es droht wieder Krieg – Guerillakämpfer, die „Eichhörnchen“, rufen zu den Waffen, es kommt zum Kampf der Kreaturen…
Ich habe den Roman gern gelesen, endlich bekommt die Zauberin Yen Ecken und Kanten, sie zeigt Gefühle. Ciri hingegen mutiert zum Plappermäulchen. Geralt macht mal wieder alle Frauen schwach.
Ich fand die Einführung der anderen Hexer spannend, Lambert, Vesemir und wie sie alle heißen.
Auch die politischen Intrigen und die Seitenhiebe gegen Geheimdienste und Spionage mochte ich, auch wenn der Roman literarisch nicht der ganz große Wurf ist. Teilweise war mir die Erzählung auch ein wenig zu langatmig, daher vergebe ich für „Das Erbe der Elfen“ vier von insgesamt fünf möglichen Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.12.2019

Ein Hexer in Nöten

Zeit des Sturms
0

Zum Inhalt:
„Das Königreich Kerack wird von Kämpfen um den Thron erschüttert. Auf der Suche nach Arbeit reist der Hexer Geralt von Riva dorthin und wird kurz nach seiner Ankunft verhaftet. Die Zauberin ...

Zum Inhalt:
„Das Königreich Kerack wird von Kämpfen um den Thron erschüttert. Auf der Suche nach Arbeit reist der Hexer Geralt von Riva dorthin und wird kurz nach seiner Ankunft verhaftet. Die Zauberin Koralle will ihn so zwingen, den Auftrag einer Gruppe von Zauberern anzunehmen. Er soll einen Dämon finden, der in Menschengestalt blutige Massaker verübt. Mit Unterstützung des Barden Rittersporn wieder frei, beginnt Geralt eine erotische Affaire mit Koralle und nimmt den Auftrag an. Es stellt sich heraus, dass einer der Zauberer die Dämonengeschichte erfunden und selbst die Morde begangen hat, um sich Geralts zu bemächtigen, an dessen außergewöhnlichen Augen er ein obskures Interesse hat ...“
Der Fantasyautor als solcher verzeiht Frauen nichts weniger als Hässlichkeit. Dies wird auch in „Zeit des Sturms“ deutlich – wobei: Das Ende der Geschichte stützt diese These nicht.
Stilistisch beginnt das Ganze äußerst schnodderig: Flüche, Flatulenzen, you name it.
Scheinbar soll das Ganze eine Hommage an Shakespeares bufffo Tradition sein, mir war es trotzdem ein wenig zu dick aufgetragen.
Geralt wird Opfer einer Intrige, er soll gezwungen werden, einen Dienst zu verrichten, und seine Schwerter sind auch verschollen. Eine alte Bekannte sorgt gegen Ende der Geschichte jedoch dafür, dass der Hexer seine Ausrüstung wiedererhält. Rittersporn ist auch mit dabei, der Barde, Troubadour und Dichter. Diese Figur mag ich ziemlich gern.
Und in diesem Band wird Geralt zum ladies‘ man. Kann man mögen, muss man aber nicht. Heimliche Wunscherfüllung des Autors? Jedenfalls gibt es ein paar Passagen an der Grenze zur Misogynie.
Gut gefiel mir die Geschichte, als es um ethisch – philosophische Fragen ging. Zwischendurch fand ich die story etwas langatmig und spannungsarm, aber das Ende machte alles wieder wett!
Fazit:
„Der letzte Wunsch“ gefiel mir etwas besser. Daher vergebe ich für „Zeit des Sturms“ vier von insgesamt fünf möglichen Sternen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.11.2019

" Die Vilen haben kein Netflix-Abo"

HERKUNFT
0

Bei der Lektüre von „Herkunft“ musste ich an Bora Ćosićs „Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution“ (teilweise sehr skurril) und Dubravka Ugrešićs „Steffie Speck in the Jaws of Life“ (ein Patchworkroman) ...

Bei der Lektüre von „Herkunft“ musste ich an Bora Ćosićs „Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution“ (teilweise sehr skurril) und Dubravka Ugrešićs „Steffie Speck in the Jaws of Life“ (ein Patchworkroman) denken.
Saša Stanišićs Roman ist definitiv ein Roman – Biographisches trifft auf Fiktion, es ist eine Geschichte von Flucht und Vertreibung, eine Geschichte der Integration (um nicht zu sagen: Assimilation), ein literarischer Abschied von der Großmutter, vielleicht der Versuch der Versöhnung mit der eigenen Herkunft und zugleich ein Plädoyer für das Recht, die eigene Identität zu definieren, zugleich eine Gesellschaftskritik. Manchen Thesen des Autors stimme ich zu, anderen nicht. Der Anfang liest sich unheimlich spannend, der Mittelteil ist etwas zäh, das (jeweilige) Ende ist spitze, wobei ich die Erzähltechnik, die der Autor anwendet, so innovativ jetzt nicht fand, aber sie ist für mich das Herausragendste am Roman. Sagen und Mythen, Helden und Heilige spielen auch eine Rolle.

Vieles hat mich berührt und gerührt, kleine Gespräche mit dem Sohn etwa. Mama Stanišić schließt man nach der Lektüre regelrecht in’s Herz. Manches hat mich jedoch auch irritiert, und manchmal war es für meinen Geschmack zuviel Nabelschau und „ich, ich, ich“ und teilweise leider auch Phrasendrescherei. Die Erzählung kann jedoch keinen kalt lassen, sie ist hochemotional und der Roman ist definitiv kein Sachbuch. Mit manchen Erfahrungen steht der Autor sicher nicht alleine da und sie sind auch keine spezifische Erfahrung von Geflüchteten allein. Dabei ist der Roman total am Puls der Zeit.
Ich fand es gut, dass es einen Quellennachweis gab, aber dann hätte der Autor auch Fußnoten und ein kleines Glossar zu den slawischen Begriffen liefern können (mal nennt er sie „serbokroatisch“, mal „bosnisch“). Aber der Kontext „übersetzt“ die Begriffe hinreichend. Und schreibt man polnische Flüche eigentlich prinzipiell groß? Fragen über Fragen!

„Du bist keiner von ihnen, bist integriert nach ihrem Sinne, weder gleichberechtigt noch frei.“


„Herkunft“ ist kein schlechter Roman, aber ich habe irgendwie mehr erwartet.

Veröffentlicht am 09.11.2019

Einblick in das Leben einer Ausnahmekünstlerin

Frida Kahlo und die Farben des Lebens
0

„Frida Kahlo und die Farben des Lebens“ ist der elfte Roman der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“.

Frida Kahlo ist längst zur popkulturellen Ikone avanciert. Sie ziert Zeitschriftencover ...

„Frida Kahlo und die Farben des Lebens“ ist der elfte Roman der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“.

Frida Kahlo ist längst zur popkulturellen Ikone avanciert. Sie ziert Zeitschriftencover (Herzstück), es gibt Filme über Frida („Frida“ mit Salma Hayek) und nun auch eine Romanbiographie, die sich von den Frida – Sachbüchern (man denke etwa an die Biographie von Hayden Herrera) abheben will.

Dabei wird der Focus auf Frida Kahlos Beziehung mit Diego Rivera gelegt. Die Verbindung der beiden Künstler war von Höhen und Tiefen geprägt. Die 1907 geborene Mexikanerin verliebte sich in Rivera, obwohl er zwanzig Jahre älter als sie war. Schon von klein auf hatte Frida gesundheitliche Probleme. Erst machte ihr die Kinderlähmung zu schaffen, dann hatte sie einen Unfall, der alles veränderte; Ärztin konnte sie nicht mehr werden. Ihre gesundheitlichen Einschränkungen sollten jedoch nicht ihr ganzes Leben bestimmen!

Caroline Bernard zeichnet in ihrem Roman den Lebensweg einer wirklich beeindruckenden Frau nach, die viele Schicksalsschläge meisterte und der Nachwelt ein einzigartiges Werk hinterließ.

Ich war schon vor der Lektüre Frida – Fan, dennoch war es spannend, dieses Buch zu lesen. Ich wünschte nur, die Autorin hätte das Hauptaugenmerk nicht auf die Beziehung zu dem untreuen Rivera gelegt. Die Passagen über Fridas Kunst und ihre Kraft gefielen mir persönlich besser.

Der Roman liest sich jedoch flott und flüssig, die Sprache ist einfach gehalten und das Sujet ist natürlich großartig!

Fazit:

„Frida Kahlo und die Farben des Lebens“ ist eine spannende Romanbiographie, die vor allem Leserinnen begeistern dürfte.

Der Roman ist geeignet, sich dem Phänomen Frida Kahlo zu nähern, und ausgehend von der Lektüre kann man auch selbst recherchieren.

Caroline Bernard kann man die Fleißarbeit nicht absprechen, sie hat viele interessante Fakten zusammengetragen und entsprechend fiktionalisiert. Es ist schön, dass die Künstlerin & Aktivistin Kahlo nicht in Vergessenheit geraten ist; Caroline Bernards Roman ist auf jeden Fall einen Blick wert!

Veröffentlicht am 15.03.2019

Genau das Richtige für trübe Tage

Das schönste Mädchen Havannas
0


„…Allerdings war die Stadt in all ihrer Buntheit nicht nur ein Augenschmaus, sondern auch das reinste Hörvergnügen. In Havanna spielte an jeder Ecke Musik. Sie schallte aus den Türen der Bodegas, aus ...


„…Allerdings war die Stadt in all ihrer Buntheit nicht nur ein Augenschmaus, sondern auch das reinste Hörvergnügen. In Havanna spielte an jeder Ecke Musik. Sie schallte aus den Türen der Bodegas, aus den Radios, die in den geöffneten Fenstern standen, aus den Trompeten und Gitarren der Straßenmusiker, die alle Straßen und Plätze als Bühne zu benutzen schienen…“

Ende der 1940 er Jahre wandert ein Asturier nach Kuba aus. Er hofft, in der Neuen Welt ein besseres Leben beginnen zu können, denn es tobt der Bürgerkrieg in Spanien. Patricio muss jedoch auch in der neuen Heimat klein anfangen – er heuert zunächst als Schuhputzer an, die Hauptstadt Havanna bietet viele Verlockungen. Doch Patricio scheint vom Pech verfolgt – er ruiniert ausgerechnet die Schuhe einer Mafiagröße und kommt nur knapp mit dem Leben davon. Erst als Patricio Arbeit im Kaufhaus „El Encanto“ findet, scheint sich das Blatt für den Emigranten zu wenden – schnell steigt er in der Angestelltenhierarchie auf, er findet auch Freunde/innen.
Eines Tages verliebt sich Patricio unsterblich in die junge Gloria, doch sie ist ausgerechnet die Ehefrau von Carlos Valdés, dem Gangsterboß, dessen Schuhe Patricio einst ruiniert hatte…

Der Roman ist voller Tragik und Romantik. Schöne Menschen agieren vor beeindruckender Kulisse, und es tauchen auch prominente Gesichter auf.
„Das schönste Mädchen Havannas“ ist ein schöner Schmöker und genau das Richtige für trübe Tage. Der Ich – Erzähler führt den Leser gekonnt durch das Geschehen, der Stil der Autorin liest sich
flüssig, durch die größtenteils lineare Erzählstruktur ist es leicht, den roten Faden nicht zu verlieren.

Fazit:


Dieser Schmöker ist genau das Richtige für trübe Tage!