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Veröffentlicht am 12.04.2020

Vardo

Vardo – Nach dem Sturm
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Ein plötzlicher Sturm wird für ein kleines norwegisches Dorf zur Katastrophe, sind doch fast alle Männer beim Fischen umgekommen. Plötzlich müssen die Frauen nicht nur mit ihrem Kummer, sondern auch auf ...

Ein plötzlicher Sturm wird für ein kleines norwegisches Dorf zur Katastrophe, sind doch fast alle Männer beim Fischen umgekommen. Plötzlich müssen die Frauen nicht nur mit ihrem Kummer, sondern auch auf sich allein gestellt in der Wildnis klarkommen. Auch Maren hat nicht nur ihren Vater, sondern auch ihren Verlobten verloren. Am anderen Ende von Norwegen dagegen, wird Ursa in die Hände ihres, ihr noch völlig fremden, Verlobten gegeben. Der soll bald eine neue Stelle als Comissioner antreten: in Vardo.

Der Roman beruht auf historischen Tatsachen, auch wenn schon die Grundhandlung wie etwas klingt, dass einer Autorenfeder entsprungen ist. Für mich ist leider ein Teil dessen weggelassen worden, was mich an diesem Roman am meisten gereizt hat; gerade auf die letzten Seiten wird davon ein wenig gequetscht, und so hat die Handlung nicht ganz meinen Erwartungen entsprochen. Die Zeichnung der Figuren ist jedoch sehr gut gelungen, man lernt die beteiligten Frauen sehr gut kennen und kann bei vielen schon früh erahnen wie sie sich verhalten werden. Trotzdem hofft man oft, dass es vielleicht doch anders kommt. Wirklich einfühlen kann man sich in die Figuren nicht, oft wird das Geschehen doch eher kalt und distanziert berichtet. Immer wieder wirkt alles wie eine in die Länge gezogene Reportage, eine düstere und beklemmende Reportage. Mich hat der Roman nicht ganz abholen können, obwohl ich die wahre Geschichte rund um die Vardofrauen wirklich interessant fand.

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Veröffentlicht am 19.01.2020

Auftritt Kraken

Die Stille des Todes
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Im Spanischen Vitoria geht die Angst um, denn ein Gespenst aus der Vergangenheit scheint zurück. Ein Serienmörder, den doch alle sicher hinter Gittern wissen, scheint wieder zu morden. Ein junges Paar ...

Im Spanischen Vitoria geht die Angst um, denn ein Gespenst aus der Vergangenheit scheint zurück. Ein Serienmörder, den doch alle sicher hinter Gittern wissen, scheint wieder zu morden. Ein junges Paar wird tot in einer Kirche aufgefunden, alle Details stimmen mit dem Modus Operandi der alten Fälle überein. Eine harte Nuss, die es da für Profiler Unai, genannt Kraken, zu knacken gilt. Denn das Morden geht weiter.

Mit „Die Stille des Todes“ legt die Autorin den ersten Band mit Profiler Kraken vor. Die Serie hat für mich durchaus Potential, auch wenn ich an diesem ersten Teil doch auch Kritikpunkte gefunden habe. Unai ist ein interessanter Charakter, ein bodenständiger Typ, der erfrischenderweise nicht die völlig utopische Kombinationsgabe besitzt, die vielen Ermittlern seit neuestem zugeschrieben wird. Er ist klug und zieht seine Schlussfolgerungen aus bekannten Fakten und nicht aus dem Zauberhut. Ich mochte ihn gerne, und seine Figur ist mit ein Grund dieser Serie treu zu bleiben. Ebenso positiv wie die Hauptfigur ist das Setting. Die Autorin lässt wie nebenbei viel von Land und Leuten einfließen, ohne dass die Geschichte überfrachtet wirkt. Auch der Fall selbst ist gut aufgebaut, entwickelt sich sehr spannend und ist nicht nur 08/15-Ware von der Stange. Leider schleichen sich doch einige Logikfehler ein, die die Lesebegeisterung etwas dämpfen. Auch der Erzählstil wirkt nicht immer rund, an einigen Stellen ist die Sprache eher hölzern und holprig. Trotzdem habe ich dieses Buch sehr gerne gelesen, und werde Kraken zumindest bei seinem zweiten Fall definitiv wieder begleiten wollen.

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Veröffentlicht am 05.01.2020

Spannend, aber gewöhnungsbedürftig

Blutroter Tod
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Im heißen Sommer Tokios muss Kommissarin Reiko Himekawa einen bestialischen Mordfall aufklären: ein junger Mann wird von Glasscherben regelrecht durchlöchert aufgefunden. Sie steht unter Druck, denn gerade ...

Im heißen Sommer Tokios muss Kommissarin Reiko Himekawa einen bestialischen Mordfall aufklären: ein junger Mann wird von Glasscherben regelrecht durchlöchert aufgefunden. Sie steht unter Druck, denn gerade als Frau muss sie sich immer beweisen und zusätzlich sitzt ihr auch noch der schmierige Kommissar Katsumata im Nacken, der den Ermittlungserfolg zu gerne für sich verbuchen würde.

Die Reihe rund um Himekawa ist in Japan sehr erfolgreich, umso gespannter war ich nun auf den ersten Band. Man muss sich zuerst an die japanischen Gepflogenheiten gewöhnen: der Drill, der große Respekt gegenüber Vorgesetzten (ständiges Verbeugen inklusive), aber auch der anscheinend völlig normale Sexismus. Gerade letzteres ging mir doch sehr gegen den Strich. Reiko begehrt dagegen zwar immer wieder auf, das wird aber eher als belustigendes Element dargestellt, ernst genommen wird sie damit nicht. Und bei mir bleibt als Leser der fade Nachgeschmack, dass es dem Autor mit seiner Kritik daran auch nicht so sonderlich ernst ist. Überhaupt ist seine Welt doch sehr von starken Männern geprägt, sympathisch sind die deswegen aber noch lange nicht. Gerade Katsumata wird zudem so dermaßen plump als Ekel dargestellt, dass einem beim Lesen die Lust vergeht. Reikos restliche Kollegen sind eher dürftig skizziert, denn gut ausgearbeitet. Das kann natürlich im Laufe der Reihe noch kommen, aber etwas mehr hätte es durchaus sein dürfen. Was der Charakterzeichnung fehlt, wird umso mehr in Atmosphäre und Spannung investiert. Ich fand den Mordfall und seine Entwicklung wirklich sehr gut gemacht; lange rätselt man mit, viele Wendungen kamen für mich völlig unerwartet. Hier hat der Autor alles richtig gemacht und ich habe mich großartig unterhalten. Auch die aufgeladene Stimmung in der Stadt, das Tokiofeeling selbst ist sehr gut greifbar und man fühlt sich selbst wie in der Millionenmetropole. Mich lässt dieser Thriller also etwas zwiegespalten zurück, doch die Neugierde auf einen weiteren außergewöhnlichen Fall lässt mir wahrscheinlich keine Ruhe, sodass ich mir den nächsten Band mit Reiko sicherlich einmal anschauen werde.

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Veröffentlicht am 08.12.2019

Ofelia und der Faun

Das Labyrinth des Fauns
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Im Spanien der 1940er steht Ofelias Welt vor großen Veränderungen: der geliebte Vater ist gestorben, die Mutter sieht keinen anderen Ausweg als sich an einen hartherzigen Kommandant zu hängen. Erfolgreich, ...

Im Spanien der 1940er steht Ofelias Welt vor großen Veränderungen: der geliebte Vater ist gestorben, die Mutter sieht keinen anderen Ausweg als sich an einen hartherzigen Kommandant zu hängen. Erfolgreich, denn sie erwartet sein Kind. Hochschwanger muss sie mit Ofelia zu ihm ziehen, mitten in ein Waldgebiet, das von Rebellen besetzt ist. Als wäre das noch nicht genug, begegnet Ofelia dort einem magischen Waldwesen, einem Faun. Aber hat der nur Gutes im Sinn?

„Das Labyrinth des Faun“ ist quasi das Buch zum Film „Pans Labyrinth“. Hat man diesen gesehen, so kann man sich alles sehr gut vorstellen. Hat man ihn nicht gesehen… ja, ich denke schon, dass manche Dinge unklar bleiben, obwohl die Autorin durchaus sehr bildlich schreiben kann. Nur tut sie das leider nicht überall, wo es nötig gewesen wäre. Die Geschichte selbst ist voller düsterer, aber auch hoffnungsvoller Magie. Dem gegenüber die aussichtslose Lage der Bevölkerung, die Grausamkeit des Kommandanten. Ich fand den Gegensatz zwischen Realität und Märchen immer sehr ausgewogen, es wird nicht unnötig blutrünstig, aber auch nichts beschönigt. Mir haben die kleinen Einschübe gut gefallen, die ähnlich einer Sage einige Elemente der Handlung hervorheben (Vidals Uhr, der Kröterich, etc.). Das gab dem Ganzen etwas mehr Tiefe, und ich fand es sehr gelungen. Die Charaktere sind so dargestellt, dass sie ihre Funktion erfüllen, viel mehr aber auch nicht. Selbst Ofelia bleibt recht blass, gerade sie als DIE Hauptfigur hätte definitiv etwas mehr Innenleben benötigt. Und so ist dieses Buch zwar eine Hommage an den erfolgreichen Film, bleibt aber doch hinter meinen Erwartungen zurück. Für Fans sicherlich mal ganz nett, für alle anderen aber kaum der große Fantasykracher, den man zwingend gelesen haben muss.

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Veröffentlicht am 27.11.2019

Der Trip

Das Licht
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Doktorand Fitz ist live dabei als der berüchtigte Professor Tim Leary seine Bewusstseinsexperimente aufnimmt. Mithilfe von LSD soll allerdings nicht nur das Bewusstsein erweitert werden, sondern auch die ...

Doktorand Fitz ist live dabei als der berüchtigte Professor Tim Leary seine Bewusstseinsexperimente aufnimmt. Mithilfe von LSD soll allerdings nicht nur das Bewusstsein erweitert werden, sondern auch die Gesellschaft und ihre Zwänge in Frage gestellt werden. Fitz und seine Frau Loanie verlieren sich immer mehr in den Experimenten, die bald eher einem einzigen großen Trip gleichen als seriösen Forschungen.

T.C. Boyle nimmt sich in diesem Roman die wahren Ereignisse rund um Learys Forschungen in den 1960ern vor. Davon hatte ich grob gehört, aber keine genaue Vorstellung. Zu Beginn war ich wirklich sehr angetan von Boyles Schilderungen, die Experimente wirken fast schon zu fantastisch; sind aber alle so durchgeführt worden. Sowohl das Leben in Harvard, als auch die Entwicklungen in Mexiko und später Millbrook werden in psychedelisch bunten Farben geschildert, Boyle hat eine scharfe Beobachtungsgabe und das macht beim Lesen großen Spaß. Auch die Charaktere, allen voran das fiktive Ehepaar, sind sehr genau gezeichnet; Leary taucht zwar immer mal wieder auf, bleibt aber doch etwas verschwommen. Ab einem gewissen Punkt hatte ich irgendwie genug vom nächsten Trip, von der nächsten Partnertauschaktion und dem nächsten Morgen danach. Da wäre mir weniger lieber gewesen, die Handlung hat durch die Wiederholungen eher gelitten als neue Einsichten gewonnen. Trotzdem hat mir „Das Licht“ ganz gut gefallen, es gibt spannende Einblicke in die Welt der etwas skurrileren Forschungen und schickt den Leser auf einen bunten Trip; ganz ohne Nebenwirkungen.