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Veröffentlicht am 24.12.2019

Ulaanbaatar PD

Der Mongole - Das Grab in der Steppe
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Kommissar Yeruldelgger Khaltar Guichyguinnkhens Name bedeutet „Geschenk der Fülle der Familie der Hündin mit dreckiger Visage“ Er soll künftig Yeruldelgger genannt werden. Eben jener Yeruldelgger, Kommissar ...

Kommissar Yeruldelgger Khaltar Guichyguinnkhens Name bedeutet „Geschenk der Fülle der Familie der Hündin mit dreckiger Visage“ Er soll künftig Yeruldelgger genannt werden. Eben jener Yeruldelgger, Kommissar in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar, wird in die zwei Autostunden entfernte Steppe gerufen. Die dort kampierenden Nomaden haben ein Kinderdreirad gefunden. Schon will sich der Kommissar verärgert wegen der Kleinigkeit aufregen, da taucht die zusammengekrümmte Kinderhand unter dem kleinen Gefährt auf. Nachdem der Älteste dem Kommissar die Seele des toten Kindes anvertraut hat, übernimmt Yeruldelgger die Aufgabe, den Tod des kleinen Mädchens aufzuklären. Unterdessen untersucht seine Partnerin Oyun einen Tatort, an dem drei Chinesen brutal ermordet wurden.

Eigentlich ist Yeruldelgger ein gebrochener Mann. Vor fünf Jahren wurde eine eigene kleine Tochter, nachdem sie entführt wurde, getötet. Seine ältere Tochter hat sich von ihm abgewandt und seine Ehe ist in die Brüche gegangen. Etwas anderes als Polizist kann Yeruldelgger nicht mehr, doch darin ist er gut. Nicht immer hat er sich bei den Ermittlungen im Griff, doch mit seiner instinktiven Verbindung zwischen dem modernen Stadtleben und seiner Herkunft von den Nomaden der Steppe, durchschaut er manche Verbrecher eher als seine Kollegen. Diese beiden neuen Fälle stellen ihn jedoch vor ungeahnte Probleme, denn so langsam muss er sich seiner Vergangenheit stellen.

Allein schon wegen des aus hiesiger Sicht abgelegenen Ortes macht dieser Kriminalroman auf sich aufmerksam. Das allein würde vielleicht nicht ausreichen, um die immer in über 600 Seiten zu verschlingen. Doch die Mischung aus Information, Lokalkolorit, spannendem Fall und faszinierenden Charakteren ist ausgesprochen gelungen. Man bekommt schon einen Spiegel vorgehalten, wenn man feststellt, dass die Menschen in der Steppe auch nicht hinter dem Mond leben. Und auch die Auswüchse ihrer Interpretation der europäischen Vergangenheit werden verständlich. Für die Fülle, die dieser packende Krimi bietet, reichen die 600 Seiten so gerade aus. Und wer sich dafür interessiert, in diese unbekannte Welt einzutauchen, die doch nicht so total anders erscheint, wird diesen Roman einmal begonnen kaum aus der Hand legen können.

Veröffentlicht am 08.12.2019

Außergewöhnliche

Vicious - Das Böse in uns
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Victor Vale und Eliot Cardale lernen sich an der Lockland University kennen. Sie sind hochintelligente Medizinstudenten und Freunde. Aber nicht so richtige Freunde. Und nun müssen sie ihre Abschlussarbeiten ...

Victor Vale und Eliot Cardale lernen sich an der Lockland University kennen. Sie sind hochintelligente Medizinstudenten und Freunde. Aber nicht so richtige Freunde. Und nun müssen sie ihre Abschlussarbeiten abgeben. Eli will mit seinem Thema provozieren und ruft damit Geister, die er eigentlich nicht wecken wollte. Und nun wollen sowohl er als auch Victor sterben, um zu leben, um außergewöhnlich zu werden. Eliot meint nämlich, es müsse Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten geben und er wollte die Gesetzmäßigkeiten finden, aus den die Außergewöhnlichen entstehen. Victor geht einen ketzerischen Schritt weiter. Kann man diese außergewöhnlichen Fähigkeiten erwerben?

Irgendwie gelingt das Experiment, aber zu einem hohen Preis. Mit der Freundschaft der jungen Männer ist es vorbei. Und jeder für sich muss feststellen, dass etwas fehlt. Jahre vergehen und beide haben sehr unterschiedliche Wege beschritten. Vergessen haben sie sich aber nie und beide haben beschlossen, dass es besser für die Menschheit ist, wenn der jeweils andere endgültig und für immer aus dem Verkehr gezogen wird. Zwischen Vergangenheit und Gegenwart pendelt die Handlungsebene dieser auf eine Trilogie angelegte Geschichte. Im weitesten Sinne fühlt man sich vielleicht an Jekyll und Hyde erinnert, denn die außerordentlichen sind eher keine Stubentiger.

Alte Freunde und neue Freunde, alte Feinde und neue Feinde. Toleranz und Auslöschung. Victor und Ele starten an einem Ausgangspunkt und entwickeln sich doch ganz unterschiedlich. Zum fünften Gebot (Du sollst nicht töten) haben sie eine sehr eigene Einstellung. Doch wie der Titel dieses Pageturners schon andeutet, sowohl Eli als auch Vic sind vicious, sie tragen Böses in sich. Doch irgendwie schafft es die Autorin Sympathien zu wecken. Vielleicht schlägt man sich auf eine Seite, auf jeden Fall aber erwartet einen atemberaubende Spannung und reichlich wenig Entsetzen über Menschen, die einfach weggefetzt werden. Dennoch kann man den Roman einmal begonnen nicht mehr aus den Händen legen. Viel zu schnell ist deshalb das Ende erreicht und es bleibt nichts anderes als auf den nächsten Band zu warten.

Außerordentlich spannend und nichts für schwache Nerven.

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Veröffentlicht am 06.12.2019

Angst als Mut verkleidet

Alles, was wir sind
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Sie haben Abschlüsse, während des Krieges waren sie wichtig im Geheimdienst. Nun ist der Krieg seit ein paar Jahren vorbei und sie sind verheiratet, haben Kinder oder sind gerade noch gut genug für den ...

Sie haben Abschlüsse, während des Krieges waren sie wichtig im Geheimdienst. Nun ist der Krieg seit ein paar Jahren vorbei und sie sind verheiratet, haben Kinder oder sind gerade noch gut genug für den Schreibpool. Wenigstens gehören sie so noch zur Agency. Und mal wieder beginnt eine Neue mit der Arbeit. Irina wurde in Amerika geboren, doch ihre Mutter kam aus der Sowjetunion. Die Mädchen und Frauen begegnen ihr reserviert, wieso hat sie den Job bekommen, die Schnellste beim Schreiben ist sie jedenfalls nicht. In der Sowjetunion schreibt der Autor Boris Pasternak derweil an seinem berühmten Roman Doktor Schiwago. Ein Buch, das nach dem Willen der Staatsmacht nicht veröffentlicht werden soll.

In ihrem ersten Buch schreibt die Autorin über Pasternak und seine Geliebte Olga, die für ihre Liebe ins Straflager geht. Sie schreibt auch über die jungen Frauen in Amerika, die im Krieg viele Aufgaben der Männer übernahmen, die nach dem Krieg eigentlich wieder an den Herd sollten, dies aber nicht mehr wollten. Doch so unauffällig die Mädels aus dem Schreibpool erscheinen, manche sind doch beste Spione. Ihr Aufgabe ist es, geheime Kassiber in Empfang zu nehmen und weiterzuleiten. Dabei geht es auch um das Manuskript von Doktor Schiwago, das wenigstens in der Übersetzung erscheinen soll. Und vielleicht tut sich auch die Möglichkeit auf, den Sowjetbürgern eine Fassung zugänglich zu machen.

Welch spannende Geschichte entwickelt sich um die Entstehung und die Veröffentlichung dieses großen Romans. Die Literatur als Politikum. Staaten, die sich einmischen. Agenten, Spione, Herausgeber - ein Ziel. In bewegenden Worten schreibt Lara Prescott über die Protagonisten. So manches Mal fühlt man sich mitten im Geschehen. Wobei man sehen kann, dass nicht immer die selbe Seite es ist, die alles vorschreibt oder anders Denkende diskriminiert. Hier soll nicht nur einem Buch zum Weg in die Freiheit verholfen werden. Es sind Gedanken und Gefühle, die zur freien Entfaltung kommen sollen. Wie tragisch, wenn Olga im Arbeitslager jeder Härte ausgesetzt ist. Tragisch auch, wie die Frauen, die den Krieg energisch durchschritten hatten, danach wieder zu Heimchen am Herd werden sollten. Ein beeindruckender Roman über eine nicht allzu ferne Zeit und ein herausragendes Werk der Weltgeschichte.


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Veröffentlicht am 28.10.2019

Zwischenreich

Lincoln im Bardo
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Der 11-jährige William Lincoln stirbt im am 20.Februar 1862. Sein Vater Abraham ist Präsident der Vereinigten Staaten. Doch er ist nicht nur Präsident, er ist auch Vater. Und als dieser ist er tieftraurig ...

Der 11-jährige William Lincoln stirbt im am 20.Februar 1862. Sein Vater Abraham ist Präsident der Vereinigten Staaten. Doch er ist nicht nur Präsident, er ist auch Vater. Und als dieser ist er tieftraurig über den Verlust seines geliebten Sohnes. Nur zwei Tage später wird der Junge bestattet. Und zur ersten Geisterstunde entsteigt er dem Grab, nicht wissend, was passiert ist. Sein Vater, der ihn ein letztes Mal um armen will, besucht die Grabstätte. Obwohl Willie nicht mehr mit seinem Vater sprechen kann, fühlt sich durch dessen Gegenwart wie neu belebt.

In diesem in allen Bereichen überraschenden Roman entsteigen die Toten ihren Kisten. Ein kunterbunt gemischtes Völkchen tummelt sich auf dem Friedhof. Und ein lebendiger Präsident, der den Verlust seines Sohnes betrauert. Viele Geschichten entfalten sich aus den Gesprächen der Toten. Manche sind schon lange an diesem Ort. Viele kamen und gingen. William ist neu, er muss sich erst zurechtfinden. Doch die jungen gehen meist schnell. Sie alle haben eine Vorgeschichte und natürlich gibt es für jeden einen Grund, warum er hier ist. Der eine wurde von einem Holzbalken erschlagen, der andere brachte sich um und Willie starb an Typhus.

Aus verschiedensten Richtungen wird die Geschichte beleuchtet, so dass kaum eine Seite ohne neue Entdeckung vergeht. Der bedauernswerte Willie, sein Vater, der sich Vorwürfe macht und gleichzeitig das Land regieren muss. Seine Stellung in der Historie und daneben die des alternden Ehemannes, des jungen Liebhabers. Tragik und Komik sind hier manchmal nahe beieinander. Und Tatsachen wechseln sich mit Erfundenem ab. Es ist ein wahrer Fall von „Die Mischung macht’s“. Man erlebt Höhen und Tiefen, schaut auf unterschiedlichste Lebenswege, man staunt, man empfindet Trauer und Freude. Und irgendwie ist das Leben ein Kreislauf, der mit jeder Generation von Neuem beginnt und der es mit Sicherheit wert ist, gelebt zu werden.

Ein Buch wie ein Feuerwerk, diese Lektüre lohnt sich.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Ein Mädchen

In den Klauen des Falken
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Sie ist noch ein Mädchen, doch sie ist fanatisch. In der festen Absicht, Menschen zu töten, betritt sie die U-Bahn Station. Gerade noch kann Zack Herry das Schlimmste verhindern. Allerdings hat er keine ...

Sie ist noch ein Mädchen, doch sie ist fanatisch. In der festen Absicht, Menschen zu töten, betritt sie die U-Bahn Station. Gerade noch kann Zack Herry das Schlimmste verhindern. Allerdings hat er keine andere Wahl als die junge Frau zu töten. Es geht ihm nahe, aber er muss weiterarbeiten. Und es wird schlimmer, denn wenige Wochen später wird ein Kollege tot aufgefunden. Mit Roger Dahl hatte Zack die Ausbildung absolviert. Gemeinsam mit seiner Kollegin Deniz versucht Zack alles, um den Täter schnellstens dingfest zu machen. Dies jedoch ist schwieriger als erwartet und es kommt hinzu, dass Dahl einen Informanten geführt hat.

Die Welt, in der Zack Herry sich bewegen muss, ist ausgesprochen düster. Man gönnt ihm seine neue Freundin. Viel Zeit bleibt fürs Private nicht, der Fall fordert die ganze Kraft der Beamten. Und es gibt keine heiße Spur. Zack übernimmt den Informanten. Und schnell stellt sich heraus, dass Dahls schwangere Frau nicht alles über ihren Mann wusste. Während der Ausbildung war auch Zack mit Josefin befreundet. Er hat es nie verstanden, wieso sie sich für Roger entschied. Allem Anschein nach war die Ehe jedoch weitgehend glücklich und es ist ja auch schon lange her.

Der Autor der Reihe um Zack Herry hat für den fünften Band der Reihe eine neue Co-Autorin gewonnen. Zum Glück geht die Handlung ohne Bruch weiter. Sicher kann man den spannenden Thriller auch einzeln lesen, da sich die Rahmenhandlung jedoch von Band zu Band weiterentwickelt, empfiehlt es sich, mit dem ersten Band zu beginnen. Wieder besticht die Geschichte durch ihre Komplexität. Was bringt ein Mädchen dazu, einen Anschlag auszuführen. Wieso wurde der Kollege umgebracht und in welcher Sache hat er ermittelt. Gefesselt verfolgt man das Geschehen. Erstmal begonnen, wird man das Buch kaum noch aus der Hand legen wollen. Nach einer anstrengenden Arbeitswoche bietet dieser Roman genau das richtige Maß an düsterer und atemberaubender Spannung und damit auch eine hervorragende Ablenkung vom grauen Herbstalltag.