Wann wird es endlich spannend?
Das Chalet"Was für eine Enttäuschung!" Leider war das mein Eindruck, nachdem ich "Das Chalet" von Ruth Ware beendet habe.
Nachdem die Autorin als Spiegel-Bestseller-Autorin angepriesen wurde und das Buch auch ...
"Was für eine Enttäuschung!" Leider war das mein Eindruck, nachdem ich "Das Chalet" von Ruth Ware beendet habe.
Nachdem die Autorin als Spiegel-Bestseller-Autorin angepriesen wurde und das Buch auch insgesamt sehr gute Bewertungen verzeichnen konnte, habe ich mich sehr auf das Lesen gefreut. Gleich zu Beginn war ich irritiert, weil ein BBC Webartikel zitiert ist, in dem es heißt: "Vier Briten starben, zwei wurden ins Krankenhaus gebracht." Ich habe gedacht, dass es ja wohl kaum ernst gemeint sein kann, dass das Ende schon vorweg genommen wird, weil die Handlung dadurch erheblich Spannung einbüßen würde. Leider war es ernst gemeint.
Auch beim Setting gab es keine großen Überraschungen, die Story an sich ist nichts neues. Schon Agatha Christie hat in ihrem Krimi "Und dann gab's keines mehr" ein ganz ähnliches Setting aufgemacht. Dennoch lese ich diese Art Spannungsromane gern, sofern es mitreißend und clever geschrieben ist. Ruth Ware lässt ihre 10 Protagonisten - Acht Leute aus dem Social-Media-Unternehmen Snoop und zwei Angestellte des Chalet - in den französischen Alpen durch eine Lawine von der Außenwelt abgeschnitten werden. Nach und nach verschwinden Mitglieder der Gruppe oder werden ermordet. An sich ein Garant für Höchstspannung, hier jedoch leider fad umgesetzt. Mindestens bis zur Hälfte des Buches plätscherte die Handlung nur so dahin. Es wird bemüht Spannung durch Konflikte zwischen den Snoop-Mitgliedern aufgebaut. Leider ist es aber genau das: bemüht. Wirklich mitreißend und spannend wird es nicht. Zur Mitte des Buches kommt ein wenig Spannung auf, da das erste Mitglied von Snoop ermordet wird und es erste Verdachtsmomente gibt. Sehr schnell fällt der Spannungsbogen jedoch wieder ab und die Handlung plätschert wieder eher gemächlich dahin, rutscht sogar teils ins absurde ab.
Ein weiterer Spannungskiller war, dass die Handlung im Wechsel aus zwei Perspektiven geschrieben wird, zum einen aus der Erins, einer Angestellten im Chalet, zum anderen aus der Liz', einer stillen Teilhaberin an Snoop. Ohne mathematische oder kriminologische Höchstleistungen zu erbringen, kann sich der geneigte Leser denken, dass eine der beiden am Ende noch leben muss - wer soll sonst die Geschichte erzählen? Dennoch hatte ich auch hier die stumme Hoffnung auf einen unerwarteten Twist. Auch wenn diese nicht erfüllt wurde, gab es zumindest ein wenig überraschende Handlungen. Insgesamt war das Buch jedoch eher eine Enttäuschung. Meiner Meinung nach ist es keinesfalls ein Thriller, nicht einmal ein besonders spannender Krimi. Dabei geht es mir keinesfalls darum, dass möglichst viel Blut fließt oder Menschen umkommen, sondern eher, dass der Plot psychologisch anspruchsvoll ist und man richtig mitfiebern kann.
Wer wirklich eine spannende Geschichte mit einem ähnlichen Setting lesen möchte, greife besser auf erwähntes Werk von Agatha Christie oder, wer's moderner mag, auf "Offline" von Arno Strobel zurück, denn da ist ultimative Spannung garantiert.
Einzig versöhnt mit "Das Chalet" hat mich die hübsche Farbschnittgestaltung von der Bücherbüchse. Ansonsten wäre das Buch wohl in einem öffentlichen Bücherschrank gelandet. Ich hatte mich wirklich auf das Lesen gefreut und habe bis zum Ende durchgehalten, in der Hoffnung auf eine Überraschung, zurück blieb nur Ernüchterung. Eine Leseempfehlung kann ich nicht überzeugt aussprechen.