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Veröffentlicht am 07.12.2016

Neuauflage, die zündet

Niemalsland
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Richard führt ein ganz normales Leben mit einem Job in London und einer Verlobten. Eines Abends stolpert ein Mädchen aus Unterlondon direkt vor seine Füße. Er trifft eine Entscheidung, die sein Leben verändert. ...

Richard führt ein ganz normales Leben mit einem Job in London und einer Verlobten. Eines Abends stolpert ein Mädchen aus Unterlondon direkt vor seine Füße. Er trifft eine Entscheidung, die sein Leben verändert. Door nimmt ihm mit nach Unterlondon (unfreiwillig) und mit in ein Abenteuer voller Gefahren, Wunder und Türen.

Ich habe die Neuerscheinung von Niemalsland genutzt, endlich mit Richard und Door in die unterirdische Welt von London zu versinken. Neil Gaiman ist zumindest für mich ein großer Name, den ich immer lesen wollte, aber nie dazu gekommen bin. Und ich muss sagen, er hat mich mit seiner Welt voller Geheimnisse, Engel und wundersamen Gestalten bezaubert.
Doch von vorn:
Alles beginnt mit Richard, dem normalen Menschen mit dem normalen Job. Zunächst empfand ich keine sonderlich große Sympathie für Richard. Er war mir ein wenig zu egoistisch, zu sehr bemüht Normal zu sein - obwohl es den Durchschnittsmenschen eigentlich gar nicht gibt. Das einzig heldenhafte, was er zu Anfang leistet, ist ein halbtotes Mädchen von der Straße aufzusammeln. Aber diese Tat schubst ihn ohne das er es eigentlich will, kopfüber in ein neues Leben, da sein Altes ihn nicht mehr haben will. Hier haben wir den Fall, dass der Mensch mit seinen Aufgaben über sich hinauswächst. Mochte ich Richard zu Anfang nicht wirklich, erwischte ich mich in der Mitte des Buches dabei, wie ich mit ihm lachte und mit ihm mitfieberte. Er hatte sich in mein Herz geschlichen.
Door mochte ich genauso, doch sie hätte noch ein wenig mehr in den Vordergrund treten können. Sie strahlte in einigen Szenen, doch ich hätte mir wohl gewünscht, dass ich Lady Door im Laufe der Abenteuer noch ein bisschen näher kennen lerne.
Auch die Bösewichte bekamen Raum im Buch, was ungewöhnlich ist, ich aber eigentlich für einen klugen Kniff halte, da einem so die Bösen auch ein Stückweit näher kommen (und diese Bösewichte sind wirklich hassenswert!).

Die Story nimmt nach einer kurzen Einlaufzeit rasch an Fahrt auf und lädt zum mitfiebern ein. Dieser Einladung bin ich gerne gefolgt und habe mich von der wundersamen Welt von Unterlondon verzaubern lassen. Neil Gaiman hat eine kuriose, wundersame Welt erschaffen, in der man gerne den Ein oder anderen Blick mehr riskiert (aber Vorsicht! Wer zu locker durch Unterlondon spaziert, könnte darin umkommen!). Die Welt hält an allen Ecken und Enden Wunder bereit, und Kuriositäten. Ich bin normalerweise ehr der Typ, der klassische Fantasy bevorzugt. Aber in diesem Fall war der Weltentwurf weder überzogen noch kindisch, was ich Gaiman hoch anrechne. In die dunkle Welt von Unterlondon würde ich jederzeit wieder einen Ausflug wagen.

Ich war begeistert von der Welt und von den Charakteren, die sich still und heimlich in mein Herz gestohlen haben. Trotzdem hat bei mir noch der gewisse Funke zur vollen Punktzahl gefehlt. Kennt ihr ihn? Den gewissen magischen Funken? Dann versteht ihr auch meine Bewertung von vier tollen Sternen für Niemalsland!
Ich empfehle es allen, die den Mut besitzen, in die Dunkelheit hinabzusteigen und neue Wunder zu entdecken.

Veröffentlicht am 02.12.2016

Wasserleiche voraus

Totenfang
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David Hunter darf sich in diesem Roman einige Male umziehen, denn er hat es mit einem sehr nassen Fall zu tun. Eine Wasserleiche wird in den Backwaters angetrieben und eigentlich ist der Fall klar, da ...

David Hunter darf sich in diesem Roman einige Male umziehen, denn er hat es mit einem sehr nassen Fall zu tun. Eine Wasserleiche wird in den Backwaters angetrieben und eigentlich ist der Fall klar, da in dieser Gegend nur ein Mann vermisst gemeldet wurde. Auch die Kleidung passt auf den Vermissten. Wären da nicht einige Ungereimtheiten ... Und einige neue Bekanntschaften, die die Schlussfolgerungen in ein anderes Licht rücken.

Endlich ein neuer David Hunter!, dachte ich mir, als ich das Buch voller Vorfreude in den Händen hielt. Dieser fünfte Band der Reihe rund um meinen forensischen Lieblingsantropologen hat wirklich lange auf sich warten lassen. Doch ist er auch genauso gut? Hat sich das warten gelohnt?
Nun, „Totenfang“ beginnt genauso, wie wir es von einem Buch von Simon Beckett erwarten. Auf den ersten Seiten beschreibt er bis ins kleinste Detail die Zersetzungsprozesse einer Wasserleiche, was dem geneigten Leser schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf die folgenden 550 Seiten geben dürfte. Mir jagten die vertrauten Schauer über den Rücken, was ich bei einem David Hunter Roman sehr begrüße. Ich war also sofort wieder „drin“, wobei mir auch die Ich-Perspektive ein wenig über die Schwelle half. Ansonsten stehe ich Büchern mit solcher Perspektivwahl ehr skeptisch gegenüber, aber Davids Gedanken waren auch diesmal wieder sehr interessant und gewährten zumindest mir als Laien einen tieferen Einblick in die Welt der Prozesse rund um das Leben und Sterben. Ich hatte das Gefühl, dass Simon Beckett seine Hausaufgaben gemacht hat und dieses Wissen gekonnt mit einer spannenden Handlung verstrickt hat.
Spannende Handlung? Ja, ich persönlich empfand die Handlung nach einer etwas langsamen Einführung und dem Aufbau der Charaktere wirklich als spannend. Der charakterliche Aufbau, das Kennenlernen der neuen Figuren waren die Grundlage, auf der sich die spätere Handlung aufbaut und das ist ebenso wichtig wie das atemlose über die Seiten huschen in der zweiten Hälfte. Ich konnte mich mit Rachels Reaktionen (lernt sie selbst kennen!) durch den etwas langsamem Einstieg gut identifizieren und anfreunden. So etwas ist mir vor allen Dingen im Krimi- und Thriller-Genre sehr wichtig, da es ja häufig so ist, dass viel Wert auf den Fall gelegt wird und die Figuren blass und eindimensional bleiben. Das Gefühl kam bei diesem David-Hunter-Fall überhaupt nicht auf!
In der zweiten Hälfte nimmt die Geschichte deutlich an Fahrt auf und hinter der ein oder anderen Ecke wartet eine überraschende Wendung auf den Leser.
Simon Beckett legt, wie ich es schon von ihm gewohnt bin und erwarte, einen tollen Schreibstil vor, der einen nur so durch die Seiten fliegen lässt und mich von Anfang an packen konnte.

Ich empfand nur eine Wendung als einen Tick zu plötzlich und zu „zufällig“. Gepaart mit dem langsamen Einstieg, ziehe ich einen Stern ab und lande bei vier vorzüglichen Sternen für den neuen Hunter-Roman.

Veröffentlicht am 16.11.2016

Der Traum vom Fliegen

Irrlichtfeuer
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Alba träumt vom Fliegen und bastelt dafür klammheimlich an einer Apparatur, die ihr dieses Vorhaben ermöglicht. Doch dazu benötigt sie Irrlicht. Auf der Suche danach gerät sie zwischen die Fronten, die ...


Alba träumt vom Fliegen und bastelt dafür klammheimlich an einer Apparatur, die ihr dieses Vorhaben ermöglicht. Doch dazu benötigt sie Irrlicht. Auf der Suche danach gerät sie zwischen die Fronten, die sich in dem Stadtstaat Ijesstedt formieren. Zwischen Irrlichtkindern und Arbeitern muss sie sich nun behaupten.

Die Idee der gesamten Geschichte lockte mich an wie das Licht einer Laterne die Mücken. Ein geheimnisvolles Irrlicht, das als Energiequelle dient und auch sonst ein gewaltiges Potential bietet. „Kinder“, die aus einem Unfall hervorgegangen sind und besondere Fähigkeiten haben und eine Stadt, in der der Groll der Bevölkerung schwelt. Alles Zutaten, die von dem gewöhnlichen Fantasymainstream abweichen und frischen Wind versprechen.
Schon die ersten Seiten zogen mich in ihren Bann. Alba handelt, sie wird nicht erst lange eingeführt, sondern ich lernte sie in ihrem gewohnten Umfeld kennen. Dabei wurde auch noch nicht alles über sie verraten. Die Frage nach ihrer Herkunft trieb mich zu den wildesten Spekulationen und ließ mich Seite um Seite umblättern, um über die Passage zu stolpern, die meine Neugierde befriedigte. Genauso war es mit Kass, einem Irrlichtkind, dessen Anfangsszenen ich besonders beeindruckend finde, da ich die Bilder, die Julia Lange mit ihren Worten in meinen Kopf zu zeichnen vermochte, sehr gern hatte.
Julia Lange jongliert mit einer Hand voll Charakteren und Erzählperspektiven, die sie in der ersten Hälfte auch gut einführt und zu händeln vermag. Jeder Charakter hat Anfangs seine eigene Stimme, gleich ob laut oder leise, und jeder kommt auch mal zu Wort. Anfangs? Auf diese Einschränkung gehe ich später noch ein.
Der Plot entwickelt sich spannend und Julia Lange nimmt auch kein unnötiges Blatt vor den Mund oder schont an der falschen Stelle. Doch ich will nicht all zu viel verraten, da sich die Geheimnisse von Ijesserstedt erst nach und nach entblättern.
Die Sprache der Autorin ist sehr bildhaft, was einem vor allen Dingen zu Beginn hilft, die Charaktere vor sich zu sehen und die Settings einzuordnen, in denen die verschiedenen Figuren agieren. Ich mochte den Stil des Buches auf jeden Fall sehr gerne und war gerade deswegen zu Anfang Feuer und Flamme für diese Welt.
Zu Anfang? Ja, zu Anfang. Meine Euphorie ist in der zweiten Hälfte des Buches ein wenig abgekühlt. Vor allen Dingen da hatte ich manchmal das Gefühl bei den Wechseln der Erzählperspektive, dass sie holprig von statten gingen. Es dauerte immer ein wenig, bis sich die Autorin wieder gefangen hatte und das trübte auch die Lesefreude ein wenig. Zudem weiß man lange nicht, wohin die Reise eigentlich gehen soll. Da hätte ich mir sowohl zum Plot als auch zur Funktionsweise und dem Ursprung des Irrlichtgases ein wenig mehr Input erhofft.

Nichtsdestotrotz habe ich mit den Figuren gelitten und gebangt, war von den Ideen begeistert. Die Autorin hat mich in eine Stadt entführt, in der hinter jeder Ecke ein Geheimnis lauerte und ich habe manchmal mit angehaltenen Atem an der Buchseite geklebt. Deshalb vergebe ich sehr gerne vier Sterne und bin gespannt auf ihr nächstes Werk.

Veröffentlicht am 10.10.2016

Tolles Jugendbuch

Seelenlos
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An dem Ort, wo Lucy die meiste Zeit verbringt, scheinen seltsame Dinge vorzugehen. Und damit sind nicht die Geister gemeint, die auf dem Greyfriars Graveyard, auf dem Lucy gemeinsam mit ihrem Vater, dem ...

An dem Ort, wo Lucy die meiste Zeit verbringt, scheinen seltsame Dinge vorzugehen. Und damit sind nicht die Geister gemeint, die auf dem Greyfriars Graveyard, auf dem Lucy gemeinsam mit ihrem Vater, dem Friedhofswärter des Friedhofes wohnt, umherspuken, sondern etwas viel grauenerregenderes. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Amelia geht Lucy dem Spuk auf den Grund. Doch ihnen rinnt die Zeit durch die Finger.

Das vorliegende Buch zog mich durch die Gestaltung des Covers magisch an. Ich mag solche mystischen Designs, und das Cover von „Seelenlos“ versprach mir schon von vorn herein einen geheimnisvollen Lesespaß mit einer Prise Düsternis. So auf die Friedhofsnächte vorbereitet, stürzte ich mich nur allzu gern ins Abenteuer.
Man merkt schon auf den ersten Seiten, dass sich der Roman an einem jüngeren Publikum orientiert. Rasant, ohne viel Vorgeplänkel steigt man gleich in die Geschichte ein, was ich selbst sehr erfrischend fand. Dadurch wird man auch rasch mit der jugendlichen Protagonistin konfrontiert (Lucy) und kann sich rasch mit ihr anfreunden. Mir ging es jedenfalls so, dass ich sie nach wenigen Seiten lieb gewonnen hatte und gerne mit ihr das Abenteuer rund um den Greyfriars Graveyard bestreiten wollte. Sie ist nicht auf den Mund gefallen und weiß, wie man Abenteuer besteht. An ihrer Seite ist Amelia, ihre beste Freundin, die an allem Übernatürlichem ihre helle Freude hat. Und ganz zufällig kann Lucy die Geister sehen. Die schwachen wie die mächtigen. Doch sie möchte diese Gabe am liebsten Vergessen, reicht es ihr doch schon mit ihrem Vater auf einem Friedhof wohnen zu müssen. Einzig die Zickereien der beiden Freundinnen zerrten manchmal an meinen Nerven, hielten sich aber soweit in Grenzen, dass die beiden nicht unerträglich wurden.
Die Spannung im Buch wurde klug aufgebaut, indem sich die mysteriösen Vorfälle auf dem Friedhof häuften und die Autorin auch noch eine zeitliche Begrenzung verwob, wodurch die beiden Mädchen sich sputen und sogar noch Hilfe annehmen mussten, die sie eigentlich gar nicht wollten. Ich hockte auf jeden Fall einige Stunden gebannt vor dem Buch. Auch die Mystik kam nicht zu kurz. Geister in rauen Mengen und der ein oder andere magische Funken sorgen für die Fantasie in dem Roman, den ich genossen habe. Und ganz nebenbei erfährt man auch noch das ein oder andere Detail über Edinburgh und seine Geschichte.
Als einziges Manko empfand ich, dass ich relativ schnell hinter das Geheimnis der unheimlichen Vorfälle und der Familie von Lucy gekommen bin, sodass das Finale für mich ein bisschen an Aufregung verlor.

Die Innengestaltung hat mich zudem äußerst positiv überrascht. Alles in allem liegt mit „Seelenlos. Fluch der Rauhnächte“ ein tolles Jugendbuch vor, das ich jedem empfehlen kann, den auch nur im entferntesten Geistergeschichten faszinieren.

Veröffentlicht am 04.10.2016

Was das Meer verbirgt ...

Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen
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Hanna und Ben sind seit Ewigkeiten die besten Freunde, diejenigen, die wie Pech und Schwefel zusammenhalten und gemeinsam zu jeder Schandtat bereit sind. Doch die Schule ist vorbei, ihre Wege werden sich ...

Hanna und Ben sind seit Ewigkeiten die besten Freunde, diejenigen, die wie Pech und Schwefel zusammenhalten und gemeinsam zu jeder Schandtat bereit sind. Doch die Schule ist vorbei, ihre Wege werden sich trennen. Da ist das letzte gemeinsame Abenteuer am Meer genau das richtige für die beiden Jugendlichen. Doch sind die Legenden wahr? Sollten sie nicht lieber vorsichtig sein?



Ich war gespannt auf die Geschichte über Hanna und Ben. Bisweilen lese ich solche abenteuerlichen Jugendromanzen auch gerne, besonders wenn der Klappentext so viele verspricht. Hat das Buch den hohen Erwartungen Stand gehalten? Nun ...

... Die ersten Seiten zogen mich schon einmal vollends in ihren Bann, was nicht zuletzt dem Schreibstil der Autorin geschuldet war. Ihre Sprache klingt frisch und nicht abgenutzt, trotzdem hat man das Gefühl, jedes Wort sitzt am richtigen Platz. Sie hat ein Gespür für Sprache. Der Autorin gelingt es scheinbar nebenbei Bilder in meinen Kopf zu zaubern und Szenen zum Leben zu erwecken. Ein Beispiel? Ich hätte gerne mit Hanna den Koffer gepackt, jedes Mal wenn ein spannendes Buch zu Ende war. Solche und andere kleine Anekdoten lockern die Geschichte auf und sorgt dafür, dass mir vor allen Dingen Hanna sehr nahe war während der Lektüre.

Hanna ist eine der Protagonisten. Mir kam sie die ganze Zeit über wie die bodenständige vor, wie das Mädchen, das immer das tut, was von ihr erwartet wird. Deshalb waren die kleinen Ausbrüche aus ihrem straighten Leben sehr erfrischend für mich. Ben ist da anders. Er ist ein Künstler, sprayt Graffitis und macht immer, nach was ihm gerade der Sinn steht. Natürlich wurden die Charakter der Figuren nicht umsonst so angelegt. So wird im Laufe des Buches immer mehr über Ben enthüllt.

Leider benötigt das Buch ein bisschen Vorwärmzeit. Ich hatte das Gefühl, dass die Figuren noch nicht richtig fest im Sattel sitzen, sodass sie handeln können. Doch sobald sie ihren Platz gefunden haben, zieht das Tempo an. Geheimnisse werden enthüllt, über den Strand und über die Figuren, die mir persönlich doch ans Herz gewachsen sind.

Doch die Länge am Anfang trübt die Freude am Buch ein wenig. Deshalb vergebe ich 4 Sterne, für ein wundervolles Buch, in dem ich das Meer rauschen gehört habe.