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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.12.2019

bin total begeistert

Nebeljagd
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Dr. Linn Geller ist Rechtsanwältin. Im Gegensatz zu früher, als sie Wirtschaftsrechtsfälle vertreten hat, hat sie sich nun auf zivile Prozesse umorientiert. Dabei ist Linn eine junge Frau, die von Selbstzweifeln ...

Dr. Linn Geller ist Rechtsanwältin. Im Gegensatz zu früher, als sie Wirtschaftsrechtsfälle vertreten hat, hat sie sich nun auf zivile Prozesse umorientiert. Dabei ist Linn eine junge Frau, die von Selbstzweifeln geprägt ist. Selbstzweifeln, weil sie nach einem Unfall durch eine Narbe im Gesicht und eingeschränkte Beweglichkeit an einem Bein gekennzeichnet ist und Selbstzweifel auch dazu, ob ihr beruflicher Wechsel die wirklich richtige Entscheidung war. Ich finde diese junge Rechtsanwältin sehr sympathisch und bin mit ihr in diesem Buch alle Gedanken und Irrwege bei der Aufklärung ihres neuen Falls „mitgegangen“. Denn eines kann die Autorin ganz wunderbar: Gefühle, Zweifel Beweggründe für das Handeln dem Leser verdeutlichen. So bin ich beim Lesen auch immer wieder zwischen Schuld und Unschuld von Linns Mandanten Johann Haug hin und her geschwankt, so wie Linn auch. Immer wieder fragte sie sich, ist Haug wirklich unschuldig, kann ich ihn verteidigen oder soll ich das Mandat niederlegen? Oder soll sie darauf hinwirken, dass Johann einen fairen Prozess erhält? Endlich einmal im Leben fair behandelt wird.
Auch ich hatte Mitleid mit Johann Haug, dem Angeklagten. Was hatte dieser junge Mann denn bisher an Positivem in seinem Leben erlebt? Mutter vom Vater ermordet, grauenvolle Pflegemutter, ein ganzes Dorf macht Hatz auf ihn, sein bisheriges Leben lang. Eine echte Chance wurde ihm in dem kleinen Dorf in der schwäbischen Alb nie eingeräumt. Immer hieß es er hätte die Mörder-Gene der Heitzhofsippe in sich. Da kann man sich schon gut vorstellen, dass dies einen Jugendlichen und jungen Mann zum Täter werden lässt. Ob das wirklich so war, müsst ihr schon selbst lesen. Eines kann ich versprechen: es werden spannende Lesestunden und der Nebel steht nicht nur im Titel des Buchs. Der wird auch in euren Köpfen sein, da bis zum Schluss die Aufklärung der Taten unklar ist. Ich habe mich wunderbar kurzweilig unterhalten gefühlt und vergebe 5 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 16.12.2019

berührendes Familienschicksal im geteilten Deutschland

Kranichland
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Familie Groen lebt in Ost-Berlin. Johannes und Elisabeth haben 2 Töchter, die unterschiedlicher nicht sein können. Während Charlotte, die Ältere, genau wie ihr Vater vom Aufbau des sozialistischen Staates ...

Familie Groen lebt in Ost-Berlin. Johannes und Elisabeth haben 2 Töchter, die unterschiedlicher nicht sein können. Während Charlotte, die Ältere, genau wie ihr Vater vom Aufbau des sozialistischen Staates zu 100% überzeugt ist, fühlt sich Marlene in dem strengen System eingeengt. Je größer sie wird um so stärker ist ihr Drang nach Freiheit, bis sie schließlich gemeinsam mit ihrem Freund Wieland einen Fluchtversuch unternimmt….
Ich kann nur sagen, dass ich mich mit dem Buch ausgesprochen gut unterhalten gefühlt habe. Da ich selbst in dieser Zeit groß geworden bin, kamen mir beim Lesen wieder viele, vergessen geglaubte Dinge in Erinnerung. Z. B. die Sache mit dem Hausbuch. Da wurden Hausbesitzer verpflichtet alle Besucher zu erfassen. Ich weiß noch wie empört und aufgeregt meine Eltern als Hausbesitzer damals waren. Da hat die Autorin gut recherchiert.
Die Figuren sind liebevoll beschrieben und bilden zusammen eine wunderbare Geschichte. Wenn ich ehrlich bin, konnte ich mich mit Elisabeth nicht wirklich anfreunden. Eine berufstätige Frau und Mutter, die ein Verhältnis anfängt, dann auch noch schwanger wird. Warum steht sie nicht zu ihrer neuen Liebe oder zu ihrer alten Familie? Wäre sie ehrlicher gewesen, wären einigen Familienmitgliedern viel Leid erspart worden. Aber dann hätten wir auch nicht so eine wunderbar unterhaltsame Geschichte lesen können.
Ich kann dieses Buch ohne Einschränkungen allen, die gerne Bücher zu Familienschicksalen und deutscher Geschichte lesen, empfehlen. Von mir gibt’s 5 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 09.12.2019

spannend konstruierte Handlung

Schattenseite
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Vielitzsee, eigentlich eine kleine, eher verschlafen wirkende Gemeinde in Brandenburg ist plötzlich in aller Munde. Denn ½ Jahr nach dem Tod von Linus, einem 17jährigen Gymnasiasten, erhalten alle Schüler ...

Vielitzsee, eigentlich eine kleine, eher verschlafen wirkende Gemeinde in Brandenburg ist plötzlich in aller Munde. Denn ½ Jahr nach dem Tod von Linus, einem 17jährigen Gymnasiasten, erhalten alle Schüler seiner Schule eine Email mit einem Link zu einer Internetseite mit dem Namen „Schattenseite“. Auf dieser Seite werden intime Geheimnisse veröffentlicht, wenn genügend Klicks erreicht werden….
Die Kurzbeschreibung hatte mit neugierig gemacht und ich muss sagen, meine Erwartungen an Spannung und Kurzweil beim Lesen wurden bei Weitem übertroffen. Jonas Erns hat die unterschiedlichen Charaktere so glaubhaft und die Klicken-Wirtschaft in der Schule so realistisch geschildert, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Denn wie fühlt du dich, wenn plötzlich dein bisher so sehr gehütetes Geheimnis, das du nicht einmal mit deinem besten Freund geteilt hast, für alle sichtbar wird? Beim Lesen kommt recht deutlich hervor, wieviel Macht die Internet-User mit ihren Klicks ausüben können. Macht, durch die Kettenreaktionen ausgelöst werden können, die einfach nicht mehr beherrschbar sind. Ja ich muss sagen, dass mich das Buch nachdenklich gestimmt hat und ich künftig noch sorgsamer mit meinen Daten und Internetaktivitäten umgehen werde.
Dies ist das erste Buch welches ich von diesem Autor gelesen habe. Er hat mich überzeugt - mit diesem spannend geschriebenen Roman, der meine Fantasie sowie meine Neugier angeheizt hat und mich gleichzeitig auch nachdenklich gestimmt hat. Im Buch wechseln in den Kapiteln die Handlungsorte und Personen. Diesen sprunghaften Wechsel empfand ich als unglaublich authentisch, spiegelt er doch die Sprunghaftigkeit der heutigen Zeit wider.
Im Schlusswort sagt der Autor, dass er mich >den Leser< mit diesem Buch unterhalten wollte. Und ganz ehrlich: das ist ihm bei mir voll und ganz gelungen. Darum gibt’s auch 5 Lese-Sterne und eine uneingeschränkte Lese-Empfehlung.

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Veröffentlicht am 02.12.2019

wunderbar unterhaltsam und atmosphärisch geschrieben

Die Australierin
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Emilia Bregartner wächst in Hamburg als Tochter eines Werftbesitzers auf. Von ihr wird erwartet, dass sie einen Mann ihres Standes wählt. Ein Mann der das Familienunternehmen noch stärken und vergrößern ...

Emilia Bregartner wächst in Hamburg als Tochter eines Werftbesitzers auf. Von ihr wird erwartet, dass sie einen Mann ihres Standes wählt. Ein Mann der das Familienunternehmen noch stärken und vergrößern kann. Doch Emilia verliebt sich in einen Kapitän, der gerade mit Krediten sein erstes Segelschiff erworben hat. Natürlich ist er nicht standesgemäß und wird daher von der Familie abgelehnt. Doch Emilia folgt ihrem Herzen. Ob sie damit glücklich wird, müsst ihr schon selbst lesen.
Mir hat das Buch jedenfalls viele unterhaltsame Lesestunden gebracht. Wieder hat hier die Autorin die damaligen Verhältnisse in 19. Jahrhundert, den Standesdünkel, die strengen Sitten und die Verkuppelungen innerhalb der Familien der „Pfeffersäcke“ wunderbar in Worte gefasst und eine unterhaltsame Geschichte daraus gemacht.
War sie bisher immer folgsam und entsprach den Erwartungen der Familie, so fand ich es umso erstaunlicher, dass sich Emilia gegen ihre Familie und für Carl Gotthold Lessing ihren Kapitän entschieden hat. Emilias Mutter fand ich herzlos. Erst lässt sie ihre Tochter im Kindesalter im Haushalt ihrer geltungsbedürftigen Schwägerin und zieht mit Mann und Sohn nach England. Dann schreibt sie auch noch völlig unpersönliche Briefe, die keinerlei Warmherzigkeit gegenüber der zurückgelassenen Tochter vermitteln. Irgendwie fand ich darum auch ihr bedauernswertes Ende wie eine gerechte Strafe für sie.
Wie warmherzig und empathisch war dagegen immer die Magd Inken. Immer hatte sie ein offenes Ohr für Emilia und war in meinen Augen viel mehr Mutter und Ratgeberin als die leibliche Mutter. Im Buch steht: Inken wie ein Fels in der Brandung. Genauso habe ich es auch empfunden. Dank ihr entwickelt sich Emilia zu einer bodenständigen, ihren Mann im Leben stehenden Frau.
Herzerfrischend fand ich Rieke mit ihrer extrovertierten und praktischen Art. Auch wenn ich nicht alles von ihrem Platt-Deutsch verstanden habe, müsste ich oftmals schmunzeln.
Für mich ein wunderbar unterhaltsames Buch für dunkle Wintertage. Von mir gibt’s 5 Lese-Sterne.

Veröffentlicht am 21.11.2019

Segen und Fluch zugleich – super

Das Erbe
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Plötzlich wird Mona zur Haupterbin der weit entfernten Tante Klara. Sie erbt deren Mehrfamilienhaus in München, welches Millionen Euro wert ist. Kryptisch hat Tante Klara Mona vermittelt, dass sie schon ...

Plötzlich wird Mona zur Haupterbin der weit entfernten Tante Klara. Sie erbt deren Mehrfamilienhaus in München, welches Millionen Euro wert ist. Kryptisch hat Tante Klara Mona vermittelt, dass sie schon das Richtige mit dem Erbe machen würde. Nicht ahnend welchem Neid und Hass, ja sogar raffinierten Intrigen sie sich mit der Annahme des Erbes aussetzt, nimmt sie es an. Eine Entscheidung, die sie in der weiteren Entwicklung mehrmals in Frage stellt…
Mona bezeichnet sich selbst als Gutmensch, d.h. sie gibt Bettlern immer einen Euro und kann Ungerechtigkeit nur schwer ertragen. Ihre Bekannte behauptet, Mona hätte einen moralischen Kompass. Diese Formulierung fand ich im Zusammenhang mit dieser 40-jährigen Frau recht treffend. Dabei hat Mona es in ihrer Familie alles andere als leicht. Ihre Mutter lehnt sie offen ab, ihr Vater ignoriert sie und ihre Geschwister werden im Vergleich zu ihr signifikant bevorzugt. Oftmals hat sie mir beim Lesen echt leidgetan.
Erst als Mona die Wohnung allmählig ausräumt, denn sie ist in Klaras Wohnung eingezogen, kommt sie anhand der dabei zu Tage kommenden Papiere und Unterlagen dem Geheimnis auf die Spur. Einem Geheimnis, das Klara mehr als sieben Jahrzehnte gehütet hat. Bei dem Klara wusste, dass es nicht recht und schon gar nicht gerecht war es so lange zu hüten.
Beim Erzählen geht Ellen Sandberg in meinen Augen sehr geschickt vor. Erst allmählig lüften sich die Geheimnisse und werden auf zwei Zeitebenen geschildert. Da gibt es einmal Schilderungen aus Klaras Jugend während der Nazizeit und dann wieder aus der Gegenwart. Hier kommt Mona dem Geheimnis anhand der gefundenen Unterlagen auf die Spur. Zusätzlich ausgeschmückt und in meinen Augen sehr geschickt so dargestellt werden Briefe zwischen Klara und ihrer Jugendfreundin aus der Vergangenheit eingebunden. Durch diesen häufigen Wechsel fand ich das Lesen sehr abwechslungsreich und gleichzeitig auch sehr spannend. Denn eines kann ich hier verraten: das volle Ausmaß der Ungerechtigkeit, die hier zum Schluss zu Tage getreten sind, hätte ich niemals gerechnet. Darum kann ich dieses Buch wirklich uneingeschränkt als spannenden, unterhaltsamen Lesestoff weiterempfehlen und von mir gibt’s 5 Lese-Sterne.