Das Glück ist ein schlüpfriger Fisch
Kentucky im Juli: Das Leben von Evangeline Maeve Royce (30) scheint perfekt. Nach der Hochzeit mit Sergeant Eamon Royce, einem Polizisten, erwartet die Tänzerin die Geburt ihres Sohnes Noah. Sie ist hochschwanger ...
Kentucky im Juli: Das Leben von Evangeline Maeve Royce (30) scheint perfekt. Nach der Hochzeit mit Sergeant Eamon Royce, einem Polizisten, erwartet die Tänzerin die Geburt ihres Sohnes Noah. Sie ist hochschwanger und freut sich sehr auf das erste Kind, aber dann wird ihr Mann bei einem Einsatz tödlich von einer Kugel getroffen. Für Evi bricht eine Welt zusammen. Doch Dalton Berkeley-Royce, Eamons gleichaltriger Halbbruder und der Besitzer eines Fahrradladens, ist für die junge Mutter da. Können sie miteinander glücklich werden? Und wäre das im Sinne von Eamon?
„Für damals, für immer“ ist der Debütroman von Leesa Cross-Smith.
Meine Meinung:
Der Roman besteht aus sieben Kapiteln. Die ersten sechs sind in jeweils drei Abschnitte untergliedert: Erzählt wird jeweils aus der Sicht von Evangeline, Eamon und Dalton – und zwar in der Ich-Perspektive. Im letzten Kapitel kommen nur Evangeline und Dalton zu Wort. Das Geschehen spielt sowohl in der Gegenwart, die im Präsens erzählt wird, als auch in den Jahren zuvor. Viele Zeitsprünge und Rückblenden erfordern ein konzentriertes Lesen. Der Aufbau ist jedoch sorgsam durchdacht und funktioniert gut.
Sprachlich ist der Roman besonders. Positiv anzumerken ist, dass sich der anschauliche Schreibstil – je nach Perspektive – an die drei Protagonisten anpasst. Besonders in Evangelines Passagen zeigt sich eine poetische Note. Begeistern konnten mich immer wieder Sprachbilder, die zum Teil sehr kreativ sind. Auch das Aufgreifen und Übertragen von Termini aus der Musik gefällt mir gut. Allerdings zeigen sich in der deutschen Ausgabe auch einige sprachlichen Schwächen, vor allem dann, wenn zu wortwörtlich übersetzt wurde und der Text somit nicht idiomatisch wirkt.
Die drei Protagonisten sind interessante Charaktere mit Ecken und Kanten, die recht authentisch dargestellt werden. Ihre Gedanken- und Gefühlswelt lässt sich gut nachvollziehen. Eamon und Dalton waren mir schon nach wenigen Seiten sympathisch. Evangeline bleibt leider jedoch bis zum Schluss merkwürdig blass.
Thematisch geht es um mehr als die Liebe. Auch Trauer, Verlust, Familie, Identität und Geheimnisse spielen eine wichtige Rolle. Dieser Mix macht die Geschichte emotional bewegend, aber nicht gefühlsduselig.
Ungewöhnlich ist, dass schon im ersten Kapitel einiges vorweggenommen wird. Der Fokus liegt nicht auf der Frage, ob Dalton und Evi zusammenkommen werden, sondern auf deren Vorgeschichte. Viel Raum nimmt daher die Vergangenheit von Eamon und Dalton ein. Vor allem in den Rückblenden hat der Roman einige Wendungen und Überraschungen zu bieten. In der Gegenwart ist die Geschichte recht handlungsarm. Im Großen und Ganzen bleibt der Roman auf mehr als 360 Seiten dennoch kurzweilig und unterhaltsam.
Das Cover ist optisch sehr ansprechend, wobei sich mir der inhaltliche Bezug nicht so ganz erschließt. Das gilt auch für den wohlklingenden deutschen Titel, wobei mir das amerikanische Original („Whiskey and ribbons“) mehr zusagt.
Mein Fazit:
Obwohl mich „Für damals, für immer“ von Leesa Cross-Smith nicht in allen Punkten überzeugen konnte, konnte mich die Geschichte fesseln. Ein in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlicher Roman, der mich trotz seiner Schwächen gut unterhalten hat.