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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.12.2019

ein solider Thriller in einem dystopischen Szenario

Draussen
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Nach ihren Krimis mit Kultcharakter um Kommissar Kluftinger hat das eingespielte Autorenduo mit „Draussen“ ihren ersten Thriller veröffentlicht. Ich muss gestehen, dass die Krimis mich nicht allzu sehr ...

Nach ihren Krimis mit Kultcharakter um Kommissar Kluftinger hat das eingespielte Autorenduo mit „Draussen“ ihren ersten Thriller veröffentlicht. Ich muss gestehen, dass die Krimis mich nicht allzu sehr gereizt haben, in diesem Fall haben mich die Werbung und viele positive Bewertungen dazu gereizt, mir ein eigenes Bild zu machen.
Im Mittelpunkt stehen zwei Teenagerkinder, Cayenne und Joshua, die mit ihrem Betreuer Stephan seit Jahren auf der Flucht sind. Nur Stephan weiß, vor welcher Gefahr sie sich verstecken und weshalb er sie mit strengem Regime auf das Überleben in freier Wildnis aber auch in Kampftechniken unterweist.
Schon zu Beginn des Thrillers zeigt sich, dass die Bedrohung real ist und sie eingeholt hat, als Cayenne bei einem brutalen Überfall schwer verletzt wird.
Es ist lange unklar, was die drei zu ihrem Versteckspiel zwingt, ein zweiter Handlungsstrang und Rückblenden in Form von Tagebucheinträgen decken nach und nach wie bei einem Puzzlespiel Zusammenhänge auf. Beim Lesen kamen hier und da ein paar Ahnungen über die Verbindungen der Charaktere und den Hintergrund der Geschichte, die Auflösung war dann nicht völlig überraschend aber dennoch spannend.
Die Ereignisse spitzen sich im Verlauf zu bis zu einem Showdown am Ende des Buchs, einige actionreiche Szenen sorgen für weitere Spannung, das brutale Handeln einiger Figuren sorgt für Schrecken. Auch die zum Teil dystopische Szenerie trägt zu einer düsteren Stimmung bei und unterstreicht die gefährliche Lage, in der sich Stephan und seine Schützlinge befinden.
Der Thriller überzeugt mit einem durchgehenden Spannungsbogen, die Charaktere und Dialoge wirkten auf mich jedoch zum Teil etwas steif und hölzern. Die Story wirkt nicht immer realistisch, wenn man die Geschichte nicht zu ernst nimmt und sich in erster Linie auf die Thrillerelemente einlässt, wird man jedoch gut unterhalten. Ein paar Charaktere und Szenen habe ich als bewusst überspitzt empfunden, ganz so als hätte das Autorenduo beim Verfassen der Geschichte durchaus ihren Spaß gehabt. „Draussen“ ist ein solider Thriller, der mich gut unterhalten hat, dem aber ein wenig die herausragenden Momente fehlen.

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Veröffentlicht am 10.12.2019

nicht in allen Punkten glaubhaft, regt aber zur Selbstreflektion an

Der Store
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Schon die Aufmachung des Romans „Der Store“ ist ein Hingucker mit seiner an ein Versandpaket erinnernde Aufmachung.
Der Versandhandel ist in den letzten Jahren rasant gewachsen, „Der Store“ trägt in dieser ...

Schon die Aufmachung des Romans „Der Store“ ist ein Hingucker mit seiner an ein Versandpaket erinnernde Aufmachung.
Der Versandhandel ist in den letzten Jahren rasant gewachsen, „Der Store“ trägt in dieser dystopischen Geschichte den Namen „Cloud“, aber es ist unschwer zu erkennen, auf welchen Online-Händler und seinen finanzstarken Besitzer hier angespielt wird.
Die Handlung liegt einige Jahre in der Zukunft, die Umwelt ist durch den Klimawandel stark zerstört, aufgrund der gestiegenen Temperaturen sind einige Gegenden auf der Welt unbewohnbar, die Ernährungslage ist kritisch, Menschen fliehen aus ihrer überfluteten Heimat. In Amerika hat der Unternehmer Gibson Wells seinen Online-Handel zu einem Imperium ausgebaut, das die Wirtschaft dominiert. Die Arbeitsplätze bei Cloud sind trotz der Arbeitsbedingungen begehrt, die Mitarbeiter leben und arbeiten in zum Konzern gehörenden klimatisierten Oasen, alle Abläufe sind streng geregelt, ein digitales Armband öffnet die Türen und ist Fußfessel zugleich. Die Arbeiter sind ständigem Leistungsdruck ausgesetzt, wer Fehler macht fliegt raus.
Zinnia und Paxton, die Hauptcharaktere des Buchs, treffen zufällig bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter für Cloud aufeinander. Für Paxton ist Cloud eine letzte Chance nach dem Scheitern seiner Existenzgründung, Zinnia wurde beauftragt, die Anlage auszuspionieren, da trifft es sich gut, dass Paxton im Sicherheitsdienst sich dort freier bewegen kann.
Der Roman wirkt sehr strukturiert und sprachlich schlicht aber präzise, was zu dem Konstrukt der Mother-Cloud passt. Anfangs passiert nicht viel, der Leser lernt durch Zinnia und Paxton aber auch durch Blog-Einträge des Cloud-Gründers Gibson Wells das Prinzip hinter Cloud kennen.
Die Botschaft ist subtil und erschreckend, schon jetzt unterwerfen wir uns dem Konsumzwang und lassen uns unterschwellig von den großen Konzernen lenken. Wie weit würden wir gehen, bevor wir aufwachen und merken, dass es kein Zurück gibt? Es hat mir ein Schaudern versetzt zu lesen, wie subtil sich Gibson Wells selbst vormacht, der Menschheit mit seinem unterdrückenden System etwas Gutes zu tun.
Einiges wirkt in dem Roman sehr eingleisig, vieles wirkt zu glatt angelegt, das Szenario ist nicht in allen Punkten schlüssig und glaubwürdig, regt aber dennoch zum Nachdenken an und zeigt, wie sehr wir in unserem Denken und Handeln manipulierbar sind.

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Veröffentlicht am 05.12.2019

ein atmosphärisch überzeugender Schwedenkrimi über Geheimnisse aus der Vergangenheit

Winterfeuernacht
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„Winterfeuernacht“ von Anders de la Motte punktet bei mir schon einmal dadurch, dass er ein allein stehender Krimi ist und nicht Teil einer Reihe. Im Mittelpunkt steht kein Ermittlerteam der Polizei, statt ...

„Winterfeuernacht“ von Anders de la Motte punktet bei mir schon einmal dadurch, dass er ein allein stehender Krimi ist und nicht Teil einer Reihe. Im Mittelpunkt steht kein Ermittlerteam der Polizei, statt dessen geht es hier um ein längst aufgeklärt geglaubtes Unglück aus der Vergangenheit.
Im Winter 1987 verbringt Laura wie jedes Jahr die Ferien bei ihrer Tante Hedda in deren Ferienanlage Gärdsnäset im schwedischen Schonen. Die Lucianacht feiert sie mit Freunden in dem dazu gehörenden Tanzpavillon, doch es kommt zu einem Streit und der Abend endet tragisch, als der Pavillon in Flammen aufgeht. Laura trägt schwere Verbrennungen davon, ihre beste Freundin Iben kommt ums Leben. Laura ist danach nie wieder nach Gärdsnäaset zurück gekehrt, der Kontakt zu ihrer Tante ist ebenso abgebrochen wie der zu ihren damaligen Freunden.
Als 30 Jahre nach dem Unglück Hedda stirbt und ihrer Nichte die Ferienanlage vererbt, muss sich Laura gegen ihre inneren Wiederstände der Vergangenheit stellen. Als sie versucht, dass Feriendorf zu verkaufen, verhalten sich die potenziellen Käufer ihr gegenüber aufdringlich bis drohend. Zudem regen sich bei Laura Zweifel an dem Unfalltod ihrer Tante und sie beginnt im Nachlass ihrer Tante nach Hinweisen zu suchten, welchen Geheimnissen Hedda auf der Spur war.
Der Krimi beginnt eher ruhig, es wechseln sich zwei Erzählstränge ab aus der Gegenwart und aus dem Jahr 1987, einsetzend einige Tage vor dem Unglück in der Lucianacht, jeweils erzählt aus der Sicht Lauras. Die Abläufe der Ereignisse scheinen klar, auch wenn der Prolog kleine Zweifel sät.
Doch im Verlauf der Geschichte nimmt der Spannungsbogen deutlich zu, es mehren sich Hinweise, dass nicht alles so abgelaufen ist, wie es Lauras Erinnerungen und die offizielle Version darstellen. Wer spielt ein falsches Spiel? Für wen ist Lauras Auftauchen eine Bedrohung?
Mir hat die Atmosphäre des Krimis gut gefallen, Lauras Gedanken und Unbehagen in einigen Szenen wirkt greifbar, der Leser weiß nicht mehr als die Hauptfigur und kann seine eigenen Schlüsse ziehen. Meine Verdachtsmomente liefen mehrfach ins Leere, das Ende ist ebenso schlüssig wie überraschend und findet einen runden Abschluss. Ich kann die Begeisterung über den Erzählstil Anders de la Mottes verstehen und werde gerne mehr von ihm lesen.

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Veröffentlicht am 19.11.2019

spannende Fortsetzung dieser Kult-Krimireihe, ich empfehle das Hörbuch

Tote Hand
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Die Krimis um Wallner und Kreuthner haben für mich schon eine Art Kultstatus, „Tote Hand“, der inzwischen 8.Band aus dieser Reihe, bietet nicht nur spannende Unterhaltung, sondern greift auch aktuelle ...

Die Krimis um Wallner und Kreuthner haben für mich schon eine Art Kultstatus, „Tote Hand“, der inzwischen 8.Band aus dieser Reihe, bietet nicht nur spannende Unterhaltung, sondern greift auch aktuelle gesellschaftliche Themen auf.
Es ist mal wieder Leo Kreuthner, der durch einen Zufall eine Leiche auffindet. Als Johann Lintinger auf dem Schrottplatz durch eine Blechschere seine rechte Hand verliert, wollen seine Stammtisch-Brüder aus der Mangfall-Mühle die legender Schafkopf-Hand neben einer Kapelle in der Nähe feierlich begraben. Doch dort liegt bereits, eingehüllt in eine Plastikplane eine männliche Leiche.
Der Tote muss schon ein paar Monate dort liegen, da es keine passende Vermisstenanzeige gibt, ist Spürsinn bei der Kripo Miesbach gefragt. Auch ansonsten gibt der Tod des Unbekannten einige Rätsel auf. Leo Kreuthner kann auf seine unnachahmliche pragmatische Art und durch ein paar hilfreiche Beziehungen entscheidende Hinweise liefern.
Der Leser ist Clemens Wallner und seinem Team einen Schritt voraus, in einem zweiten Handlungsstrang entfaltet sich eine Geschichte um häuslichen Missbrauch und einen #MeeToo Hintergrund.
Mir gefällt die Mischung aus Humor und Krimi, mir sind die Figuren im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen, sie sind echte Typen und erfrischend bodenständig.
Michael Schwarzmeier erweckt mit seiner Lesung in passenden Dialekten und Nuancierungen die Charaktre zum Leben und trägt damit sehr zum Hörgenuss bei.

Veröffentlicht am 18.11.2019

ein spannender 5.Band dieser temporeichen und düsteren Thriller-Reihe

In den Klauen des Falken
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„In den Klauen des Falken“ ist der inzwischen 5.Band aus der Reihe um Zack Herry, im schwedischen Original passend zum roten Faden der Serie mit „Herkules-Serie“ untertitelt. Diese Thriller-Reihe ist nichts ...

„In den Klauen des Falken“ ist der inzwischen 5.Band aus der Reihe um Zack Herry, im schwedischen Original passend zum roten Faden der Serie mit „Herkules-Serie“ untertitelt. Diese Thriller-Reihe ist nichts für schwache Nerven, die Handlung ist oft düster und brutal, die Sprache sehr direkt und schonungslos.
In einer Stockholmer U-Bahn-Station wird Zack Herry Zeuge, wie ein junges Mädchen in einem Terrorakt zahlreiche Menschen bedroht und kaltblütig ermordet. Als sie droht, sich in die Luft zu sprengen und dabei weitere Unschuldige mit in den Tod zu reißen, kann Zack sie durch einen Schuss stoppen. Er ist irritiert, weil er den Eindruck hatte, direkt in ihrem Fokus zu stehen.
Diese Tat geht Zack nahe, doch er hat wenig Zeit zum Verschnaufen. Ein Polizist, der an verdeckten Ermittlungen im Drogenmilieu beteiligt war, wird vermisst und kurz darauf brutal ermordet aufgefunden. Seine Kontaktperson fordert explizit Zack Herry als neuen Ansprechpartner bei der Polizei.
Privat hat Zack noch immer nicht den anonymen Hinweis verdaut, ausgerechnet Olympia Karlsson sei seine leibliche Mutter. Den Kontakt zu Hebe hat Zack abgebrochen und stürzt sich Hals-über-Kopf in eine neue Liebesbeziehung. Doch schnell überschlagen sich die Ereignisse, es verdichten sich Hinweise, dass Zack im Zentrum der Ereignisse steht, und ein persönlicher Rachefeldzug treibt ihn in die Enge, während in Stockholm die Angst vor einem Terroranschlag wächst.
Auch in diesem Band werden die Ermittler und insbesondere Zack Herry an die Grenzen ihrer persönlichen Belastbarkeit gebracht, die Freundschaft zu Abdul wird erneut auf eine harte Probe gestellt. Das Tempo ist hoch, die Geschichte komplex, die Schilderungen zum Teil schonungslos direkt und an der Grenze des Ertragbaren. Dennoch übt die Geschichte um Zack Herry eine gewisse Faszination aus, er ist die zentrale Figur der Reihe, manchmal Held und Antiheld zugleich.
In diesem Band ist erstmals Anna Karolina als Co-Autorin mit dabei, die in nach meinem Eindruck als ehemalige Polizistin der Reihe zusätzliche Impulse und Tiefe gibt. Auch dieser Band ist wieder ein Page-Turner, der beim Lesen den Atem stocken lässt.