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Veröffentlicht am 10.12.2019

Mord für die Karriere?

Lasst uns tot und munter sein
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Korbinian Löffelholz ist ein Immobilienmakler der gehobenen Preisklasse – und kein besonders netter oder gar mittfühlender Mensch. Ich habe es ihm fast ein bisschen gegönnt, dass seine Chefs ihn degradieren, ...

Korbinian Löffelholz ist ein Immobilienmakler der gehobenen Preisklasse – und kein besonders netter oder gar mittfühlender Mensch. Ich habe es ihm fast ein bisschen gegönnt, dass seine Chefs ihn degradieren, indem sie ihm einen großen Auftrag entziehen und kurz vor Weihnachten in ein kleines Dorf schicken, wo er die Jugendstilvilla des Großonkels von einem seiner Geschäftsführer verkaufen soll. Was sie ihm nicht sagen – die Villa ist seit Jahren an den Jugendtreff des Dorfes vermietet. Als Korbinian dort ankommt, proben die Betreuer Sören und Rike gerade das jährliche Weihnachtsmusical mit den Teenies. Diese singen und musizieren nicht besonders schön, aber schön falsch, wie Korbinian feststellen muss. Natürlich kommt es zum Streit und Korbinian wird rausgeworfen. In der örtlichen Kneipe schwört Korbinian betrunken Rache. Am nächsten Morgen ist Sören tot und Korbinian voller Blut. Und er kann sich an nichts erinnern …

Doch Korbinian hat Glück im Unglück. Zwar ist der Akku von seinem Elektroauto leer und das Handynetzt tot, aber kurz nachdem die Polizei die Ermittlungen wegen Sörens Tod aufnimmt, wird das Dorf eingeschneit und niemand kommt mehr rein oder raus. Korbinian muss also nur schneller als die Ermittler sein und dem Täter selbst auf die Spur kommen. Er findet bald raus, dass auch Sören ein nicht besonders beliebter Einzelgänger war.
Um sich am Tatort umsehen zu können, unterstützt Korbinian Rike bei den Musical-Proben. Dabei kommt ihm zugute, dass er früher selber im Chor gesungen hat. Das geruhsame Dorfleben, wo man sich noch gegenseitig hilft, Rike und die pubertierenden Jugendlichen machen Korbinian klar, dass sein Leben vielleicht doch nicht so toll ist, wie er bisher immer dachte.
Unterschlupf findet er bei Elisabeth von Petersen, einer rüstigen Siebzigjährigen, die nicht immer ganz von dieser Welt zu sein scheint und ihren Mitbürger mit wirklich sehr gesundem Essen, Meditation und fremdsprachigen Glücksworten helfen will. Ich habe Elisabeth sofort in mein Herz geschlossen und mich köstlich amüsiert, wenn sie Korbinian wieder mal nett aber bestimmt die Meinung gegeigt hat. Sie ist meine absolute Lieblingsfigur des Buches – noch vor Carreras (Wer das ist, verrate ich natürlich nicht. Das müsst ihr schon selbst rausbekommen.).

„Lasst uns tot und munter sein“ ist ein typischer, sehr amüsanter und bis zum Ende spannender Whodunit-Krimi mit viel winterlichem bzw. weihnachtlichem Flair.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.11.2019

Gleiche Sitten, gleiche Rechte

George Sand und die Sprache der Liebe
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Paris 1831: Baroness Aurore Dudevant hat ihren Mann und ihre Kinder auf dem Land zurückgelassen, um sich in Paris als Schriftstellerin zu verwirklichen. Zudem lebt sie mit dem 8 Jahre jüngeren Studenten ...

Paris 1831: Baroness Aurore Dudevant hat ihren Mann und ihre Kinder auf dem Land zurückgelassen, um sich in Paris als Schriftstellerin zu verwirklichen. Zudem lebt sie mit dem 8 Jahre jüngeren Studenten Jules Sandeau zusammen und trägt selbstgeschneiderte Männerkleidung – ein Skandal! Dass vor allem Letzteres daraus resultiert, dass ihr schlicht das Geld für teure Damenbekleidung fehlt und die Idee mit den Anzügen aus der Not geboren wurde, ist erstmal egal. Da sie dringend Geld braucht, nimmt sie das Angebot von Verleger Henri de Latouche an und schreibt wie so viele andere große Schriftsteller ihrer Zeit für seine Zeitschrift Figaro – anonym natürlich, weil ihr Mann und ihre Schwiegermutter es verlangen. Zusammen mit Jules schreibt sie parallel an dem Roman „Rose et Blance“, den sie unter dem Pseudonym J. Sand herausbringen. Doch als sie ihren ersten eigenständigen Roman veröffentlicht, verweigert ihr Jules das gemeinsame Pseudonym und sie erfindet George Sand. Ihre Beziehung zerbricht an Georges Erfolg und der Identifikation mit ihrem männlichen Alter Ego – denn in ihrer Rolle als Mann fühlt sie sich viel freier, viel weniger eingeschränkt: „Aurore Dudevant ist tot. Aber George Sand ist auf eine Art lebendig, wie Aurore es niemals gewesen ist.“ (S. 105)
George, wie sie sich fortan nennen lässt, ist nicht mehr die duldsame Baroness, die zum Wohl ihrer Kinder die Gelage und Affären ihres Mannes in Kauf nimmt, sondern will selber für diese sorgen können. Sie kämpft 5 Jahre um die Scheidung, nicht, um für einen neuen Mann frei zu sein, sondern um selbstbestimmt leben und über ihre Kinder und ihr Vermögen bestimmen zu können.
Ein Knebelvertrag mit dem Verleger François Buloz macht sie zum bestbezahlten Schriftsteller des Landes, aber dafür arbeitet sie auch unermüdlich und schläft nur wenige Stunden pro Nacht.

„George Sand und die Sprache der Liebe“ von Beate Rygert beleuchtet nur 9 Jahre in Aurores / Georges Leben, aber in diesen erfindet sie sich komplett neu, ringt um Erfolg und Anerkennung – und die Liebe ihrer verschiedenen Partner – und macht immer wieder auf die Einschränkungen der Frauen ihrer Zeit aufmerksam. Sie fordert Gleichberechtigung, auch zwischen den verschiedenen Ständen. „Künstler sollten nach Talent beurteilt und gefördert werden. Und nicht nach ihrer Herkunft oder ihrem Vermögen.“ (S. 19)
George kokettiert damit, wer oder was sie ist – Mann oder Frau? Mutter oder leidenschaftliche Geliebte? Dabei will sie nur, was ihr zusteht – die gleichen Rechte, Pflichten und Erfolge wie ein Mann. „Ich will Marmelade einkochen dürfen und Zigarren rauchen. Ich will mein eigenes Geld verdienen und trotzdem von einem Mann auf Händen getragen werden.“ (S. 132) Sie verführt und lässt sich verführen, sowohl von Männern als auch von Frauen. Nach Jules führt sie eine extrem leidenschaftliche Beziehung mit Alfred de Musset, der allerdings an Wahnvorstellungen, Depressionen und krankhafter Eifersucht zu leiden scheint. Sie braucht lange, um sich von ihm zu befreien und endgültig zu lösen. Diesem Teil in Georges Leben hat sich die Autorin besonders gewidmet, dagegen kam die Beziehung zu Chopin, die eigentlich im Klappentext beschrieben wird, etwas zu kurz. Vielleicht liegt es aber auch an den Dramen, die sich George und Alfred geliefert haben, dass mich gerade diese Episode so gefesselt und mitfühlen lassen hat.

Die 4 Männer, mit denen George im Laufe der 8 Jahre zusammenlebt, sind extrem unterschiedlich. Ihren Mann hatte sie aus Vernunft geheiratet und fürchtet sich nun vor seinen Exzessen. Die Liebe zu Jules hat sie als Künstlerin beflügelt und ihr zum Durchbruch verholfen, aber er hat sich oft wie ein bockiges Kind verhalten. Albert gehört zur Kategorie Genie und Wahnsinn. Erst bei Chopin scheint sie endlich angekommen zu sein.

Mein Fazit: Das Buch zeichnet das leidenschaftliche Portrait einer starken Frau, die ihrer Zeit weit voraus war und schon damals forderte, dass alle Menschen gleichberechtigt zu behandeln seien und damit das gleiche Recht auf Selbstverwirklichung und Erfolg haben.

Veröffentlicht am 23.10.2019

Café Farsund

Die Kinder des Nordlichts
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„Als Betty bei mir war, wusste ich immer, wie der nächste Tag aussehen würde. Sie hat mit Halt gegeben. Jetzt scheint es, als hätte ich ihn verloren.“ (S. 35) Nachdem Marie vor 2 Jahren endlich ihre Großmutter ...

„Als Betty bei mir war, wusste ich immer, wie der nächste Tag aussehen würde. Sie hat mit Halt gegeben. Jetzt scheint es, als hätte ich ihn verloren.“ (S. 35) Nachdem Marie vor 2 Jahren endlich ihre Großmutter Betty gefunden und mit ihr nach Norwegen gezogen war, ist diese nun gestorben. Halt gibt ihr jetzt ihre Freundin Elin, deren Großmutter kurz zuvor ebenfalls gestorben ist. Sie beide sind Enkelinnen norwegischer Frauen, die sich mit den deutschen Besatzern eingelassen hatten und deswegen geächtet waren. Elins Großmutter hat sich immer gefragt, was aus dem Vater ihres Kindes geworden ist und Marie hat ihn ausfindig gemacht. Sie überredet Elin, sie nach Wiesbaden zu begleiten und einen Neuanfang zu wagen, da sie nichts in Norwegen hält. Mit dem Rezeptbuch von Elins Großmutter eröffnen sie zur Weihnachtszeit in Wiesbaden ein kleines norwegisches Café …

„Die Kinder des Nordlichts“ ist ein Sequel von „Das Haus der verlorenen Kinder“ und dreht sich um Bettys und Odas Enkelinnen Marie und Elin. Das gemeinsame Schicksal hat die beiden zusammengeschweißt – Maries Eltern starben bei einem Verkehrsunfall, als sie ein Kleinkind war und Elins Mutter hat ihre Tochter früh verlassen. Durch den Tod ihrer Großmütter haben die jungen Frauen ihren Halt verloren, die letzte Verbindung zu ihren norwegischen Wurzeln.

Das Café Farlund soll sie an ihre Heimat erinnern und ihren Lebensunterhalt sichern, aber bis es soweit ist, sind einige Widerstände zu überwinden. Zum Glück helfen ihnen dabei alte und neue Freunde und auch die Liebe scheint wieder Einzug in Maries Leben zu halten. Dass an einigen Stellen Kommissar Zufall ordentlich in die Geschichte eingreifen musste, hat mich in diesem Fall nicht gestört. Schließlich soll sie ans Herz und gut ausgehen und sie spielt in der Vorweihnachtszeit. Außerdem würzt Linda Winterberg sie mit vielen norwegischen Back- und einem Glühweinrezept.

„Die Kinder des Nordlichts“ ist eine berührende Weihnachts-Kurz-Geschichte, die Appetit auf norwegisches Gebäck und neugierig auf „Das Haus der verlorenen Kinder“ macht.

Veröffentlicht am 10.10.2019

Kriminal-Roman

Die Schwestern von Mitford Manor – Gefährliches Spiel
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Fünf Jahre sind vergangen, seit Louisa Cannon ihren Job als Kindermädchen auf Mitford Manor begonnen und den Mord um die verdiente Krankenschwester Florence Nightingale Shore aufgeklärt hat. Ihr Leben ...

Fünf Jahre sind vergangen, seit Louisa Cannon ihren Job als Kindermädchen auf Mitford Manor begonnen und den Mord um die verdiente Krankenschwester Florence Nightingale Shore aufgeklärt hat. Ihr Leben ist seitdem ruhiger geworden.

1925 steht Pamela Mitfords 18. Geburtstag an. Die Party gipfelt in eine mitternächtliche Schnitzeljagd – und plötzlich ist einer der Gäste tot. Louisas Freundin Dulcie, ein befreundetes Dienstmädchen, wird verhaftet. Sie hatte sich kurz zuvor mit dem Toten gestritten. Doch Louisa kann nicht an ihre Schuld glauben und versucht ihr zu helfen.

Auch mein heimlicher Star des ersten Bandes, der Polizist Guy Sullivan, ist wieder mit dabei. Diesmal arbeitet er mit der jungen weiblichen Polizistin Mary Moon zusammen. Sie sollen die Meisterdiebin Alice Diamond fassen, die mit ihrer reinen Frauenbande Diebstähle im ganz großen Stil durchzuzieht. „Alice Diamond war groß wie ein Mann, trug einen schweren Brokatmantel, und an jedem Finger steckte ein Ring mit funkelnden Steinen.“ (S. 35/36)

Leider hat mir der der 2. Band nicht ganz so gut gefallen wie Band 1, da der Kriminalfall etwas zu kurz kam und zu wenig Spannung aufgebaut wurde. Der Mord bildet den Beginn und das Ende der Handlung, dazwischen geht es aber weniger um dessen Aufklärung sondern mehr um das alltägliche Leben von Louisa und den Mitfords.
Pamela ist sehr bodenständig, liebt das Reiten und Kochen und interessiert sich noch nicht für einen eventuellen Ehemann. Trotzdem wird sie in die Gesellschaft eingeführt und Louisa ist als ihre Anstandsdame immer dabei. Pamela, die sehr behütet aufgewachsen ist, fühlt sich da manchmal etwas überfordert, spielt die Erwachsene.

Die goldenen Zwanziger waren ein wirklich aufregendes Jahrzehnt. Jessica Fellowes schildert das Gesellschaftsleben in London zur damaligen Zeit sehr anschaulich und mitreißend: die Bälle, Theaterbesuche und Teestunden, aber auch heimliche Schäferstündchen und Verwicklungen.

Mein Fazit: Obwohl der vorliegende Band mehr Roman als Krimi ist, hat er mich wieder gut unterhalten und ich bin schon sehr gespannt, mit welcher Schwester und welcher Zeit es im nächsten Buch weitergeht.

Veröffentlicht am 02.10.2019

Theater, Theater

Die Flucht der Meisterbanditin
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Eines vorweg: „Die Flucht der Meisterbanditin“ ist der zweite Teil einer Reihe und ich würde empfehlen, vorher unbedingt den ersten Teil zu lesen, dann erschließen sich einige Zusammenhänge besser. (Marie ...

Eines vorweg: „Die Flucht der Meisterbanditin“ ist der zweite Teil einer Reihe und ich würde empfehlen, vorher unbedingt den ersten Teil zu lesen, dann erschließen sich einige Zusammenhänge besser. (Marie war die Tochter eines Bauern, die sich bei der Gräfin Wilhelmine von Gräfenitz verdingt hatte und von ihr als Diebin und Spionin ausgebildet wurde.)

Marie und ihr Geliebter Jost arbeiten immer noch als Schauspieler in La Boneilles Truppe und führen ansonsten ein sehr ruhiges Leben. Da holt Josts Vergangenheit ihn ein – er soll vor Jahren einen Soldaten erschlagen haben. Er wird verhaftet, aber Marie kann ihn aus dem Kerker befreien. Eine wilde Flucht beginnt. Sie werden allerdings nicht nur von Josts Häschern verfolgt, auch die Gräfin schickt ihnen ihre Leute hinterher, denn Marie hat ein Kästchen dabei, dass Wilhelmine unbedingt zurückhaben will ...

Die Bücher von Silvia Stolzenburg sind ein Garant für unterhaltsame und spannende historische Unterhaltung.
Marie und Jost haben bei La Boneilles gelernt, wie man sich nicht nur verkleidet, sondern in seiner Rolle aufgeht. Das kommt ihnen bei ihrer Flucht zu gute. Immer wieder ändern sie ihr Aussehen, um ihren Verfolgern zu entkommen. Beide sind sehr gewitzt, doch Marie ist die Mutigere und Offensivere von ihnen. Manchmal schien es, als hätten sie die Rollen getauscht. Sie übernimmt immer wieder die Führung und fällt Entscheidungen, während Jost zur Vorsicht mahnt und seine Ängste ihn zu fesseln drohen.

Auch das Setting passt hervorragend zur Handlung. Marie und Jost verstecken sich in einer großen Stadt und erleben dabei am eigenen Leib, wie groß die Unterschiede zwischen arm und reich sind. Dabei werden sie in einen Mordfall hineingezogen und geraten in noch größere Gefahr.

„Die Flucht der Meisterbanditin“ ist eine sehr spannende und unterhaltsame Maskerade, eine aufregende Verfolgungsjagd inkl. Versteckspiel vor großer historischer Kulisse.