VIel Potenzial, deutlich ausbaufähig umgesetzt
Hübsches Cover, einen spannenden Klappentext, das richtige Genre, mehr braucht ein Buch nicht, um auf meine Leseliste zu wandern. So war es auch bei diesem, trotz mir unbekannter Autorin war ich sofort ...
Hübsches Cover, einen spannenden Klappentext, das richtige Genre, mehr braucht ein Buch nicht, um auf meine Leseliste zu wandern. So war es auch bei diesem, trotz mir unbekannter Autorin war ich sofort fasziniert. Leider hielt die Faszination nicht so lange an wie erhofft, selbst wenn das Buch nicht unbedingt schlecht war.
Mir gefielen der jugendliche Schreibstil und die Wahl der Ich-Perspektive von Elin als Sicht aus der erzählt wird. Beides hat es mir als Leser leicht gemacht in die Geschichte reinzukommen und mich auf das Geschehen einzulassen, zumal man dadurch meist eine gute Beziehung zu den Figuren aufbauen kann. Leider haben sich meine Sympathien zu Elin in Grenzen gehalten, ihr Charakter war nicht so furchtbar besonders, dass sie mir nachhaltig in Erinnerung bleiben würde. Nett und eine passable Protagonistin, aber niemand, zu dem ich eine enge Leser-Figuren-Beziehung hätte aufbauen können.
Ebenso geht es mir mit der männlichen Hauptfigur, Esra hat mich nicht besonders beeindruckt, zumindest nicht vom Charakter her. Seine Herkunft dagegen fand ich mehr als spannend, jedes bisschen über sein Geheimnis habe ich aufgesaugt wie ein Schwamm und ich war beinahe ein wenig traurig, dass das Buch keine Illustrationen dazu hatte.
Des weiteren muss ich gestehen, dass ich mit Elin und Esra manchmal durcheinander gekommen bin. Wäre das mein Buch, hätte ich meinen Protagonisten auf keinen Fall Namen mit nicht nur dem gleichen Anfang sondern auch zudem noch der gleichen Buchstabenanzahl gegeben, das schreit geradezu nach Verwechslung. Sehr unglücklich gewählt, finde ich, zumal beide Namen je nach Herkunft sowohl männlich als auch weiblich sein können.
Was mir im Verhältnis der Figuren zueinander aufgestoßen ist, ist die Erziehungsberechtigte von Elins Bruder Nico, deren gemeinsame Tante Sina. In wichtigen, entscheidenden Situationen, in denen man annehmen würde, dass jetzt mal jemand mit Verantwortung einschreitet, war sie unauffindbar und hat nicht mal Erwähnung im Buch gefunden. Elin kann trotzdem kommen und gehen wie sie will, auch mal unangekündigt ein ganzes Wochenende weg bleiben, obwohl ein ehemals krebskranker Bruder zuhause auf sie wartet, und das scheint keinen zu stören.
An anderen Stellen war Sina dann zwar da, hat aber nichts nennenswertes zur Story beigetragen, daher frage ich mich, warum man Elin und ihren Bruder nicht gleich zu allein lebenden Waisen gemacht, sondern der Geschichte diesen unwichtigen Klotz namens Tante ans Bein gebunden hat.
Ebenfalls gestört hat mich das Ende des Buches. Dazu kann ich nicht viel sagen ohne zu spoilern, aber es kam zu abrupt, war zu einfach. In der einen Sekunde war alles aussichtslos, in der nächsten war die Situation wegen eines für mich fadenscheinigen und unlogischen Grundes auf einmal gerettet und alle waren glücklich und zufrieden. Es ging zu schnell, dafür dass zuvor die Welt gefühlt kurz vor dem Untergang stand, es fehlte an Raffinesse bei der Auflösung der ganzen Sache.
Mein Fazit:
Die Grundidee der Geschichte hätte eine Menge Potenzial gehabt, das ist während des Lesens immer wieder durchgeblitzt. Doch an der Umsetzung haperte es, da war vieles für mich nicht rund. Aber da das Buch mich stellenweise echt gefesselt hat, vergebe ich 3 von 5 Sternen.