„Das einzige Leben, das ich je gekannt habe, ist nicht nur auf den Kopf gestellt, sondern bis auf die Grundmauern niedergebrannt, seit ich dir begegnet bin. Und ich komme trotzdem immer wieder zurück, Sloane.“ (Zeth zu Sloane in Blood & Roses 4)
Worum geht’s?
Nach den Enthüllungen um Sloanes Schwester Alexis am Ende von Band 3 steht Sloanes Leben Kopf. Noch immer unsicher, was sie denken und fühlen soll, versucht sie die Rückkehr in ihr altes Leben zu meistern. Doch wer einmal einen Schritt in die düstere Welt um Zeth gemacht hat, wird so schnell nicht wieder entkommen. Und schon bald befinden sich sowohl Sloane als auch Zeth in Gefahr, denn offenbar haben noch einige Leute Rechnungen offen…
Blood & Roses 4 ist der vierte Band einer sechsteiligen Reihe. Das Buch ist nicht in sich geschlossen und auch nicht abgeschlossen. Es wird fortgesetzt und der Leser benötigt Vorkenntnisse aus den drei Vorgängerbänden.
Schreibstil / Gestaltung
Das Cover fügt sich wieder hervorragend in die Reihe und spricht mich optisch an, vor allem, da es durchaus geheimnisvoll daherkommt. Die Farbgebung bleibt ähnlich den Vorgängerbänden. Auch Band 4 wird wechselseitig durch Sloane und Zeth in der Ich-Perspektive erzählt, was zahlreiche Einblicke in die Gedanken der Charaktere gewährt. Der Wechsel erfolgt kapitelweise, jedoch nicht mit jedem Kapitel. Das Buch startet direkt mit einem Kapitel aus Sicht einer anderen Person, nach dem ein zeitlicher Rücksprung erfolgt, ab dem Sloane und Zeth erzählen. Im Band erfolgt später ein Zeitsprung nach vorn um wenige Tage, was jedoch alles entsprechend beschriftet ist. Der Schreibstil der Autorin bleibt gewohnt locker, ist gespickt mit zahlreichen Kraftausdrücken, Flüchen und derber Sprache, jedoch in einem stets angemessenen Rahmen. Das Buch enthält leichte Gewaltszenen und erotische Inhalte.
Mein Fazit
4 Monate sind eine verdammt lange Zeit. Solange musste ich warten, bis es endlich mit Blood and Roses 4 weiterging. Nach dem hochgradig überraschenden Ende des dritten Teils war ich so verzweifelt, dass ich fast die englische Originalversion weitergelesen hätte. Umso glücklicher war ich, als dann endlich die deutsche Fassung erschien. Und was soll ich sagen? Ich habe sie noch am gleichen Abend verschlungen.
Der Einstieg in die Geschichte startete mit einer kurzen Verwirrung und einem fetten Fragezeichen, denn das erste Kapitel wird von einer fremden Person, die ich nicht zuordnen konnte, erzählt. Schon bald versteht man, wieso. Auf dem ersten Blick hat die Szene nichts mit dem Buch zu tun, doch zugleich war ich das ganze Buch hindurch gespannt, welche Rolle sie spielen wird. Und ich bin mir auch verdammt sicher, dass wir besagte Erzählperson in einem Folgeband wiedersehen werden. Doch zurück zu Sloane und Zeth. Nach den Enthüllungen am Ende eines wirklich atemberaubenden Band 3, der mit einem extremen Tempo erzählt wurde, geht es hier etwas sachter weiter. Sloane muss ihre Welt neu sortieren, die neuen Erkenntnisse einordnen und dann wäre da noch das fette Problem, dass sie eigentlich Ärztin ist und einen Job hat. Zeth hingegen hat keinen. Wobei, nicht ganz, sein neuer Job besteht eher darin, nicht umzukommen. Denn es haben echt einige Leutchen ein Hühnchen mit ihm zu rupfen -Zeth hat aber auch eine ziemlich lange Hitlist an Leuten, denen er gern mal die Leviten lesen mag. Und so fokussiert sich die erste Hälfte des Buches mehr auf die grundlegende Geschichte, Hintergrundinformation und vor allem: Die Beziehungsdynamik von Sloane und Zeth. Anfangs empfand ich es fast, als würde das Buch mit angezogener Handbremse fahren und war fast schon verärgert. Doch als die Erkenntnis kam, dass die Autorin hier Tempo rausgenommen hat, damit man sich etwas mehr auf die tieferliegenden Hintergründe konzentrieren kann, war ich hierfür sogar dankbar. Die zweite Hälfte des Buches hetzt den Leser dann wieder atem- und fassungslos durch einen Pageturner, der mit so vielen Enthüllungen endet, dass ich das Buch an die Wand schleudern wollte. Ich werde zurückgelassen mit einem Haufen Puzzleteilen und keinen blassen Schimmer, was gespielt wird. Und ich muss wieder warten, bis es weitergeht…
Die Causa Alexis spielt in diesem Band zunächst eine stark untergeordnete Rolle, scheint nach den End-Enthüllungen jedoch für Band 5 und 6 sehr wichtig zu werden. Zeth muss sich seinem gefährlichen Duell gegen seinen ehemaligen Chef stellen, der auch Sloane als Schachfigur auf dem Spielbrett positioniert. Garniert wird dies alles mit zahlreichen Schockmomenten und Gefahren, allerdings auch mit vielen fast schon gefühlvollen – aber gewiss nicht kitschigen! – Momenten, die die Beziehung zwischen Zeth und Sloane beleuchten. Hier liegt für mich der größte Knackpunkt dieses Buches: Die Bereitschaft der beiden, sich auf das Leben des anderen einzulassen, ohne sich selbst aufzugeben oder vom andere zu erwarten, dies zu tun. Vielleicht funktionieren die beiden – jenseits jeglicher Konventionen – deshalb so gut. Ich mag hierbei, dass die Autorin beiden weiterhin Raum für ihre eigene Persönlichkeit gibt und weder Zeth zum Softie noch Sloane zur Gangsterbraut mutiert, beide jedoch durchaus andere Züge von sich zeigen. Der böse Junge scheint ein Herz zu haben (zumindest für Sloane) und im zornigen Mädchen steckt verdammt viel Mut (zumindest, wenn es um Zeth geht). Thematisch werden neue Plots gesponnen, die sich überraschend an alte Plots anfügen und immer wieder ein neues Bild entstehen lassen. Doch ich bin mir sicher, dass in den Folgebänden noch so einige Enthüllungen kommen, die vieles in einem neuen Licht erscheinen lassen.
Auch in diesem Buch habe ich mich wieder sehr über die Dialoge zwischen Zeth und Sloane, ihre Wortduelle und Reibereien amüsiert. Dieses Mal kommen auch zahlreiche Handlungen dazu, die wahlweise Zeth, Sloane oder beide auf die Palme bringt. Es macht einfach Spaß, die beiden mitzuerleben. Highlight bleibt mal wieder Zeths grenzenloser Zynismus und seine bissigen Gedanken. Doch auch Sloane zeigt mehr und mehr, wie verdammt gut sie fluchen kann. Sie lernt halt vom Besten. Was Sloane auch lernt, ist die Vielseitigkeit von Zeths sexuellen Möglichkeiten. Natürlich spielt auch in diesem Buch Erotik wieder eine Rolle, allerdings empfinde ich die Sexszenen als auf den Punkt passend in die Story integriert mit einer interessanten Vielseitigkeit und einer wirklich sehr niveauvollen, anspruchsvollen Art erzählt. 0815 gibt es bei der Autorin nicht.
Band 4 reiht sich absolut würdig zu seinen drei Vorgängern ein. Ich bin jedes Mal begeistert, wie die Autorin es schafft, für jedes Buch eine neue Handlung zu präsentieren, ohne dass es langweilig, abgedroschen oder abgehoben wirkt. Hiervon können sich einige Autoren auf dem deutschen Dark Romance Markt eine heftige Scheibe abschneiden. Wie immer war der schlimmste Moment an diesem Buch die Erkenntnis, dass die letzte Seite angebrochen ist. Doch mit einem bittersüßen Zitat, jeder Menge Fragen und einer gehörigen Portion wurde ich aus dem Buch entlassen und fiebere Band 5 und 6 entgegen. Ich kann mich nur wiederholen: Blood and Roses ist und bleibt für mich die beste Dark Romance Reihe, die ich bisher gelesen habe. Und es bleibt die Frage: In was für ein Schlamassel ist die arme Sloane dort hineingeraten?
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]