Hat mich nach dem ersten Band enttäuscht
Redwood Love – Es beginnt mit einem KussDer Klappentext:
Alte Freunde, neue Liebe?
Redwood, Oregon. Eine kleine Stadt zwischen Bergen und Meer. Hier betreibt Flynn O’Grady gemeinsam mit seinen beiden Brüdern eine Tierarztpraxis. Da er von Geburt ...
Der Klappentext:
Alte Freunde, neue Liebe?
Redwood, Oregon. Eine kleine Stadt zwischen Bergen und Meer. Hier betreibt Flynn O’Grady gemeinsam mit seinen beiden Brüdern eine Tierarztpraxis. Da er von Geburt an taub ist, muss Flynn sich bei der Arbeit mit den Tieren auf seine anderen Sinne verlassen. Und auf Gabby, seine Assistentin. Die beiden sind ein perfekt eingespieltes Team und auch privat beste Freunde. Deshalb ignoriert Flynn sein Herzklopfen, wann immer er sie zu lange ansieht. Nur lassen sich manche Dinge nicht für immer ignorieren. Vor allem, wenn man in einer Kleinstadt voller schamloser Kuppler wohnt …
Zum Schreibstil:
Die Autorin schreibt sehr locker und flüssig und schafft es gut, Flynns Taubheit für den Leser greifbar zu machen. Ebenso ist die Atmosphäre durch Beschreibungen von Figuren und Schauplätzen wieder gut hergestellt worden. Einzig gestört hat mich, dass doch viele Sachen mehrmals wiederholt wurden. Das ist mir doch sehr aufgefallen.
Zu den Charakteren:
Beide Charaktere kannte ich schon aus dem ersten Band. Jetzt aber liest man aus ihren Perspektiven und das eröffnet natürlich ganz andere Möglichkeiten.
Gabby fand ich als Protagonistin sehr interessant. Sie ist eher unscheinbar, beschreibt sich selbst als gewöhnlich und definitiv keine, die durch irgendwelche schrägen Besonderheiten auffällt. Dennoch ist sie eine Frau, in die sich ein Mann leicht verlieben kann und noch wichtiger, eine Frau mit einem noch viel höheren Wert, wenn man es denn so nennen will. Gabby ist herzlich, aufopferungsvoll, fröhlich, gutmütig, tierlieb, hat ein offenes Ohr für jeden, sehr empathisch und kann niemandem etwas zu Leide tun. Dazu ist sie gerade in Hinblick auf Lebewesen, die ihre Hilfe brauchen sehr gefühlvoll. Es war wirklich sehr schön, wie gut man das als Leser nachvollziehen konnte und auch mitbekommen hat. So zeigt sie zum Beispiel sehr oft sehr starke Gefühle, aber es ist einfach Gabby und sie weint einfach für die mit, die es nicht können.
Gestört hat mich dann an ihrem Charakter aber ein wenig, dass sie in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen sehr wenig Vertrauen hat und da auch gar nicht richtig nachdenkt. Sie lässt sich unheimlich schnell verunsichern und bemisst sich dann auch gar keinen Wert mehr bei, dass ich als Leser das Gefühl bekam, sie wäre überdramatisch. Manchmal konnte ich ihre Gedankengänge einfach nicht nachvollziehen, denn ihre Gefühle und Gedanken schwankten mir zu sehr von einem zum anderen. Das hat teilweise auch ganz schön die Geschichte ins Schleudern gebracht, denn auch Flynn verhält sich so.
Tja, Flynn hat mir nicht so gut gefallen muss ich ehrlich sagen. Klar, ich fand es toll, wie er trotz seiner Behinderung durchs Leben geht, was für ein großes Herz er für Tiere und auch für Hailey hat und auch, dass er so viel an andere denkt und dabei oft selbst zurücksteckt. Aber ansonsten wirkte er auf mich einfach total unsicher und zwiespältig. Ich habe nie so richtig mitbekommen, dass er eine klare Meinung hat und seine Gedankengänge waren oft unheimlich feige. Da konnte noch so viel mit seiner Behinderung argumentiert werden. Er ist eben nur taub, ist gut integriert in der Gesellschaft, hat Freunde und einen Job, viele Menschen, die ihn lieben und sieht dazu noch gut aus, hat Charme und Humor. Warum dann sich so fertig machen und vor allem: warum sich nicht einfach mal freuen? Diese Erkenntnis kam so spät, dass mich deren Fehlen vorher einfach unheimlich genervt hat. Ich hätte echt gedacht, dass Flynn etwas mehr für Sachen einsteht.
Zur Geschichte allgemein:
Wäre Flynn nicht taub gewesen, wäre die Geschichte nach ungefähr vierzig Seiten zu Ende gewesen. So viel kann ich schonmal sagen. Am Anfang geht alles unheimlich schnell. Plötzlich sind da Gefühle und plötzlich müssen sie entlassen werden (Natürlich kommen sie nicht aus dem Nichts, aber es macht zunächst den Eindruck auf den Leser). Gleichzeitig beginnt es aber dann auch schon kurios zu werden. Die Geeschichte von zwei besten Freunden, die dann auf einmal tiefere Gefühle füreinander haben, habe ich nicht zum ersten Mal gelesen. Dafür habe ich aber zum ersten Mal lesen dürfen, wie eine der Personen die Gefphle des Anderen ins Lächerliche zieht. Das fand ich echt etwas heftig und völlig unpassend. Etwas mehr Nachdenken wäre da ganz schön gewesen, aber das können beide Protagonisten nicht so ganz. Sie würden am liebsten einfach in ihrer Wohlfühlzone bleiben, aber irgendwiefunktioniert das nicht.
Ebenfalls lächerlich und etwas übertrieben fand ich dann die anderen Bewohnere Redwoods, die sich meinten einmischen zu müssen. Okay, es hat die Geschichte sehr vorangetrieben, aber es kam aus dem Nichts, war völlig kindisch und hat mir irgendwie den Charme Redwoods verdorben. Etwas dezenter wäre schön gewesen. Bei Avery und Cade empfand ich es als besser gelungen.
JETZT KÖNNTE ICH EIN WENIG SPOILERN!
So, und dann kommt der erste Kuss, der aber eher ungeplant geschieht und der dann irgendwie nicht weiter verfolgt wird. Es ist, als sei er nie geschehen, dabei müsste sie sich doch wenigstens Gedanken darüber machen? Da man unter anderem aus ihrer Perspektive liest, kann ich bestätigen, dass sie es NICHT tut. Das wirkte auf mich einfach unrealistisch.
Die nächsten zweihundert Seiten bestehen dann aus etwas Handlung und jede Menge wirren Gedanken. Gabby zum Beispiel beschwert sich, dass sie von anderen schlecht gemacht wird (oder ihr zumindest das Gefühl vermittelt wird), während sie sich selbst schlecht macht, Flynn haut Erklärungen raus, die ihn nicht durch seine Behinderung traumatisiert wirken lasen, sondern einfach nur dumm. Wirklich sehr schade das Ganze, denn der Leser bekommt schon viel früher ein ganz anderes Gefühl vermittelt und kann so nichts davon mehr nachvollziehen.
Ebenso genervt hat mich, dass es mehr als nur eine „Was wäre wenn“-Szene gab. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, indem die Chaaktere sich so davor zieren, etwas zu tun und lieber darüber nachdenken, was passiert, wenn sie es tun oder eben nicht tun. Auf die Dauer hat es das Buch echt in die Länge gezogen.
Das dazwischen: die beiden stehen voreinander, plötzliche Begierde überfällt sie, sie küssen sich und dann… nichts. Ein Versehen. Auf gar keinen Fall hat der andere Gefühle für mich. Erst als sie dann irgendwann halbwegs zueinander stehen, war es fr mich wieder erträglich, mit „anzusehen“.
So, jetzt kommt aber noch der Wendepunkt: Natürlich begründet der sich wieder auf dem: ich denke nach und es kommt nichts Gutes dabei heraus. Ende der Geschichte: Beide sollen Zeit zum Nachdenken haben. Eigentlich keine schlechte Idee, da sie das beide zwischendurch wie bereits erwähnt viel zu wenig getan haben. Allerdings ist das Nachdenken dann nur sehr kurz und plötzlich ist alles wieder gut. Gabby erinnert sich daran, warum sie Tierarzthelferin werden wollte. Für mich eine lasche Begründung, denn den Grund konnte ihr jeder vorher schon ablesen. Bei dieser Geschichte ist es wirklich so, dass es um zwei Freunde geht, die immer schon zusammen sind, weil sie ohneeinander gar nicht funktionieren können und zwar, weil sie sich sonst beide wertlos fühlen.
Das war so mein grober Abriss der Geschichte. Jetzt vielleicht noch etwas Positives. Ich fand es sehr gut, wie Gabby mit Flynns Taubheit umgegangen ist. So wurde dem Leser auf jeden Fall vermittelt, dass es kein Hindernis darstellen muss und für die Protagonisten schon gar nicht.
Außerdem fand ich Drake, Every, Zoe, Brent, Hailey, Avery und Cade wieder toll. Gerade Drake war super. Ich freue mich echt darauf, seine Story zu lesen, da er immer das ausgesprochen hat, was mir durch den Kopf ging. Weiter fand ich auch die Geschehnisse im Kontext der Tierarztpraxis spannend und interessant.
Fazit:
Das Buch war nicht ganz so, wie ich es mir versprochen hatte. Hier haperte es mir wirklich an den Protagonisten, die die Geschichte einfach negativ beeinflusst habe. Etwas mehr Nachdenken, ein bisschen mehr Selbstvertrauen und ein wenig mehr Handeln hätte ihnen wirklich nicht geschadet. Der Schreibstil war jedoch gut, Redwood wieder ganz süß und der Band macht auf jeden Fall Lust auf Drakes Geschichte, denn man erhofft sich danach einen Protagonisten, der schon ein paar Weisheiten verinnerlicht hat.
Von mir gerade so 3 von 5 Sterne.