❀Hierbei handelt es sich um ein Rezensionsexemplar❀
❧ Zusammenfassung:
Leah lebt in einer religiösen Gemeinde. Eines Tages taucht ihr bester Freund Simon an ihrem Arbeitsplatz auf und bringt ihre ganze Welt durcheinander. Vor einem Jahr ist Simon mit ihrem Bruder Aaron aus der Gemeinde geflohen und erklärt Leah jetzt, das alles was sie kennt nur aus Lügen und Geheimnissen besteht.
Ihr ganzes Leben lang hat Leah gelernt, dass das Leben außerhalb der Gemeinde gefährlich und unsicher ist. Doch nach Simons Geständnis kann sie ihrer Familie einfach nicht mehr vertrauen. Nachdem Leah ihm in die Welt außerhalb folgt und merkt, dass diese voller Freiheit und Versuchungen ist wird ihr immer mehr bewusst, dass sie sich entscheiden muss zwischen einem Leben voller Musik und in Freiheit oder einem Leben mit ihrer Familie in der Sicherheit der Gemeinde.
❀”Es tut weh, seine Stimme zu hören. Mein Kopf ist voller Fragen und trotzdem leergefegt, mein Mund trocken.” (S. 21)❀
❧ Meine Meinung:
Das Cover hat mir echt gut gefallen, da es meine Lieblingsfarben beinhaltet und für mich das Buch gut widerspiegelt. Es ist nicht unglaublich laut, sondern leise aber voller Emotionen. Die kleinen Details, die eingearbeitet sind, wie der Hochsitz, harmonieren für mich miteinander.
Zudem sind die Gestaltungen innerhalb des Buches wunderschön. Man merkt sofort, wie viel Liebe und Arbeit in die Gestaltung gesteckt wurden. ❤
Die Zuordnung eines Genres fällt mir in diesem Fall wirklich schwer. Ich würde es als Jugendbuch bezeichnen in der eine Liebesbeziehung eine große Rolle spielt, aber eben nicht alles ist. Für mich waren viele Themen präsent, wie der Glaube, die Familie und Freiheit. Dabei hatte ich nicht das Gefühl, das Religiösität im Vordergrund steht, sondern eher der Umgang damit.
Da Leah in einer religiösen Gemeinde lebt, die mich sehr an die Amische erinnert hat, ist ihr Alltag dadurch natürlich auch geprägt. Es werden viele Gottesdienste abgehalten, auf denen Leah Klavier spielt und nur kirchliche Lieder spielen darf. Männer und Frauen wohnen getrennt bis zur Ehe und es wird sich anscheinend sehr früh verlobt. Leahs Vater spricht hierbei von “Gottes Willen”, da man nicht trennen sollte, was Gott zusammengeführt hat, dabei ist es einfach nur sein eigener Wille.
Die zentralste Figur im Buch war für mich Leah, da das Buch auch überwiegend aus ihrer Sicht erzählt wird. Sie wirkte auf mich zunächst sehr fromm und unterwürfig, da sie es ihrem Vater immer recht machen wollte. Dabei ist sie gar nicht so brav wie man denkt, weil sie sich öfter mal raus schleicht und Simon trifft, als dieser noch in der Gemeinde lebt. Leah war für mich sehr vielseitig und verändert sich außerhalb der Gemeinde erheblich, aber nicht so, dass sie mir fremd vorkam, sondern wie eine selbstbewusstere Version ihrer selbst.
Hierzu trägt Simon erheblich bei. Er unterstützt Leah und fordert sie gleichzeitig heraus. Gleich von Anfang an spürt man die Verbindung zwischen den beiden. Für mich war sofort klar, dass zwischen ihnen mehr als nur Freundschaft sein muss. Anders konnte ich mir den Ausbruch von Leah nicht erklären, als Simon bei ihrer Arbeit auftaucht. Hier empfand ich wirkliches Mitleid mit beiden. Ich konnte ihre Reaktion sehr gut nachvollziehen, da sie wahrscheinlich noch nie emotional so verwundet wurde, wie von Simon und ihrem Bruder Aaron. Andererseits musste ich direkt darüber nachdenken, wie es für Simon gewesen sein musste..
Ich liebe Nebenfiguren in Büchern. Natürlich fiebere ich mit den Hauptfiguren mit, aber meistens mache ich mir noch mehr Gedanken um die Nebenfiguren, da man im Normalfall nicht allzu viel von ihnen erfährt ?
Besonders geliebt habe ich Kiste und Judith. Aber Kiste noch mehr! Er war so authentisch und mir sofort sympathisch. Er geht komplett ohne Vorurteile auf Leah zu und nahm Simon und Aaron auf, als sie nicht wussten wohin. Er ist einfach ein guter Freund und sagt was er denkt. Natürlich will man nicht immer alles hören, aber mir gefällt das an Menschen sehr. Ich könnte mir vorstellen, das viele Interesse an einem Spin off oder ähnliches zu Kiste hätten ? Ich würde mich definitiv freuen!
Judith war wie eine Ersatzmutter für Leah, wobei man eine Mutter natürlich nicht wirklich ersetzen kann. Sie hält immer eine schützende Hand über sie und achtet darauf, dass es Leah möglichst gut geht. Die Entwicklung von Judith hat mich absolut begeistert! Ich hätte am Anfang nicht gedacht, dass sie noch eine so große Rolle spielen würde, aber sie ist mir richtig ans Herz gewachsen.
Generell kann ich sagen, dass ich absolut keine Probleme hatte mich in die Figuren einzufühlen, weil es mir so einfach gemacht wurde durch die schönen Beschreibungen. Ich kenne mich nicht wirklich mit religiösen Gemeinden aus und bin auch absolut kein gläubiger Mensch, aber im Buch wurde alles so erklärt, dass ich keine Schwierigkeiten hatte es nachvollziehen zu können. Die Beschreibungen wurden super schön in die Geschichte eingearbeitet und wirkten auf mich nicht wie eine Erklärung, sondern passten einfach in das Geschehen.
In Sarahs Buch wird das Geschehen hauptsächlich aus Leahs Sicht geschildert. Jedoch kommen gegen Ende immer mehr Kapitel aus Simons Sicht hinzu, was mich begeistert hat. Ich habe mich so oft gefragt, was gerade in Simon vorgeht und so konnte ich einen kleinen Einblick in seinen Kopf bekommen ?
Für mich war die Geschichte sehr flüssig und in sich schlüssig. Es gab keinen Moment in dem ich gestutzt habe oder das Verhalten nicht nachvollziehen könnte. Die Spannung nahm immer weiter zu und ich habe die ganze Nacht gelesen, um zu erfahren, wie es ausgeht.. Sarah benutzt bei der Beschreibung von Emotionen viele bildliche Ausdrücke, wodurch es für mich noch greifbarer wurde. Teilweise waren die Gedanken von Leah wirklich poetisch! Zudem hat es mich wirklich sehr gefreut, dass es Wendungen gab mit denen ich nicht gerechnet hätte, wozu ich aber hier nichts sagen möchte. Ansonsten werdet ihr mich für den Spoiler auf ewig hassen ?
Mir fiel es bereits schwer dem Buch ein Genre zuzuordnen und genauso ergeht es mir mit der Zielgruppe. Dieses Buch gehört einfach in keine Schublade! Ich würde es sowohl Jugendlichen, als auch Erwachsenen ans Herz legen, weil ich glaube, dass das Buch so facettenreich ist, das jeder etwas für sich findet. Mir hat es viele wichtige Botschaften mitgegeben, die ich mit meinem Leben verknüpfen konnte und ich hoffe, das es euch beim Lesen genauso ergeht. ❤
❀”Mit aller Kraft versuche ich, mir ein Lächeln abzuringen, aber selbst dann sieht es mehr nach Schatten als nach einem Strahlen aus.” (S. 73)❀
❧ Mein Fazit:
Als Fazit kann ich definitiv festhalten, dass ich euch das Buch empfehlen kann. Es ist sehr sanft und doch irgendwie voller Kraft. Mir hat während des Lesens teilweise das Herz geblutet, weil es so ehrlich ist und so viel Wahrheit enthält. In meinem Kopf sind immer noch viele Fragen zu den Charakteren. Nicht weil mir was gefehlt hat, sondern weil ich mir wünsche das es weitergeht. Ich möchte mehr über die Gemeinde erfahren, über Judith und Kiste. Unbedingt mehr über Kiste! Und vielleicht über Aarons gemeinsame Zeit mit Simon. Es hat noch so viel Potenzial und ich hoffe es kommt noch mehr. Viel, viel mehr!
❀”Alles, was mir jetzt bleibt, sind Erinnerungen, von denen ich merke, wie sie langsam, wie in einem Sieb, durch meinen Kopf tröpfeln. Und ich es nicht schaffe, sie aufzufangen.” (S. 62)❀