Alle Jahre wieder
Die WeihnachtsgeschwisterTamara, Elisabeth und Ingmar sind inzwischen um die 40 Jahre alt. Jedes Jahr besuchen sie zu Weihnachten mit ihren Familien ihre Eltern in der Heimat. Sie sind „die Weihnachtsgeschwister“ im gleichnamigen ...
Tamara, Elisabeth und Ingmar sind inzwischen um die 40 Jahre alt. Jedes Jahr besuchen sie zu Weihnachten mit ihren Familien ihre Eltern in der Heimat. Sie sind „die Weihnachtsgeschwister“ im gleichnamigen Roman von Alexa Hennig von Lange. So beschaulich wie auf dem Cover ist die Stimmung in der Geschichte allerdings nicht.
Die Geschwisterfamilien übernachten in einem nahegelegenen Hotel, aber am Tag vor Heiligabend trudeln sie traditionell bei den Eltern ein. Alles scheint den ewig gleichen Abläufen zu folgen, doch dann stellt sich heraus, dass die Mutter die aufgetischte Suppe nicht selbst gekocht hat. Dieser Umstand ist nicht der einzige, der unter den Anwesenden für heftige Diskussionen sorgt. Nach einem Hotelfrühstück am nächsten Tag sollte dann eigentlich die Routine wieder greifen und die Vorbereitungen im elterlichen Haushalt den alten Gewohnheiten folgen. Doch beim Eintreffen der drei Geschwister öffnet ihnen keiner die Tür. Ängste machen sich breit, Gedanken beginnen zu Kreisen.
Alexa Hennig von Lange nahm mich als Leserin im Roman gleich zu Beginn mit vor die Haustür der Eltern, die sich bald darauf öffnet, um die Familie von Tamara einzulassen. Tamara ist die Älteste des Dreiergespanns der Geschwister. Die Autorin richtet die Aufmerksamkeit abwechselnd auf eine der Schwestern beziehungsweise auf Ingmar. Den Dreien ist aufgrund der Erfahrungen in den letzten Jahren von Anfang an bewusst, dass das Fest nicht nur harmonisch sein wird, sondern Streitereien zu erwarten sind. Die Figuren der gesamten Familie sind abwechslungsreich gestaltet und einige davon, zur Herausstellung der gegensätzlichen Meinungen, ein wenig überzeichnet. Im Verlaufe der Gespräche geht es um Anerkennung, Positionsgerangel im Familiengefüge, aber auch um Erziehungsfragen und Lebenseinstellungen, so wie im richtigen Leben eben. Trotz der eigentlich angespannten Situation versteht es Alexa Hennig von Lange der Erzählung durch eine Spur Sarkasmus einen leicht heiteren Unterton zu geben.
Es kommt zum Ausdruck, dass es nicht immer einfach ist, als erwachsenes Kind die Rolle zu wechseln, jenseits der bequemen bekannten Riten sich auf Neues einzulassen und unterschiedliche Meinungen mit Respekt zu begegnen. Die Gestaltung unserer Kommunikation ist dabei wichtig, denn Worte können tief verletzen. Sicher trägt auch ein Teil Erfahrung der Autorin aus ihrer eigenen großen Familie dazu bei, dass ihre Erzählung realistisch wirkt. Zum Schluss weist der Roman „Die Weihnachtsgeschwister“ noch eine überraschende Wendung auf, die nicht nur die Geschwister zum Nachdenken bringt und in Erinnerung bleibt. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.