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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.03.2020

Cosy Crime in Dettebüll

Mathilda oder Irgendwer stirbt immer
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Dora Heldt schafft es immer wieder, mich mit ihren Büchern zu bezaubern. 
Diesmal geht der Tod um im malerischen Dettebüll.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht die herzensgute Mathilda, die zeitlebens ...

Dora Heldt schafft es immer wieder, mich mit ihren Büchern zu bezaubern. 
Diesmal geht der Tod um im malerischen Dettebüll.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht die herzensgute Mathilda, die zeitlebens von ihrer bösartigen Mutter gepiesackt worden ist.
Zum Glück beendet ein Missgeschick ihre Schreckensherrschaft, aber das Dorfidyll wird auch durch allerhand Machenschaften getrübt. Irgendetwas Geheimnisvolles geht unter der Hand vor und manch einer zeigt unverhofft ganz andere Seiten von sich.

Die Autorin hat zu ihrem leichten, humorvollen Schreibstil zurückgefunden (in "Drei Frauen am See" zeigt sie sich viel ernsthafter).
Sie betritt hier das Genre des Cosy Crime, das ich vor allem eher aus dem Englischen kenne, was aber hervorragend auch ins Norddeutsche passt. Die Dialoge sind munter gestaltet, die Charaktere größtenteils skurril, und die Handlung so aberwitzig, dass auch Mord und Totschlag ihren Schrecken verlieren. 
Weil das Gute siegt, und die Bösen ihre gerechte Strafe erhalten, ist man als Leser rundum zufrieden.

Ein sehr schöner, kurzweiliger Roman, den ich als Hörbuch gehört habe.
Super vorgetragen von Katja Danowski. Ihre Stimme ist sehr angenehm. Gekonnt und einfühlsam verleiht sie den Personen Leben,
denn sie spricht in verschiedenen Stimmfärbungen und auch mit unterschiedlichen (dezenten) Dialekten. Perfekt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.03.2020

Bennie wie immer faszinierend

Beute
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Dieser neueste Band von Deon Meyer enthält drei ganz und gar unterschiedlichen Verbrechen.

- Ein Ex-Polizist, der mittlerweile als Personenschützer arbeitet, wird erst vermisst und dann Tage später als ...

Dieser neueste Band von Deon Meyer enthält drei ganz und gar unterschiedlichen Verbrechen.

- Ein Ex-Polizist, der mittlerweile als Personenschützer arbeitet, wird erst vermisst und dann Tage später als Leiche aufgefunden.

- In Frankreich lebt unerkannt ein afrikanischer Ex-Geheimdienstler, der sich eine bescheidene, zufriedene neue Existenz aufgebaut hat. Er erhält Besuch aus seiner Vergangenheit und wird vor eine schwierige Gewissensentscheidung gestellt.

- Das Team um Bennie Griessel wird gebeten, unauffällig einen angeblichen Selbstmord zu untersuchen. Tatsächlich finden sie eklatante Ungereimtheiten, und die Spuren führen zum Geheimdienst.

Nach und nach offenbart sich das fein gesponnene Netz, das alle drei Szenerien zu einem Gesamtbild zusammenfügt. Bennie Griessels Charakter ist wieder sehr glaubhaft skizziert. Das mag ich so sehr an Deon Meyers Romanen. Er schildert einen Menschen, der an seinem Beruf zerbrochen ist, dessen privates Glück in Scherben lag und der sich mit größter Kraftanstrengung, und leider auch mit Rückfällen, täglich gegen seine Alkoholsucht stemmt. Dieser Charakter ist nicht gewollt sperrig, wie es neuerdings in vielen Krimis Mode geworden ist. Nein, Benny ist ein Mensch wie aus dem Leben gegriffen. Natürlich verfolgt man seine Ermittlungen mit Spannung, und gerade bei diesem Buch gibt es einen faszinierenden Showdown, aber genauso atemlos wartet man auf ein Happy End mit der Liebe seines Lebens.

Ich kenne nichts von der Realität in Südafrika, aber ich denke, dass Deon Meyer sie schon sehr gut wieder gibt mit ihrer Mentalität der Bestechung und Einflussnahme. Wie gesagt, ich bin ein Fan von Deon Meyer und ein noch größerer Fan von Bennie. Also hoffe ich auf einen Folgeroman.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.02.2020

BSV gibt nicht auf

Scheintod
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Die "Blutblume" von Louise Boije af Gennäs hat mich schon so dermaßen in ihren Bann gezogen, dass ich dem Erscheinen von ihrem Fortsetzungsroman "Scheintod" mit Spannung entgegen gesehen habe.
Mit ihrem ...

Die "Blutblume" von Louise Boije af Gennäs hat mich schon so dermaßen in ihren Bann gezogen, dass ich dem Erscheinen von ihrem Fortsetzungsroman "Scheintod" mit Spannung entgegen gesehen habe.
Mit ihrem alten Leben hat Sara abgeschlossen, zieht um in eine andere Wohnung und sucht sich eine neue Arbeitsstelle, die ihr quasi in den Schoss fällt. Doch immer noch ist sie bei den falschen Gelegenheiten misstrauisch und bei anderen unvorstellbar gutgläubig. Natürlich ist bei ihrem Job wieder mal etwas oberfaul. Ausserdem befinden sie und ihr familiäres Umfeld sich immer noch im Fokus vom mysteriösen BSV. Es gibt herbe Verluste, aber was diese Vereinigung letztendlich erreichen will, bleibt im Dunkeln.
Objektiv betrachtet ist dieser Plot genauso realitätsfern wie "Blutblume". Dennoch kann mich die Autorin mit ihrem fantasievollen Spannungsbogen an die Seiten fesseln. Diesmal gibt es weniger ermüdende Zeitungspassagen. Stattdessen gibt es mehr Einblicke in die Gedankenwelt des ermordeten Vaters, an dessen Person auch die ersten Zweifel auftauchen. Auf welcher Seite hat er gestanden? War er ein Spion? Vor allem die unvollständigen, sibillinischen Auskünfte der erkrankten Mutter schüren das Rätselraten des Lesers...
Superspannend und lesenswert.

Veröffentlicht am 24.01.2020

Keine weisse Weste

Wisting und der fensterlose Raum
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Eigentlich beginnt Wistings neuester Fall gar nicht als Cold Case. Er soll den Ursprung von 80 Millionen Kronen in dem Nachlass eines Politikers klären. Schnell ergeben sich Querverbindungen zu einem Jahrzehnte ...

Eigentlich beginnt Wistings neuester Fall gar nicht als Cold Case. Er soll den Ursprung von 80 Millionen Kronen in dem Nachlass eines Politikers klären. Schnell ergeben sich Querverbindungen zu einem Jahrzehnte zurückliegenden Vermisstenfall, und dann sogar zu einem zeitgleich stattgefundenen Raubüberfall.
Wistings Tochter wird quasi Sonderermittlerin, weil sie unter der Tarnung als Journalistin einiges unauffällig recherchieren kann.
Mir hat diese Folge fast noch besser gefallen als der Vorgänger (Wisting und der Tag der Vermissten). Hier steckt einfach viel mehr Bewegung drin, was leider auch zu Kosten von Charakterisierung und psychologischen Strukturen geht.
Der Fall an sich ist gut durchdacht, aber die Ermittlung geht leider haarsträubend dilettantisch vonstatten. Dennoch hält der Autor mit seinem prägnanten Schreibstil die Spannung bis zum Ende hin hoch. Wisting-Fans werden nicht enttäuscht sein.

Veröffentlicht am 13.12.2019

Anfänge des Frauenskisports

Lottes Träume
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Noch heute steht in Wien das Mizzi Langer-Kauba-Haus in der Kaiserstrasse 15, und damals wie heute beherbergt es ein Bergsportfachgeschäft. Mizzi Kauba war 1905 die erste weibliche Teilnehmerin des ersten ...

Noch heute steht in Wien das Mizzi Langer-Kauba-Haus in der Kaiserstrasse 15, und damals wie heute beherbergt es ein Bergsportfachgeschäft. Mizzi Kauba war 1905 die erste weibliche Teilnehmerin des ersten Skirennens in Lilienfeld. Der Bergsport erschloss sich nur zögerlich der Bevölkerung und Frauen waren damals gar nicht gern gesehen. Insofern war Kauba eine Vorkämpferin für die Frauen auf diesem Sektor. 

Mit dieser Frauenfigur hat sich die Autorin Beate Maly befasst, und in Anlehnung an deren Lebensgeschichte einen spannenden Schicksalsroman um die fiktive Lotte Seidl gewoben. Lotte ist ein Kind der Berge. Nach dem Tod des Vaters sucht sie eine Anstellung in der Stadt. Mizzi Kauba stellt sie als Verkäuferin ein, denn sie ist mit Abstand die einzige Frau, die sich auf diesen neuen Sport in den Bergen, dem auch Kauba verfallen ist, versteht, und somit die Kundschaft gut beraten kann. Schicksalhaft verliebt sie sich in einen jungen jüdischen Arzt aus reichem Haus, der standesgemäß weit über ihr steht. In romanhafter Form klingen sozialkritische Elemente dieser Epoche an: Standesunterschiede, schlechte Arbeitsbedingungen der Arbeiterschaft, bittere Armut der Unterklasse, fehlende Krankenkassen... Das geschieht aber ausschließlich im Kontext und ist nicht Hauptthema. So entsteht auf unterhaltsame Weise ein Sittengemälde Wiens um die Jahrhundertwende, eingepackt in eine herzerwärmende Liebesgeschichte mit all den üblichen Schwierigkeiten und Missverständnissen, die sich ergeben müssen, damit die Hauptpersonen einem ans Herz wachsen und man einem Happy-End entgegenfiebert.

"Lottes Träume" ist ein relativ dickes Taschenbuch mit einem ausdrucksstarken Cover, das gekonnt den Unterschied zwischen Stadt und unberührter Bergwelt darstellt. Man möchte es in einem Rutsch durchlesen. Genau deswegen vergebe ich 5 Lesesterne und empfehle die Lektüre gerne weiter.