Dieses Buch hat es mir echt schwer gemacht. Sehr sehr schwer. Und ich weiß gar nicht so recht, wie ich es nun bewerten soll.
Ich wusste von Anfang an, dass ich hier nicht mit der Lockerheit und dem Witz wie aus "KS & TW" rechnen kann. Trotzdem hatte ich so meine Probleme, wirklich in die Geschichte rein zu kommen.
Der Schreibstil von Carina Bartsch ist unglaublich gut. Sehr detailreich, ausführlich und unglaublich bildhaft. Ich konnte das Meer in Sylt sehen, den Wind spüren, die salzige Luft riechen und den Sand zwischen meinen Zehen spüren. Die Autorin hat wirklich ein großes Talent dafür, alle Sinne anzusprechen und alles so genau zu beschreiben, dass man es mit allen Sinnen aufnehmen kann. Leider galt das für einen großen Teil des Buches nur für die Umgebung und die Handlung an sich, nicht aber für die Protagonisten. Und genau damit hatte ich meine Schwierigkeiten.
Es gibt einige Personen in diesem Roman. Von dem einen erfährt man mehr, von dem anderen weniger. Aber mir war es bei keinem genug. Sowohl bei Collin als auch bei Jana erfährt man ihre ganze Geschichte erst so ziemlich zum Ende. Bei manch anderen erfährt man gar nicht alles. Darum fiel es mir oft schwer, bestimmte Handlungen und Verhaltensweisen nachzuvollziehen.
Nach dem Lesen frage ich mich, ob das vielleicht auch Absicht war. Ob man den Menschen einfach im Hier und Jetzt sehen soll. So wie er gerade ist, mit all seinen Problemen und Ängsten etc. Und dass es im Prinzip keine Rolle spielt, WARUM ein Mensch so ist, sondern nur, DASS er eben so ist und dass man ihn so akzeptieren muss.
Trotzdem fand ich gerade Jana's Entwicklung sehr schön. War sie doch am Anfang kaum in der Lage auf bestimmte Situationen zu reagieren, so vermochte sie zum Ende sogar anderen Hilfe geben. Ich fand es toll, wie sie mit sich gewachsen ist und neue Hoffnung schöpfen könnte, um dann ein wirklich eigenständiges leben zu führen.
Und auf den letzten 150 Seiten hat mich die Story dann auch richtig mitgerissen. Weil man dann über alles Bescheid wusste und weil dann endlich die Protas in den Vordergrund traten. Endlich sind wahre Emotionen bei mir angekommen. Ich habe mit Jana gefühlt, gelitten und geweint. Genauso wie mit Collin. Ich habe gebangt, wie es ausgeht und fand diese zarte und unschuldige Liebesgeschichte dann nur noch wunderschön.
Mit einigen Abschnitten und Sätzen hat mich Frau Bartsch dann wieder mitten ins Herz getroffen und diese habe ich dann auch mehrmals gelesen und mir gewünscht, dass sich bestimmte Sätze in mein Hirn einbrennen, weil ich sie nie wieder vergessen möchte.
Wäre das komplette Buch so gewesen, hätte ich mit viel Freude 5 Schmetterlinge vergeben. Leider habe ich mich die ersten 300 Seiten aber fast etwas gequält. Da ich aber immer noch sehr begeistert von ihrer Erzählweise bin und mir trotz allem jedes Buch von ihr kaufen würde, vergebe ich hier 3.5 Schmetterlinge.
Es ist ein schönes und sehr tiefgründiges Buch, dass leider anfangs viel drumherum erzählt, aber trotzdem heraussticht. An jeden Fan der Autorin würde ich es weiter empfehlen, ich kann mir aber vorstellen, dass einige auch eher enttäuscht sein werden, weil es so ganz anders ist.
Ein Dankeschön geht an den Verlag für das Rezensionsexemplar.