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Veröffentlicht am 04.01.2020

Ein spannender Thriller, der unter die Haut geht

Eisgrab
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Bereits das Cover von Eisgrab erzeugt Gänsehaut. Es bringt eindrucksvoll die Kälte des „ewigen Eises“ Grönlands rüber und hat mich sofort neugierig. Matthew Cave ist ein dänischer Journalist, der seine ...

Bereits das Cover von Eisgrab erzeugt Gänsehaut. Es bringt eindrucksvoll die Kälte des „ewigen Eises“ Grönlands rüber und hat mich sofort neugierig. Matthew Cave ist ein dänischer Journalist, der seine Arbeit sehr ernst nimmt. Sein Spezialgebiete sind Nachforschungen über mysteriöse Todesfälle. So auch in diesem Thriller.

Das Buch beginnt mit einer anderen Hauptperson, die jeden Tag mit ihrer Büchse in der Nähe des Wildwechsels liegt. Es ist in der Nähe des Ortes Tasiilaq und die Einwohner des Dorfes mögen die Frau mit dem Namen Tupaarnaq nicht. Ein weiblicher Jäger? Mit einer Flinte? Nein, das Jagen darf nie von Frauen durchgeführt werden. Hier oben in Grönland ist es ausschließlich dem „starken Geschlecht“ vorbehalten. Und dann soll sie auch noch ihren Vater ermordet haben. Es wäre also gut, wenn sie verschwände. Matthew und Tupaarnaq machen sich gemeinsam auf den Weg und suchen die Halbschwester Matthews. Dabei stoßen sie auf Verbrechen der Vergangenheit und treten sowohl den Amerikanern als auch der Polizei Grönlands auf die Füße. Und nicht nur das. Sie begeben sich in große Gefahr.

Der Einstieg war für mich perfekt. Weil der Autor es bestens verstand, mich durch seine bildhafte Sprache ins Geschehen eintauchen zu lassen. Am Anfang ist es ein wenig schwierig, sich die fremd klingenden Namen zu merken und es ist ein Hin und Her zwischen dem Heute und Gestern. Durch den Aufbau der Spannung legt sich das Schwierige aber sehr schnell und ich war gefangen von diesem spannenden Thriller. Für mich ein typisches Buch eines nordeuropäischen Autors.

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Veröffentlicht am 18.12.2019

"Ballastexistenzen" und andere Wortschöpfungen der Nazis

Frieda
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Am 04.12.2019 jährte sich der Geburtstag von Elfriede Lohse-Wächtler zum 120. Mal. Dazu schreibt die Autorin des Romans Frieda, Dagmar Fohl, folgendes:

Ich musste ihr und allen Menschen, die in nationalsozialistischen ...

Am 04.12.2019 jährte sich der Geburtstag von Elfriede Lohse-Wächtler zum 120. Mal. Dazu schreibt die Autorin des Romans Frieda, Dagmar Fohl, folgendes:

Ich musste ihr und allen Menschen, die in nationalsozialistischen psychiatrischen Anstalten ermordet wurden, ein Denkmal setzen.

Wann ist das Erlebte Vergangenheit? Die Antwort lautet: NIEMALS.


Elfriede verließ mit 16 ihr Elternhaus. Der strenge und zur Brutalität neigende Vater war für sie nicht mehr zu ertragen. Sie lebte zunächst bei Freunden und zog dann mit ihre späteren Ehemann, dem Maler und Sänger Kurt Lohse. Die Ehe zeichnete sich durch brutale Kämpfe beider Seiten aus und war weder für Frieda noch für Kurt dauerhaft erträglich. Sie trennten sich später und damit kam Elfriede nicht zurecht. Sie wurde krank, erholte sich aber rasch. Später wusste der Vater sich keinen Rat mehr und ließ sie in die „Landes-, Heil- und Pflegeanstalt Arnsdorf einweisen.

Der Roman ist ein erschütternder Bericht einer jungen Frau, die an ihren Plänen und ihrer Unrast scheiterte. Dazu trug auch das Misslingen der Ehe mit Kurt bei. Sie konnte die Trennung nie verwinden. Was sie in der Anstalt erlebte und allein, dass sie als Ballastexistenz bezeichnet wurde, sagt alles über die damalige Zeit. Frau Fohl ist es gelungen, mir als Leser die Gefühle Friedas mit all den Ängsten und auch den Phasen in Hochstimmung, plastisch zu vermitteln. Die Ich-Erzählerin berichtet aus der Sicht Friedas und das genau so verworren, wie wohl deren Gedanken auch waren. Zwischendurch störten mich die abgehackten Sätze ein wenig aber die Begeisterung für das Buch blieb. Es ist traurig, dass mittlerweile wieder Stimmen laut werden, die von lebensunwertem Leben faseln. Ein ganz wichtiges Buch, dass auch in Schulen gelesen werden sollte.

Nach dem Epilog folgt noch einmal das Foto des Covers und der Lebenslauf der Künstlerin. Auch die aufgeführten Personen werden vorgestellt. Danach gibt es die Erklärung von Begriffen, wie etwa die „Dresdner Sezession“. Die Autorin macht auf Literatur zum Thema aufmerksam und beendet das Buch mit Quellenangaben zu den Zitaten und Texten im Buch.

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Veröffentlicht am 15.12.2019

Welch ein berührendes Buch

In den Fängen der Schuld
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Marius Morelli ist Kriminalkommissar und arbeitet in der Polizeidienststelle Köln-Kalk. Als er kurz vor Feierabend in die Kölner Altstadt gerufen wird, denkt er zunächst an einen ganz normalen Überfall. ...

Marius Morelli ist Kriminalkommissar und arbeitet in der Polizeidienststelle Köln-Kalk. Als er kurz vor Feierabend in die Kölner Altstadt gerufen wird, denkt er zunächst an einen ganz normalen Überfall. Ganz normal bedeutet hier, dass mal wieder Hooligans einen Israeli so sehr verletzten, dass er ins Krankenhaus gebracht wurde. Hier war auch ein Baseballschläger im Spiel. Marius ist Italiener und wird von einem Hool als „Kanake“ bezeichnet. Rassismus vom Feinsten und das von Anhängern des Cottbuser Fußballvereins. Seit Silvester 2016 und der Demo von „HOGESA“ reagieren die Kölner Staatsbediensteten äußerst empfindlich, wenn Rechte und zudem auch noch Schläger, Kneipen unsicher machen. Zudem heißt es, dass der Täter ein Hakenkreuz auf dem Arm tätowiert hatte. Aber, stimmt die Täterbeschreibung auch tatsächlich? Morelli fährt zunächst ins Krankenhaus und fragt dort den Geschädigten, wen er benachrichtigen soll. Daraufhin fährt er zur Wohnung des Enkels, er kommt jedoch zu spät….

Ein rasanter und spannender Krimi. Zudem hat sich die Autorin mit einem brisanten Thema befasst und dieses äußerst klug umgesetzt. So ganz nebenbei erfährt der Leser ein wenig von der Vergangenheit, nämlich als Israel zum Staat gemacht wurde. Gleichzeitig beschreibt sie die tief sitzenden Konflikte durch den Hass, der bereits von den Urgroßeltern in die Herzen gesät wurde. Mir gefiel das Buch so gut, weil es niemals oberflächlich war. Aber auch, da beide Seiten beleuchtet werden. Und ich gebe gerne zu, dass ich meine einseitige Meinung sehr hinterfragte und mir seitdem viele Gedanken über die Palästinenser mache. Jede Münze oder Medaille hat zwei Seiten und das gilt auch hier. Die Sprache ist gehoben und die Charaktere sehr gut ausgearbeitet. Ja, es ist ein Buch, welches fünf Sterne und meine Leseempfehlung auf jeden Fall verdient.

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Veröffentlicht am 12.12.2019

So war es also im Juni des Jahres 1914

Der Attentäter
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Aus unterschiedlichen Perspektiven schreibt der Autor über die letzten sieben Tage im Leben des Thronfolgers und Erzherzogs sowie seiner Frau Sophie. Das ist zum einen das Ehepaar, dann der Attentäter ...

Aus unterschiedlichen Perspektiven schreibt der Autor über die letzten sieben Tage im Leben des Thronfolgers und Erzherzogs sowie seiner Frau Sophie. Das ist zum einen das Ehepaar, dann der Attentäter und seine Begleiter, Mitarbeiter des Geheimdienstes und Polizeibeamte. Obwohl der Leser weiß, wie das Attentat ausgeht, die Spannung ist so mitreißend, dass ich kaum daran dachte. Was danach kam ist wohl allen bekannt und die Folgen spüren wir bis heute.

Der Autor Ulf Schiewe schreibt im Nachwort seines Romans Der Attentäter folgendes:
„Es gibt viele Sachbücher zu dem Thema, aber nur ein guter Roman kann einem die Gefühle der beteiligten Menschen wirklich näher bringen. Das persönliche Drama, wie sie es möglicherweise erlebt haben.“ Von diesem Zitat unterstreiche ich jedes Wort und genau so empfand ich es beim Lesen. Herr Schiewe schilderte die politische Lage in Serbien und Bosnien, Österreich und Deutschland. Die Sorge der Verantwortlichen vor einem Anschlag sowie auch die Gründe der jungen Männer, einen Mord zu begehen. Woher kam der Hass und hätte der Mord nicht verhindert werden können? Welche Vereinigung verbirgt sich hinter der „Schwarzen Hand“ und welche Rolle spielte sie bei dem Attentat?

Für mich war es das erste Buch des Autors und als eifrige Leserin historischer Romane bin ich begeistert. In klarer und gehobener Sprache erläutert Herr Schiewe, wie die Welt damals aussah. Dazu recherchierte er intensiv und ich als Leser lernte Fakten, die ich so nicht wusste. Im Anhang erwähnt er drei Bücher, die maßgeblich als Grundlage für den Roman dienten. Hervorheben möchte ich hier, dass die Gedanken des Attentäters zur Motivation keineswegs erfunden sind. Er wurde kurz danach interviewt und auch das verarbeitete Herr Schiewe in diesem Buch. Nach dem Dank des Autors folgt noch das Glossar und ein Personenverzeichnis. Hier sieht der Leser, welche Akteure tatsächlich lebten. Für mich eines der besten Bücher in diesem Jahr 2019 und gäbe es mehr als fünf Sterne, ich würde sie gerne vergeben.

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Veröffentlicht am 11.12.2019

Pferde sind keine Maschinen

Aufstand der Pferde
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Schon beim Betrachten des Covers zog mich das Buch Aufstand der Pferde von Audrey Harings in seinen Bann. So liebevoll wurde es gestaltet. Die Illustrationen setzen sich auch im Inneren des Buches fort ...

Schon beim Betrachten des Covers zog mich das Buch Aufstand der Pferde von Audrey Harings in seinen Bann. So liebevoll wurde es gestaltet. Die Illustrationen setzen sich auch im Inneren des Buches fort und sind auch hier beachtenswert. Der natürliche Gesichtsausdruck der Tiere gefiel mir dabei besonders gut.

In dem Buch geht es um die Stute Trinidad und ihre Freunde. Sie stehen jeden Tag am Marktplatz von Sevilla und warten auf Kundschaft. Was für Menschen selbstverständlich ist, gilt für die Pferde nicht. Nämlich vorgeschriebene Ruhezeiten mit der Möglichkeit zum Saufen und Fressen. Oder Schattenspender in der Mittagshitze, auch davon können die Vierbeiner nur träumen. Die meisten Menschen beachten sie nicht einmal, sondern sehen sie wohl als Maschinen an. Das will Trinidad nicht mehr hinnehmen und möchte, dass sich das ändert. Doch, wie soll das geschehen und wer könnte ihr dabei helfen?

So ein wunderschönes Buch. Es zeigt aus der Sicht von Pferden, was Menschen beim Umgang mit ihnen versäumen. Und das ist nicht nur in Sevilla so. Auch in großen Städten Deutschlands kutschieren sie Touristen durch die Gegend oder müssen auf Weihnachtsmärkten stundenlang im Kreis laufen. Aufstand der Pferde ist spannend aufgebaut und die Sprache ist kindgerecht aber nie kindisch. Die Geschichte regt (hoffentlich) zum Nach- und Umdenken an. Die Schrift ist schön groß gehalten und ideal für Großväter und -mütter, wenn sie den Enkeln vorlesen möchten. Gäbe es mehr als fünf Sterne, ich würde sie vergeben.

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