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Veröffentlicht am 16.12.2019

Spannender Fall, sympathische Ermittler

Dunkle Botschaft
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Julia Schwarz, die frisch ernannte Leiterin der Rechtsmedizin wird in die Wohnung der jungen Fabienne gerufen, die in der Badewanne einen Stromschlag erlitt. War es ein Unfall, dass das Handy in die Wanne ...

Julia Schwarz, die frisch ernannte Leiterin der Rechtsmedizin wird in die Wohnung der jungen Fabienne gerufen, die in der Badewanne einen Stromschlag erlitt. War es ein Unfall, dass das Handy in die Wanne fiel oder doch eher ein Suizid, überlegen die Ermittler. Doch Julia bekommt beim Anblick des Tatorts Zweifel, da stimmt was nicht. Ihr Instinkt trügt sie nicht. Bei genauerer Untersuchung entdeckt sie auf der Kopfhaut ein verstecktes Tatoo mit einem Twitterlink. Dieser offenbart ein grausames Rätsel das einen weiteren Mord angekündigt, wenn die Ermittler dieses Rätsel nicht rechtzeitig lösen und das Opfer retten. Der Druck ist enorm, denn wer könnte ein Interesse daran haben, eine unauffällige Mitarbeiterin in einem Bestattungsunternehmen töten zu wollen. Doch im Umfeld der toten Fabienne war nicht alles rosig. Während Julia versucht das Rätsel zu knacken, beobachtet sie ihren Vater in einer für sie unerklärlichen Situation. Das belastet sie so sehr, dass sie noch nicht einmal mit ihrem Freund Florian, dem Chefermittler darüber reden kann. Dafür bringt dieser Vorfall sie auf eine Idee, die sie an den nächsten Tatort bringt, genau zum Todeszeitpunkt des zweiten Opfers. Der Täter stößt sie weg, aber sie kann ihn nicht erkennen. Die Opfer scheint nichts zu verbinden, bis auf das neue, unheimliche Rätsel, das den nächsten Mord ankündigt.

Dies ist der vierte Fall der Gerichtsmedizinerin Julia Schwarz und Kriminalkommissar Florian Kessler. Die beiden sind frisch liiert, nachdem Julia wohl in der Vergangenheit einige schwere Tragödien hinter sich hatte, die sie eben auch dazu bewogen haben Pathologin zu werden. Das ergibt sich nebenbei, so dass man auch gut ohne Vorkenntnis der Reihe mit dem 4. Fall des Teams einsteigen kann. Julia Schwarz fand ich gleich sehr sympathisch, ich mag es auch sehr, wie diese Reihe das Privatleben der Ermittler und Pathologen miteinbezieht. Genug, dass man zu ihnen eine emotionale Bindung aufbaut, aber nicht so viel, dass es die Spannung lähmt. Die Spannung ist durchgängig auf hohem Niveau und voller Rätsel. Es werden verschiedene Verdächtige präsentiert, wobei für mich eigentlich relativ bald ein Täter klar war, weil dieser Erzählstrang andernfalls sonst ohne Relevanz wäre. Die Spannung lag für mich daher vor allem in der Frage: warum handelt er so? Was verbindet die Opfer mit dem Täter? Wie gelingt es dem Team, den Täter zu überführen? Natürlich wird hier auch das scheinbar ungeschriebene Thrillergesetz erfüllt und die Ermittler geraten beim großen Showdown in Lebensgefahr. Das finde ich auch gut inszeniert, allerdings habe ich schon Zweifel, dass die Leiterin der Pathologie so viel aktiv ermittelt und ihren Bürokram Bürokram sein lässt, aber vor allem auch, dass sie zwar stets ein Handy dabei hat, Florian auf diesem ständig unerreichbar ist und sie dann nicht wenigstens Nachrichten schickt oder hinterlässt, wenn sie schon nicht auf Verstärkung wartet. Mit einem unbeantworteten Telefonat, würde ich mich nicht zufrieden geben, schon gar nicht, bevor ich mich bewusst in Gefahr begebe.

Svenja Pages mag ich als Sprecherin sehr gerne, sie klingt sympathisch, wohl moduliert und immer gut verständlich. Ihrer warmen Stimme höre ich gerne zu, solange sie die weiblichen Parts spricht. Bei den Männern wird es bisweilen etwas zu aufgesetzt, verstellt. Nicht bei Florian, den finde ich noch ganz angenehm, aber ihre Ausgestaltung seines Partners Martin gefällt mir nicht, da sie für mich zu unnatürlich klingt. Zum Glück ist er aber keine der Hauptpersonen. Julia, Florian und auch Julias neue finnische Assistentin gelingen ihr tadellos, wobei mir letztere fast noch am besten gefällt, weil ich ihren finnischen Einschlag so charmant finde.

Die Aufmachung des Tonträgers ist recht spartanisch, aber dafür ist er im Verhältnis zur Laufzeit auch sehr günstig. Das finde ich bei Thrillern, die man eher durchsuchtet, als sie mehrmals zu hören, einen entscheidenden Vorteil.

Ein guter packender Thriller, mit sympathischem Team, den ich empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 16.12.2019

Geschichte als großes Ganzes

Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser
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Dieser Band beginnt mit einem von der Enkelin des Autors geschriebenen Vorwort, das erzählt, wie es kam, dass ihr Großvater diesen Klassiker schrieb. Eigentlich sollte er nämlich ein englisches Geschichtsbuch ...

Dieser Band beginnt mit einem von der Enkelin des Autors geschriebenen Vorwort, das erzählt, wie es kam, dass ihr Großvater diesen Klassiker schrieb. Eigentlich sollte er nämlich ein englisches Geschichtsbuch für Kinder aus dem Englischen ins Deutsche übersetzen, da es derartiges auf Deutsch noch nicht gab. Doch er fand, das von ihm zu übersetzende Werk so schlecht, dass er dem Verleger vorschlug, ein eigenes besseres Werk auf Deutsch zu schreiben. Der Erfolg hält über Jahrzehnte an und lediglich der zweite Teil, musste viele Jahre nach dem zweiten Weltkrieg, um weitere Kapitel bis zur europäischen Union ergänzt werden. Im Jahre 2001 verstarb er.

Ernst H. Gombrich ist studierter Kunsthistoriker und so fließt in seine Darstellung der Geschichte auch immer etwas Kunstgeschichte mit ein, z.B. wenn er über die Höhlenmalerei der Steinzeitmenschen, die Wandmalereien in den ägyptischen Pyramiden, die Jagdszenen auf griechischen Vasen oder die Schönheit in der Schlichtheit der Akropolis preist. Aber es ist keine kunstgeschichtliche Abhandlung, man könnte es auch einfach ganzheitlich nennen, denn auf die prägenden Kulturformen der jeweiligen Zeit wird eingegangen, auch auf Sport, Theater, Musik und Religion. Dabei wird eben auch geschildert, dass es teilweise die Religion eines kleinen Volkes ist, die ihm geschichtliche Bedeutung verleiht. Dabei kommen eigentlich auch alle großen Volksreligionen und Kulturen zu Wort. Besonders beeindruckend fand ich die Erklärung des Orakels von Delphi. Mir war bisher nicht bekannt, dass das Orakel durch Erdgase völlig benebelt war und daher eher unklar gelallt, als gesprochen hat... So wird wie in diesem Beispiel auch oft die Herkunft gewisser Redensarten erklärt, was die Kinder wirklich interessant finden und die Eltern bisweilen auch nicht wussten. Meine größte Sorge bereiteten mir die religiösen Schilderungen, wobei ich ausgerechnet Buddha und Lao-Tse gemeinsam mit meinem Pubertier hörte. Beim Zuhören wurde mir heiß und kalt, als ich begriff, dass sie ja die Meditation von Buddha und Lao-Tse, das Streben nach dem Nichts, dem Nirwana oder auch den Zustand eines Käfers zu erreichen, einfach mit Chillen übersetzen könnte. Zum Glück ist das nicht passiert, ich bekam nie die Ausrede fürs Nichtstun zu hören, dass sie nach Höherem strebe ;) Die Jüngere freute sich, ihr aktuelles Reli-Referatsthema wieder zu entdecken: Der Auszug der Juden aus Ägypten. Im Gegensatz zum Text in ihrem Relibuch, war dieses Kapitel für sie aber gut verständlich. Aber auch wenn er den Buddhismus und Lao-Tse erläutert und die Bedeutung des Judentums, der ägyptischen und griechischen Götter, so wird doch offenbar, daß er eindeutig Christ ist und von der christlichen Kirche in seinem Selbstverständnis geprägt. Da ich selbst dazu gehöre und diese Werte an meine Kinder weitergebe stört es mich nicht, könnte bei einigen aber nicht gut ankommen. Ich habe erfreut festgestellt, dass meine Schulbildung doch gründlich war. Ich habe alles schon mal im Unterricht gehabt, aber immer nur ausschnittsweise und nie als ineinandergreifende Zusammenhänge. Daher wird auch auf die Philosophen eingegangen, wie auch Diogenes, der ja doch auch verblüffende Ähnlichkeiten mit Buddha und Lao-Tse aufweist und auch mit dem modernen Trend des Minimalismus. In seiner Dinge werden aber wohl noch nicht einmal 100 Dinge Platz gefunden haben, aber er war schon für Alexander den Großen beeindruckend. Für mich beeindruckend, war die Fähigkeit dieser großen Herrscher riesige Reiche über Jahre zu beherrschen, ganz ohne die Mittel der modernen Kommunikation. Das macht mich schon neugierig, wie sie das denn eigentlich angestellt haben, in Zeiten, in denen Briefe monatelang unterwegs waren. Ach ja, die Leistung der einzelnen Völker Schriftsprachen zu entwickeln wird übrigens auch jeweils unter die Lupe genommen.

Sehr erstaunlich finde ich, dass dieses Hörbuch, obwohl seine Vorlage bereits so alt ist (1935) noch immer von Kindern gut verstanden wird, auch wenn der Wortschatz stetig im Wandel begriffen ist. Da die Buchvorlage aus dem Jahre 1935 stammt, ist sie nicht mehr immer unbedingt politisch korrekt, für heutige Verhältnisse. Erstaunlicherweise, hat meinen Mann das überhaupt nicht gestört. Wer aber vermeiden möchte, dass die Kinder Begriffe wie „Neger“ hören, der sollte hier nicht zugreifen. Es ist ein historisches Dokument.

Mein Mann war von Christoph Waltz als Sprecher ganz angetan. Er spricht wohl moduliert und nie monoton. Da macht es Freude zuzuhören. Seinen kleinen österreichischen Einschlag finde ich charmant. So, wie in vielen seiner frühen Filme, klingt er hier nicht wie ein Bösewicht, sondern einfach freundlich, wie ein netter Onkel, der einem Kind etwas erklärt. Oft hat man auf Deutsch nicht die Gelegenheit einem Oscar-Preisträger zu lauschen.

Es ersetzt kein Geschichtsbuch und kein Lernen für die Schule. Aber dieses Hörbuch kann etwas ganz Wichtiges: Kindern Geschichte als ganzheitliches Subjekt nahe zu bringen, zu verdeutlichen, dass es mehr um Zusammenhänge und das große Ganze, als um einzelne Jahreszahlen geht. Klar, es werden auch Jahreszahlen genannt, aber vom einmaligen Hören, prägt man es sich ja nicht ein. Daher werden oft auch zeitliche Parallelen und andere zeitliche Zuordnungen geschaffen. Es weckt vor allem Interesse und das finde ich wertvoll. Ab 10 Jahren wirklich zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 02.12.2019

Märchenhafte, dunkle Fortsetzung der Dornröschenvariation

Maleficent: Mächte der Finsternis
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Fünf Jahre sind vergangen, seit Aurora in einen verwunschenen Schlaf fiel, aus dem sie nur der Kuss der wahren Liebe retten konnte. Ein Kuss, den ihr ausgerechnet, die Frau gab, die sie kurz nach ihrer ...

Fünf Jahre sind vergangen, seit Aurora in einen verwunschenen Schlaf fiel, aus dem sie nur der Kuss der wahren Liebe retten konnte. Ein Kuss, den ihr ausgerechnet, die Frau gab, die sie kurz nach ihrer Geburt verfluchte. Nachdem sie ihr allerdings 16 Jahre lang beim Aufwachsen zusah, hat sie sie so sehr ins Herz geschlossen, dass sie es war, die das Mädchen aufrichtig genug liebte, um es auch erlösen zu können. So kennt man die Geschichte doch eigentlich gar nicht? Tja, Königin Ingrith, der Mutter von Prinz Philip hat die Wahrheit auch nicht so ins politische Kalkül gepasst, weshalb sie sich bei der Verbreitung der Geschichte, einer anderen Legende bediente. Was Ingrith dabei vorhatte, wie sie die Strippen von langer Hand zog, das erfährt man in dieser Fortsetzung der Geschichte von der dunklen Fee. Aurora ist unglaublich glücklich in ihrem Königreich der Moore zwischen all den Elfen, Feen und anderen magischen Wesen. Doch in der letzten Zeit verschwinden immer wieder Elfen und Feen auf unerklärliche Weise, worüber die Moorbewohner in heller Aufregung sind. Aurora nimmt diese Vorgänge nicht so ganz ernst. Als ihr Prinz Philip dann auch noch einen Heiratsantrag macht, ist sie so glücklich, dass sie es sogar vorerst vergisst. Bei ihrer Verlobungsfeier ist dann aber die Freude dahin, da so einiges schiefläuft und Maleficent erzürnt und schwer verletzt aus Schloss Ulstedt flieht. Ein Unglück bahnt sich an….
Anders als der Film ist dies ein Hörbuch ab 6 Jahren, das sollte einem bewusst sein. Es ist in der Tat ein typisches Disney Märchen, bei dem man gewiss sein kann, dass alles gut werden wird und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende. Meine Tochter (12) wollte den Kinofilm unbedingt sehen, obwohl sie Teil 1 nicht kannte, da sie Bösewichte so spannend findet. Maleficent ist jedoch gar nicht böse, das ist nur Image. Das fand sie etwas schade, aber nur etwas, denn in Königin Ingrith war eine wirklich sehr böse Königin mit ihren Intrigen zu bestaunen. Anders als Aurora, die Königin der Moore, ist Maleficent ein durchaus zwiespältiger Charakter, der im ersten Teil viel mitgemacht hat und nun nach dem Guten strebt, solange sie nichts aus der Bahn wirft oder an ihren Überzeugungen rüttelt. Eigentlich sehr menschlich.
Was ich an der Maleficents Geschichte mag ist, dass sie die eigentliche Dornröschen-Geschichte etwas „geraderückt“. Es ist nicht der Prinz, der mit seinem Kuss der wahren Liebe die Prinzessin aus dem Schlaf geweckt hat und Auroras Eltern sind nicht liebevoll besorgt und die drei „guten“ Feen sind etwas dusselig. Das ist eigentlich ganz witzig als Idee, wenn auch die guten Feen diesmal nicht vorkommen. Dafür lernt man eine Menge neuer magischer Moorbewohner kennen, sowie guter und schlechter Menschen. Prinz Philip bleibt etwas blass, aber anders als in der ursprünglichen Disney Verfilmung kommt es hier auf ihn ja gar nicht so an. Er hat eher eine Nebenrolle. Wirklich wichtig sind vor allem Maleficent, Aurora, Ingrith und ein paar helfende Feen, allen voran der neu einführte Conell, ein dunkler Feenmann und Ingriths Handlanger Lickspittle. Diese sind wirklich interessant ausgestaltet und tragen die Geschichte mit. Allerdings weist sie jetzt keine besonders große Überraschungsmomente auf, aber bei einer Märchengeschichte ab 6 Jahren hätte ich das jetzt auch nicht erwartet. Da das Hörbuch deutlich länger ist, als der Film, hatte ich schnulzige Musik befürchtet, aber das blieb mir erspart. Es ist einfach nur länger, weil die Geschichte mehr ausgeschmückt ist und mehr Hintergrundinformationen eingeflochten sind. Die visuellen Eindrücke des Films werden in Worte gefasst. Dadurch konnte ich aber auch ohne Vorkenntnisse von Band 1 sehr gut folgen. Meine Töchter haben das Hörbuch an einem entspannten Sonntagnachmittag gehört und dabei friedlich gemalt, das spricht sehr für die märchenhaften Qualitäten des Werks. Mich hat es jetzt nicht ganz so gefesselt, aber ich mochte die Sprecherin sehr.
Sandrine Mittelstedt ist eine hervorragende Wahl für dieses Märchen. Ihre Stimme ist warm, weich und klingt nach liebenswerter Märchenprinzessin, solange sie nicht Königin Ingrith, oder die bisweilen verzweifelte Maleficent liest. Dann passt sie ihre Stimme natürlich an und die Bedrohlichkeit der Situation ist klar zu hören. Allerdings wird es nie zu bedrohlich für Kinderohren, die Altersangabe ist durchaus passend, sofern 6 Jährige so lange durchhalten bei einer Geschichte.
Die Ausstattung ist etwas spartanisch, gerade wenn man auf einige Bilder von Kinoszenen hofft. Aber bei über 5 h Unterhaltung zu dem Preis, ist das auch durchaus angemessen.
Ein märchenhaftes Abenteuer für Disney Fans.

Veröffentlicht am 09.11.2019

An dieser Kinderbande hätte Robin Hood seine Freude

Wenzel und die wilden Räuber
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Die Waisenjungen Wenzel und Ulle leben mehr recht als schlecht im Kloster und müssen hart arbeiten, während die Oberen es sich gut gehen lassen. Eines nachts reicht es ihm und er reißt aus! Allerdings ...

Die Waisenjungen Wenzel und Ulle leben mehr recht als schlecht im Kloster und müssen hart arbeiten, während die Oberen es sich gut gehen lassen. Eines nachts reicht es ihm und er reißt aus! Allerdings hat er ein schlechtes Gewissen, den zarten, zaghaften Ulle alleine zurückzulassen. Doch diese Sorge ist unbegründet, Ulle folgt ihm schon kurz darauf und will bei ihm bleiben. Sie wollen fortan als Räuber leben! Als sie ein Mädchen vor dem Ertrinken im Fluss retten, wächst ihre Räuberbande weiter an, denn schon bald gesellt sich auch noch ihr Bruder Jakob mit Pony dazu. Mit Bandenspruch begeben sie sich auf ihren ersten Raubzug und erbeuten nicht nur Geld, sondern auch eine Prinzessin als Bandenverstärkung. Diese denkt nämlich nicht daran, den ihr zugedachten alten reichen einfältigen Egbart zu heiraten! Dann doch lieber Räuberabenteuer erleben. Als die Kinder merken, wie schlecht es den Bauern in den Dörfern um ihre Räuberhöhle herum geht, beschließen sie mit ihnen zu teilen, von den bösen, gierigen Mächtigen zu nehmen, nur so viel zu behalten, wie sie brauchen und den Rest an Bedürftige zu geben. Dabei hoffen sie immer, Annes und Jakobs Vater zu finden, der von dem bösen Graf Fuchs von Kaltenbach überfallen wurde. Ein gefährlicher Gegner, vor dem man auf der Hut sein muss.

Eine schöne Geschichte für Kinder von 7-9 Jahren zum Vorlesen und für sehr geübte auch schon zum Selbstlesen. Die farbigen Illustrationen von Sabine Wilharm (der Schöpferin der Harry Potter Cover der deutschen Standard-Ausgabe) sind fröhlich, sehr schön und vor allem sehr zahlreich. Leider sind sie bisweilen früher abgedruckt, als der Teil der Geschichte, zu dem sie gehören, der erst auf der darauffolgenden Seite kommt. Das hat uns etwas verwundert.

Die Idee mit den Überfällen hat mir nicht so gefallen, ich hätte den Kindern ja gerne ein „Überleben im Wald-Buch“ geschenkt. Doch sind sie gutherzig und machen sich Sorgen um andere. Sie behalten nur was sie brauchen und verschenken ihre übrige Beute an Bedürftige. Dadurch werden aber auch ständig, neue waghalsige Überfälle nötig. Als Kind fand ich den Robin Hood Gedanken super und sehr gerecht. Meine Tochter (10) hatte damit auch keinerlei moralische Probleme. Die einen sind in Not, die anderen haben sich gierig mehr genommen, als ihnen zusteht, da wird ihnen wieder etwas abgenommen.... Sehr gut finde ich, dass die Kinder mit List und Tücke vorgehen, statt mit Gewalt. Das ist sehr witzig, besonders, wenn sie den einfältigen Verlobten von Prinzessin Elsbeth immer und immer wieder überfallen und ihn immer noch schaffen auszutricksen. Dabei sind die Kinder sehr vorsichtig und gegen wohl überlegt vor. Das wird sehr schön und anschaulich geschildert. Für Kinder sehr gut verständlich und nachvollziehbar. Jedes Bandenmitglied hat seine Stärken, die zusammen sie fast unbesiegbar machen. Jeder wird auf seine Weise geschätzt. Natürlich findet die Geschichte ein gerechtes und gut durchdachtes Happy End! Doch der letzte Satz, als es allen gut geht und sie glücklich und zufrieden sind, der mag spaßig gemeint sein, ist für mich aber ungerecht. Hätte ich besser aufgepasst, hätte ich ihn nicht vorgelesen.
Meiner Tochter hat es als spannendes und lustiges Abenteuer gut gefallen. Dass es so zahlreich und farbenfroh illustriert ist, ist sicherlich auch ein Pluspunkt. Mir gefiel wie die extremen Unterschiede zwischen Arm und Reich damals dargestellt werden. Der Wert eines Laib Brotes, dessen Diebstahl mehr als nur Mundraub ist, sondern Familien aus Hunger ins Unglück stürzen kann, wird ganz deutlich. Aber keine Sorge, das ist ein Thema am Rande, denn es ist eine starke Freundschaftsgeschichte, über Zusammenhalt, Gerechtigkeit und Familie. Manchmal ist Familie nämlich auch die, die man sich dazu erwählt hat und einige leben am Besten mit der Natur, als unter Menschen. Außerdem ist es eine Liebeserklärung ans Lesen und Schreiben, einer Fähigkeit, die damals den Mönchen und einigen Adeligen vorbehalten war, den Geist aber öffnet und bereichert.

Ein schönes Buch, daß wir gerne gelesen haben.

Veröffentlicht am 10.10.2019

Darf's ein bisschen Spaß sein?

Darf`s ein bisschen Mord sein?
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Dies ist Lorettas 11. Fall: Loretta Luchs arbeitet in einem Callcenter für erotische Dienstleistungen als Telefonistin, aber das muss ja nicht jeder gleich wissen. Seit sie ihrem exzentrischen Chef Dennis ...

Dies ist Lorettas 11. Fall: Loretta Luchs arbeitet in einem Callcenter für erotische Dienstleistungen als Telefonistin, aber das muss ja nicht jeder gleich wissen. Seit sie ihrem exzentrischen Chef Dennis aber mal mit ihrem detektivischen Gespür den Allerwertesten gerettet hat, genießt sie beruflich so allerlei Freiheiten, die sehr hilfreich sind, wenn sie mal wieder über eine Leiche stolpert. Aber in ihrer neuen Wohung und in ihrem neuen Viertel sieht alles ganz friedlich aus. Selbst als Gitti, die Inhaberin des Tante-Emma-Ladens um die Ecke, nach einem Sturz einen Schlüsselbeinbruch hat, denkt sie sich nichts dabei. Spontan bietet sie ihr an, im Laden einzuspringen und nimmt sich hierzu frei. Schon als Kind hat sie es geliebt Einkaufsladen zu spielen und so hat sie tatsächlich großen Spaß an ihrer neuen Tätigkeit. Doch dann tauchen seltsame Gestalten im Laden auf und wollen Gitti zum Verkauf überreden. Das kommt Loretta ziemlich merkwürdig vor, aber als sie dann doch noch eine Leiche findet und sie für den tödlichen Sturz verantwortlich sein soll, muss sie natürlich wieder ermitteln. Die Polizei will ihre Version ja einfach nicht glauben. Natürlich wird sie in ihren Nachforschungen von ihren Freunden unterstützt.

Loretta Luchs, die Sexhotlinetelefonistin ermittelt wieder. Wer Loretta kennt weiß, daß hier das Vergnügen durch Ruhrpottoriginale und skurile Situationen im Vordergrund steht und weniger kniffelige Knobeleien oder nervenzerreißende Verfolgungsjagden. Wer aufmerksam mitliest kann die Fälle stets lösen, weil sich abzeichnet, wer hinter den Taten steckt. Der Spaß steckt auch immer in den Frotzeleien untereinander, den schillernden Persönlichkeiten und Lorettas verzweifelten Versuchen die Kommissarin zu Ermittlungen zu überreden. Doch Theorien interessieren Kommissarin Küpper nicht, sie braucht Fakten! Nun ist es aber so, daß Täter normalerweise nicht ihre Visitenkarte am Tatort zurücklassen. So reicht es nicht zu wissen, wer der Täter ist, man muss es auch beweisen! Hierfür ist Loretta fast jedes Mittel recht, solange ihren Freunden nichts geschieht und sie ist sich auch für nichts zu schade. Immerhin lernt sie ja auch bei ihren „undercover“-Einsätzen eine Menge dazu und bisweilen die Leser auch, z.B. warum man Fenster nie bei Sonnenschein putzen sollte.

Wie immer spielt Kommissar-Zufall Loretta in die Hände, aber wer als Leser schon etwas älter ist, der weiß ganz genau: im Leben gibt es bisweilen die merkwürdigsten Zufälle, unser Leben ist voll davon! Zum Glück für Loretta aber auch voll mit guten Freunden, die ihr gerne helfen, da sie nie zum Eigennutz oder zu ihrer eigenen Bereicherung handelt, sondern um ihren Spürsinn zu befriedigen. Humorig und mit leichter Feder schildert Lotte Minck diesen neuesten Fall von Hornbrillen-Girl und Minipli-Man, sowie Kater Baghira. Auch wenn die Charaktere doch sehr speziell sind, erkennt man immer wieder bekannte Charakterzüge und kann selbstironisch mit Loretta schmunzeln. Die kleinen feinen Beobachtungen von Lotte Minck, geäußert durch Loretta bleiben einfach haften, zu sehr treffen sie ins Schwarze - sei es die bisweilen exzentrisch-fragwürdige Schoßhundmode oder die Beobachtungsfähigkeit nicht voll ausgelasteter Nachbarn. Hinzu kommt eine Prise Arbeitersiedlung und die Versuchung durch menschliche Schwächen wie Gier, Lust und Neugierde. Jeder erkennt was wieder, ohne sich aber selbst angesprochen zu fühlen. So lässt es sich herzhaft lachen! Wer alle Bände der Reihe nach liest, genießt auch noch das Extravergnügen den stets wachsenden und sich verändernden Freundeskreis von Loretta mitzuverfolgen. Dennoch ist auch ein Einstieg im 11. Band noch möglich. Dieser macht auf die Vorgänger neugierig, ohne zu viel zu verraten.

Vergnügliche Krimiunterhaltung zum Miträtseln, hier steht der Spaß vor der Spannung. Das Leben ist zu kurz, um nicht darüber zu lachen.