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Veröffentlicht am 18.01.2020

Die Frauen vom Alexanderplatz

Die Frauen vom Alexanderplatz
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Handlung:
Berlin 1918
Der Erste Weltkrieg ist endlich zuende, doch in Berlin steht schon die Novemberrevolution vor der Tür. Für die Stadt gibt es noch immer kein Aufatmen.
In dieser Zeit kehrt Hanna ...


Handlung:
Berlin 1918
Der Erste Weltkrieg ist endlich zuende, doch in Berlin steht schon die Novemberrevolution vor der Tür. Für die Stadt gibt es noch immer kein Aufatmen.
In dieser Zeit kehrt Hanna von ihrem Dienst als Hilfsschwester zurück, in der Heimat hat sich einiges geändert, familiär ist vieles gleich geblieben. Doch die junge Frau hat schon Pläne für ihre Zukunft geschmiedet, nicht nur beruflich, sondern auch privat. Einziges Problem an der Sache: Sind die Eltern damit einverstanden und können sie Hannas Wünsche nachvollziehen?
Währenddessen hat sich Fritzi auf den Weg nach Berlin gemacht. Sie will ihre Jugendliebe Benno zurück in die Heimat holen, wo sie ihre gemeinsame Tochter bisher alleine aufzieht. Zudem hofft sie auf ein Fortsetzen der Beziehung und malt sich eine rosige Zukunft aus. Doch findet sie den Mann auch in der großen Stadt?
Zur gleichen Zeit treffen die Schneiderstochter Vera und besagter Benno aufeinander. Schnell ist eine Anziehung vorhanden und die beiden verlieben sich. Können sie einander trauen? Ziehen sie am selben Strang und hat ihre Liebe überhaupt eine Chance?

Meinung:
Das Cover gefällt mir recht gut. Beherrscht wird es von einem strahlenden Blau, in dem sich sowohl die rote Farbe des Titels, aber auch die weißen Details am oberen Rand gut machen. Der untere Teil des Covers wird von einem Bild beherrscht, welches gleichzeitig modern, aber auch altmodisch ist. Im Hintergrund ist eine Szene aus einer Stadt zu sehen was sehr nostalgisch wirkt und eine gewisse Atmosphäre verströmt. Davor befindet sich, deutlich größer eine junge Dame, halb dem Leser zugewandt, welche nicht in der Originalszenerie vorkommt. Ich finde das etwas kritisch, es nimmt den altmodischen Charme der Alltagsszene und wirkt mir zu sehr eingefügt. Vielleicht wäre es schon besser gewesen, wenn die Dame stur nach vorn, auf die Szenerie geschaut hätte und ihr Gesicht nicht dem Leser offenbart.

Ursprünglich war mir der Name der Autorin völlig unbekannt. Ich konnte mich nicht entsinnen, ihren Namen schon mal gehört zu haben oder ein Buch von ihr gelesen zu haben. Bis mir ein Buch im Regal ins Auge gefallen ist, welches von Elke Schneefuss geschrieben wurde. Ich kann mich nicht recht an den Inhalt entsinnen, ich habe das Buch sicherlich vor weit mehr als fünf Jahren gelesen. Ich glaube aber mich daran zu entsinnen, dass ich es damals recht gut fand.
So bin ich frei an das Lesen herangegangen, auf das ich mich sehr gefreut habe. Mich hat das Buch sofort angesprochen, das Cover finde ich ganz schick, die Inhaltsangabe klingt vielversprechend und auch die Leseprobe hat mich vollkommen überzeugt.

Es gibt einen überraschend aufregenden Start in den Roman, direkt die erste Szene zeigt eindrucksvoll die Lage in der Hauptstadt. Und genau das hat sich durch den Roman gezogen: in fast jedem Abschnitt werden durch wenige Worte die Stimmung und Situation in Berlin genau wiedergegeben. Das alles wirkte sehr realistisch und auch die Sorgen und Nöte der Menschen waren stark beschrieben, was fast schon einen eindringlichen Charakter hatte.

An der Schreibweise habe ich nichts auszusetzen. Sie war klar und flüssig zu lesen, immer wieder wurden historische Details eingebunden. Es gab viele spannungs- und stimmungsreiche Szenen, die das Lesen zum Vergnügen gemacht haben.
Die Kapitel hatten eine angenehme Länge. Es war zwar nicht ganz einfach, mal eben einen Abschnitt zu lesen, dafür waren sie einen Hauch zu lang, doch gerade richtig für eine angenehme und ruhige Lesestunde.
Ich hatte absolut keine Probleme das gerade gelesen zu verarbeiten, Entscheidungen zu verstehen oder Zusammenhänge zu erfassen. Insgesamt fand ich die Handlung sehr stimmig und bündig. Alles macht am Ende einen Sinn und ist in sich geschlossen. Ich habe auch keine offenen Fragen mehr, sondern konnte das Buch ganz beruhigt weg legen und mir Gedanken über die Rezension machen.

Aufgeteilt werden die Erzählinstanzen auf die drei Damen, welche schon im Klappentext Erwähnung finden: Fritzi, Hanna und Vera. Es gibt regelmäßige Wechsel, keine kommt zu kurz und man muss nie ewig auf neue Informationen warten. Alle drei Schicksale der Damen standen im Vordergrund und waren eindeutig das Hauptthema des Buches. Dies vermischt mit den historischen Fakten war äußerst unterhaltsam, spannungsreich und atmosphärisch. Mir hat diese Mischung richtig gut gefallen, genau das setze ich an Romanen voraus.
Für mich ließ sich auch immer schnell erkennen, aus welcher Sichtweise der folgende Abschnitt geschrieben wurde. In jedem neuen Abschnitt fiel nach wenigen Sätzen schon der Name der jeweiligen Dame, um die sich die folgende Handlung dreht.
Ich fand es schön, wenn sich manchmal, vor allem am Ende die Wege einige Protagonisten gekreuzt haben. Oft ist dabei nichts Bedeutendes vorgefallen, doch es war ein nettes Detail, was die Handlung noch mal auf eine angenehme Weise verbunden hat und zu einem runden Ende geführt hat.

Alle drei Spannungsbögen wurden durchweg auf einem konstant guten Niveau gehalten. Ab und an gab es auch mal einen ruhigeren Abschnitt, der Platz zum Nachdenken und Verarbeiten gelassen hat. Stets gab es neue, überraschende Wendungen, die gleichzeitig neue Fragen aufgeworfen haben. Doch immer gab es eine plausible und recht ausführliche Lösung davon, sodass man das Buch nach dem Lesen beruhigt zur Seite legen kann.
Auch waren die getroffenen Entscheidungen stets nachvollziehbar, es lag ein natürliches Denken und Handeln der Charaktere vor. So wurde dem Roman zusätzlich noch mehr Bodenständigkeit gegeben, die Handlung erschien auch gleich noch authentischer und wahrheitsgetreuer.

Im Grunde waren alle drei Damen sehr sympathisch und liebenswert. Doch tatsächlich habe ich hier einen heimlichen Favoriten: Hanna. Sie erschien mir am bodenständigsten, war teilweise schüchterner und hatte ein ganz natürliches und charmantes Auftreten. In einigen Aspekten habe ich mich in ihr wiedererkannt und mit ihr am meisten symphathisiert. Hanna zeigt eindringlich, dass man nicht unbedingt an Menschen festhalten soll, die einem nicht gut tun und das es sich lohnt, für andere geliebte Menschen zu kämpfen.
Vera weiß genau was sie will und sie kämpft auch dafür. Das fand ich an ihrem Charaktere große Klasse. Sie erschien mir von den drei Hauptprotagonistinnen als die Taffste und Stärkste. Vera hat den Krieg in Berlin miterlebt, musste nicht nur um das Überleben von ihr und ihrer Mutter kämpfen, sondern erlebt nach dem Krieg in ihrem Bruder eine andere Person. Sie muss um Rechte und ihre Stimme in der Familie kämpfen, was sie wahrscheinlich so stark gemacht hat. Oft erscheint es, als könne die junge Frau nichts aus der Bahn werfen. Ich mochte an ihrem Charakter sehr, dass sie nicht einfach aufgibt, sondern sich auch mit anderen anlegt und ihre Meinung offen wiedergibt und verteidigt.
Fritzi war oft ein wenig das Mädchen vom Lande, was ihrem positiven und freundlichen Auftreten keineswegs geschadet hat. Im Gegenteil, ich glaube das hat sie zusätzlich nochmal besonders gemacht und von den anderen beiden Mädels abgegrenzt. Bei ihr war gut zu sehen, dass man manchmal den vergangenen Tagen hinterherrennt und dabei die Augen nicht für das Jetzt öffnet. Ich glaube das ist auch ein sehr natürliches Verhalten der Menschen, worin sich viele ein wenig wiederkennen.
Insgesamt gesehen vermitteln die Charaktere der drei Damen bestimmte Aspekte, die menschlich sind und eventuell dem Leser einen Spiegel vorhalten. Mir gefällt das, so kommt man selbst auch etwas zum nachdenken und schätzt manche Situationen anders ein.

Fazit:
Sehr schnell hat mir das Buch gut gefallen und bis zum Ende hat sich meine Meinung nicht geändert. Mir hat die Schreibweise richtig gut gefallen, die Handlung wurde stets spannend und abwechslungsreich kreiiert. Dazu gibt es äußerst sympathische und liebenswerte Charaktere, besonders mit den drei Hauptcharakteren kann man leicht eine Bindung aufbauen und sie gedanklich unterstützen.
Ich habe mir viel von dem Buch versprochen, hatte hohe Erwartungen, die vollkommen erfüllt wurden. Mir fällt wirklich kein Aspekt oder Detail ein, welches nicht hundertprozentig gepasst hat. Deshalb kann ich nur eine große Empfehlung aussprechen und ich werde in Zukunft nicht nur nach neuen Büchern der Autorin aushalten, sondern auch das, welches ich bereits besitze, nochmal lesen.

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Veröffentlicht am 30.12.2019

Drei Männer im Schnee

Drei Männer im Schnee. Inferno im Hotel
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Handlung:
Geheimrat Tobler ist Millionär. Multimillionär. Zu seiner eigenen Belustigung nimmt er unter dem Namen Eduard Schulze an einem Preisausschreiben teil, ausgerichtet von einer seiner eigenen Firmen. ...

Handlung:
Geheimrat Tobler ist Millionär. Multimillionär. Zu seiner eigenen Belustigung nimmt er unter dem Namen Eduard Schulze an einem Preisausschreiben teil, ausgerichtet von einer seiner eigenen Firmen. Und tatsächlich gewinnt Tobler den zweiten Preis: einen 10-tägigen Winterurlaub im Grand Hotel in Bruckbeuren. Tobler hält, zum Entsetzen seiner Familie, an seiner zweiten Identität fest und will den Preis annehmen. Sein Plan ist es, sich als armer Mann zu verkleiden und zu beobachten, wie die reichen Menschen, aber auch die Mitarbeiter des Hotels auf ihn reagieren werden. Toblers Tochter will dem heimlich ein Ende machen indem sie im Hotel anruft und über die Anreise eines verkleideten Millionärs informiert.
Den ersten Platz hat ein gewisser Doktor Fritz Hagedorn gewonnen. Der gute Mann ist seit Jahren arbeitslos und gehört tatsächlich zur ärmeren Gesellschaft. Aufgrund des Anrufs wird er als der verkleidete Millionär gehalten und eine unterhaltsame Verwechslungskomödie beginnt...

Meinung:
Zu dem Cover gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. In dieser Ausgabe befindet sich nicht nur der Roman, sondern auch eine kurze Erzählung des Autors. In der oberen Hälfte finden diese beiden Titel Erwähnung, die untere Hälfte wird von einem Bild beherrscht, welches eine Szene des Romans zeigt. Darauf zu sehen ist der Haupthandlungsort, das Grand Hotel, sowie die drei Hauptprotagonisten und ein Schneemann. Ein nettes Bildchen, ich finde besonders die Darstellung der drei Herren interessant. Irgendwie hatte ich sie mir etwas anders vorgestellt, finde aber auch diese Darstellung passend.

Seit gut zwei Jahren steht das Buch auf meiner Wunschliste. Eigentlich wollte ich mir die Ausgabe vom DTV Verlag zulegen, weil ich schon einige Klassiker aus dieser Reihe habe. So wollte ich mir eine kleine Bibliothek davon zulegen. Leider habe ich diese Ausgabe nur noch gebraucht gefunden und ich bin nicht so der Fan von gebrauchten Büchern. Bei Hugendubel hatte ich dann diese Publikation gefunden und sie mir kurzerhand bestellt.
Zu Weihnachten gehört für mich jedes Jahr die Verfilmung von „Drei Männer im Schnee“ dazu. Ich finde den Film unglaublich liebevoll und stimmungsreich, da wurde es für mich auch mal Zeit, die Literaturvorlage dazu zu lesen.

Die Schreibweise wurde recht hochtrabend und altmodisch gehalten. Die Protagonisten nutzen eine edlere Sprache, nur selten verfallen sie in eine Umgangssprache. So entsteht beim Lesen ein angenehmer Anspruch, der mir gefallen hat. Man wurde etwas gefordert, gleichzeitig war die Schreibweise aber auch nicht zu anstrengend.
Außerdem kam die Sprache nicht trocken, sondern immer mit einem gewissen Humor und Witz daher. Manchmal versteckt in den Sätzen, manchmal aber auch offensichtlicher. So wurde die Handlung nie langweilig oder zu langatmig, immer wieder wurden durch kleine Details oder Wendungen neuer Schwung in die Geschichte gebracht.
Mir fiel bei dem Buch wieder der besondere Schreibstil von Kästner auf. Eine angenehme Portion Humor, spöttische Bemerkungen, aber auch viel Tiefe hinter den Sätzen. Manches hat einen stärkeren Sinn als man anfangs annimmt und erst wenn man darüber nachdenkt, eröffnen sich ganz neue Interpretationsmöglichkeiten. Über einige Textstellen kann man gut nachdenken und auch das eigene Wesen etwas reflektieren. Hinter vielen Sätzen stecken unglaublich viel Wahrheit und auch einige Lebensweisheiten.
Viele Szenen sind mit dem Film identisch, meist gibt es nur kleine Änderungen oder mal eine zusätzliche Szene. So wusste ich zwar, was kommen wird, trotzdem habe ich stets mit großem Interesse weitergelesen und war gespannt darauf, wie manche Szenen schriftstellerisch geschildert werden.

Als besonders gelungen empfand ich die Darstellung der Gesellschaft. Manches mag vielleicht etwas zu überspitzt gewesen sein, doch die Wesen wurden im Grunde hervorragend getroffen. Es gibt ein buntes durcheinander von Arm und Reich, die Grenzen dazwischen sind manchmal verwischt, vor allem durch das Versteckspiel von Geheimrat Tobler. Doch meistens gibt es eine gespaltene Gesellschaft und viele Unterschiede und Reibepunkte.

Ich empfand die Charaktere als lebendig und authentisch, nicht zu überdreht oder zu markant. Ein jeder hatte ein eingängiges und variables Wesen und einen herrlichen Humor. Kein einziger kam als zu blass oder zu wenig durchdacht daher.

Fazit:
Erich Kästner beherrscht es einfach, spannende und unterhaltsame Romane zu schreiben. Diese Verwechslungskomödie hat genau meinen Nerv getroffen und ich hatte riesige Freude beim Lesen. Oft hatte ich Bilder vor Augen und obwohl mir die Handlung im Grunde bekannt ist habe ich die Geschichte voller Spannung verfolgt. Ich kann für das Buch nur eine große Leseempfehlung aussprechen. Hier handelt es sich wirklich um einen Klassiker, den man gelesen haben muss!

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Veröffentlicht am 23.12.2019

Das Weihnachtsmarktwunder

Das Weihnachtsmarktwunder
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Handlung:
Das Dorf Kleinhainichen im Erzgebirge zu Beginn des 19. Jahrhunderts
Martin wartet zusammen mit seiner Familie auf den Händler, welcher jedes Jahr ins Dorf kommt. Dieser soll das Spielzeug abholen, ...

Handlung:
Das Dorf Kleinhainichen im Erzgebirge zu Beginn des 19. Jahrhunderts
Martin wartet zusammen mit seiner Familie auf den Händler, welcher jedes Jahr ins Dorf kommt. Dieser soll das Spielzeug abholen, welches die Familie im letzten Jahr hergestellt hat und anschließend auf dem Dresdner Striezelmarkt verkaufen. Und Martin sollte mit ihm gehen, um den berühmten Striezelmarkt einmal mit eigenen Augen zu sehen und dem Händler zu helfen.
Doch alles Warten ist vergebens, es gibt nur noch einen Ausweg: Martin und sein Vater müssen selbst in die Stadt reisen und eine Möglichkeit finden um das kunstvoll geschnitzte Holzspielzeug zu verkaufen. Ansonsten wüsste die Familie nicht, wie sie finanziell über den Winter kommt.
Kurz vor dem Reiseantritt wird auch noch Martins Vater krank. Wird der 15-jährige Martin die Reise allein antreten?

Meinung:
Das Cover ist richtig schön idyllisch und nostalgisch. Die Illustration wurde mit viel Liebe und Detailreichtum gestaltet, zudem wird eine Szene des Buches dargestellt. Im Hintergrund sichtbar ist ein Wahrzeichen des Handlungsortes, die Dresdner Frauenkirche. Davor sind wenige Menschen zu sehen, am deutlichsten stechen Marie und Martin hervor, die beiden Helden und Hauptcharaktere des Buches. Insgesamt ergibt sich ein sehr stimmiges Bild, welches meine Aufmerksamkeit bei dem Kauf sofort auf sich gezogen hat.

Mit diesem Buch begann meine Leidenschaft für die historisch-weihnachtlichen Bücher des Rowohlt / Kindler Verlages. Das Buch haben wir 2017 gekauft und damals hatte ich es zum ersten Mal gelesen. Nachdem ich jetzt erst einmal alle bisher erschienenen Teile der Reihe gelesen habe, wollte ich dieses noch mal lesen und schauen, ob ich davon immer noch so begeistert bin. Und das war ich...

Der Autor hat einen wunderbar bildlichen Sprachstil genutzt, der leicht der damaligen Zeit angespasst wurde und dadurch sehr authentisch wirkt. Es gibt genaue und einfach gehaltene Beschreibungen von Gebäuden, aber auch von Arbeitsabläufen. Die Protagonisten wirkten lebendig und greifbar, wodurch es noch mehr Spaß gemacht hat, sie ein Stück auf ihrem Lebensweg zu begleiten.
Unterteilt wurde das Buch in viele kleine Abschnitte, die jeweils durch einen kleinen Elefanten getrennt sind. So kann man locker immer mal einen Abschnitt lesen, auch wenn nicht so viel Zeit vorhanden ist.

Die Verarbeitung des Buches ist sehr hochwertig und edel. An der Seite wurde es mit Leinen gebunden, dazu besitzt es ein Hardcover und ein goldenes Lesebändchen.
Ein weiteres Highlight sind die zahlreichen Illustrationen, die viele Szenen bildhaft darstellen. Diese wurden sehr liebevoll und vor allem detailreich auf das Papier gebracht und bilden immer wieder einen Blickfang. Eine sehr schöne Ergänzung zu der tollen Geschichte!

Während des Lesens wird man nicht nur gut unterhalten, sondern man erfährt auch einige historische Details. Am Anfang gibt es viele Einblicke in die Herstellung von Holzspielzeug, manche Abläufe werden in wenigen Worten erklärt und man kann sich so ein ungefähres Bild machen, wie viel Zeit und Liebe hinter jedem Teil steckt. Später gibt es einige Informationen zu Dresden, aber auch zu den damaligen Abläufen des Weihnachtsmarktes. Diese Details werden geschickt in die Geschichte von Martin eingemischt und so bekommt man fast schon nebenbei einiges an Wissen vermittelt.

Ganz besonders ist die Stimmung im Roman. An vielen Stellen wirkt die Geschichte fast schon märchenhaft und stets einladend. Es macht richtig Freude, das Buch in die Hand zu nehmen und in die Geschichte einzutauchen.
Dazu gibt es eine weihnachtliche Stimmung, die an einigen Stellen, u.a. auf dem Striezelmarkt, immer besonders stark ist und welche auf das heilige Fest einstimmt.

Im Grunde ist das Setting dreigeteilt. Ein Teil der Geschichte findet in Kleinhainichen statt, dem Wohnort von Martin. Dort findet die Handlung v.a. in dem Haus von Martins Familie statt, das einfach wirkt, gleichzeitig aber auch gemütlich und recht urig.
Einige Textstellen finden im Wald statt, dabei begleitet man als Leser Martin auf seiner Reise nach Dresden. Diese Stellen sind recht begrenzt, im Grunde geht die Reise recht schnell vonstatten, zumindest schneller als ich es in Erinnerung hatte.
Als Haupthandlungsort dient Dresden. Viele Szenen finden in den Straßen statt, einige auf dem Striezelmarkt und einige in einem Haus, über das ich nicht zu viel verraten möchte. Tatsächlich haben mir die Abschnitte am besten gefallen, in denen Martin sich auf den Dresdner Straßen aufhält. Es kam nicht nur eine besondere Stimmung auf, weil ab und an ein kleines Wunder geschieht, sondern die Beschreibungen der Gegenden gefallen mir unheimlich gut.

Als Hauptprotagonist dient eindeutig Martin. Es gibt keine Szene im Buch, wo der Junge nicht auftritt. Ich hatte am Anfang etwas Probleme mit seinem Alter und seinem Auftreten. Ich fand immer, dass er jünger wirkte, als er eigentlich ist. Und genau das hat mich verwundert. Ich dachte, dass die Kinder damals schneller reifer geworden sind, u.a. auch durch die Lebensverhältnisse. Und die sind bei Martin nicht so einfach wie bei anderen Kindern die im Roman auftreten. Der Junge geht nicht zur Schule und muss den Eltern bei der Arbeit helfen. Da hätte ich anfangs ein etwas weniger kindlich-scheues Auftreten gut gefunden. Zum Glück hält dies aber nicht lange an und schnell wird Martin deutlich erwachsener und erlebt eine gelungene Wandlung. Man kann herauslesen, dass der Bube erwachsener geworden ist und viel selbstsicherer auftritt.
In der ganzen Geschichte tauchen noch einige weitere Protagonisten auf. Mehr, als man bei einem solch kleinen Büchlein denken mag. Doch trotzdem wirkt keiner Fehl am Platz und ist lebendig und authentisch geschildert. Es werden Menschen mit komplett unterschiedlichen Lebensstilen und Charakteren geschildert, die sich perfekt ergänzen und ein vielfältiges Bild ergeben.

Fazit:
Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich die Geschichte beim ersten Lesen sehr mochte und genauso ist es auch diesmal wieder. Ich bin der Handlung mit viel Spannung gefolgt, da ich nicht mehr genau wusste, wie das Buch enden wird. Mir hat die Schreibweise wieder hervorragend gefallen, die Charaktere waren fantastisch und die ganze Geschichte ist einfach ein Traum. Manchmal nimmt sie fast märchenhafte Züge an, verbreitet eine wunderbar weihnachtliche Stimmung und bietet ein wahres Weihnachtswunder!

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Veröffentlicht am 16.12.2019

Eisweihnacht - Eine Wundergeschichte

Eisweihnacht
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Handlung:
Es ist der Eiswinter 1844, einen so kalten Winter hat die Menschheit seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt. Und ausgerechnet in diesem Winter steht der kleine Josua als Waise da und ihm wird gesagt, ...

Handlung:
Es ist der Eiswinter 1844, einen so kalten Winter hat die Menschheit seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt. Und ausgerechnet in diesem Winter steht der kleine Josua als Waise da und ihm wird gesagt, dass in Frankfurt noch Verwandtschaft lebt. Ganz allein macht sich der Junge auf den Weg. Unterwegs wird er von Maire aufgesammelt, die den kleinen Kerl nicht allein lassen will und begleitet ihn nach Frankfurt. Dort treffen die Beiden auf Elise Best, eine Tochter aus guten Verhältnissen. Diese hat ihre ganz eigenen Sorgen. Der Vater will sie mit einem viel älteren Mann verheiraten, außerdem steht sein Geschäft vor dem Bankrott. Trotzdem nimmt sie sich Marie und Josua an und schließt beide schnell in ihr Herz, schließlich steht das Weihnachtsfest kurz bevor. Was die Zukunft wohl für Josua und Elise bereit hält?

Meinung:
Das Cover gefällt mir richtig gut. Es wirkt weihnachtlich, bietet eine wunderschöne Szenerie und ist herrlich altmodisch und der Handlungszeit angepasst. Im Hintergrund befindet sich eine Stadt mit einigen hell erleuchteten Fenstern, dazu ein Dom mit verschneitem Dach. Davor ist eine vereiste Fläche, wo allerhand Menschen Eis laufen und sichtbar Spaß haben. Ziemlich im Vordergrund steht eine junge Dame, die die gesamte Szenerie betrachtet. Hier könnte es sich um Elise handeln, das rote Haar weist darauf hin, aber auch ihr scheinbar wehmütiger Blick auf die Menschen und deren Aktivitäten, die sie aufgrund ihres steifen Beines so nicht ausführen kann. Insgesamt ein wirklich gelungenes Bild!

Wer mir schon länger folgt weiß, dass ich die weihnachtlichen historischen Geschichten aus dem Rowohlt Verlag liebe. Mittlerweile dürfte ich bei dem letzten bisher erschienen Buch aus der Reihe angekommen sein, zumindest habe ich bisher noch nichts von weiteren Teilen gefunden. So habe ich mich einerseits auf das Lesen von dem Buch gefreut, gleichzeitig wollte ich aber auch nicht, dass die Geschichte endet. Ich hoffe, dass es in Zukunft noch weitere Teile davon geben wird.

Auch hier möchte ich wieder die Gestaltung des Buches hervorheben. Es tauchen immer wieder wunderschön gestaltete Illustrationen auf, die einen Teil des gerade beschriebenen darstellen. Eine jede Zeichnung wurde mit viel Liebe auf das Papier gebracht und wirkt nicht zu modern, sondern passt genau in die Handlungszeit des Romans. Die Illustrationen wirken nostalgisch und scheinen direkt aus der damaligen Zeit zu stammen. Mir gefällt die bildhafte Untermalung immer sehr, so wird auch die Möglichkeit geboten, sich ein genaueres Bild von dem Äußeren der Proatgonisten zu machen oder von Dingen, die mittlerweile ziemlich unbekannt sind.

Auch die Schreibweise ist der damaligen Zeit ein ganzes Stück angepasst. Sie entspricht nicht dem genauen damaligen Wortlaut, ich glaube, dass wäre doch noch einen Hauch zu anstrengend zu lesen. Moderne Begriffe wurden komplett herausgehalten, es gibt eine gewisse Steifheit, die damals vorherrschte. Dazu hat die Autorin einige urtümliche Worte eingebunden und auch gewissen Traditionen Raum gegeben. Durch all diese Aspekte entsteht eine wunderbare Schreibweise, die einen angenehmen Anspruch hat und bei der es Spaß macht, der Handlung zu folgen.

Es gibt keine sonderlich detailierte Beschreibung des Settings. Der Großteil der Handlung findet in Frankfurt statt, dort vor allem im Haus der Familie Best. Räume werden nicht sonderlich ausführlich beschrieben, es gibt kleine Anhaltspunkte, die ein vages Bild geben. Viele Orte und Räume bleiben aber blass und etwas geheimnisvoll, gleichzeitig auch eisig. Lediglich die Wohnstube, sowie das Schreib- und Raucherzimmer des Vater erscheinen gemütlich und einladend. Aufgrund der Kürze des Romans will ich mich daran nicht zu sehr stören, das Hauptaugenmerk lag eindeutig nicht auf dem Setting, sondern auf der Geschichte und diese hat mir wirklich gut gefallen.

Die Geschichte bietet auch einen besonderen historischen Aspekt. Ab und an taucht ein äußerst intelligenter und selbstständiger Pudel auf, der einen kleinen Einkaufskorb im Maul hat. Damit geht dieser für seinen Herrn, den Philosophen Arthur Schopenhauer einkaufen und ist in ganz Frankfurt als Schopenhauers Pudel bekannt. Durch so kleine Details erscheint die Geschichte viel lebendiger und authentischer, zudem finde ich das Bild amüsant, wie der Pudel durch die Gassen rennt um die Wünsche seines Herrn zu erfüllen.

Die Anzahl der Protagonisten ist recht beschränkt. Als Hauptcharaktere dienen Elise und Josua, um die beiden jungen Leute dreht sich der Großteil der Handlung. Dazu gibt es noch um die fünf weitere Proatgonisten, die auch regelmäßig auftreten, aber nicht so arg im Mittelpunkt stehen wie die Beiden. Ein jeder Charakter erhielt seine Eigenarten und war gut durchdacht. Es tauchen vollkommen unterschiedliche Typen auf, die angenehm miteinander harmonieren.
Elise steht meiner Meinung nach sogar noch mehr im Mittelpunkt als Josua. Von dem Jungen erfährt man nicht so viel, am meisten Details zu seiner Person gibt es noch am Anfang der Geschichte. Josua ist ein sympathischer kleiner Kerl, mit dem es das Leben nicht immer gut gemeint hat. Die Eltern sind beide tot, von den Geschwistern wurde er getrennt und trotz einer eisigen Kälte und Schneefall in eine andere Stadt geschickt, wo er aufgenommen werden soll. Trotzdem hält er sich unfassbar tapfer und gibt nicht so schnell auf. Für sein junges Alter wirkt Josua erstaunlich erwachsen und reif. Es gibt kaum kindliche Züge zu sehen, somit ist Josua ein authentisches Abbild von Kindern der damaligen Zeit.
Elise erscheint mir als Charakter anfangs noch etwas blasser und unsicherer. Im Verlauf der Handlung durchlebt sie eine große Wandlung, wird selbstbewusster und nimmt die Dinge selbst in die Hand. Elise ist ein herzensguter Mensch, hat für jeden ein offenes Ohr und handelt spontan, ohne zu viel über manches nachzudenken. Ich fand es an einigen Stellen schade, dass sie so viel auf das Wort anderer Menschen gegeben hat. Ihr eigenes Denken, dass sie aufgrund ihrer roten Haare oder wegen ihres lahmen Beines keinen Mann abbekommt, war falsch. Das zeigt, dass ihr diese Dinge oft genug von anderen Menschen gesagt wurden, damit Elise sie glaubt. Das Schönheitsideal war damals um einiges strenger als heutzutage und bei dem kleinsten Fehler waren junge Frauen für andere Männer nicht mehr interessant. Einerseits finde ich es ganz gut, dass dieser Aspekt in das Buch hereingenommen wurde, weil solche Details früher bei der Brautsuche wichtig waren. Gleichzeitig fand ich es schade, dass Elise sich so stark von den Kommentaren hat beeinflussen lassen.

Fazit:
Mir hat die Geschichte unheimlich gut gefallen und sie konnte mich mit ihrem Ende wirklich überraschen. Ich hatte durchweg keine Ahnung, wie das Buch enden wird, hatte aber mit etwas besonderem gerechnet. Darauf hat schon der Untertitel „Eine Wundergeschichte“ hingewiesen.
Mir fällt kein Aspekt ein, der mir absolut nicht gefallen hat oder für den ich in meiner Bewertung einen Punkt abziehen würde. Ich war zwar mit Elise ihrer Selbsteinschätzung nicht ganz zufrieden, aber zum einen ist das ein Charaktermerkmal, was einfach zu ihr gehört und gleichzeitig wird das Schönheitsideal der damaligen Zeit dadurch beschrieben.
Mir hat das Lesen Spaß bereitet, die Handlung war durchweg spannend und die Schreibweise ein Traum. Dazu bietet das Buch wunderschöne Illustrationen, amüsante historische Details wie Schopenhauers Pudel und ein wahres Weihnachtswunder. Eine große Empfehlung meinerseits!

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Veröffentlicht am 24.11.2019

Schwert und Krone - Herz aus Stein

Schwert und Krone - Herz aus Stein
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Handlung:
1157
Nach vielen Jahren ist Babarossa am Ziel seiner Träume: er wurde zum König gekrönt, er ist mit einer wunderschönen, aber auch raffinierten jungen Dame verheiratet und die Könige hofieren ...

Handlung:
1157
Nach vielen Jahren ist Babarossa am Ziel seiner Träume: er wurde zum König gekrönt, er ist mit einer wunderschönen, aber auch raffinierten jungen Dame verheiratet und die Könige hofieren ihm. Doch der schöne Schein trügt. Friedrich I. kann nicht so sorglos leben, wir er gerne würde. Aus Italien gibt es ständig schlechte Botschaften, weil sich ihm viele Städte nicht unterwerfen wollen, allen voran Mailand.
Und auch im deutschen Reich gibt es immer wieder Streiterein. Vielen Fürsten gefällt es nicht, welchen Einfluss Heinrich der Löwe auf den Kaiser hat und wie ihm dieser alles vergibt. Und ganz dringend fehlt Barbarossa ein Erbe, denn der Sohn von König Konrad wird langsam erwachsen und immer mehr ein ernstzunehmender Rivale für ihn...

Meinung:
Das Cover besitzt den selben Aufbau wie die der vorherigen Teile, lediglich die Farben unterscheiden sich immer. Als ich vor einigen Monaten das erste Mal gesehen habe, dass die Hauptfarbe des vierten Bandes schwarz sein wird, war ich unschlüssig, was ich davon halten soll. Einerseits wirkt es durch die goldenen Details edel und schick, aber es ist auch etwas düster. Als ich mit dem Lesen begonnen habe und mich mit dem Buch befasst habe, erschien mir die Farbe aber passend. Nicht nur zu einigen Geschehnissen, die stattgefunden haben, sondern auch zu dem Untertitel. Dazu würde keine fröhliche und leichte Farbe passen.
Insgesamt finde ich das Bild also doch ganz gelungen. Es wird nicht meine Lieblingsfarbe der Reihe, aber ich finde diese auch nicht mehr so unpassend wie anfangs gedacht.

Wie man es schon von vielen anderen Büchern der Autorin Sabine Ebert kennt, gibt es auch hier wieder ein umfangreiches Extra-Material an Karten, Stammbäumen und Zeittafeln. Sowohl auf der vorderen, als auch auf der hinteren Umschlagsseite des Buches finden sich Karten von Europa, einmal wird sich eher auf den südlichen Teil, einmal eher auf Mitteleuropa konzentriert. Wie immer bei historischen Romanen finde ich das als ein wirklich hilfreiches Detail. Einerseits ist es stets spannend zu sehen, wie die Besitzverhältnisse der Zeit waren und was für Herzogtümer und Königreiche es gab. Andererseits mag ich es sehr, die Wege verfolgen zu können, die die Protagonisten zurücklegen, egal ob zu Pferd oder zu Fuß. So fällt es mir leichter, die Entfernungen grob einzuschätzen oder auch bestimmte Orte auf der Karte zu sehen, die mir nicht bekannt sind.

Vor dem Beginn der Handlung folgt noch eine Auflistung aller handelnden Personen. Hier findet eine Unterteilung in fiktive, sowie in historisch belegte Personen statt. Obwohl ich dritten Teil vor gut einem Jahr gelesen hatte, waren mir viele Protagonisten sofort wieder ein Begriff und ich habe mich an viele Details erinnert, die in den vorherigen Teilen geschehen sind.
Ich finde es bei der Aufstellung ja mehr als bewundernswert, mit wie wenigen fiktiven Figuren die Autorin auskommt. So gut wie jeder Protagonist hat tatsächlich mal gelebt und ich stelle es mir schwierig vor, diesen gerecht zu werden und ein möglichst lebendiges und originalgetreues Bild von ihnen zu gestalten. Außerdem wird schon hier sichtbar, was für eine ausführliche Recherchearbeit in dem Werk steckt.
Diese historisch verbürgten Personen stehen ganz klar im Mittelpunkt der Handlung. So gut wie jedes Ereignis handelt von ihnen und anhand ihrer Wesen wird lebendig ein Stück deutscher Geschichte erzählt. Ich fand es ganz wunderbar, wie natürlich diese auftraten, sie wirkten einerseits greifbar und anschaulich, man hat ihnen aber auch angemerkt, dass sie aus einer anderen Zeit stammen. Manche wirkten sympathischer, andere eher nicht, viele Protagonisten haben eine interessante Wandlung durchlebt, sie wurden reifer, blieben sich selbst aber auch treu. Ich empfand es interessant, was für unterschiedliche Typen aufeinandertreffen und wie eingängig ein jeder Charakter beschrieben wurde.
Dazu gibt es ein harmonisches Zusammenspiel zwischen den zahlreichen historischen Figuren und den fiktiven Protagonisten. Es gab keine Grenzen zwischen ihnen, alle erhielten einen spannenden Charakter und wurden mit vielen Details und Angewohnheiten ausgestattet.

An den Roman anschließend gibt es nicht nur ein gut erklärendes Nachwort, es folgen ebenfalls Stammtafeln vieler Geschlechter, bei denen es auch möglich ist, schon einen kleinen Blick in die Zukunft mancher Protagonisten zu wagen und sich über mögliche Ehen, Kinder oder das Sterbejahr zu informieren.
Darauf folgt ein Glossar, wo viele nicht mehr so übliche oder bekannte Begriffe näher erklärt werden und man sich so einen genauen oder ungefähren Eindruck davon machen kann. Zu guter Letzt gibt es noch eine Zeittafel, die mir am Ende immer dabei hilft, das Gelesene nochmal zu verarbeiten und mir die wichtigsten Geschehnisse wiederholt vor Augen zu rufen. So kann ich mir einige Daten auch leichter merken und ich finde, dass ist immer eine schöne Zusammenfassung des gerade gelesenen.

Unterteilt wurde das Buch in drei Teile, darin wurde dann jeweils noch mal in Abschnitte unterschieden, die alle eine eigene Überschrift besitzen. Diese fasst kurz und präzise die folgende Handlung zusammen, ohne zu viel von dem Inhalt vorwegzunehmen. Vor jedem neuen Abschnitt wird außerdem vermerkt, welche wichtigen Personen auftreten, sowie wird der Handlungsort erwähnt, und eine Zeit, zu der das Kommende stattfinden wird.

Nahtlos gliedert sich die Handlung von diesem Teil an den dritten Teil an. Es gibt einen schnellen Start in die Handlung, es wird vorher nicht nochmal mit vielen Worten angedeutet, was bisher geschah. Dies wurde geschickt in die Geschichte eingebunden und mit knappen Worten wurden wichtige Details aus der Politik erzählt.
Von der ersten bis zur letzten Seite hat mir die Schreibweise wieder sehr gut gefallen. Sie war anspruchsvoll und durch die Streuung von damaligen Begriffen erhält der Roman viel Glaubwürdigkeit und Authentizität. Es wurde eine feinere Sprache genutzt, die ziemlich an die heutige Art zu sprechen und zu schreiben, angepasst wurde. In vielen Dialogen und Aussagen liegen einige versteckte Botschaften, die sich mir nur beim aufmerksamen und genauen Lesen eröffnen.
Frau Ebert hat wunderbar lebendige Situationen erschaffen, die Charaktere waren klar gezeichnet und in vielen Szenen entstand ein Bild vor meinen Augen. Das alles führte dazu, dass ich das Buch innerhalb eines Wochenendes gelesen habe, ich wollte und konnte es nur schwer aus der Hand legen. Einerseits liebe ich es ja, so stark in Bücher abzutauchen, andererseits war dadurch das Lesevergnügen für mich schneller vorbei...

Diesmal erstreckt sich der Handlungszeitraum auf ziemlich genau zehn Jahre. Immer mal wieder wurden einige Monate übersprungen um der Handlung einen Rahmen zu geben, aber auch um die Handlung nicht ins Unendliche zu strecken. Ich kann verstehen, warum dies so gehandhabt wird, gleichzeitig würde ich manchmal gern mehr davon lesen und hätte absolut kein Problem damit, wenn das Buch am Ende einige Seiten mehr hätte.
Allgemein hatte ich aber nie das Gefühl, zu wenige Informationen zu erhalten oder wichtige Geschehnisse nicht erzählt zu bekommen. Es wurden wirklich nur die wichtigsten Ereignisse beschrieben und es gibt in Nebensätzen immer wieder Details darüber, was in der Zeit geschehen ist, die übersprungen wurden. So ist man immer über alles informiert und es entstehen keine Fragen.

Ich liebe ja meistens das Setting in mittelalterlichen Romanen. Mir gefallen die Beschreibungen von den Burgen und Schlössern immer unglaublich gut, es fühlt sich immer wie eine komplett andere Welt an, was es ja auch irgendwie ist. Ich glaube, hier kommen auch wieder die mädchenhaften Träume von einem Leben in einem Schloss in mir hoch. Doch schnell werde ich dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, schnell zeigt sich, dass das Leben auf einem Schloss nicht so angenehm ist, wie man es sich immer ausmalt. Trotzdem gefallen mir diese Beschreibungen immer richtig gut.
Diesmal hält sich Barbarossa einige Zeit in Italien auf, lebt dort meist nur in seinem Prunkzelt. Es gibt einige Beschreibungen dessen, aber auch von dem gesamten Herrlager und obwohl die Autorin bemüht war, diese möglichst eingängig zu beschreiben, war es mir doch nicht möglich, eine ungefähre Ahnung von der Größe zu erhalten. Die Dimension konnte ich mir einfach nicht vorstellen.
Für mich war der Meißener Burgberg mein liebster Handlungsort. Ich mag die Dynamik dort, es wird zwar ein prunkvolles Leben beschrieben, aber dies ist nicht zu übertrieben. Außerdem mag ich dort das Zusammentreffen der verschiedenen Gesellschaftsschichten und insgesamt wirkt der ganze Komplex auf mich ziemlich vertraut, wahrscheinlich durch die Hebammen-Reihe.

Fazit:
Auch bei diesem vierten Teil wird an unglaublich vielen Stellen wieder deutlich, wie umfangreich die Recherchearbeiten der Autorin sind und wie viel Herzblut dahintersteckt. Genau das fasziniert mich so stark an ihren Büchern und lässt jedes Einzelne zu einem Higlight werden. Tatsächlich bin ich über die Jahre wählerischer geworden und habe bei einigen Autoren zu bemängeln, dass sie in mittelalterlichen Romanen fast nur mit fiktiven Protagonisten arbeiten. Das wirkt auf mich nie so authentisch und ich will beim Lesen dieser Bücher nicht nur unterhalten werden, sondern auch etwas dazulernen. Und genau das kann ich bei den Büchern von Sabine Ebert!
Als ich im Nachwort gelesen hatte, dass ich gerade eben den vorletzten Teil der Schwert und Krone – Reihe gelesen habe, war ich ziemlich perplex und auch traurig. Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue auf einen neuen Teil und den Moment, das Buch selbst in den Händen zu halten.