Dan Brown braucht neue Ideen für den Handlungsverlauf
OriginIch wünschte ja, ich hätte von der Leber weg ein bisschen mehr zu dem Buch zu sagen. Allerdings ist das nicht der Fall. Vielmehr ist da eine gewisse Leere, wenn ich das Buch im groben und ganzen im Kopf ...
Ich wünschte ja, ich hätte von der Leber weg ein bisschen mehr zu dem Buch zu sagen. Allerdings ist das nicht der Fall. Vielmehr ist da eine gewisse Leere, wenn ich das Buch im groben und ganzen im Kopf Revue passieren lasse. Was ist tatsächlich im Kopf geblieben? Denn zugegeben, von den „Dan Brown“-Büchern war ich immer sehr begeistert. Ganz vorne mit dabei sind eben einfach Sakrileg und Illuminati, die mich in der Spannung der Story und in der Entwicklung von Robert Langdon unglaublich gefesselt haben. Mit „Das verlorene Symbol“ wurde Dan Brown schon ein weites Stück moderner und gefühlt gesellschaftskritischer. Und auch bei Origin habe ich das Gefühl, dass der Autor sich seiner Reichweite mittlerweile sehr bewusst ist und auch etwas bewegen mag?
Auf jeden Fall ist mir der eine oder andere gesellschaftskritische Ton bezüglich Religion oder der Entwicklung der Menschen in Zusammenhang mit künstlichen Intelligenzen nicht entgangen. Persönlich finde ich solche Gedankengänge sehr interessant und gerade deswegen sollte mich Origin augenscheinlich sehr unterhalten haben. Oder nicht?
Unterhalten hat es mich. Das ist richtig. Aber nur solange es eben darum ging, das Geheimnis, welches Robert Langdon in der diesmaligen Kombo mit Ambra Vidal, der Verlobten des spanischen Kronprinzen, zu ergründen.
Es mag daran liegen, dass Dan Brown sich gerne den alten (bisher erfolgreichen) Mustern bedient, haben sie schließlich in der Vergangenheit funktioniert und unzählige Menschen dazu bewegt all seine Bücher zu lesen, doch „Origin“ hat mich nicht wirklich gepackt. Damit meine ich in Bezug auf eine gewisse Anspannung, ein Mitfiebern und eine unbändige Neugier auf des Rätsels Lösung. Das Rätsel selbst hat Dan Brown wieder wunderbar in die Geschichte eingestreut und auch präsent gehalten, durch eine emotionale Geschichte, um den Entdecker der spektakulären Neuigkeiten. Doch das reicht nicht aus, um von der Blässe der Charaktere abzulenken.
Die persönliche Bindung zu Robert Langdon hat, für mich, bisher noch nie so geschwächelt. Klar, man kennt Robert, wenn man die vorherigen Bände um ihn gelesen hat. Trotzdem hat man als Leser immer noch ein wenig mehr zu dieser Person bekommen. Diesmal hatte ich den Eindruck, dass Robert Langdon langsam – entschuldigt bitte – lächerlich wird. Die Art, wie er Fälle angeht und wie das drumrum aufgebaut wird, lutscht sich aus. Wenn man sich das Muster ansieht, dass er in seinem Leben so oft in brenzlige Situationen gerät (wohlgemerkt als Professor einer Universität, nicht als Undercover-Ermittler der Mafia oder CIA) und immer einen weiblichen „Side-Kick“ abbestellt bekommt, die ihm stets irgendwie verfällt, frage ich mich, wie das noch sein kann. Ob dem Autor da die Ideen ausgehen, er bequem wird oder auf Nummer sicher gehen mag? Alle drei Punkte wären mehr als tragisch.
Die Reihe um Robert Langdon wird vorhersehbar. Das mag man als Gelegenheitsleser ganz gerne lesen, weil es vertraute Muster sind, die einen als Leser in ein weiches, gemachtes Bett setzen. Anspruch, gar Originalität und eine dringend nötige Weiterentwicklung der Figur Robert Langdon, inklusive einem Makeover vom Handlungsverlauf, sind hier fehlende Puzzlestücke, die das Bild und die Wirkung von „Origin“ für mich verzerren und das Buch zu einem 08 15-Roman machen. Einen Thriller mag ich das Buch gar nicht nennen, denn erst gegen Ende kommt eine prickelnde Würze hinein, die ich mir schon viel eher gewünscht hätte.
Fazit
Ich hatte mir mehr erhofft – na gut, was heißt mehr? Ich hatte wenigstens auf genauso viel Spaß, Spannung und Action gehofft, wie in den Büchern, um Robert Langdon, davor. Das blieb hier nahezu aus. Das Buch bietet einige wenige Spannungsspitzen, die aber so schnell kommen, wie sie auch gehen. Dan Brown vermisst es, meiner Meinung nach, immer mal wieder eine Schippe draufzuschlagen und mich damit von den Socken zu hauen. Daher ist „Origin“ ein Buch was „nur“ ein gewisses Mittelmaß erreicht.