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Veröffentlicht am 17.12.2019

Das Erbe

Legal Love – An deiner Seite
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Für Nora war Will Paget der beste Ziehvater, den sie sich vorstellen konnte. Er war ein Jurist alter Schule und ein Vorbild für Nora, die auch Anwältin geworden ist. Doch nun ist Will verstorben und sein ...

Für Nora war Will Paget der beste Ziehvater, den sie sich vorstellen konnte. Er war ein Jurist alter Schule und ein Vorbild für Nora, die auch Anwältin geworden ist. Doch nun ist Will verstorben und sein Enkel Dave soll die renommierte Kanzlei übernehmen. David Paget lebte lange in Australien und er ist zurückgekehrt, um sein Erbe anzutreten. Er wird einigen frischen Wind bringen. Ob das aber zum Besten der Firma sein wird? Nora ist sich da nicht sicher. Sie wird Wills Andenken in Ehren halten, koste es, was es wolle. Allerdings ist David Paget ein versierter Anwalt und er sieht auch noch gut aus.

Da sind Reibereien jedweder Art vorprogrammiert. Zwei Dickköpfe treffen aufeinander und die Funken sprühen. Eigentlich wollen sie Privates und Berufliches auseinander halten. Das funktioniert aber vielleicht mal fünf Minuten. Immer wieder kommt es zu hitzigen Diskussionen, um die Zukunft der Kanzlei. Und auch darum, das Wills Erbe erhalten bleiben soll. Nora ist nicht sicher, ob Davids Pläne das richtige für die Firma sind. Und doch kann sie sich seiner Anziehungskraft nicht entziehen. Ein gutes Arbeitsteam sind Nora und David und das Weitere….

Auch wenn die Geschichte von Nora Collins und David Paget eher leichte Unterhaltung bietet, kann man sich ihrem Charme kaum entziehen. Die englische Spitzenanwältin und der australische Erbe, natürlich ist klar, worauf es hinausläuft. Der Weg dorthin ist jedoch ansprechend und wunderbar herzig verpackt, so das man jede Wendung gerne verfolgt und neben den schnell gefundenen Lieblingen auch ein paar Unsympathlinge findet, die zusätzlich für einige Spannungsmomente sorgen. Diese Lovestory mag man gerne im Bücherregal begrüßen, Lektüre, die gute Laune macht.

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Veröffentlicht am 15.12.2019

Gibts ja gar nicht

Requiem für einen Henker
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Der Journalist Siggi Baumeister wird nach Bonn geschickt. Dort soll ein Penner zu Tode gekommen sein. Am Ort des Geschehens stolpert Baumeister in die Ermittlungen der Polizei und er merkt schnell, dass ...

Der Journalist Siggi Baumeister wird nach Bonn geschickt. Dort soll ein Penner zu Tode gekommen sein. Am Ort des Geschehens stolpert Baumeister in die Ermittlungen der Polizei und er merkt schnell, dass mit dem Toten irgendetwas nicht stimmen kann. Natürlich merkt das auch die Polizei und die will Baumeister aus den Untersuchungen heraushalten. Überhaupt soll der ganze Fall am besten im Sande verlaufen. Da haben sie die Rechnung aber ohne Siggi Baumeister gemacht. Obwohl er lieber daheim in der Eifel bei seiner schwangeren Katze Krümel wäre, macht sich Baumeister daran, den Tod des vermeintlichen Obdachlosen aufzuklären.

Bereits in den 1990ern zum ersten Mal veröffentlich bietet dieser zweite Eifel-Krimi schon alles, was man an Siggi Baumeister mag, seine Liebe zu Katzen, die Baronin, seine Gewitztheit und Hartnäckigkeit. Und natürlich ein spannendes Thema, von dem man gemeint hätte, dass das in unserem Land kein Thema wäre. Aber kann man da so sicher sein? Im Krimi jedenfalls wird man eines Besseren beziehungsweise eines Schlechteren belehrt. Da kann man mal wieder herrlich mit dem Staat hadern und sich wundern, dass Hilfe von ganz unerwarteter Seite kommt. Schließlich ist es so als sei nichts gewesen, was manchmal auch wieder typisch für die herrschende Klasse ist.

Die Bücher um Siggi Baumeister wären sicher auch als TV-Serie interessant, bis auf einen Film hat es wohl leider noch keine weiteren Versuche gegeben. Also hält man sich an die Bücher und füllt auf, was noch nicht bekannt ist. So geht es hier eine ganze Weile zurück in der Ära Baumeister und schon damals gerät er in eine Sache rein, die sehr überraschend ist. Kaum zu glauben, was sich da entwickelt. Ein Buch hätte man da sicher schneller durchgehabt als ein Hörbuch. Aber auch dieses ist so gut umgesetzt und spannend, dass man manches Mal freiwillig weiterhört. Die Baumeister Krimis verbinden die Beschaulichkeit der Eifel mit dem Trubel der Großstadt.

Veröffentlicht am 11.12.2019

Reversalismus

Die Kakerlake
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Überraschend macht er eine unglaubliche Veränderung durch und er erwacht im Bett des britischen Premierministers. Nicht nur in dessen Bett, nein, er ist der Premier. Wie ungewohnt ist dieser Körper, wie ...

Überraschend macht er eine unglaubliche Veränderung durch und er erwacht im Bett des britischen Premierministers. Nicht nur in dessen Bett, nein, er ist der Premier. Wie ungewohnt ist dieser Körper, wie ungelenk, wie schwer. Doch flugs gewöhnt sich der sein Geist an die neue Behausung und hat kaum Probleme, der Welt gegenüber als Regierungsoberhaupt aufzutreten. Es gilt, die Idee des Reversalismus zu vertreten. Mit Überzeugungskraft und Geschick führt er seine Argumente. Das ungläubige Staunen, dass er damit bei seinen europäischen Partnern weckt, ignoriert er einfach. Der amerikanische Präsident findet ihn schließlich toll. Der Premierminister ist überzeugt von seiner Idee.

Beim Lesen des Buches möchte man es beinahe gerne als Erklärung für das Handeln in der politischen Welt, dass die Akteure in Wahrheit einer anderen Spezies angehören. Es zeugt von Forschheit und Mut des Autors, sich dem Brexit auf diese unerwartete Weise zu widmen. Obwohl es natürlich nicht explizit ausgesprochen wird, sind doch unverkennbare Parallelen zwischen dem Brexit und der Einführung des Reversalismus zu erkennen. Hier wie dort werden wider jede Vernunft, Entscheidungen herbeigeführt, die die Welt gewiss nicht besser machen. Zwar wird es ebenso gewiss weitergehen. Dennoch wünschte man vielleicht, es würde eine Pflicht zur Rechenschaft geben.

Eine Innensicht des britischen Systems aus Sicht eines Autors, der dem Brexit eher nichts abgewinnen kann. Vielleicht etwas schnell aus der Feder geschüttelt ist diese in Teilen bitterböse Verwandlung des Brexit in den Reversalismus. Mit feinem Gefühl allerdings spielt McEwan mit den Widersinnigkeiten, die die Politiker den Menschen antun. Wo bleibt die Vernunft? Warum gibt es nur noch hohles Geschrei? Und warum wählen Leute so? In diesem Buch marschiert die Veränderung beinahe noch auf sechs Beinen voran und verkauft sich selbst bestens mit einem Darum. Ein Darum, das in seiner Sinnentleertheit jegliche vernünftige Argumentation abtötet. Man müsste schmunzeln, wenn man nicht langsam den Eindruck gewonnen hat, in der Welt geht es tatsächlich so zu.

Eine garstig böse, aber auch humorige Satire, bei der einem häufiger mal das Lachen im Halse stecken bleibt.

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Veröffentlicht am 01.12.2019

Modewoche

Blutmond
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Kriminalassistent Jeppe Kørner hat sich nach dem letzten Fall erholt und auch die Trennung von seiner Frau einigermaßen überwunden. Nur das Haus ist so leer. Da freut er sich beinahe auf den nächsten Fall. ...

Kriminalassistent Jeppe Kørner hat sich nach dem letzten Fall erholt und auch die Trennung von seiner Frau einigermaßen überwunden. Nur das Haus ist so leer. Da freut er sich beinahe auf den nächsten Fall. Ende Januar ist es kalt in Kopenhagen. Doch die Modewoche läuft, die ersten Meetings und Parties haben begonnen. Nach einer solchen Feier taumelt der Designer Alpha Bartholdy nach draußen und stirbt dort qualvoll. Für Jeppe besonders bedrückend, sein bester Kumpel Johannes Ledmark war mit dem Opfer befreundet. Nun muss Jeppe herausfinden, ob sein Freund etwas mit der Tat zu tun haben könnte.

Es ist der zweite Fall, in dem Jeppe Kørner und Anette Werner gemeinsam ermitteln. Jeppe geht es relativ gut. Er hat seine mehrwöchige Reise nach Australien genossen und eine neue Freundin hat er auch. Dagegen macht sich Anette Sorgen um ihre Gesundheit. Sollte sie, die immer eine Pferdenatur hatte, plötzlich gesundheitliche Probleme entwickeln. Es kostet sie große Überwindung, zum Arzt zu gehen. Und nun auch noch dieser rätselhafte Fall. Wer in der Modebranche sollte etwas gegen Bartholdy gehabt haben. Offensichtlich war der Mann nicht übermäßig sympathisch, aber er war eben auch ein Einzelgänger. Bald stellt sich heraus, dass doch ein paar Menschen Grund gehabt hätten, auf Bartholdy sauer zu sein.

Bei der Lektüre freut man sich, den alten Bekannten wieder zu begegnen. Neben den Ermittlern tauchen auch Esther und Gregers wieder auf und tragen auf ihre spezielle Art zu den Nachforschungen bei. Sehr gut aufgebaut ist der Fall. Ein Mann, der vor fast nichts zurückschreckt, da seien nur Betrug und Erpressung genannt, hat eben doch ein paar Feinde. Darunter auch solche, die ihm an Gemeinheit in nichts nachstehen. Doch diese Lösung wäre zu einfach. Da hat sich die Autorin wirklich etwas Besseres ausgedacht. Die Ermittlung geht in alle Richtungen und als Leser ist man mega gespannt, welches sich als die Richtige erweisen wird. Nicht zu kurz kommt auch das Private und die persönlichen Beziehungen der Handelnden. Erfreulich, dass eine wunderbar ausgewogene Balance zwischen Beruf und Privat erreicht wird. Dieser zweite Teil hat den ersten übertroffen.

Veröffentlicht am 23.11.2019

Das Omili

Scharnow
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Als erster stirbt der Literaturblogger Horst Wassmann. Die Rezensionsexemplare stapelten sich derart, dass die Polizei zu dem Schluss kommt, es kann nur Selbstmord gewesen sein. Aber könnte es nicht auch ...

Als erster stirbt der Literaturblogger Horst Wassmann. Die Rezensionsexemplare stapelten sich derart, dass die Polizei zu dem Schluss kommt, es kann nur Selbstmord gewesen sein. Aber könnte es nicht auch mit dem seltsamen Buch zu tun haben, das so lange auftaucht, bis es quasi verräuchert ist. Am Tag X geschehen in Scharnow weitere seltsame Dinge. Dieser Ort im Norden Berlins könnte glatt in einem Western auftauchen, wenn er nicht im Osten läge. Plattenbauten, ein vereinzeltes Hochhaus und ein einziger Supermarkt zieren den Ort, der eigentlich schon vergessen ist. Die Langeweile ist kaum zu überbieten, bis einer auf die Idee kommt, man könne doch den Supermarkt überfallen.

In seinem ersten Roman bietet Bela B Felsenheimer, als Bandmitglied der Ärzte bestens bekannt, ein wahres Kaleidoskop an kruden Ideen. Vielleicht hilft sein Name als Verkaufsargument, doch wenn sein Roman nicht einen gewissen Charme aufwiese, würde das nicht lange überzeugen. Zum Glück handelt es sich bei Scharnow um ein gelungenes Stück Unterhaltung. Es kann zwar nicht gewollt sein, dass der Leser alles versteht und entschlüsselt, doch bietet der Roman genug Handlungsmasse, um zu fesseln und den Leser zum Schmunzeln zu bringen. Letzteres kann einem aber manchmal schnell vergehen, wenn ein unschuldiges Tier zu Tode kommt oder Leichen zerstückelt auf ihre Entsorgung warten. Insgesamt sprüht dieses Werk vor Ideen, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Ein wenig muss man sich auf diese Lektüre einlassen, die etwas wirr ins Leere führt. Auf dem Weg dahin entwickelt die Handlung allerdings einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann oder auch nur entziehen möchte. Scharnow steht für eine Tristesse, die von der Wende geprägt, irgendwie für den Osten steht, aber sicher auch in Gegenden des Westens zu finden ist. Dabei zeigen sich die Personen wesentlich vielschichtiger als man auf den ersten Blick erkennen kann. Es lohnt sich, ihnen eine Chance zu geben. Da werden sogar Supermarkt-Räuber zu relativ netten Nachbarn.