"Ballastexistenzen" und andere Wortschöpfungen der Nazis
Am 04.12.2019 jährte sich der Geburtstag von Elfriede Lohse-Wächtler zum 120. Mal. Dazu schreibt die Autorin des Romans Frieda, Dagmar Fohl, folgendes:
Ich musste ihr und allen Menschen, die in nationalsozialistischen ...
Am 04.12.2019 jährte sich der Geburtstag von Elfriede Lohse-Wächtler zum 120. Mal. Dazu schreibt die Autorin des Romans Frieda, Dagmar Fohl, folgendes:
Ich musste ihr und allen Menschen, die in nationalsozialistischen psychiatrischen Anstalten ermordet wurden, ein Denkmal setzen.
Wann ist das Erlebte Vergangenheit? Die Antwort lautet: NIEMALS.
Elfriede verließ mit 16 ihr Elternhaus. Der strenge und zur Brutalität neigende Vater war für sie nicht mehr zu ertragen. Sie lebte zunächst bei Freunden und zog dann mit ihre späteren Ehemann, dem Maler und Sänger Kurt Lohse. Die Ehe zeichnete sich durch brutale Kämpfe beider Seiten aus und war weder für Frieda noch für Kurt dauerhaft erträglich. Sie trennten sich später und damit kam Elfriede nicht zurecht. Sie wurde krank, erholte sich aber rasch. Später wusste der Vater sich keinen Rat mehr und ließ sie in die „Landes-, Heil- und Pflegeanstalt Arnsdorf einweisen.
Der Roman ist ein erschütternder Bericht einer jungen Frau, die an ihren Plänen und ihrer Unrast scheiterte. Dazu trug auch das Misslingen der Ehe mit Kurt bei. Sie konnte die Trennung nie verwinden. Was sie in der Anstalt erlebte und allein, dass sie als Ballastexistenz bezeichnet wurde, sagt alles über die damalige Zeit. Frau Fohl ist es gelungen, mir als Leser die Gefühle Friedas mit all den Ängsten und auch den Phasen in Hochstimmung, plastisch zu vermitteln. Die Ich-Erzählerin berichtet aus der Sicht Friedas und das genau so verworren, wie wohl deren Gedanken auch waren. Zwischendurch störten mich die abgehackten Sätze ein wenig aber die Begeisterung für das Buch blieb. Es ist traurig, dass mittlerweile wieder Stimmen laut werden, die von lebensunwertem Leben faseln. Ein ganz wichtiges Buch, dass auch in Schulen gelesen werden sollte.
Nach dem Epilog folgt noch einmal das Foto des Covers und der Lebenslauf der Künstlerin. Auch die aufgeführten Personen werden vorgestellt. Danach gibt es die Erklärung von Begriffen, wie etwa die „Dresdner Sezession“. Die Autorin macht auf Literatur zum Thema aufmerksam und beendet das Buch mit Quellenangaben zu den Zitaten und Texten im Buch.