Nicht großartig, aber einfach gehalten mit typisch kölschen Mundwerk!
Das Leben ist großartig – von einfach war nie die RedeInhaltserzählung:
Wenn ich manchmal in TV-Sendungen auftrete, werde ich oft als »die« vorgestellt, die sich ins Leben zurück gekämpft hat. Das Dumme ist: Das sehe ich komplett anders, Herrschaften. Kämpfen ...
Inhaltserzählung:
Wenn ich manchmal in TV-Sendungen auftrete, werde ich oft als »die« vorgestellt, die sich ins Leben zurück gekämpft hat. Das Dumme ist: Das sehe ich komplett anders, Herrschaften. Kämpfen hat in meinen Augen viel zu sehr mit Gewalt zu tun, und es gibt nichts, was ich so sehr hasse wie Gewalt. In meinem Fall ist es eher der Wille, der mich nach vorne treibt - der Wille, etwas zu meistern, wovor ich eventuell Angst habe, oder etwas, was ich mir erst mal nicht zutraue. Das ist meine »Challenge«, meine Herausforderung. Ich kämpfe nicht, liebe Freunde der gepflegten Gewaltlosigkeit! Ich fließe mit dem Fluss des Lebens, aber ich kraule nicht gegen den Strom.
(Seite 133/134)
Ich hätte da noch stundenlang sitzen können, das sind die Momente im Leben, die mir klarmachen, woher ich meinen Lebenswillen und meinen Optimismus nehme: aus dem Leben selbst. Die Neugier auf das, was noch unbekannt vor mir liegt. Ich will wissen, ob da noch mehr drin ist. Auch wenn man immer wieder die Grütze aus dieser gemischten Tüte namens Lebens fischt.
(Seite 45)
Das ist meine Erkenntnis aus dem Film, die Essenz aus zehn Jahren danach: »Wie schön, dass ich das noch lebendig sehen darf. Wenn ich tot gewesen wäre, hätte ich das doch alles nicht mitgekriegt!«
(Seite 11)
Autoren:
Gaby Köster, mit bürgerlichem Namen Gabriele Wilhelmine Köster, ist eine am 02.12.1961 in Köln geborene deutsche Schauspielerin, Komikerin und Autorin, sowie Mutter eines Sohnes aus geschiedener Ehe. Sie wurde nach und nach als Kabarettistin erfolgreich und erlangte zahlreiche Auszeichnungen, zudem wurde sie 1996 fester Bestandteil von "7 Tage, 7 Köpfe" und hatte ab 1999 ihre eigne Comedy-Serie "Ritas Welt", wodurch endgültig ihr Durchbruch geschafft war. 2011 wurde nach einer langandauernden Nachrichtensperre bekannt, dass die Tour abgebrochen wurde, da Gaby Köster am 08. Januar 2008 als Folge eines Sturzes einen Schlaganfall erlitt, durch den sie bis heute noch eingeschränkt ist. In Zusammenhang mit diesem Erlebnis wurde sie erstmals als Schriftstellerin tätig und schrieb über die Erlebnisse dieser Zeit und ihren Weg zurück ins Leben. Ihr Debüt "Ein Schnupfen hätte auch gereicht" wurde am 9. September im Scherzverlag veröffentlicht.
Till Hoheneder, geb. 1965, wurde mit dem Comedy-Duo "Till & Obel" (1986 - 2000) bekannt. Heute ist er Autor und Comedian. Sein mit Gaby Köster geschriebenes Buch "Ein Schnupfen hätte auch gereicht" wurde ein Bestseller, ebenso "Keine Zeit für Arschlöcher" mit Horst Lichter und "Und dann kam Ute" mit Atze Schröder. Till Hoheneder wurde dreimal mit dem Deutschen Comedy-Preis ausgezeichnet. Seit 2018 ist er auch wieder auf der Bühne zu sehen: Mit Torsten Sträter bestreitet er spontane Lesungen und mit Atze Schröder ging er im Frühjahr 2019 erfolgreich mit dem Programm und Podcast "Zärtliche Cousinen" auf Tournee.
Bewertung:
Cover und Titel sind in Gabys Stil erstellt worden. Das Buch selber ist sogar pink unter dem Umschlag. Der Schreibstil ist wie ich vom ersten Buch gewöhnt bin; flüssig, lebhaft und bildhaft. Das Buch las sich so schnell, dass ich es fast in einem Rutsch geschafft hatte. Nur war da der Schlaf dazwischen. Ansonsten lesen sich die 200 Seiten rasant.
📖Solange man Träume noch leben kann, lohnt es sich, die Hoffnung, das Positive und den Glauben an die schönen Dinge des Lebens nicht aufzugeben. Und ich bin überglücklich, dass ich endlich wieder weinen kann. Jetzt weiß ich wieder, dass diese winzigen Perlen der Freude und Trauer das Salz in der Suppe unseres Lebens sind.📖
(Seite 24)
Das Buch ist auch hier in mehrere Themen aufgeteilt und vor jedem Thema gibt es eine Aussage über Gaby von Freunden, Familie, Kollegen ... Die Fotos in der Mitte des Buches (und im pinken Design, natürlich! ) runden das Buch ab. Am Ende des Buches erzählt Till noch etwas über sich und wie es für ihn selbst war, nachdem das erste Buch fertig wurde. Das finde ich sehr gelungen und vollständig, da ja auch er diese Zeit miterlebt hat. Gaby und Till haben jeweils noch eine Danksagung für uns Leser, und so hatte ich auch das Gefühl, dass das Buch wirklich von beiden ausgearbeitet wurde.
📖»Ich bin dreifach gestraft – ich bin das Scheidungskind einer Promimutter mit Schlaganfall! Kein Wunder, dass ich einen an der Waffel hab!«📖
(Seite 5)
Ihr Buch "Ein Schnupfen hätte auch gereicht" hat mich total in den Bann gezogen. Ich hatte es von einer Freundin geliehen bekommen als ich im Krankenhaus war. Das Buch war in zwei Tagen durch und hat mich emotional an Gabys Leben teilhaben lassen. Eine Mutter, die reflektiert, was ihr Kind wegen ihrer Erkrankung durchlebt hat - ohne Bewertung oder Anklage. Das hat mich am allermeisten beeindruckt! Das schaffen nur die allerwenigsten! Oft ist es doch so, dass wir ausgesprochenes sehr negativ persönlich nehmen oder sofort auf Verteidigung springen, weil wir direkt von einer Anschuldigung ausgehen - wo es doch häufig nur ein ausgesprochenes Faktum einer Sache oder eines Gefühls ist. Gabi hat sich hier noch mal eine Extraportion Respekt von mir abgeholt! Ich habe sogar Tränen geweint, das hat die so emotional wie auch in ihrer komisch-charmanten Art rübergebracht ... Sehr ergreifend finde ich auch, wie sie über ihre Rolle als Mutter berichtet; die Findung zwischen Regeln setzen und das Kind flügge werden lassen. Genauso wie ihr Sohn, finde ich auch besonders Gabys Lebenswillen und ihre unbändige Energie einfach beeindruckend - unerschütterlich.
📖Alle Menschen sind Ausländer, fast überall. Und alle Rassisten sind Arschlöcher, überall. Punkt. Und dass Deutsch keine Weltsprache geworden ist, finden vielleicht ein paar extreme Rechtsausleger bedauerlich, ich aber nicht. Wenn wir so anfangen, wo soll das hinführen? Mal lustig gefragt: Ist eine Winterjacke dann von »Hans Wolfshaut« statt von »Jack Wolfskin«? Wahrscheinlich sollten wir alle hierzu demnächst einen »Hirnsturm« machen, weil ihm »Brainstorming« zu englisch ist? Ich frage nur mal so, just for fun!📖
(Seite 93)
Es gibt auch auch weniger lobendes zu berichten; man merkt schon den Fortschritt des Schreibens an die Leser im Vergleich zum ersten Buch ... nicht immer positiv für mich. Ständig die Anreden "..., ihr Schätz", "Kinders", "Herrschaften" und noch so andere, teilweise kreative Anreden, haben mich schon hin und wieder genervt. Es ist halt so ihre Art, aber beim Schnupfen-Buch (nenne ich jetzt mal so) empfand ich es nicht als so zahlreich und aufdringlich. Das hat sich schon deutlich zugespitzt. Auch das überspitzte "Alles positiv sehen" war mir was zu viel. Sie ist ja eine Frohnatur, das kam ja schon beim Schnupfen-Buch deutlich hervor. Aber hier werden regelrecht Loblieder darüber gesungen ... Die Schwierigkeiten, die es auch in ihrem Leben gibt, werden weniger erwähnt oder nur ganz kurz angeschnitten. Mir ist das alles im Allen eine viel zu positive Sicht auf die Dinge. Da muss man sich auch klarmachen, dass gerade Menschen wie Gaby mit ihrem Humor schützen, was man hier deutlich merkt. Im Schnupfen-Buch war sie da etwas offener, ihre Wunden zu zeigen. Das finde ich sehr schade, denn das Buch verliert hier etwas an Authentizität. Wie sie selber auch schreibt, andere Menschen können das nicht so positiv sehen wie sie, weil sie eben nicht so einen tollen Rückhalt durch die Familie erfahren und/oder kein Urvertrauen gelernt haben. Das finde ich an dieser Stelle auch wichtig zu erwähnen, denn viele Menschen sind einfach schlechter für das Leben gerüstet als Gaby. Das gehört auch zur geschönten, fairen Wahrheit. Und deshalb konnte sie trotz Widrigkeiten ihrem Sohn eine gute Mutter sein, der sein eigenes Leben leben darf.
Fazit:
Alles im Allem schon typisch Gaby, wie wir sie kennen; lebhaft und humorvoll. An Emotionen fehlte es hier nicht, nur ist ihr Lebensbild für Außenstehende zu glanzvoll beschrieben, auch wenn sie einige Problemfelder angesprochen hat. Gaby hat mit diesem Buch wieder gezeigt, dass sie sehr reflektiert handelt, was mir am meisten gefällt. Trotz einiger Kritiken finde ich das Buch gelungen, wenn auch ausbaufähig.
📖Natürlich ist mir klar, dass einige Menschen nach solchen Schicksalsschlägen fragen: Warum ich? Aber wahrscheinlich ist die Gegenfrage sehr simpel und banal: Warum nicht? Und darum habe ich mein Leben angenommen, so wie es ist.📖
(Seite 158)
Bevor man dieses Buch liest, sollte man schon vorher das Schnupfen-Buch gelesen haben, haben einige meiner Lesekollegen nämlich nicht gelesen. Dementsprechend sind viele Dinge in diesem Buch auch nicht zusammenhängend und die Bewertung hinterher fehlerhaft.
Vielen Dank an das Vorablese-Team und dem Verlag für das bereitgestellte Exemplar!