Die Scheidungsanwältin Julia, ist eine erfolgreiche Frau und liebevolle Mutter. Und Ehefrau von Brian. Doch sie spürt, dass sie Brian nicht mehr liebt und will sich in der Folge, von ihm trennen. Brian fällt aus allen Wolken, glaubte bis zuletzt, dass er zusammen mit Julia glücklich werden könnte. Doch Brians herrische Mutter Edna, ist keinesfalls überrascht, als sie von Julias Plänen erfährt. Schon immer glaubte sie, Julia wäre nicht gut genug für ihren Sohn. Bevor es jedoch zum Auszug aus dem gemeinsamen Haus kommt, wird Anna, die Tochter von Julia und Brian, entführt. Die Presse stürzt sich auf die Story und stellt Julia als Rabenmutter hin, die Mitschuld an dem Verschwinden von Anna trägt, weil sie am Tag, als die Kleine vom Schulhof verschwand, zu spät kam.
Die Spekulationen in den Medien und auch die Beschimpfungen in den sozialen Netzwerken werden immer wilder, worunter besonders Julia leidet. Brian jedoch zieht sich ins Haus seiner Mutter zurück und so muss Julia allein mit ihrer Angst und dem Schmerz ausharren. Doch nach sieben Tagen scheint der Spuk vorbei- Anna ist wieder zurück, unverletzt und sie kann sich an kaum etwas erinnern. Julia ist überglücklich, ihre Tochter wieder in die Arme schließen zu können, doch ihre Freude darüber währt nicht lange. Brian und Edna haben beschlossen, um das alleinige Sorgerecht von Anna zu kämpfen. Und besonders Edna scheint dabei jedes noch so schmutzige Mittel recht zu sein. Aber Julia ist eine Kämpferin, die sich keinesfalls geschlagen geben will. Außerdem fürchtet sie sich immer noch davor, dass Annas Entführer noch ein zweites Mal zuschlagen könnte…
Die Bewertungen im Netz bezüglich dieses Psychothrillers von Alex Lake, fielen größtenteils recht mäßig aus, dennoch wollte ich mir ein eigenes Bild von der Story machen, was im Nachhinein auch gut war. Vielleicht ist es die falsche Erwartungshaltung gewesen, die manche Leser an dieses Buch gestellt haben. Es handelt sich hier keinesfalls um eine heftige Schlachtplatte, die einem serviert wird und in der möglichst viele Menschen etc. auf entsetzliche Art und Weise hingemeuchelt werden, sondern um eine Mischung aus Drama und Psychothriller, wobei die Psychothrillkomponente hier recht subtil eingesetzt wurde. Der Spannungsbogen entwickelt sich daher sehr langsam; was als Familiendrama beginnt, steigert sich erst gegen Ende des Romans zu einem Schocker, wenn auch zu einem, der zur leiseren Sorte gehört. Zugegeben, etwas unglaubwürdig muten manche Handlungsweisen der Romanheldin innerhalb des Showdowns schon an- ich glaube kaum, dass Julia unter normalen Umständen eine Chance gehabt hätte, gegen diverse Dinge anzukämpfen (ich muss mich an dieser Stelle leider etwas vage ausdrücken, um nicht zuviel zu verraten) doch fand ich das Showdown trotzdem nicht weniger spannend geschrieben.
Alex Lake hat einen eingängigen, lockerleichten Schreibstil, der dafür sorgt, dass man schnell gefangen ist, in der Story- andererseits hat mir die Charakterisierung seiner Akteure nicht so gut gefallen. Julia, die Romanheldin, wirkte mir streckenweise zu nüchtern und abgeklärt in Bezug auf ihre gescheiterte Beziehung zu Brian. Daher konnte ich auch nicht nachvollziehen, wieso sie ein paar Seiten später trotzdem wieder überlegt, ob sie nicht doch zu voreilig gehandelt hat. Außerdem benimmt sie sich in diversen Situationen wie eine typische TSTL Heldin, was zwar für einige Spannungsmomente innerhalb des Romans sorgt, mich aber beim Lesen ziemlich genervt und gestört hat. Und auch Brian ist nur eine recht schablonenhaft geratene Figur- genau wie die Dialoge und Streitgespräche des Ehepaars ihre Schwächen aufwiesen- man kann einfach nicht nachvollziehen, dass mal Liebe zwischen den beiden war, weil die Atmosphäre zwischen Julia und Brian regelrecht klinisch wirkt. Selbst den Streitgesprächen fehlt es an echter Leidenschaft, finde ich. Dabei hatte der Plot an sich durchaus Potential!
Die Charakterisierung der „lieben Schwiegermutter“, ist dem Autor allerdings auf ganzer Linie gelungen und auch sein Entschluss, die Story zusätzlich aus der Sicht des Täters zu schildern, sorgt für eine interessante Komponente. Zwar hatte ich sehr früh eine Vermutung hinsichtlich des Täters, (und daher warne ich auch jedermann davor den Klappentext dieses Romans zu lesen!) doch ging es dem Autor, glaube ich zumindest, auch gar nicht darum ein spannendes Rätselraten diesbezüglich für seine Leser zu schaffen. Das Wesentliche ist also nicht die Suche nach dem Täter, sondern nach dessen Motiv und ob er mit seinem „Plan“ durchkommen wird. Zugegeben ich hätte mir ein wenig tiefgründigere Charaktere gewünscht und vielleicht auch, dass manche Gedanken der Heldin so oft wiederholt werden, doch wäge ich Plus- und Kritikpunkte miteinander ab, bleibt unter dem Strich immer noch ein spannender Roman, der mich gut unterhalten konnte und der mit einem spannenden Showdown aufwarten konnte.