Düstere Atmosphäre
Die Farbe von GlasIsland im Jahre 1686. Die junge Rósa wuchs wohlbehütet bei ihren Eltern auf. Doch als ihr Vater, der Bischof von Skálholt stirbt, leiden ihre Mutter und sie selbst an so großer Armut, dass Rósa nur einen ...
Island im Jahre 1686. Die junge Rósa wuchs wohlbehütet bei ihren Eltern auf. Doch als ihr Vater, der Bischof von Skálholt stirbt, leiden ihre Mutter und sie selbst an so großer Armut, dass Rósa nur einen Ausweg kennt: sie nimmt den Heiratsantrag des Händlers Jón an. Dieser ist bekannt für seine düstere und harte Art, doch Rósa hat keine Wahl und folgt ihm in sein Dorf, wo er als Oberhaupt fungiert. Im Dorf wird getuschelt, nachdem seine erste Frau Anna auf geheimnisvolle Weise ums Leben kam und heimlich haben die Bewohner des Ortes Jón in Verdacht. Als dieser Rósa verbietet, Kontakt mit den Frauen des Dorfes aufzunehmen, beginnt sie immer mehr unter ihrer Einsamkeit zu leiden. Als dann auf dem Dachboden unheimliche Geräusche zu hören sind, bekommt Rósa es mit der Angst zu tun. Was genau geht hier vor sich und was hat Jón mit all dem zu tun?
Meine Meinung
Bei diesem Cover war ich auf den ersten Blick schockverliebt, denn es ist einfach wunderschön. Auch die Geschichte klang unheimlich düster und schon war meine Neugier entfacht.
Schon beim Einstieg konnte mich die Autorin Caroline Lea mit ihrem Schreibstil absolut fesseln. Dabei ist dieser auf eine ganz besondere Art direkt, aber auch nüchtern. Sie beschreibt Momente und Situationen intensiv und doch hat man einen gewissen Abstand zum Geschehen, so dass man zunächst Beobachter der Geschichte wird. Doch je mehr diese fortgesetzt wird, desto intensiver wird das Gefühl der Beklemmung und der Kälte.
Ein Teil der Geschichte wird durch einen dritte Person Erzähler aus Rósas Perspektive geschildert und ab der Mitte kommt Jóns Perspektive in der Ich-Form hinzu. So wird die Geschichte mit einer Mischung aus Distanz und Mitgefühl wahrgenommen.
Was mir an diesem Buch ganz besonders gut gefallen hat, war diese einzigartige Atmosphäre, diese Düsternis und das kalte, raue Island war nicht nur gut vorstellbar, sondern man bekam schon fast das Gefühl, auch die Geräusche und Gerüche wahrzunehmen.
Trotz all der spürbaren Bedrückung und Melancholie ließ mich das Geschehen kaum los. Ich wollte wissen, was es mit Jón und seinem Hof auf sich hat. Dabei ist die Geschichte eher ruhig und doch so spannend, ich habe es wirklich in einem Rutsch wegesuchtet. Wer also intenisive Geschichten mag, in denen es meist ruhig bleibt, ist hier absolut richtig. Zum Ende hin wird es dann auch noch spannend und ja, da gab es Geheimnisse, die ich geahnt habe, aber auch einige, die überraschen können.
Die Charaktere bekommen ein klares Bild. Protagonistin Rósa ließ mich zu Beginn noch ein wenig zaudern, da ich sie einfach noch nicht richtig greifen konnte. Doch auch hier gilt, je weiter die Geschichte voran schreitet, desto deutlicher wird sie gezeichnet. Aus einem behüteten Mädchen wird eine Frau, die für diese Zeit weiß, was sie will. Ihre Entwicklung hat mir sehr gut gefallen und ich habe mich schnell in sie versetzen und mit ihr mitfühlen können.
Jón war sehr geheimnisvoll und ich konnte ihn zuerst kaum fassen. Wirkte er zunächst unnahbar und bedrohlich, konnte man spüren, dass in ihm mehr steckt. Als dann seine Perspektive hinzukam, wurde er dann ganz klar und deutlich und ja, er war absolut überraschend. Neben den beiden gibt es noch eine handvoll weiterer Personen, bei denen mir vor allem Dorfbewohnerin Katrin ganz besonders gefallen hat. Sie hat ein wenig Vorbildfunktion für Rósa und bringt sie dadurch deutlich weiter. Natürlich gibt es hier auch die für diese Zeit bekannten Vorurteile unter den Dorfbewohnern, was noch einmal zusätzlich für die passende Stimmung dieser Zeit sorgte.
Mein Fazit
Für mich war dieses Buch eine absolute Überraschung und die Autorin konnte mich mit ihrem atmosphärischen Debüt absolut packen und fesseln. Es ist eine Geschichte, die über weite Teile ruhig bleibt und erst spät etwas mehr Tempo bekommt, doch hier wird die Geschichte durch die Nüchternheit der Sprache lebendig. Düster, beklemmend, bedrückend, faszinierend, für mich eine absolute Überraschung und ein Highlight.