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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.12.2019

Göttlich, fantasievoll und grandios erzählt

Strange the Dreamer - Ein Traum von Liebe
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Da der erste Teil von Laini Taylors neuer Fantasyreihe in zwei Bände aufgeteilt wurde, nahm die Geschichte im letzten Buch gerade an Fahrt auf, ehe sie abrupt endete. Der zweite Teil knüpft nun nahtlos ...

Da der erste Teil von Laini Taylors neuer Fantasyreihe in zwei Bände aufgeteilt wurde, nahm die Geschichte im letzten Buch gerade an Fahrt auf, ehe sie abrupt endete. Der zweite Teil knüpft nun nahtlos an den ersten an.

Endlich ist Lazlo in der Verborgenen Stadt Weep angekommen. Doch sie ist so vollkommen anders als er es sich als Junge vorgestellt hat. Die Zitadelle der Mesarthim verdunkelt den Himmel, die Straßen sind von herumliegendem Müll und Ungeziefer verdreckt. Kuchen stehen definitiv keine auf den Fensterbänken. Die Gefährten um den Götterschlächter Eril-Fane suchen nach einem Weg, um das Metall und somit den Schatten, der über der Stadt liegt, zu zerstören. Die Fronten zwischen den Einwohnern von Weep und der „Götterbrut“ in der Zitadelle sind verhärtet, genauso wie zwischen Minya und den übrigen Götterkindern.

Laini Taylors Schreibstil ist, wie schon im ersten Band, einfach märchenhaft. Sie kreiert eine fantasievolle Welt, in der man sich verlieren kann. Stand im ersten Teil Lazlos Reise im Vordergrund, liegt der Fokus diesmal stark auf Lazlos Träumen und der Beziehung zwischen ihm und Sarai. Sarai ist die Muse der Albträume. Mit Hilfe eines Schwarms Motten dringt sie in die Träume der Menschen ein, schürt deren Ängste und manipuliert sie. Auf diese Art lernen sich die beiden auch kennen. Sarai und Lazlo sind fasziniert vom jeweils anderen. Im Verlauf der Handlung wachsen die beiden immer mehr zusammen.

Da den Begegnungen im Traum von Lazlo und Sarai viel Raum gegeben wird, entstehen einige Längen. Erst das letzte Drittel ist unglaublich spannungsgeladen und wartet mit einem grandiosen Finale und überraschenden Wendungen auf.

Insgesamt eine gelungene Fortsetzung mit einem magisch-poetischen Schreibstil. Laini Taylor hat eine geradezu göttliche Welt geschaffen, in der Licht und Dunkel nah beieinander liegen. Eine sehr tiefgründige Geschichte mit spannenden Entwicklungen und starken Charakteren.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Verlag und der Bloggerjury für die Zusendung eines Rezensionsexemplars!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.04.2019

Elementar

Der Mann, der Sherlock Holmes tötete
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1893 beschließt Arthur Conan Doyle sich vom Schatten seiner berühmtesten Schöpfung zu befreien und stürzt Sherlock Holmes im Reichenbachfall in den Tod. Die Empörung über den Tod des Meisterdetektives ...

1893 beschließt Arthur Conan Doyle sich vom Schatten seiner berühmtesten Schöpfung zu befreien und stürzt Sherlock Holmes im Reichenbachfall in den Tod. Die Empörung über den Tod des Meisterdetektives ist enorm. Selbst Jahre später wird Conan Doyle mit Hassschriften und Anfeindungen konfrontiert. Sogar eine Briefbombe wird ihm zugestellt und detoniert an seinem Schreibtisch. Mit enthalten ist ein Zeitungsausschnitt über den Mord an einer jungen Frau im East End, der jedoch von Scotland Yard wenig Beachtung fand. Conan Doyles Aufmerksamkeit ist geweckt und gemeinsam mit seinem Freund Bram Stoker - ja, derselbe, der „Dracula“ geschrieben hat - nimmt er die Ermittlungen auf.

Im Jahre 2010 tritt Harold den Baker Street Irregulars bei, einer Vereinigung von Sherlock Holmes Experten und Gelehrten. Sein versiertestes Mitglied, Alex Cale, behauptet, das verschollene Tagebuch von Sir Arthur Conan Doyle gefunden zu haben. Conan Doyle hat zeitlebens akribisch Tagebuch geführt und aus seinem Nachlass fehlte nur ein einziger Band, der den Zeitraum zwischen Oktober und Dezember 1900 umfasst. Also genau den Zeitraum, in dem Conan Doyle und Stoker auf eigene Faust nach einem Serienkiller suchten.

Die beiden Erzählstränge werden abwechselnd weitergesponnen, sodass durch das gesamte Buch hinweg ein hoher Spannungsbogen aufrecht gehalten wird. Arthur Conan Doyle und sein viktorianisches London werden dermaßen authentisch beschrieben, dass man am Ende das Gefühl hat, wirklich dabei gewesen zu sein. Bisher kannte ich Arthur Conan Doyle nur als Schöpfer von Sherlock Holmes. Der Meisterdetektiv nimmt die Aufmerksamkeit des Lesers so in Anspruch, dass der Mann, der ihn erdachte, traurigerweise ein bisschen zu viel Missachtung erfährt. Umso gefesselter war ich von dem Menschen Arthur Conan Doyle, den Graham Moore - wie ich finde - meisterhaft eingefangen hat. Auch die vielen Zeitgenossen werden unglaublich authentisch dargestellt.

In diesem Erzählstrang steckt wahnsinnig viel Recherchearbeit. Das merkt man. Viele bekannte Persönlichkeiten, die Nähe zu Sherlock Holmes‘ Schöpfer, das düstere London, in dem ein Serienmörder junge Frauen ermordet. Dagegen nimmt sich der Erzählstrang in der Gegenwart deutlich schwächer aus. Mir kam Harold wie eine schwabbelige weiße Masse vor. Wenn er dann noch besser deduziert als Sherlock Holmes es vermocht hätte, kommt das etwas unglaubwürdig rüber. Die Kriminalgeschichte um das Tagebuch ist komplex und leidlich spannend, aber insgesamt habe ich mich mehr auf die Kapitel mit Arthur Conan Doyle gefreut.

Für Sherlockianer - ob Fan der Bücher oder der Serie ist egal - ist dieser Roman auf jeden Fall gutes Lesefutter!

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Veröffentlicht am 29.11.2018

Vollkommen abgedrehte Göttergeschichte

Anansi Boys
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Ein ganzer Ozean, mehr als 6000 Kilometer tiefblaues Wasser trennen Fat Charlie Nancy von seinem Vater, der ihn in seiner Kindheit häufig blamiert hat. In London führt Charlie ein geordnetes Leben, nicht ...

Ein ganzer Ozean, mehr als 6000 Kilometer tiefblaues Wasser trennen Fat Charlie Nancy von seinem Vater, der ihn in seiner Kindheit häufig blamiert hat. In London führt Charlie ein geordnetes Leben, nicht besonders spektakulär, eigentlich sogar ziemlich langweilig. Genauso wie Charlie selbst. Als er der Versuchung nicht wiederstehen kann und einer Spinne eine Nachricht für seinen Bruder ins Ohr flüstert, ahnt er nicht, dass mit Spider das Chaos in sein Leben Einzug hält. Denn Spider ähnelt stark ihrem Vater, dem Spinnengott Anansi. Er verfügt über gewisse göttliche Fähigkeiten, ist überheblich, selbstverliebt, charmant… all das, was Charlie nicht ist. „Anansi Boys“ erzählt die Geschichte eines stinknormalen, langweiligen Typen, in dessen Leben plötzlich mehrere Götter mitmischen.

Der Vorläufer dieses Buches heißt „American Gods“. Darin spielt Anansi bereits eine wichtige Nebenrolle. Man kann „Anansi Boys“ jedoch lesen, ohne den Vorgänger zu kennen. Das Buch ist allein schon deshalb lesenswert, weil es von Neil Gaiman ist. Setzt aber voraus, dass man Neil Gaiman und seinen Stil mag. Die Handlung ist ziemlich verworren und komplex. Es geht um Götter und Ursprungsmythen aus der westafrikanischen Mythologie, die vielen vermutlich unbekannt sein dürfte und die auch im Buch nicht groß erklärt wird. Anansi ist ein Gott des Schabernacks, gerissen und listig. Er spinnt den Sagenschatz der Welt, was hier von Neil Gaiman aufgenommen und modern aufgearbeitet wurde. Es geht um die Macht von Geschichten und Liedern.

Gaimans Figuren sind typische Antihelden, mit denen man nur durch ihre Schwächen sympathisieren kann. Sie geraten in aberwitzige Situationen, die nicht immer logisch sind. Aber der Ideenreichtum ist einfach grandios. Man muss Gaimans bizarren Einfallsreichtum zu schätzen wissen, andernfalls wird man mit seinen Büchern wohl nicht glücklich.

Veröffentlicht am 12.10.2018

Eine Geschichte über eine ungewöhnliche Giraffe

Frau Giraffe zieht um!
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Als Löwenzahnfans waren wir schon gespannt auf Guido Hammesfahrs Kinderbuch. Wer Moderator einer Kindersendung ist, weiß doch bestimmt, was Kinder toll finden. Und ehrlich, wir sind so froh, dass Guido ...

Als Löwenzahnfans waren wir schon gespannt auf Guido Hammesfahrs Kinderbuch. Wer Moderator einer Kindersendung ist, weiß doch bestimmt, was Kinder toll finden. Und ehrlich, wir sind so froh, dass Guido Hammesfahr zum Autor geworden ist.

Die Geschichte über Frau Giraffe, die ein neues zu Hause sucht, wird mit einem feinen Gespür für Kinder erzählt. In einem einfachen Text mit einem angenehmen Erzählfluss wird beschrieben, wie Frau Giraffe ihre gewohnte Umgebung verlässt und auf andere Tiere trifft. Hilfsbereit und gastfreundlich laden die unterschiedlichsten Tiere Frau Giraffe in ihr zu Hause ein. Aber nichts will so richtig passen. Bis Frau Giraffe am Ende ihr Traumhaus baut und umgeben von ihren Freunden ein wahres zu Hause findet.

Den Kindern werden verschiedene Tiere und deren bevorzugte Lebensräume nahegebracht. Was wirklich großartig und lehrreich ist, doch nicht immer authentisch. So ist es schon ein bisschen verwunderlich, dass die Giraffe ausgerechnet zum Krokodil ins Wasser steigt. Insbesondere, wenn das Krokodil dann auch noch frohlockt, wie leicht ihm das Fressen ins Maul schwimmt. Als Erwachsener staunt man sowieso nur über die Unbedarftheit der Giraffe und ihr bedingungsloses Vertrauen. Warum sie sich auf die Suche nach einem neuen zu Hause macht, konnte ich nicht nachvollziehen. Sie tut es einfach. Kinder stören sich ja nicht an solch kleinen Ungereimtheiten.

„Frau Giraffe zieht um!“ ist das derzeit beliebteste Buch bei uns. Vom Verlag wurde eine Altersempfehlung von 4 bis 6 Jahren angegeben, aber mein Dreijähriger findet die Geschichte so klasse, dass wir sie jeden Abend vorlesen müssen. Wegen der sehr schönen Erzählweise macht das Vorlesen auch als Erwachsener richtig Spaß. Ich hoffe, es bleibt nicht bei dem einen Kinderbuch von Guido Hammesfahr!

Veröffentlicht am 17.07.2018

Eine leichte Sommerlektüre – nicht mehr und nicht weniger

Wo mein Herz dich findet
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Sommerzeit ist Reisezeit! Und zumindest für mich schließt diese Zeit auch immer die Suche nach einer nicht zu anspruchsvollen Lektüre für die Strandliege ein. Außerdem fühle ich mich im Sommer gern wieder ...

Sommerzeit ist Reisezeit! Und zumindest für mich schließt diese Zeit auch immer die Suche nach einer nicht zu anspruchsvollen Lektüre für die Strandliege ein. Außerdem fühle ich mich im Sommer gern wieder wie sechzehn und könnte eine Liebesgeschichte nach der anderen verschlingen. Unterhaltsam soll sie sein, gern ein bisschen Seifenoper, fesselnd, und bloß nicht mit den Stereotypen geizen. Mit Kathryn Taylors ‚Wo mein Herz dich findet‘ habe ich genau so eine Lektüre bekommen.

Junge Hotelerbin entdeckt in einsamer Waldhütte den griesgrämigen, aber unfassbar attraktiven Außenseiter. Beide fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Aber oh nein! Er hat ein fürchterliches Geheimnis, das auch noch im Zusammenhang mit der jungen Hotelerbin steht. Perfekt. Was will man mehr.

Überraschenderweise gibt es aber auch noch eine zweite Liebesgeschichte, die für mein Empfinden die erste ziemlich in den Schatten stellt. Die Jugendliebe von Caras Bruder kehrt zurück. Kurz vor dessen Hochzeit. Was in diese Konstellation hineinspielt, ist um Längen spannender als die Geschichte um Cara und Liam. Die Gefühle zwischen Patrick und Amy, ihre Trennung, die Missverständnisse und natürlich die bevorstehende Hochzeit verleihen dem Roman seine Dynamik. Man fiebert bis zum filmreifen Ende mit, ob und wen Patrick heiratet. Die aus dem Klappentext hervorgehenden Hauptfiguren Cara und Liam, deren Gefühle noch frisch und wild sind, wirken dagegen oberflächlich. Ich hatte mir mehr von den beiden versprochen.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass ‚Wo mein Herz dich findet‘ reichlich gut unterhält. Es liest sich flüssig und die einzelnen Erzählstränge sind angenehm miteinander verwoben. Die verschiedenen Elemente wie Figuren und Intrigen erinnern an die Rosamunde Pilcher-Verfilmungen auf ZDF und die zählen immerhin zu den beliebtesten Sendungen.