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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.12.2019

Wie ein Bild von Zille

Menschen neben dem Leben
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Im Berlin der Zwanziger Jahre sind die wahren Verlierer der Wirtschaftskrise diejenigen, die durch alle sozialen Netze hindurchfallen: Kriegsheimkehrer, Bettler, Prostituierte, Verrückte. Sie versuchen ...

Im Berlin der Zwanziger Jahre sind die wahren Verlierer der Wirtschaftskrise diejenigen, die durch alle sozialen Netze hindurchfallen: Kriegsheimkehrer, Bettler, Prostituierte, Verrückte. Sie versuchen sich mehr schlecht als recht durch’s Leben zu schlagen. Man kennt sich größtenteils untereinander. So bleibt es nicht aus, dass an einem Abend mehrere Leute mit verschiedenen Ideen ein einziges Ziel ansteuern: den Fröhlichen Waidmann. Zum Trinken, zum Tanzen, zur Musik, um jemand sehnsüchtig Erwartetes zu finden… Da kann es schon sein, dass die Dinge ihren eigenen Lauf nehmen.

Es ist das Berliner Lumpenproletariat, in deren Welt der Autor Ulrich Alexander Boschwitz in diesem Buch eintaucht. Keiner der Protagonisten hat es leicht, jeder muss sehen, wie er zurechtkommt. Sehr einfühlsam sind die Figuren gezeichnet, der Autor zeigt ganz besonders viel Fingerspitzengefühl, um seinen Personen Leben einzuhauchen, ihre Lebensweise darzustellen. Auch wenn einer Protagonisten ganz unten angekommen ist, bleibt der Autor sachlich und lässt ihm den nötigen Raum, um seine Ideen und seine Motivationen zu zeigen. Man fühlt sich dabei an die Bilder von Zille erinnert, nicht immer einfach zu lesen, aber sehr nah an der Realität. Dies ist bereits das zweite Buch von Ulrich Alexander Boschwitz, das mir in die Hände gefallen ist, und ich finde es herausragend geschrieben. Leider wird es keine weiteren Bücher von ihm geben, denn der Autor ist bereits 1942 noch recht jung gestorben.

Dieses Buch möchte ich sehr gerne weiter empfehlen, auch wenn es teilweise keine leichte Kost ist. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 21.12.2019

Unterhaltsamer Auftakt eines großen Fantasy-Epos

Der Untergang der Könige
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Kihrin gerät mitten hinein in Konflikte zwischen Adelshäusern, Zauberern und Dämonen. Er scheint dabei eine ganz besondere Rolle zu spielen. Eine opulente Geschichte steckt dahinter. Wie kommt es, dass ...

Kihrin gerät mitten hinein in Konflikte zwischen Adelshäusern, Zauberern und Dämonen. Er scheint dabei eine ganz besondere Rolle zu spielen. Eine opulente Geschichte steckt dahinter. Wie kommt es, dass Kihrin seine Erlebnisse abwechselnd mit einem Ungeheuer erzählt, das es sich bequem macht vor den Gitterstäben, hinter denen der Junge geendet hat…

Die Autorin Jenn Lyons entführt den Leser in eine komplexe Welt, in denen Götter, Zauberer und Dämonen eine große Rolle spielen. Wie Kihrin seine Vergangenheit findet und dabei immer wieder Fragen hat, die ihm keiner beantworten möchte, wie er nach einer Prophezeiung fragt, die ihn betreffen soll, und wie er sich dabei immer wieder an neue Wendungen gewöhnen muss, das ist sehr spannend geschrieben. Indem abwechselnd Kihrin und seiner Gefängniswärterin erzählen, schleicht sich immer mehr Spannung in die Geschichte hinein, man will immer wissen, wie es weiter geht. Manches davon hätte man vielleicht etwas zusammenkürzen können, insgesamt aber zeigt sich das Buch als unterhaltsamer Fantasy-Roman über eine interessante Welt, in die man gerne eintaucht. Ich empfehle das Buch gerne weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 18.12.2019

Vielschichtiger Familienroman

Der größte Spaß, den wir je hatten
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Marilyn und David Sorensen sind seit 40 Jahren verheiratet, ihre vier Töchter inzwischen erwachsen. Wendys geliebter Ehemann starb an Krebs, nun tröstet sie sich mit Alkohol und jungen Männern. Violet ...

Marilyn und David Sorensen sind seit 40 Jahren verheiratet, ihre vier Töchter inzwischen erwachsen. Wendys geliebter Ehemann starb an Krebs, nun tröstet sie sich mit Alkohol und jungen Männern. Violet hat ihre Karriere als Anwältin an den Nagel gehängt und ist Vollzeitmutter. Liza, eine der jüngsten Professorinnen des Landes, ist schwanger, doch ihr Ehemann ist depressiv, ob er ihr wohl eine große Hilfe sein wird? Grace, das Nesthäkchen, hat ihrer Familie vorgegaukelt, dass sie einen Studienplatz erhalten hat. Ihre Eltern leben ihnen das große gemeinsame Glück vor, ob die Töchter das je erreichen werden? Dann taucht Jonah auf, Violets Sohn, den sie vor 15 Jahren zur Adoption freigegeben hatte, wovon aber nur Wendy etwas wusste. Seine Adoptivfamilie starb bereits vor vielen Jahren, seither lebte er in verschiedenen Pflegefamilien. Seine Rückkehr bringt in der Familie Sorensen alles durcheinander.

Diese Familiengeschichte umfasst die vierzig Jahre Ehe der Eltern Sorensen, mit all den Freuden und Leiden, den die zunächst kleinen, später erwachsenen Kinder mit sich bringen. Die gemeinsame Zeit benennen die Eltern als „den größten Spaß, den wir jemals hatten“, ein geflügeltes Wortspiel aus den allerersten gemeinsamen Tagen. Dabei liest sich die Geschichte der Familie fast wie eine Langzeitstudie der Psychologie über Geschwisterrivalität und Familienzusammenhalt. Vielschichtig ist das Geschehen in dieser Familie, anfangs musste ich mich sehr konzentrieren, um hier den Überblick zu behalten. Doch je mehr ich in die Erzählung eintauchte, umso mehr konnte ich mich von ihr fesseln lassen. Und umso mehr konnte ich die Hintergründe zu den einzelnen Personen erfassen und ihre Handlungen nachvollziehen.

Der Autorin Claire Lombardo ist ein umfangreicher Unterhaltungsroman gelungen, der vieles aus der amerikanischen Gesellschaft spiegelt. Ich habe sehr gerne über diese Familie gelesen und empfehle das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 12.12.2019

Geht ans Herz

Die Zeit der vergessenen Kinder
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Als Martin und Claudia sich im Sommer 2008 begegnen, fühlen sie sich gleich besonders verbunden. Beide tragen Erlebnisse aus der Vergangenheit mit sich herum, die sie noch nicht bewältigt haben. Werden ...

Als Martin und Claudia sich im Sommer 2008 begegnen, fühlen sie sich gleich besonders verbunden. Beide tragen Erlebnisse aus der Vergangenheit mit sich herum, die sie noch nicht bewältigt haben. Werden diese zu schwierig sein für eine tragfähige gemeinsame Zukunft?

Mit der Erzählung um Martin und Claudia und ihren Familiengeschichten, die bis in die Zeit des Nationalsozialismus hineinreichen, hat die Autorin Charlotte Kliemann eine komplexe Geschichte in mehreren Handlungs- und Zeitebenen geschrieben. Nach und nach erhält der Leser ein Bild von den beiden mit all den Erlebnissen, die sie geprägt haben. In diese Geschichte hineingeflochten ist die Verfolgung der Sinti und Roma während der Nazi-Zeit und auch noch danach. Dies geschieht sehr einfühlsam und dennoch sehr bemüht um Sachlichkeit, der Leser kann sich selbst seine Meinung dazu bilden. Es ist keine leichte Lektüre, die Geschehnisse gehen echt ans Herz, und dennoch mag man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Verfolgung der Roma und ihre Ächtung erhält durch dieses Buch ein Gesicht, das wird man so schnell nicht vergessen.

Die Geschichte hat mich sehr berührt und wird noch eine Weile nachklingen. Ich empfinde sie als einen wichtigen Schritt in Richtung mehr Toleranz gegenüber Menschen, die nicht sofort in unser Alltagsschema passen. Sehr gerne empfehle ich es weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 12.12.2019

Lautloser Killer unterwegs

Cold Storage - Es tötet
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1987 kann ein Team von US-Agenten einen äußerst gefährlichen mutierten Pilz in letzter Sekunde zu vernichten. Lediglich eine Probe soll, fest verschlossen, für die wissenschaftliche Forschung Verwendung ...

1987 kann ein Team von US-Agenten einen äußerst gefährlichen mutierten Pilz in letzter Sekunde zu vernichten. Lediglich eine Probe soll, fest verschlossen, für die wissenschaftliche Forschung Verwendung finden. 32 Jahre später hat der Pilz eine Möglichkeit gefunden, sich aus seinem Gefängnis zu befreien, unbeachtet von allen Sicherheitsvorschriften, und zunächst versuchen die Wachen der Nachtschicht, Naomi und Teacake, das Problem in Griff zu kriegen. Doch der Pilz könnte die gesamte Menschheit ausrotten…

Spannung bietet dieser Horror-Thriller von der ersten Seite an. Die lautlose Gefahr dieses Pilzes, die auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen ist, bietet sich an für eine Geschichte, die das Grauen in vielen Schattierungen zeigt. Die Katastrophe scheint vorhersehbar, umso mehr, als nach gut 30 Jahren kaum noch jemand um die Gefahr dieses Killerpilzes weiß. Bis zum Schluss fiebert der Leser mit, ob die einsamen Helden der Geschichte Erfolg haben werden oder nicht.

Action, Horror, Humor, vieles bietet dieses Buch, so dass die Seiten des Buches einfach nur so fliegen beim Lesen. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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