Einige hist. UNgenauigkeiten
Die Tochter der BettlerinNora Berger entführt uns in das 18. Jahrhundert, in die Zeit von Friedrich II. und Maria Theresia.
Im Mittelpunkt dieses historischen Romans stehen einerseits Anna, die Tochter einer Bettlerin, und andererseits ...
Nora Berger entführt uns in das 18. Jahrhundert, in die Zeit von Friedrich II. und Maria Theresia.
Im Mittelpunkt dieses historischen Romans stehen einerseits Anna, die Tochter einer Bettlerin, und andererseits Friedrich Freiherr von der Trenck. Während Anna ein fiktive Figur ist, ist der Freiherr eine historische, der durch seine Memoiren, die er vermutlich stark geschönt und ausgeschmückt hat, bekannt.
Die beiden haben in dieser Geschichte eines gemeinsam: Die unerfüllte Liebe. Anna ist in den Freiherrn verknallt, der in ihr nur ein weiteres Stricherl auf seiner amourösen Abschussliste sieht. Denn Friedrich selbst ist nämlich in Prinzessin Amalie, die Schwester des Preußenkönigs verliebt.
Jedenfalls ergeben sich aus daraus einige Verwicklungen, die für Anna in einer Köpenickiade endet: Sie geht als Infanterist zur Preußischen Armee und versucht dann später den inhaftierten Freiherrn zu befreien. Erst da entdeckt sie den wahren Charakter des Friedrich Freiherrn von der Trenck ...
Mein Meinung:
Wer es mit historischen Details nicht so genau nimmt, findet hier eine durchaus lesbare Geschichte vor. Wer es lieber authentischer hat, sollte sich dessen bewusst sein oder die Finger davon lassen. So essen die Soldaten im ersten von drei Schlesischen Kriegen Semmeln und es wird auch Milchkaffee zum Frühstück konsumiert.
Kaum zu glauben ist es auch, dass sich Anna als Infanterist verdingen kann. Die Soldaten leben auf engsten Raum zusammen, da muss es doch auffallen, dass sie kein Mann ist. Und vor allem, als sie schwanger in den Krieg zieht. Auch die Geburt am Rande des Schlachtfeldes, höchst unwahrscheinlich. Es sind zwar immer wieder Marketenderinnen im Tross unterwegs, aber ...
Die Leichenfledderei auf den Schlachtfeldern hat es tatsächlich gegeben, dass man verwundeten Soldaten den Gnadenschuss gegeben hat, eher nicht. Man ihnen die Kehlen durchgeschnitten. Das ist Ressourcen schonender und lautlos. Munition ist immer teuer.
Ebenso unwahrscheinlich ist die Geburt des unehelichen Kindes der Prinzessin Amalie in der Kutsche. Eine Affäre zwischen der Prinzessin und Trenck ist Gegenstand von zahlreichen Spekulationen. Die Inhaftierung in der Festung Glatz und sein Ausbruch ist hingegen historisch verbürgt. Der Grund seiner Festsetzung ist umstritten. Jedenfalls hat der historische Trenck in seinen Memoiren ein wenig dicker aufgetragen. Nach seiner Flucht aus Glatz geht er nach Wien zu seinem Vetter Franz, dem legendären Pandurenoberst. 1753 wird er erneut verhaftet und zuerst in der Festung Magdeburg, dann in der Zitadelle von Berg, wie beschrieben in Ketten gelegt. Er kommt 1763 auf Intervention von Maria Theresia frei, nur um 1794 als vermutlich österreichischer Spion im revolutionärem Frankreich unter der Guillotine zu sterben.
Der Schreibstil ist dem Genre angemessen. Einiges ist durchaus bekannt, denn die Trenck’schen Memoiren sind verfilmt worden. Positiv anzumerken ist, dass die Autorin ein ausführliches Personen- und Quellenverzeichnis angibt.
Fazit:
Ein historischer Roman, der mich nicht ganz überzeugt hat. Wer gerne hist. Roman ohne allzu sehr auf korrekte Geschichte Wert zu legen, liest, kann durchaus seinen Gefallen an diesem Roman finden. Drei Sterne.