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Veröffentlicht am 07.02.2020

Spannende Mischung aus Familiendrama und Kriminalroman auf zwei Zeitebenen - facettenreiche Charaktere und mitreißende Familiendynamik um den Mythos des Familienanwesens Summerbourne

Die Zwillinge von Summerbourne
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Seraphine und Danny Mayes sind Zwillinge und beide am 21. Juli 1992 auf dem Familienanwesen Summerbourne geboren. Kurz nach der Geburt hat ihre Mutter Selbstmord begangen. Es ist das zweite tragische Unglück, ...

Seraphine und Danny Mayes sind Zwillinge und beide am 21. Juli 1992 auf dem Familienanwesen Summerbourne geboren. Kurz nach der Geburt hat ihre Mutter Selbstmord begangen. Es ist das zweite tragische Unglück, das sich auf dem Grundstück ereignet, nachdem zwei Jahre zuvor der Zwillingsbruder des Sohnes Edwin ums Leben gekommen war. Als nun der Vater der drei inzwischen erwachsenen Kinder 25 Jahre später bei einem Unfall überraschend ums Leben kommt und Seraphine ein Foto findet, das ihre Eltern und nur ein Baby am Tag der Geburt zeigt, stellt sie Nachforschungen an, um herauszufinden, was sich damals ereignet hat. Durch Bedrohungen wird versucht, Seraphine einzuschüchtern und von weiteren Recherchen abzuhalten, was sie aber nur noch misstrauischer über ihre eigentliche Herkunft macht. Sie kontaktiert das ehemalige Kindermädchen Laura, das sich um Edwin gekümmert hat und bei der Geburt im Sommer 1992 anwesend war.

"Die Zwillinge von Summerbourne" ist eine spannende Mischung aus Familiendrama und Kriminalroman, der auf zwei Zeitebenen handelt und abwechselnd aus der Perspektive von Seraphine im Sommer 2017 und Laura im Zeitraum August 1991 bis Juli 1992 erzählt wird.

Mythen und Gerüchte ranken um das Familienanwesen Summerbourne und das Schicksal, das Zwillingen dort durch Kobolde ereilen soll.

Im Verlauf der Geschichte zweifelt Seraphine immer mehr an ihrer Herkunft, kann sich die Familienkonstellation aber nicht erklären und erhält nur widerwillig Hilfe von ihren Brüdern. Es bleibt undurchsichtig, was ihre Eltern und ihre Großmutter zu verbergen haben und warum über die Umstände der Geburt nie gesprochen wurde.
Durch den Erzählstrang in der Vergangenheit erhält man als Leser einen Einblick in die Ereignisse seit Ankunft des Au-Pairs in Summerbourne und wie Laura in ein Netz aus Lügen eingesponnen wird.

Aufgrund der facettenreichen Charaktere und der Dramatik in der Familiendynamik ist es eine packende Lektüre, die trotz der Allgegenwart von Vertuschung und Geheimnissen lange nicht ganz einfach zu durchschauen ist. Insbesondere die Abstammung der Kinder bleibt bis zum Schluss undurchsichtig und lässt den Leser mit den Protagonisten mitfiebern.

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Veröffentlicht am 01.02.2020

Tragikomische Geschichte über einen liebenswerten Außenseiter, über Freundschaft und Familie - sehr unterhaltsam und packend erzählt

Das außergewöhnliche Leben des Sam Hell
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Samuel Hill kommt am 15. März 1957 aufgrund einer genetischen Disposition mit roten Pupillen zur Welt. Seine strenggläubige Mutter empfindet es als gottgewollt, dass Sam etwas Besonderes ist, andere Menschen ...

Samuel Hill kommt am 15. März 1957 aufgrund einer genetischen Disposition mit roten Pupillen zur Welt. Seine strenggläubige Mutter empfindet es als gottgewollt, dass Sam etwas Besonderes ist, andere Menschen starren den Jungen an und selbst die katholische Grundschule weigert sich zunächst, Sam bei sich aufzunehmen. In der Schule ist er ein Außenseiter, wird bestenfalls ignoriert, schlimmstenfalls gehänselt und geschlagen, bis er sich mit dem einzigen schwarzen Jungen der Schule, Ernie Cantwell, anfreundet. Die beiden gehen durch dick und dünn und zusammen mit Michaela Kennedy entwickelt sich in der Highschool eine enge Freundschaft.
Sam schließt die Highschool als Jahrgangsbester ab, doch statt aufs College zu gehen, bleibt er in seiner Heimatstadt und wird Augenarzt. 1989 blickt er, als er wegen einer Vasektomie beim Urologen ist, mit braunen Kontaktlinsen auf sein Leben zurück, auf sein liebevolles Elternhaus, die Freundschaftsbande mit Ernie und Mickie, aber auch auf die Konflikte mit seinem andauernden Widersacher David Bateman und sein Schicksal, nie dazuzugehören.

Der Roman handelt überwiegend in der Vergangenheit und erzählt Sams Lebensgeschichte von seiner Geburt bis zum Erwachsenwerden. Dabei akzeptiert er unter dem gottesfürchtigen Einfluss seiner Mutter stets den "Willen Gottes" bis es zu einer Tragödie innerhalb seiner Familie kommt, die ihn die Barmherzigkeit Gottes in Frage stellen lässt.
In kürzeren Kapiteln entwickelt sich die Gegenwart im Jahr 1989 weiter, als Sam auf schmerzhafte Weise endlich erkennt, dass die Menschen einzig aufgrund seiner optischen Andersartigkeit nicht das Recht haben, auf seinen Gefühlen und seiner Würde herumzutrampeln.

"Das außergewöhnliche Leben des Sam Hell" ist eine Geschichte über einen liebenswerten Außenseiter, der unter okulärem Albinismus leidet. Als typischer Coming-of-Age-Roman beschreibt er einen Charakter, der trotz schwieriger Voraussetzungen sein Leben meistert und am Ende zu sich selbst findet und lernt, sich nicht nur zu akzeptieren, sondern auch selbst zu lieben.
Es ist eine tragikomische Geschichte, die sehr unterhaltsam und packend erzählt wird und von dem engen Band der Familie, von Freundschaft und Vertrauen, aber auch von der (ersten) Liebe und dem klassischen Konflikt Gut gegen Böse handelt.
Dabei ist der Roman über einen äußerlich außergewöhnlichen Jungen, der zu einem innerlich außergewöhnlichen Mann heranreift, als All-Age-Roman für alle Altersklassen als unterhaltsame und Augen öffnende Lektüre geeignet. Neben Sam ist vor allem seine Mutter Maddy ein faszinierender Charakter, eine mutige Frau, die beharrlich für Gerechtigkeit kämpft und dabei in ihrem Glauben an Gott unerschütterlich ist.

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Veröffentlicht am 15.01.2020

Spannender und aufwühlender Roman über den Umgang mit psychisch Kranken in den 50er-Jahren und ein Familiengeheimnis in der Gegenwart

Die Tochter des Arztes
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1956 fängt Schwesternschülerin Ellen Crosby neu im Klinikum Ambergate an, einer psychiatrischen Einrichtung in Manchester. Geschockt ist sie von den Langzeitpatienten, die schon ihr halbes Leben in der ...

1956 fängt Schwesternschülerin Ellen Crosby neu im Klinikum Ambergate an, einer psychiatrischen Einrichtung in Manchester. Geschockt ist sie von den Langzeitpatienten, die schon ihr halbes Leben in der Klinik verbracht haben und als nicht therapierbar gelten. Der Arbeitsalltag ist hart, aber motiviert und engagiert versucht sie trotz des Drucks der ihr vorgesetzten Schwestern empathisch mit den Patientinnen umzugehen. Sie hinterfragt die unmenschlichen Behandlungen wie die Elektrokonvulsionstherapie, vor allem in Bezug auf die fast gleichaltrige Amy Sullivan, eine Patientin, die den Tod ihrer Mutter nicht überwunden hat und von ihrem Vater aus Hilflosigkeit in die Klinik gebracht wurde.

2006 interessiert sich Sarah Charlton für das in den 1970er-Jahren geschlossene Klinikum Ambergate, wo ihr Vater als Arzt gearbeitet hat. Sie ist Historikerin und dabei ein Buch zu verfassen, um den ehemaligen Patienten eine Stimme zu geben, erhält dabei aber keine Unterstützung von ihrem Vater. Auf dem Dachboden des im Verfall begriffenen Gebäudes, in das sie heimlich eindringt, findet sie eine Vielzahl von Koffern ehemaliger Patienten.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen, die sich allerdings nicht kapitelweise abwechseln. Nach einem Prolog, der in der Vergangenheit spielt, beginnt der Roman mit einigen wenigen Kapiteln im Jahr 2006 und wechselt anschließend in die Jahre 1956 bis 1958, die über zwei Drittel des Romans ausmachen. Auf diese Weise kann man tief in den Alltag einer psychiatrischen Klinik in den 1950er-Jahren eintauchen und sich ein Bild vom Umgang der Pflegekräfte mit den Patienten machen und ist schockiert über die unorthodoxen bis äußerst fragwürdigen Heilmethoden, die oftmals nicht darauf ausgerichtet zu sein scheinen, die Patienten jemals wieder in die Freiheit zu entlassen. Erschütternd ist auch, wie manche Patientinnen resigniert haben und Ambergate als ihr letztes Zuhause betrachten.
Als sich die Ereignisse zuspitzen, erfolgt ein Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart in schnellerer Abfolge, was den Roman auch durch die Cliffhanger dazwischen dynamisch macht und die Spannung steigert.

Ellen Crosby, die sich mit dem sympatischen Pfleger Dougie anfreundet, der ihr gerade in der Anfangszeit mit Rat und Tat zur Seite steht, ist eine junge Krankenschwester, die im Gegensatz zu manch verbitterter berufserfahrener Krankenschwester ein Herz für die Patienten hat und diese vorurteilsfrei wie Menschen behandelt. Durch sie erlebt man den Klinikalltag, aber auch aus der Perspektive von Amy, die sich nicht krank fühlt und ihrer Meinung nach nicht nach Ambergate gehört. Auch wenn sie noch nicht so abgestumpft wie manch "verrückte" Patientin ist, ist sie doch nicht ohne Grund in die Klinik eingewiesen wurden. Ihr unkontrollierbarer Hass zeigt sich dann auch in der Klinik und das Drama um ihre Person nimmt seinen Lauf.

"Die Tochter des Arztes" ist ein spannender und aufwühlender Roman, der insbesondere die Vergangenheit in den Fokus rückt, die jedoch eng mit den Nachforschungen von Sarah 50 Jahre später verknüpft ist. Spannung wird vor allem durch den Dachbodenfund Sarahs und das Schweigen ihres Vaters in der Gegenwart erzeugt. Die Geheimnisse klären sich erst durch die Ereignisse in der Vergangenheit auf, die vor allem durch den ambivalenten Charakter von Amy für packende Momente sorgt. Die Geschichte ist authentisch und bildhaft beschrieben und überzeugt des Weiteren durch die glaubwürdigen und individuell gezeichneten Charaktere.

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Veröffentlicht am 21.12.2019

Bis auf das sehr abrupte und einfach gelöste Ende eine sehr emotionale, dramatische Familiengeschichte über zwei entzweite Schwestern

Nur ein Wort von dir entfernt
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Die beiden Schwestern Jess und Lily haben sich vor 28 Jahren entzweit. Jess kann ihrer älteren Schwester nicht verzeihen, was sie getan hat und wodurch die gesamte Familie zerbrochen ist. Jess ist seit ...

Die beiden Schwestern Jess und Lily haben sich vor 28 Jahren entzweit. Jess kann ihrer älteren Schwester nicht verzeihen, was sie getan hat und wodurch die gesamte Familie zerbrochen ist. Jess ist seit dem Tag in ihrer Kindheit traumatisiert und hat auch nie mit ihrer Mutter Audrey darüber gesprochen, was sie Lily vorwirft.
Als Audrey mit gerade 62 Jahren unheilbar an Krebs erkrankt, verspürt sie nicht mehr nur den Wunsch, sondern auch den Ehrgeiz ihre beiden Töchter miteinander zu versöhnen, damit auch ihre beiden fast gleichaltrigen Enkelinnen einen Kontakt haben können, den Jess untersagt.
Während sie in ihren letzten verbleibenden Monaten Zeit mit ihren Enkelinnen verbringt, mit Phoebe einen Chor besucht und mit Mia einen Zeichenkurs belegt, versucht sie, Begegnungen ihrer Töchter herbeizuführen und zu einem gemeinsamen Kurztrip nach New York zu überreden, um Frieden zu finden.

"Nur ein Wort von dir entfernt" wird abwechselnd aus der Sicht der drei erwachsenen Frauen, Audrey, Lily und Jess erzählt. Dabei erfährt man allmählich mittels Rückblenden in die Vergangenheit, wie sie gemeinsam als Familie aufgewachsen sind und welche Ereignisse im Jahr 1988 dazu geführt haben, dass Jess einen Kontakt zu Lily kategorisch ablehnt.
Es ist ein herzzerreißender Roman, der packend geschrieben ist. Der Leser bleibt lange im Ungewissen, was in der Vergangenheit passiert ist und kann nur spekulieren, was die Schwestern so unversöhnlich entzweit hat.
In alle drei Frauen, die authentisch wirken und abseits des Familienzwists mit ihren individuellen Schicksalen berühren, kann man sich sehr gut hineinversetzen. Man leidet mit Audrey mit, der es körperlich schnell fortschreitend schlechter geht und leidet auch emotional mit ihr mit, wie sie sich vorstellt, dass ihre Töchter sich bei der Beerdigung erstmalig wieder begegnen würden und kein Wort miteinander wechselten. Jess reibt sich als Alleinerziehende mit ihrem zeitraubenden Job beim Filmset auf, während sie sich um ihre Tochter sorgt und so hohe Erwartungen an diese stellt. Lilys Leben wirkt dagegen perfekt, doch dass die Ehe mit ihrem Mann nur noch eine Beziehung auf Distanz ist und sie nicht mehr an ihren Mann heranzukommen scheint, bleibt unbemerkt, genauso wie die schmerzhaften Erfahrungen, die sie nach der Geburt von Phoebe durchmachen musste.

Über allem schwebt Sprachlosigkeit, Resignation, eine kompromisslose Verweigerungshaltung und Sturheit - sowie ein Geheimnis, das so schmerzhaft ist, dass es eine Schwester nicht auszusprechen mag und von dem die eine Schwester andere nichts ahnt und die Mutter nicht versteht.

Es ist eine dramatische Familiengeschichte über unterschiedliche Formen und Phasen von Trauer und Verlust, über schwierige zwischenmenschliche Beziehungen, über Krankheit, Tod und Versöhnung. Dabei ist spannend zu erfahren, ob die jahrzehntelange Entfremdung zweier Schwestern behoben werden kann oder ob es in der Verantwortung der nachfolgenden Generation liegen wird, die Familie wieder zu vereinen.
Der Roman zeigt, wie eine Entscheidung im Leben, Menschen auseinander dividieren oder zusammenführen kann. Der Titel des Romans ist dabei sehr treffend gewählt, denn es ist vor allem die Kommunikation, die innerhalb der Familie nicht gelingt, eine Aussprache, die fehlt, um die Vergangenheit gemeinsam zu verarbeiten. Als diese dann stattfindet, löst sich der jahrzehntelange Konflikt für meinen Geschmack ein wenig zu schnell und zu problemlos.

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Veröffentlicht am 18.12.2019

Über das Erwachsenwerden und die Erkenntnis, sich selbst so anzunehmen wie man ist - Roman voller Herzenswärme und individueller Charakteren

Das schräge Haus
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Ella wächst im Schrebergarten ihrer Großmutter Mina auf. Ihr steht Ella näher als ihre Mutter, die sich nur für ihren Sohn zu interessieren scheint. Mina kann tief in Ella hineinblicken und ihr Haus sehen, ...

Ella wächst im Schrebergarten ihrer Großmutter Mina auf. Ihr steht Ella näher als ihre Mutter, die sich nur für ihren Sohn zu interessieren scheint. Mina kann tief in Ella hineinblicken und ihr Haus sehen, das etwas in Schieflage ist. Ella kommt sich etwas sonderbar vor, aber ihre beste Freundin, die gleichaltrige Yvonne, ist immer an ihrer Seite.
Ein Sonntag im Juni 1986 schockiert die Achtjährige jedoch derart, dass Ella auch Jahre später noch mit Schuldgefühlen zu kämpfen hat.
26 Jahre später ist Ella psychologische Psychotherapeutin mit eigener Praxis und behandelt eine Reihe schräger Persönlichkeiten. Sie möchte sie heilen, um ihre Schuld von damals auszugleichen. Herr Oebing ist einer ihrer Patienten, bei dem sie bereits an seiner Kleiderauswahl erkennen kann, ob er einen guten Tag hat oder ob Frau Traurigkeit an seiner Seite ist.
Bei der Hochzeit ihrer besten Freundin Yvonne ist auch Herr Oebing als Cousin des Bräutigams eingeladen und so lernt Ella ihren Mittwochs-Patienten erstmals von seiner privaten Seite kennen, zeigt ihm sogar den Schrebergarten von Mina, die inzwischen 86 Jahre alt ist. Doch als sie entgegen aller ärztlichen Grundsätze Herrn Oebing näher kommt, wird Ellas größte Sorge wahr und wirft sie damit komplett aus der Bahn.

"Das schräge Haus" erzählt zunächst vom Sommer der Kindheit von Ella, der für sie so prägend war, dass sie sogar ihre Berufsentscheidung davon abhängig gemacht hat. Aus der Sicht einer Achtjährigen, die sich jedoch eingehend mit sich selbst und ihrer Umgebung beschäftigt, ist das Leben in der Kleingartenanlage sehr unterhaltsam und kein bisschen spießig dargestellt. Zudem spürt man, wie eng die Beziehung zwischen Mina und Ella ist, die wie Seelenverwandte sind. Mina ist eine rüstige Rentnerin mit Ruhrpott-Slang, die sich liebevoll um ihre Enkelin kümmert, die ihr alles anvertraut.

Zweidrittel des Romans handeln jedoch von der erwachsenen Ella und dieser Teil hat mir noch besser gefallen als der Beginn. Ella ist inzwischen 34 Jahre alt, hat sich als Psychotherapeutin selbstständig gemacht und sehnt sich nach einem Mann an ihrer Seite. Die Hochzeit ihrer besten Freundin steht bevor, worüber sie sich zwar freut, denkt aber gleichzeitig, dass sie - wohl aufgrund ihrer schrägen Art - nie einen geeigneten Partner finden wird. Ella mangelt es an Selbstvertrauen, denn eigentlich ist sie gar nicht so anders wie sie denkt. Sie ist trotz - oder gerade aufgrund - ihrer teils wirren Gedanken eine sympathische, nahbare und authentische junge Frau. Sie macht im Verlauf des Romans durch die Ratschläge ihrer Großmutter, aber auch durch die unerwartete Annäherung an Herrn Oebing eine charakterliche Weiterentwicklung durch. Es ist schön zu lesen, wie sie ihre Ängste überwindet, ihre Anpassungsschwierigkeiten ablegt und sich öffnet - sprichwörtlich die Fenster ihres schrägen Hauses aufreißt und einen frischen Wind hineinlässt.

"Das schräge Haus" ist ein Roman voller liebevoll individuell gezeichneter Charaktere, ein Roman über das Erwachsenwerden und die Erkenntnis, sich selbst so zu lieben und annehmen wie man ist - trotz oder gerade wegen der persönlichen Eigenheiten. Es ist ein Feelgood-Roman mit Tiefgang, der jetzt im Winter nicht nur durch die unerträgliche Sommerhitze im Roman, ganz viel Herzenswärme schenkt.

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