Tolle Geschichte, weniger toller Schreibstil
Stepbrother DearestDer Klappentext:
Greta freut sich auf das letzte Jahr an der Highschool, vor allem da ihr Stiefbruder Elec, dem sie noch nie begegnet ist, für das Abschlussjahr zu ihnen ziehen soll. Doch Elec stellt sich ...
Der Klappentext:
Greta freut sich auf das letzte Jahr an der Highschool, vor allem da ihr Stiefbruder Elec, dem sie noch nie begegnet ist, für das Abschlussjahr zu ihnen ziehen soll. Doch Elec stellt sich als rebellischer Macho heraus, der jeden Abend ein anderes Mädchen mit nach Hause bringt – am meisten aber hasst Greta die Art, wie ihr Körper auf ihn reagiert. Und als eine gemeinsame Nacht alles verändert, ist es auch um ihr Herz geschehen. Doch so schnell wie Elec in Gretas Leben getreten ist, so schnell verschwindet er auch daraus. Jahre später begegnet sie ihm wieder und muss feststellen, dass aus dem Teenager ein Mann geworden ist, der immer noch die Macht besitzt, ihr Herz in tausend Teile zu zerbrechen …
Der Schreibstil:
Ich muss gestehen, dass ich anfangs sehr geschockt von dem Schreibstil war, denn er hat mir so gar nicht gefallen. Er war irgendwie merkwürdig jugendlich gehalten. So als könnten Jugendliche keine ordentlichen Sätze formulieren… Obwohl man schnell und sofort mitten ins Geschehen gerissen wurde, war es dennoch anfangs nicht sehr mitreißend. Die Sätze waren zu lang, der Konjunktiv wurde so oft genutzt, dass ich die Handlung gar nicht richtig für voll genommen habe. Man könnte es mit einer Art Bericht vergleichen, den man liest und der eine unheimlich Distanz herstellt. Zum Glück kommt dann ungefähr in der Mitte des Buches ein großer Zeitsprung, der sich auch auf den Schreibstil ausweitet. Dadurch ist bei mir die Theorie entstanden, dass ersteres wohl irgendwie jugendlich wirken sollte. Nun sind sie älter und können sich vernünftig ausdrücken. So hatte ich zumindest den Eindruck.
Der Schreibstil stört ab dann nicht mehr so sehr. Er ist immer noch nicht wirklich schön, aber behinderte nicht weiter meinen Blick auf die Geschichte.
Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass sich alles nicht ganz so sehr auf die Lovestory begrenzt. Außerhalb dessen was zwischen den beiden geschieht, scheint es kein weiteres Geschehen um sie herum geben. Das erzeugte einen merkwürdigen Tunnelblick, der der Geschichte einfach viel Authentizität nahm.
Die Charaktere:
Greta fand ich von Anfang an irgendwie total niedlich und sympathisch. Ganz anders als erwartet ist sie zwar ein sehr höfliches Mädchen, dass durch nichts großartig auffällt, gleichzeitig aber auch sehr mutig und durchaus durchsetzungsfähig. Die Momente, in denen diese Seite zum Vorschein kam, sorgten jedes Mal für einen kleinen Überraschungsmoment.
Es war wirklich schön mitzubekommen, wie die jugendliche Greta versucht zu interpretieren, was Elec da veranstaltet und was es bedeuten könnte. Sie bleibt hoffnungsvoll und erzielt dadurch ganz kleine Fortschritte bei ihrem Stiefbruder, die der Leser nur mitbekommt, weil Greta sich von ihm nicht unterkriegen lässt. Die beiden funktionieren einfach in einer Beziehung von Geben und Nehmen, die Spannung erzeugt und dem Leser mehr Gefühle offenbart, als gedacht.
Irgendwie passt dieses Verhalten jedoch auch nicht zu dem, was die Autorin durch den Schreibstil scheint vermitteln zu wollen, denn die Handlungen scheinen durchaus erwachsen.
So war Greta meiner Meinung nach durchweg toll, muss im ersten Teil nur zu sehr gegen den Schreibstil ankämpfen. In Teil zwei kann sie sich dann voll entfalten. Dort ist es dann beeindruckend wie stark sie ist und wie überlegt ihre Handlungen sind. Der Leser erfährt ihre Gefühle durch ihre Gedanken und dennoch weiß sie auch, was richtig und was falsch ist und wie sie sich verhalten muss. Ich konnte alles super nachvollziehen.
Elec ist das kleine Geheimnis der Geschichte, denn man liest nur aus Gretas Perspektive. Dennoch bekommt man als Leser gut mit, wann er sich hinter seine Mauern schauen lässt und wie er in Bezug auf Greta empfindet. Die Autorin hat es hier gut geschafft, ihn genau die Informationen laut aussprechen zu lassen, die man als Leser brauchte, um ihn verstehen zu können. Anders wäre er wohl sehr eindimensional geblieben.
In Teil zwei erledigt es sich dann aber sowieso, denn schon bald beginnt Elec aus seiner Sicht das schon Geschehene zu erzählen. Erst war ich ein wenig skeptisch, da ich nicht so wirklich Lust darauf hatte, alles nochmal zu hören. Aber Elec ergänzt es so schön durch seine Gedanken und stellt einen ganz anderen Fokus ein, sodass es doch nochmal interessant wurde.
Zur Geschichte allgemein:
Wie schon erwähnt, war es anfangs etwas merkwürdig. Ich konnte quasi Klischees zählen und der Schreibstil beeinflusste deutlich meine Wahrnehmung der Handlung.
Nach und nach fand ich es jedoch total interessant. Vor allem phasenweise wurde es richtig spannend und man merkte, wie sie da etwas Tieferes zwischen den beiden entwickelt.
Der erste Teil der Geschichte beschreibt die beiden Jugendlichen mit ihren Hoffnungen, ihrer Wut und den zarten Gefühlen, die sich irgendwie nicht ignorieren lassen. Ich fand das ehrlich gesagt echt gut gemacht, denn die beiden waren sich immerzu vollkommen bewusst, was es für sie bedeutete und sie gingen keineswegs kopflos an die Sache heran.
Im zweiten Teil treffen sie wieder aufeinander und sind um einiges älter. Hier lautete die größte Frage: Sind wir bereit, die Grenze zu übertreten? Sind unsere Gefühle dafür stark genug? Dieser Teil zog mich in einen regelrechten Rausch. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es war echt toll, wie man Elecs Perspektive durch seine Geschichte doch noch erzählt bekam. Das Tolle daran war es, dass man direkt Reaktionen von Greta mitbekam, die viel Aufschluss über ihre Gefühle gaben.
Letztlich hätte so viel passieren können. Ich hatte fest damit gerechnet, dass die beiden die Grenze zu früh übertreten, aber wie schon im ersten Teil wussten die beiden stets, was richtig und was falsch war und haben sich danach gerichtet.
Das Ende war dann schöner, als ich es mir vorgestellt hatte. Es hat wunderbar gepasst und lässt den Leser mit einem guten Gefühl zurück. Die Gefühle zwischen Greta und Elec sind einfach glaubhaft tief.
Fazit:
Eine wirklich schöne Stiefbrudergeschichte, die sehr überlegt und mit tiefen Gefühlen daherkommt. Die Protagonisten neigen nicht zu überstürzten Handlungen, die letztlich nur alles auf die Deadline zutreibt. Sie haben mir beide sehr gut gefallen und boten doch noch etwas Neues, obwohl ich das gar nicht erwartet hatte. Das Einzige, was mich an diesem Buch wirklich gestört hat, war der Schreibstil. Vor allem im ersten Teil des Buches hat er mich immer wieder behindert und für mich die Handlung gebremst. Es lohnt sich, weiterzulesen:)
4 von 5 Sterne von mir.