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Veröffentlicht am 09.02.2020

Et arma et verba vulnerant

Das Gerücht
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Et arma et verba vulnerant. Sowohl Worte als auch Waffen können verletzten, hieß es früher schon in meine Lateinbuch. Dies muss auch Joanna erfahren, die mit ihrem sechsjährigen Sohn Alfie in ein kleines ...

Et arma et verba vulnerant. Sowohl Worte als auch Waffen können verletzten, hieß es früher schon in meine Lateinbuch. Dies muss auch Joanna erfahren, die mit ihrem sechsjährigen Sohn Alfie in ein kleines englisches Küstenstädtchen zieht, um in der Nähe ihrer Mutter zu sein. Alfie soll eine idyllische Kindheit haben wie früher Joanna selbst. Nachdem er in London von Schulkameraden gemobbt wurde, fällt ihm allerdings auch in der neuen Schule der Start nicht leicht. Um sich bei den Müttern seiner Mitschüler beliebt zu machen, heizt Joanna entgegen ihrer eigenen Überzeugung das neueste Gerücht ordentlich an: Eine berüchtigte Kindsmörderin soll in der Stadt leben. Diese hatte in der eigenen Kindheit einen Fünfjährigen erstochen und soll nach ihrer Haftstrafe mit einer neuen Identität unerkannt untergebracht worden sein.

Joannas Trick scheint zu funktionieren. Sie und Alfie erhalten Einladungen, doch das so befeuerte Gerücht entwickelt immer mehr unerwartete Eigendynamik. Schon bald muss sich eine Ladeninhaberin vor Anfeindungen schützen, weil sie der Verurteilten ähnelt. Aber auch andere Einwohnerinnen kämen in Bezug auf Alter und Aussehen durchaus in Frage, so dass sich eine schleichende Atmosphäre des Misstrauens nach und nach über die gesamte Story legt. Selbst die Motive von Alfies Vater Michael, mit dem Joanna eine äußerst komplizierte Verbindung pflegt, wirken irgendwann verdächtig.

Dennoch hatte ich relativ bald eine Ahnung, wohin sich die Handlung entwickeln würde. Das liegt aber meiner Meinung nach weniger daran, dass sie etwa durchsichtig wäre, sondern eher daran, dass ich schon so überwältigend viel gelesen und mich gefragt habe, was wäre die größtmögliche Überraschung. Und obwohl ich auf der richtigen Fährte war, hat die Autorin es dennoch verstanden, mich am Ende zweifach zu überraschen.

Ich habe das Buch an einem Wochenende gelesen. Nicht weil es beklagenswert dünn wäre, sondern weil mich die ungewöhnliche Geschichte so in ihren Bann gezogen hat.

Das Cover ist angemessen düster. Lediglich die Art, wie der Titel dort und auf dem Buchrücken platziert wurde, hat mich irritiert. Das wirkt seltsam verrutscht, ist aber sicherlich Absicht. Welche dahintersteckt, kann ich aber nicht erkennen.


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Veröffentlicht am 22.12.2019

Neues von der Archenwelt

Die Spiegelreisende 3 - Das Gedächtnis von Babel
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Dieser dritte Band der Spiegelreisenden-Saga hat mir fast noch besser gefallen als der erste Teil. Und das will etwas heißen, leben doch Auftaktbände stets auch vom Reiz des Neuen.

Mit der Arche Babel ...

Dieser dritte Band der Spiegelreisenden-Saga hat mir fast noch besser gefallen als der erste Teil. Und das will etwas heißen, leben doch Auftaktbände stets auch vom Reiz des Neuen.

Mit der Arche Babel stellt die Autorin einen neuen, faszinierenden Schauplatz vor. Zudem sind mir Ophelia und ihr animierter Schal mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. Ihr abhanden gekommener Ehemann Thorn dagegen ist ein Protagonist, an dem man sich herrlich reiben kann.
Fast drei Jahre sind seit Thorns Verschwinden ins Land gegangen, bis Ophelia endlich seinen Spuren folgen kann. Diese führen nach Babel und sind so versteckt, dass Ophelia eine andere Identität annehmen und als Lehrling am Konservatorium studieren muss. Auch diesmal gibt es wieder eine kleine Krimihandlung, da es zu mysteriösen Todesfällen kommt. Gewohnt tollpatschig stolpert Ophelia durch die Ereignisse und macht erneut große Entdeckungen, was die Entstehung der Archen angeht. Dabei entsteht für jedes gelöste Rätsel ein neues, was die Spannung auf gewohnt hohem Niveau hält.
Hinzu kommt noch der feine Witz und die Sprachgewandtheit der Autorin, die das Buch erneut zu einem Vergnügen machen. Wie schön, dass hier auch einmal französische Fantasy ins Deutsche übersetzt wurde. Der vierte Teil ist schon angekündigt. Meinetwegen könnte Ophelia noch durch alle Archen reisen!


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Veröffentlicht am 15.12.2019

Hochgenuss

Die Ewigkeit in einem Glas
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Mit diesem Genremix aus historischem Krimi, übernatürlichen Elementen und etwas Fantasy setzt Jess Kidd in meinen Augen ganz eigene Maßstäbe. Hinzu kommt noch ihr wunderschöner, fast poetischer ...

Mit diesem Genremix aus historischem Krimi, übernatürlichen Elementen und etwas Fantasy setzt Jess Kidd in meinen Augen ganz eigene Maßstäbe. Hinzu kommt noch ihr wunderschöner, fast poetischer Schreibstil, der das Buch zu einem Hochgenuss für mich gemacht hat. Der Roman strotzt nur so vor skurrilen Protagonisten, die nicht einmal unbedingt noch am Leben sein müssen. Vor allem Hauptfigur Birdie ist eine herrlich sperrige Heldin von zunächst nebulöser Vergangenheit, die in Jahr 1863 für eine Frau sehr selbstbewusst ermittelt. Der Kriminalfall, mit dessen Lösung sie beauftragt wird, ist ebenfalls außergewöhnlich. Von einem düsteren Anwesen ist die Tochter des Hausherrn auf mysteriöse Weise verschwunden, samt Kinderfrau und Arzt. Doch bereits die Besichtigung des Kinderzimmers bringt Erstaunliches zutage. Handelt es sich bei dem Mädchen überhaupt um ein menschliches Wesen?

Nach und nach erfahren wir mehr über Birdies Kindheit und tauchen tiefer in das Rätsel des vermissten Kindes ein. Warum der Geist des verstorbenen Boxers Ruby Doyle Birdie stets hartnäckig folgt, gibt zusätzlich Rätsel auf. Die Geschichte bleibt nicht nur fortwährend spannend, sondern zeichnet sich zudem durch eine wunderbar dichte, an gothic novels erinnernde gruselige Atmosphäre aus. Zudem gelingt es der Autorin hier noch eine zarte unsagbar ungewöhnliche romanze einzuflechten.
Wie schade, dass aus Birdie keine Serienheldin wird! So bleibt mir nur, die beiden anderen auf Deutsch erschienenen Romane von Jess Kidd zu entdecken.

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Veröffentlicht am 15.12.2019

Mottenmagie

Strange the Dreamer - Ein Traum von Liebe
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Erneut gelingt Laini Taylor ein farbenprächtiges, wortgewaltiges Märchen von orientalischer Üppigkeit. Ich schreibe erneut, aber eigentlich würde ich lieber sagen: weiterhin. Leider hat der Verlag den ...

Erneut gelingt Laini Taylor ein farbenprächtiges, wortgewaltiges Märchen von orientalischer Üppigkeit. Ich schreibe erneut, aber eigentlich würde ich lieber sagen: weiterhin. Leider hat der Verlag den ersten Teil von Laini Taylors neuer Reihe in zwei Bände zerrissen, und das merkt man ihm an. Ich habe lange überlegt, ob ich deswegen einen Stern abzuziehen sollte, aber vermutlich hatte die Autorin auf diese Entscheidung keinen Einfluss. Die Geschichte von Lazlo und Sarai in der verfluchen Stadt Weep schließt sich also nahtlos an. Die Fronten sowohl zwischen den Einwohnern von Weep als auch der „Götterbrut“ in der Zitadelle sind ebenso verhärtet wie zwischen den Minya und den übrigen Götterkindern. Während Lazlos Herkunft und sein Einfluss auf das Götter-Metall Messarthium nach wie vor Rätsel aufgibt, rückt eine Frage immer mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit: welche blauhäutige junge Frau wird es wohl sein, von der bereits im Prolog des ersten Teils vorausgeschickt wird, dass sie von der Zitadelle stürzt? Der Weg, den Laini Taylor hier einschlägt, lässt das Buch wirklich herausragen. Ich hoffe, sie geht diesen mutigen Pfad weiter. Ihrem bildhaften, fantasievollem Schreibstil wird sie zweifellos treu bleiben:
Ich bin gespannt, womit Laini Taylor uns in der Fortsetzung der Geschichte noch überraschen wird. Ihr Einfallsreichtum ist wirklich grandios. Die überraschende Wende am Ende wird sicherlich nicht nur eingefleischte Laini Taylor Fans bei der Stange halten.

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Veröffentlicht am 01.12.2019

Wellness ganz anders

Neun Fremde
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Der Begriff Pageturner ist ja leider überstrapaziert, aber Liane Moriarty hat mich gleich an die Seiten gefesselt. Neun Fremde - da dachte ich, wenn ich das Buch neben einem langen Arbeitstag lese, werde ...

Der Begriff Pageturner ist ja leider überstrapaziert, aber Liane Moriarty hat mich gleich an die Seiten gefesselt. Neun Fremde - da dachte ich, wenn ich das Buch neben einem langen Arbeitstag lese, werde ich Probleme haben, sie zu Beginn auseinander zu halten. Weit gefehlt! So behutsam, einprägsam und interessant hat für mich noch kein Autor bisher ein größeres Ensemble an Protagonisten eingeführt. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich Probleme, mir die Namen zu merken oder musste mich fragen: Wer war das jetzt nochmal? Vorangestellt ist zudem ein raffinierter Prolog, dessen Bedeutung sich erst im Laufe der Geschichte erschließt.

Wichtigste Protagonistin war für mich die Autorin Frances. Betrogen von einem Heiratsschwindler und vom Verlag kaltgestellt, will sie ihre wunde Seele in einem Wellness-Ressort kurieren.Genau wie acht andere Menschen, die sich mit Ausnahme eines Ehepaares bisher nicht kannten. Sie alle bringen ihre Geheimnisse und Probleme mit ins Ressort. Schon bald müssen sie erkennen, dass sie an einem Ort gelanden sind, dessen Methoden durchaus polarisieren...

Man kann sagen, dass der Roman immer mehr Thrilerelemente bekommt. Ich hätte vor Spannung am liebsten immer nur weitergelesen und war begeistert von den überraschenden Wendungen. Ich bin sicher, dass ich das nächste Buch der Autorin ebenfalls lesen werde.