Shakespeares Spuren wandeln durchs Erzgebirge
Ben ist ein junger Schauspieler beim Theater in Dresden am Anfang seiner noch nicht sehr erfolgreichen Karriere. Seine Kollegin Romy arbeitet als Souffleuse am selbigen Theater wie Ben. Ein Vorfall in ...
Ben ist ein junger Schauspieler beim Theater in Dresden am Anfang seiner noch nicht sehr erfolgreichen Karriere. Seine Kollegin Romy arbeitet als Souffleuse am selbigen Theater wie Ben. Ein Vorfall in einem ungünstigen Moment in Romys Berufsalltag beschert ihr den Rausschmiss beim Theater. Und Ben scheitert mehr an seinen schauspielerischen Fähigkeiten als ihm lieb ist. Gut, dass er den Smiley-Man als beliebte Werbe-Ikone im Fernsehen vorzeigen kann, um sich übers Wasser zu halten. Somit verlieren Ben und Romy zur selben Zeit ihre Anstellung am Theater. Romy kehrt in das Dorf zurück, in dem ihre Großmutter Lene lebt - ihre einzige Verwandte noch, die lebt. Oma Lene wohnt in Großzerlitsch im Erzgebirge. Der Nachbarort heißt – wie sollte es anders sein – Kleinzerlitsch. Zwischen dem Dorf und dem Nachbarort herrscht einige Zeit ziemlich dicke Luft, so dass die Großzerlitscher unter sich bleiben. Romy wuchs mit ihrer Mutter und Großmutter in Großzerlitsch auf. Nun kehrt sie an diesen Ort zurück, um herauszufinden wie ihre Zukunft aussehen soll. Sie überlegte noch nicht allzu lange, als plötzlich Oma Lene stirbt, die ihr ein Wohnhaus mit Scheune hinterlässt. Nachdem Romy feststellte, dass die Dorfbewohner stur und ohne viel Lebensfreude dahin leben, und mancher Dorfbewohner lieber tot als lebendig ist, kommt Romy eine Idee: ein Theater für Großzerlitsch. Nun steht Romy vor einer großen Herausforderung. Aber sie bleibt nicht alleine mit dieser Herausforderung.
Andreas Izquierdo weiß, wie man Geschichten der einfachen, soliden „kleinen“ Leute schreibt. Das Dorf der Alten, die nie wirklich aus ihrem Dorf herausgekommen sind, steht in diesem Roman im Mittelpunkt. Der Autor bringt durch seine bildhafte und lebendige Sprache eine Geschichte zum Vorschein, bei der man direkt sich einen Film vorstellen kann, wie er ablaufen würde. Izqierdo erzählt auf einer humorvollen, nachdenklichen und ernsthaften Sprache eine Geschichte aus der Mitte der Gesellschaft. Ben scheint noch Lebenserfahrungen sammeln zu müssen, denn er eckt hier und da an, hat aber auch seine sanften Seiten gegenüber bestimmten Bewohnern im Dorf. Romy stellt eine Figur dar, die realistisch durchs Leben geht. Sie musste zwar bisher Höhen und Tiefen erleben, aber sie macht das Beste daraus. Die Dorfbewohner von Großzerlitsch sind liebenswürdige Menschen mit großen und kleinen Schwächen, aber sie wachsen beim Lesen einen ans Herz.
Diesen Roman werde ich noch lange in Erinnerung behalten, weil er eine ausgewogene Geschichte erzählt. Sie ist nicht kitschig, nicht zu traurig und melancholisch. Diese Geschichte beinhaltet Humor, Ernsthaftigkeit und Emotionen in einem angenehmen Maße. Ein Roman, den man lesen muss meiner Meinung nach.