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Veröffentlicht am 20.04.2020

Roman eines sperrigen Lebens

Die Kartographie der Hölle
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Und damit als Buch allein schon gewissermaßen sperrig. Wobei man aus meiner Sicht getrost auch sagen kann: ausgesprochen sperrig.

Denn dies ist alles andere als ein Roman für jedermann. Dieser Roman, ...

Und damit als Buch allein schon gewissermaßen sperrig. Wobei man aus meiner Sicht getrost auch sagen kann: ausgesprochen sperrig.

Denn dies ist alles andere als ein Roman für jedermann. Dieser Roman, der gleich zwei Schicksale darlegt, nämlich das von Knud - sozusagen dem Alter Ego des Autors das jenige von dessen Gefährten M., macht es sich mit keinem von beidem einfach. Ebenso wenig damit, wie der Zuschauer dies auffassen soll. Denn es wird - zumindest aus meiner Sicht - an keiner Stelle deutlich, was denn dieser M. für ein Geselle ist: ist er erfunden, ganz oder nur teilweise oder war oder ist er in irgendeiner Form dann doch existent`?

Alles irgendwie geheimnisvoll, ebenso wie die Motivation Knuds zum Leben - uns Lesern wir bald klar, dass er zwischen seinen beiden Identitäten - der deutschen und der dänischen - gewissermaßen hadert und vor allem mit letzterer nicht so recht klar kommt .Andererseits jedoch davon auch nicht lassen will Und einen Traum hat er - mal was beim InselVerlag zu wuppen!

Parallal wird von M., dem Sohn des Botschafters erzählt, der ein sehr farbiges, doch ebenfalls nicht einfaches Leben hat.

Ein ausgesprochen sperriges Buch, das mich jedoch an keiner Stelle gelangweilt hat. Dennoch; man muss dazu bereit sein und auch jedesmal entsprechend in sich hineinhorchen, sonst bringt das nichts!

Veröffentlicht am 20.02.2020

Botschaft statt Handlung

Milchmann
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Ja, diese Iren: offenbar gehört es zu ihrer Eigenart, in Romanen viel mitzuteilen, ohne dass sonderlich viel gehandelt wird. Ich denke da an Joyce's 1922 erschienen großen Roman "Ulysses", in dem ein Tag ...

Ja, diese Iren: offenbar gehört es zu ihrer Eigenart, in Romanen viel mitzuteilen, ohne dass sonderlich viel gehandelt wird. Ich denke da an Joyce's 1922 erschienen großen Roman "Ulysses", in dem ein Tag im Leben des Protagonisten auf rund Tausend Seiten erzählt wird.

Im fast hundert Jahre später erschienen Roman "Milchmann" von Anna Burns offenbart sich dem Leser das Innenleben einer jungen Frau. Einer sehr jungen, nämlich achtzehn Jahre alten Frau, die nach dem Willen ihrer Mutter gleichwohl schon längst hätte verheiratet sein müssen.

Sie selbst ist nicht dieser Ansicht, weiß sie doch selbst noch gar nicht so genau, wer sie ist und was sie will. Sie spürt nur, dass sie zu so einigem gedrängt wird, das sie gar nicht will. Vor allem durch den Milchmann, einen um einiges älteren Mann, der ihr immer wieder auflauert. Ein Stalker, würden wir sagen. Und nur einer der Faktoren, die die junge Frau daran hindern, ihr eigenes Leben zu leben.

Auch wenn es keine Namen gibt in diesem Roman - weder für Menschen noch für Orte - wird bald deutlich, dass die Handlung in Nordirland, allem Anschein nach in Belfast stattfindet. Auch auf England wird immer wieder Bezug genommen, gleichsam aus einer sehr großen Distanz heraus.

Nicht nur die junge Protagonistin lebt unter einem großen Druck, insgesamt ist die Situation der Menschen im Roman keine freie. Männer haben wesentlich mehr zu sagen als Frauen, aber auch sie können nicht immer, wie sie wollen. Und vieles wird durch Klatsch festgelegt - aus Dahergesagtem wird plötzlich eine Wahrheit, die auszumerzen fast nicht möglich ist.

Ein Roman, der nicht nur düster daherkommt, doch muss man den zweifellos ungewöhnlichen Humor der Autorin zu nehmen wissen. Und insgesamt einiges an Geduld aufbringen für die Lektüre. Denn immer wieder entstehen gleiche oder ähnliche Situationen, in denen gleiches oder ähnliches gesagt, gleich oder ähnlich gehandelt wird. Keine leichte Kost. Aber wenn man sich darauf einlässt, wird man mit der Bekanntschaft mit solch ebenso bezaubernden wie ungewöhnlichen Charakteren wie den kleinen Schwestern der Protagonistin belohnt. Und mit einer ungewöhnlichen, kraftvollen Sprache. Für diese Lektüre braucht man Mut, denn man lernt nicht nur einen neuen Roman kennen, sondern auch seine eigene Ausdauer!

Veröffentlicht am 30.01.2020

Verwandtschaft in (fast) allen Herrscherhäusern Europas

In der Stille die Freiheit Band 1 - Das bewegte Leben der Prinzessin Alice von Griechenland, Prinzessin von Battenberg, Mutter von Prinz Philip, Duke von Edinburgh, 1885-1969 - Geburt, Kindheit, Jugend und die Jahre bis 1922
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hatte die von Battenbergs auf deren Darmstädter Sitz Alice von Battenberg heranwuchs: ihre Mutter war eine Enkelin der britischen Königin Victoria, ihre Tante die letzte russische Zarin, ihr Bruder der ...

hatte die von Battenbergs auf deren Darmstädter Sitz Alice von Battenberg heranwuchs: ihre Mutter war eine Enkelin der britischen Königin Victoria, ihre Tante die letzte russische Zarin, ihr Bruder der letzte indische Vizekönig und britische Lebemann Louis (Dickie) von Mountbatten. Aber niemand ist uns so wohlbekannt wie Alices jüngstes Kind, Prince Philip, der auch im hohen Alter nicht unanstrengende Gatte der englischen Königin Elisabeth.

Historikerin und Autorin Silke Ellerbeck hat über diese spannende historische Gestalt eine zweiteilige Romanbiographie verfasst, in der Alice von Battenberg selbst das Wort hat: sie erzählt ihre Geschichte selbst, was der Autorin gestattet, einen subjektiven Blickwinkel einzunehmen.
In diesem ersten Teil schildert sie Kindheit und die ersten ca. 20 Ehejahre der jungen Frau, die sehr früh heiratete - schicksalvolle Jahre, weil sie auch den ersten Weltkrieg umfassen, der für alle eine komplette Umstellung nach sich zog, vor allem aber gerade auch für den Adel.

Es ist höchst unterhaltsam und brillant recherchiert, aber mir schwirrte der Kopf vor lauter Onkel Berties, Onkels Willis und Onkel Nickys (allesamt große Herrscher ihrer Zeit), Viktorias, Alexandras usw.

Dadurch, dass die Autorin ihre Protagonistin die Menschen im Familienjargon benennen lässt, war ich oft ziemlich verwirrt - ich hätte mich einiges an Grundlegendem im Anhang gewünscht: eine Aufführung aller vorkommenden Figuren, einen Stammbaum und auch ein Glossar der im Buch verwendeten Namen.

Ich kenne mich so einigermaßen in der europäischen Geschichte der damaligen Zeit aus, und kam leidlich damit zurecht, ich kann mir aber auch vorstellen, dass das für manch einen Leser ein Grund ist, das Buch frustriert beiseite zu legen, weil er so gar nicht mehr durchblickt. Und das ist schade bei einem so dichten und eigentlich auch unterhaltsamen Stoff!

Veröffentlicht am 30.01.2020

Am Rande

Die Bagage
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des Dorfes, aber auch der dörflichen Gemeinschaft leben Josef und Maria, die bereits in jungen Jahren Eltern einer ganzen Kinderschar sind. Beide sind anders, sie sind schön, dunkel, irgendwie exotisch. ...

des Dorfes, aber auch der dörflichen Gemeinschaft leben Josef und Maria, die bereits in jungen Jahren Eltern einer ganzen Kinderschar sind. Beide sind anders, sie sind schön, dunkel, irgendwie exotisch. Maria weckt die Begehrlichkeit der männlichen Dorfbewohner.

Und dann passiert es - in den ersten Wochen des Ersten Weltkrieges wird Josef eingezogen und bittet den Bürgermeister, auf seine Frau aufzupassen. Dieser begehrt sie jedoch wie alle anderen. Maria ist charakterfest und treu, aber sie hat wenig Geld, genau genommen gar keins . Deswegen spielt sie ihre Reize auf platonische Art aus und einmal wird sie schwach - wenn auch "nur" nur mit dem Herzen. Und die Zielperson ihrer Begierde ist kein Dorfbewohner, sondern Georg aus dem fernen Hannover. Er betritt ihr Haus in Anwesenheit der Kinder.

Die Dorfbewohner munkeln und auf einmal ist Maria schwanger. Offenbar ohne das Zutun ihres Mannes. Sie und ihre Kinder geraten noch mehr ins Abseits, als es bisher der Fall war.

Es geht um Ausgrenzung, um Stigmatisierung und es ist die Familie der Autorin Monika Helfer selbst, um die es hier geht. Josef und Maria sind ihre Großeltern, beziehungsweise ist Maria ihre Großmutter, denn ihre Mutter ist das Kind, das dieser plötzlichen, ja deplazierten Schwangerschaft entsprang. Es fiel mir nicht leicht, dieses Buch zu lesen, denn die Autorin springt in den Zeiten und verwendet das Wort "schön" in Bezug auf das Beschreiben äußerlicher Reize fast schon inflationär. Andererseits versteht sie es, die untergeordnete, ja unterdrückte Position der Frau in der Zeit des Ersten Weltkrieges am Beispiel der eigenen Familie deutlich und eindringlich zu zeichnen. Ein sehr persönlicher und schmerzhafter Roman, der auch mir als Leserin an die Nieren geht!

Veröffentlicht am 23.12.2019

Morden wie im Märchen

Rapunzel, mein (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 2)
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Die Ermittler der Reihe des Autors Lars-Erik Schütz haben es hart getroffen: während im ersten Fall (Alphabetmörder) der Profiler Jan Grall so stark involviert war, dass er im Anschluss suspendiert wurde, ...

Die Ermittler der Reihe des Autors Lars-Erik Schütz haben es hart getroffen: während im ersten Fall (Alphabetmörder) der Profiler Jan Grall so stark involviert war, dass er im Anschluss suspendiert wurde, trifft es diesmal seine ehemalige Mitarbeiterin, die Schweizerin Rabea Wyler, die inzwischen auf seinem Posten sitzt - nicht freiwillig, denn sie hat die Fähigkeiten des ehemaligen Kollegen in der kurzen Phase der Zusammenarbeit zu schätzen gelernt und hätte ihn zu gern an ihrer Seite.

Rein zufällig gerät sie nämlich an einen Fall, der sie stark an den ihrer vor Jahren verschwundenen Schwester erinnert. Es geht um die Faszination des Entführers bzw. Mörders für langes, blondes Haar. Rabea hegt immer noch die Hoffnung, dass iMarie noch leben könnte - eigentlich glaubt da niemand mehr so richtig dran, nicht einmal ihre Eltern. Die haben sich nach der Tragödie getrennt und führen jeweils eigene Leben.

Aber zurück zum Rapunzel-Mord, wie der Fall genannt wird, der Rabea nach Deutschland und zwar ins Ruhrgebiet und nach Düsseldorf führt - ganz auf sich gestellt. Oder kann sie sich doch auf Jan Grall verlassen?
Ein kraftvoller und ungewöhnlicher Thriller mit starken Charaktern, Manchmal wirkt alles ein bisschen zu überladen und zu dicht - zu viele Figuren, zu viele Erzählstränge - und einiges ist auch einfach unlogisch. Dennoch hat mich dieser Thriller in seiner Intensität durchaus fasziniert. Für Leser, die gern für ein Weilchen im Bösen versinken, um dann vom Autor rechtzeitig wieder daraus befreit zu werden

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