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Veröffentlicht am 25.12.2019

Ein gemächlicher Thriller, der viel Tiefgang besitzt

Seelen im Eis
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Nach dem plötzlichen Tod seiner geschiedenen Frau wird der Ingenieur Ódinn Hafsteinsson vor die Tatsache gestellt, sich von nun ab allein um seine 11-jährige Tochter Run zu kümmern. Eine Aufgabe, die er ...

Nach dem plötzlichen Tod seiner geschiedenen Frau wird der Ingenieur Ódinn Hafsteinsson vor die Tatsache gestellt, sich von nun ab allein um seine 11-jährige Tochter Run zu kümmern. Eine Aufgabe, die er gern übernimmt. Deshalb kündigt er den Job in der Baufirma seines Bruders und nimmt eine arbeitszeitfreundliche Tätigkeit in der staatlichen Kontrollbehörde an. Doch kaum hat sich Ódinn dort eingelebt, verstirbt eine Kollegin und er wird mit Untersuchungen zu Vorfällen in einem ehemaligen Kinderheim konfrontiert, in dem 1974 zwei Jungen ums Leben kamen. Ein aufreibender Fall, der ihn schnell an seine Grenzen bringt, vor allem, weil Runs verunfallte Mutter darin verstrickt zu sein scheint.

"Seelen im Eis" ist ein Island-Thriller, der mit einer schockierenden Szene beginnt und damit schnell die Aufmerksamkeit des Lesers sicher hat. Allerdings wird die Erwartungshaltung im späteren Verlauf nicht durchgängig erfüllt und anstatt eine dramatische Thrillerhandlung zu erleben, findet sich der Leser in einer Verkettung von unglücklichen Schicksalen vor, die mit merkwürdigen Begebenheiten angereichert sind. Auch die Kombination aus Krimihandlung und Gruselatmosphäre funktioniert nicht so gut, wie in den vorangegangen Thrillern der Autorin. Deshalb sollte sich der Leser auf einen gut lesbaren und mit deprimierenden Ereignissen einhergehenden Thriller einstellen, der eher von den bedenklichen Handlungsweisen seiner Figuren lebt, als von mystischen Erscheinungen.

Für die Erzählung des mit betrüblichen Szenen angereicherten Plots hat Yrsa Sigurdardóttir zwei Zeitebenen gewählt, die kontinuierlich nebeneinander ablaufen. Zum einen wird über Ódinns Ermittlungen bezüglich des Kinderheimes berichtet, zum anderen erfährt der Leser viel über den fatalen Verlauf der Geschehnisse von 1974 in Krokur. Dabei treten der Ingenieur Ódinn und die als Haushaltshilfe in dem Kinderheim tätige Aldis in Erscheinung und erzählen die Handlungsabläufe aus ihrer Sicht. Zwei Figuren, die neben familiären Problemen auch gewisse Schwächen gemeinsam haben und durch die ihnen eigene Nachgiebigkeit auch immer wieder in Bedrängnis geraten.

Fazit:
"Seelen im Eis" ist ein gemächlicher Thriller, der weniger düster und beklemmend ausfällt als seine Vorgänger, in seiner Handlung aber Tiefgang besitzt. Deshalb ist der von tragischen Ereignissen geprägte und mit einer unbehaglichen Grundstimmung versehende Handlungsverlauf vor allem für Leser interessant, die Anteil an den verheerenden Schicksalen anderer nehmen.

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Veröffentlicht am 25.12.2019

Ein tiefgründiger, aber auch sehr ruhiger Kriminalroman

Abgründe
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Nichts ist schädlicher für eine Person des öffentlichen Lebens, als sich auf einem Bild in den Medien wieder zu finden und das auch noch in einer pikanten Situation. Eine Peinlichkeit, die Hermann und ...

Nichts ist schädlicher für eine Person des öffentlichen Lebens, als sich auf einem Bild in den Medien wieder zu finden und das auch noch in einer pikanten Situation. Eine Peinlichkeit, die Hermann und seine Frau vermeiden möchten. Deshalb sucht das Ehepaar nach einer Möglichkeit, dieses Dilemma zu umgehen. Doch das Schweigegeld, das ein Erpresserpärchen von ihnen fordert, ist viel zu hoch. Und so bleibt ihnen nur noch eine Chance. Hermann muss die guten Beziehungen eines Freundes nutzen, um mithilfe der Polizei gegen die Erpresser vorzugehen.

"Abgründe" ist der 10. Fall der Krimi-Serie um den isländischen Kommissar Erlendur Sveinsson, der, wie auch in seinem 9. Fall, immer noch im Urlaub weilt. Für ihn übernimmt Sigurdir Oli die Ermittlungen, der bereits als Partner von Erlendur bekannt geworden ist. Ohne die Hilfe seiner Kollegen und dem Kreuzfeuer der Kritik ausgesetzt, ermittelt er allein und versucht, die Probleme eines Bekannten auf eigene Faust zu lösen. Eine Gefälligkeit, die nicht nur eine Menge Ärger nach sich zieht, sondern auch noch weitere Verbrechen ans Tageslicht bringt. Allerdings präsentiert sich Sigurdir Oli als Kommissar, dem neben der langjährigen Erfahrung auch das nötige Charisma fehlt, was ihn als Person streckenweise langweilig erscheinen lässt.

Eine Fadheit, die sich zum Glück nicht auf die eigentliche Handlung überträgt. Denn obwohl der überwiegende Teil des Hörbuches aus der Sicht des ermittelnden Kommissars geschildert wird, hat Arnaldur Indridason ausreichend falsche Fährten und überraschende Wendungen in die Krimihandlung eingebaut. Ein guter Grundstein für einen zwar sehr ruhig verlaufenden Roman, aber einer der angenehm unterhaltsam ist. So spielen vorwiegend menschliche Abgründe und persönliche Begehren eine besondere Rolle und lassen bis zum Schluss nicht erraten, wie die verschiedenen Verbrechen miteinander zusammenhängen.

Fazit:
"Abgründe" ist ein gut konstruierter Kriminalroman, der trotz seiner langsamen Gangart gut unterhält. Mit viel Einfühlungsvermögen und passend gesetzten Nuancen gelesen, überzeugt Walter Kreyes Vortrag vor allem die Hörer, die tiefgründige skandinavische Krimis mögen.

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Veröffentlicht am 25.12.2019

Ein Psychothriller, der gekonnt mit den Ängsten seiner Hörer spielt

Passagier 23
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Der Polizeipsychologe Martin Schwartz kämpft noch Jahre nach dem Verschwinden seiner Frau und seines kleinen Sohnes mit den Folgen der unfassbaren Tragödie. Ohne jemals darüber nachzudenken, wie zerstörerisch ...

Der Polizeipsychologe Martin Schwartz kämpft noch Jahre nach dem Verschwinden seiner Frau und seines kleinen Sohnes mit den Folgen der unfassbaren Tragödie. Ohne jemals darüber nachzudenken, wie zerstörerisch sein Leben seit den verhängnisvollen Ereignissen auf dem Kreuzfahrtschiff geworden ist, nimmt er einen gefährlichen Auftrag nach dem anderen an. Eine Strategie, die nur so lange funktioniert, bis er auf eine vermeintliche Thrillerautorin stößt, die behauptet zu wissen, was damals geschehen ist. Mit dem Ziel, den Verbleib seiner Familie aufzuklären, begibt er sich erneut auf das mit Passagieren vollgestopfte Schiff und wird mit Dingen konfrontiert, die mehr als nur unfassbar sind.

"Passagier 23" ist ein gut funktionierender Psychothriller, der zum einen auf wahre Begebenheiten beruht - denn immer wieder verschwinden Menschen während der Fahrt auf den gigantischen Passagierschiffen -, zum anderen der ausufernden Fantasie von Sebastian Fitzek entspringt. Dabei sind es vor allem die in ihm zutage tretenden und völlig unerklärlichen Vorkommnisse, die den Hörer an das Geschehen fesseln. Deshalb stört es auch wenig, dass dabei die Figuren ins Hintertreffen geraten. Denn sie sind lediglich die Marionetten in einem perfiden Spiel, das von verbrecherischen Machenschaften und grausamen Moralvorstellungen nur so strotzt.

Gelesen wir der akustische Albtraum von Simon Jäger, der bereits einige Psychothriller des Berliner Autors zu Gehör gebracht hat. Mit seiner unverwechselbar stoischen Art, das auf menschliche Verhaltensweisen basierende Grauen nachempfindbar aufleben zu lassen, beschert er dem Hörer jede Menge Momente, die angefüllt von Unbehagen und aufkommender Angst sind. Egal, ob er ein in Not geratenes Kind verkörpert oder einen traumatisierten Erwachsenen spricht. Stets findet er die richtige Balance zwischen Lautstärke, Tonlage und Tempo und haucht der Figur sein Leben ein.

Fazit:
"Passagier 23" ist ein geschickt arrangierter Psychothriller, der gekonnt mit den Ängsten seiner Hörer spielt und von Schockmomenten und rätselhaften Ereignissen profitiert. Viel Tiefgang allerdings sollte man bei diesem Hörbuch nicht erwarten.

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Veröffentlicht am 25.12.2019

Eine Kriminalgeschichte mit viel Tiefgang

Kälteschlaf
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Kurz nach Mitternacht geht in der Notrufzentrale ein Anruf ein. Eine aufgeregt klingende weibliche Stimme teilt den Beamten mit, dass sich in einem Ferienhaus am See von Pingvellir eine Frau namens Maria ...

Kurz nach Mitternacht geht in der Notrufzentrale ein Anruf ein. Eine aufgeregt klingende weibliche Stimme teilt den Beamten mit, dass sich in einem Ferienhaus am See von Pingvellir eine Frau namens Maria das Leben genommen hat. Kommissar Erlendur übernimmt den Fall, glaubt aber zunächst an einen Selbstmord. Zu eindeutig sind die Hinweise, die in der Umgebung der Toten gefunden worden sind. Bis zu dem Tag, als er eine Kassette von der Freundin der Toten erhält, auf der merkwürdige Dinge zu hören sind. Und prompt ist sein Argwohn geweckt.

„Kälteschlaf“ ist der achte Teil einer Krimireihe um den schwermütigen isländischen Kommissar Erlendur. Erlendur Sveinsson, angestellt bei der Reykjavíker Kriminalpolizei, bemüht sich bereits seit 1997 erfolgreich um die Aufklärung von Verbrechen in seinem Land. Während er sich in den ersten sieben Fällen, die allesamt in Deutschland erschienen sind, mit Mördern aller Couleur herumplagen muss, sieht es in seinem achten Fall etwas anders aus. Ein Selbstmord lässt ihn nicht zur Ruhe kommen und sein untrügliches Gespür dafür, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt.

In ruhiger Art und Weise erzählt der Autor Arnaldur Indridason in „Kälteschlaf“ ein Verbrechen, das zunächst nicht als ein solches erscheint. Doch wie das Leben so spielt, kommen Dinge ans Tageslicht, die lieber im Dunkeln geblieben wären. Mit einer pragmatisch anmutenden Gelassenheit erfolgt die Lesung des Hörbuches von Walter Kreye. Was aber nicht heißen soll, dass diese zäh und langweilig ist, im Gegenteil. Gerade mit dieser zur Schau getragenen Bedachtsamkeit unterstützt er hervorragend die Atmosphäre der Geschichte und weiß diese auf eine Art zu erzählen, die äußerst passend erscheint und das triste Gesamtbild hervorragend abzurunden versteht.

Fazit:
„Kälteschlaf“ ist eine Kriminalgeschichte mit viel Tiefgang, die es hervorragend versteht, den Hörer an das Geschehen zu fesseln. Eine gute Empfehlung für Fans skandinavischer Kriminalliteratur und für Leser, die es emotional und melancholisch lieben.

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Veröffentlicht am 25.12.2019

Ein spannender Krimi mit einer dramatischen Geschichte und glaubwürdigen Figuren

Der Hypnotiseur
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Drei bestialisch ausgeführte Morde bilden den Auftakt eines neuen Falls, den der schwedische Kommissar Joona Linna übernimmt. Ein Familienmassaker, das nur der fünfzehnjährige Sohn überlebt, wie auch eine ...

Drei bestialisch ausgeführte Morde bilden den Auftakt eines neuen Falls, den der schwedische Kommissar Joona Linna übernimmt. Ein Familienmassaker, das nur der fünfzehnjährige Sohn überlebt, wie auch eine junge Studentin, die bei ihnen wohnt. Um deren Leben zu retten und dem Mörder auf die Spur zu kommen, bittet Joona Linna einen bekannten Hypnose-Spezialisten, ihm hilfreich zur Seite zu stehen.

Der Psychiater Erik Maria Bark, der dem schwer traumatisierten Sohn wichtige Informationen über den Tathergang und dem Verbleib der Schwester entlocken soll, ist zunächst nicht gewillt, ihn in Hypnose zu versetzen, lässt sich aber dann doch auf die Forderungen des Kommissars ein. Ein Fehler, wie sich schnell herausstellen wird. Denn nicht nur die Tatsache, dass er während der Behandlung erfahren muss, dass sich der Fünfzehnjährige selbst beschuldigt, der Täter zu sein, auch der Umstand, dass dieser kurz darauf aus dem Krankenhaus entflieht und Barks Sohn in die Hände eines Entführers fällt, stellt das Leben des Arztes auf den Kopf.

"Der Hypnotiseur" ist ein spannender Kriminalroman, der mit schockierenden Momenten beginnt und sehr wendungsreich in Erscheinung tritt. Trotzdem bleibt beim Hören immer das Gefühl, dass das schwedische Autorenpaar Alexandra und Alexander Ahndoril zu viel in das dramatisch verlaufende Geschehen gepackt hat. Zum einen ist da der angeblich fünfzehnjährige Täter, zum anderen gibt es eine Reihe an grausamen Morden und zuguterletzt bestimmt auch noch eine Entführung den Handlungsverlauf. Gleichzeitig werden eine Vielzahl von psychologischen Aspekten in die Geschichte eingewebt, sodass diese einfach überladen erscheint.

Erganzt wird das Ganze um Ereignisse aus der Vergangenheit und persönliche Probleme der Figuren. Und während der Hörer ständig damit beschäftigt ist, die einzelnen Bruchstücke zu sortieren, verpasst er es, sich auf die eigentlichen Stärken der Geschichte zu konzentrieren. Denn nicht die bestialischen Morde machen den Höhepunkt der Geschichte aus, sondern es sind die gut erdachten Figuren mit ihren persönlichen Schicksalen und den immer wieder neu zu treffenden Entscheidungen, die diesen Kriminalroman so besonders werden lassen. Ein starkes Hörbuch, das von dem Schauspieler und Hörbuchsprecher Wolfram Koch mit viel Einfühlungsvermögen und Professionalität gelesen wird.

Fazit:
"Der Hypnotiseur" ist das Debüt des schwedischen Schriftstellerpaares Alexandra und Alexander Ahndoril und überrascht mit einer dramatischen Geschichte und glaubwürdigen Figuren. Ein Kriminalroman, der trotz seiner überraschenden Wendungen und überaus spannungsgeladenen Handlungsstränge zu konstruiert erscheint und deshalb besonders für Fans von Psychothrillern geeignet ist.

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