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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.12.2019

Ein spannendes Roadmovie

Herz im Schneegestöber
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„...“Was sagt dir denn dein Herz?“ „Ich weiß es nicht. Wir reden nicht mehr so oft miteinander.“...“

Die 28jährige Josie ist auf den Weg zu ihrer Familie in Amerika. In ihren Leben hat sich gerade einiges ...

„...“Was sagt dir denn dein Herz?“ „Ich weiß es nicht. Wir reden nicht mehr so oft miteinander.“...“

Die 28jährige Josie ist auf den Weg zu ihrer Familie in Amerika. In ihren Leben hat sich gerade einiges geändert. Nachdem ihr Freund sie verlassen hat, weil er angeblich keine feste Verbindung will, hat sie ihre Arbeit gekündigt. Weiter mit ihm und seiner neuen Freundin zusammenzuarbeiten, fand sie nicht prickelnd.
Im Flugzeug trifft Josie auf Adam Harper. Dem ruiniert sie durch ein Missgeschick kurzfristig den Laptop. Ihre Beziehung fast Josie so zusammen:

„...Er war ein Mann der Großfinanzwelt und genau die Sorte Mensch, die für noch mehr Ungleichheit auf der Welt sorgte. Ich als Umweltaktivistin setzte mich für die armen Menschen dieser Welt ein. Unterschiedlicher konnte man von der Lebenseinstellung her wohl nicht sein...“

Die Autorin hat ein abwechslungsreiches Roadmovie geschrieben. Die Geschichte lässt sich gut lesen.
Der Schriftstil ist locker und von einem feinen Humor durchzogen. Josie hatte gedacht, dass sie Adam nach der Ankunft in Chicago nie wiedersieht. Doch das Leben wollte es anders. Beide sind in Chicago gestrandet, weil in den folgenden Tagen wegen eines Schneesturms keine Starts und Landungen möglich sind. Beide aber wollen vor Weihnachten in Seattle sein. Josie möchte die Feiertage mit der Familie verbringen, und Adam hat einen wichtigen Geschäftstermin. Leider hat er zur Zeit keinen Führerschein. Deshalb bietet er an, er würde für Josie alle Kosten übernehmen, wenn sie ihn mit einem Leihwagen nach Seattle fährt. Damit beginnt für Josie und Adam ein unerwartetes Abenteuer, eine Autofahrt mit Überraschungen, Pech und Pannen.
Zu den stilistischen und inhaltlichen Höhepunkten gehören für mich die Gespräche der Protagonisten. Nach und nach taut Adam auf. Einblicke in seine Kindheit zeigen, warum er zu dem Mann geworden ist, der er heute ist. Es geht ihn nicht um Ruhm und Geld. Die Ursachen und Motive liegen völlig anders. Josies Argumente und das Erleben auf der Reise machen ihn nachdenklich. Er beginnt, sein Leben zu hinterfragen. Gleichzeitig bleibt die Handlung spannend. Josies Überlebensstrategie und der Hilfe Außenstehender zur rechten Zeit ist es zu verdanken, dass es nicht ihre letzte Reise wurde. Eingeflochten sind immer wieder humorvolle Szenen.
Adam erhält während der Reise einen Einblick in ihm völlig unbekannte Lebensverhältnisse. Doch auch Josie begräbt nach und nach ihre Vorurteile. Sie ist erstaunt, als Adam äußert.

„...Tja, diese kapitalistische Wegwerfgesellschaft ist eng verbunden mit den Untergang von Werten...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, dass der erste Eindruck durchaus trügen kann und dass das Leben vielschichtiger und komplizierter ist, als man manchmal glaubt.

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Veröffentlicht am 27.12.2019

Süßes Kinderbuch

Wenn am Himmel Sterne stehen
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„...Wenn am Himmel Sterne stehen, wenn der Wind beginnt zu wehen, wird es Zeit zum Schlafengehen...“

Mit diesem Vers beginnt ein farbenfrohes Kinderbuch für Kleinkinder. Die kleine Maus verabschiedet ...

„...Wenn am Himmel Sterne stehen, wenn der Wind beginnt zu wehen, wird es Zeit zum Schlafengehen...“

Mit diesem Vers beginnt ein farbenfrohes Kinderbuch für Kleinkinder. Die kleine Maus verabschiedet sich von Fuchs und Igel, denn auch die Tierkinder müssen nun ins Bett.
Danach wird erzählt, welche Dinge bei Familie Maus getan werden, bevor Ruhe im Schlafzimmer ist. Natürlich gehört eine Gutenachtgeschichte dazu.
Kurze einprägsame Verse und doppelseitige Bilder, auf denen es eine Menge zu entdecken gibt, zeichnen das Buch aus.
Für den vorlesenden Erwachsenen gibt es auf jeder Seite einen Hinweis, wie die Erzählung in ein Einschlafritual umgesetzt werden kann. Hier bin ich etwas zwiegespalten, ob das wirklich so in einem Kinderbuch günstig ist. Ich fände eine herausnehmbare Anlage besser.
Sehr ansprechend ist das Cover.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 14.12.2019

Lilou setzt sich durch

Lavendel-Gift
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„...Weich wie Watte füllte das fedrige Weiß sein Gesichtsfeld, drang in seine Nase, seinen Mund, sein Leben, nahm ihm die Luft zum Atmen. Er öffnete den Mund, doch der Schrei erstickte in den Daunen...“

Mit ...

„...Weich wie Watte füllte das fedrige Weiß sein Gesichtsfeld, drang in seine Nase, seinen Mund, sein Leben, nahm ihm die Luft zum Atmen. Er öffnete den Mund, doch der Schrei erstickte in den Daunen...“

Mit obigen Zitat beginnt ein spannender Krimi. Wer allerdings nun glaubt, dass die Geschichte sofort mit einem Mord anfängt, liegt falsch. Noch lebt der Protagonist Frederic Benoit . Da der alte Mann nicht mehr gut sieht, liest ihm seine Mieterin Lilou Braque ab und an Geschichten vor. Heute war es der Ausschnitt aus einem Thriller.
Lilou macht gerade ihr letztes Praktikum für die Ausbildung zur Commissaire. Sie hatte von Paris geträumt, wurde aber in das kleine Städtchen Carpentras geschickt. Bisher wird sie vorwiegend als Schreibkraft missbraucht.
Monsieur Benoit, der alte Herr, hat ihr ein Buch mit Familienrezepten gegeben. Daraus hat sie ihn ein Gericht zubereitet. Als sie die Wohnung betritt, trifft sie auf das Chaos eines Einbruchs. Monsieur Benoit ist tot.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Dafür sorgt der angenehme Schriftstil. Er widerspiegelt das Flair der Provence und seiner Küche gekonnt.

„...Außerhalb der Stadt verlief die Straße in weiten Kurven zwischen sattgrünen Weingärten und silbrig gestreiften Lavendelfeldern...“

Die Beschreibung so mancher Gerichte weckt den Appetit. Lilou kommt entgegen, dass sie vor ihrer Ausbildung bei der Polizei ihren Master in Ernährungswissenschaften gemacht hat. Dadurch fällt ihr auf, dass es in der Nähe einen Sternekoch Armand Benoit gegeben hat. Sollte das alte Kochbuch etwas mit dem Tod ihres Vermieters zu tun haben?
Geschickt stellt Lilou eigene Ermittlungen an. Ihr Chef ist dagegen und verfolgt einen anderen Ansatz. Schwierig wird der Fall, weil der Todeszeitpunkt nicht exakt zu bestimmen ist. Die Aussagen der Anwohner suggerieren, wann Monsieur Benoit noch gelebt haben muss. Der Pathologe ist völlig anderer Meinung. Auch das fehlende Testament wirft Fragen auf.
Nach und nach erringt sich Lilou die Anerkennung ihres Chefs. Sie geht zielbewusst den Dingen nach, die ihr aufgefallen sind. Allerdings stoßen sie noch in ein zweites Wespennest, dass den Fall tangiert.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 07.10.2019

Bewegende Lebensgeschichte

Gewundene Pfade
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„...Siehst du, Lettie, so geht man mit Jungen um. Die sind genau wie alle Mannsbilder: Sorge dafür, dass sie sich wie echte Kerle fühlen, dann fressen sie dir aus der Hand...“

Lettie Louw lebt in einem ...

„...Siehst du, Lettie, so geht man mit Jungen um. Die sind genau wie alle Mannsbilder: Sorge dafür, dass sie sich wie echte Kerle fühlen, dann fressen sie dir aus der Hand...“

Lettie Louw lebt in einem kleinen Ort in Südafrika. Ihr Vater ist Arzt. Zusammen mit ihren Freundinnen Klara, Christine und Annabel verbringt sie die Kindheit. Klaras Bruder De Wet ist der umschwärmte Star bei den jungen Mädchen. Lettie allerdings sieht keine Chance, weil sie mit ihren hübschen Freundinnen nicht mithalten kann, denn sie ist vollschlank. Sie entschließt sich, Medizin zu studieren, um später die Praxis ihres Vaters zu übernehmen.
Die Autorin erzählt bewegende Lebensschicksale über einen Zeitraum von etwa 50 Jahre. Im Mittelpunkt steht Lettie, doch auch das Leben ihrer Freundinnen darf ich mitverfolgen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er unterstützt die abwechslungsreiche Handlung.
Die Personen werden ausreichend charakterisiert. Während Christine im Freundeskreis eher zurückhaltend ist, steht Annabel gern im Mittelpunkt. Schnell hat sie begriffen, wie sie bei den Jungen mit ihrem Äußeren punkten kann. Das Eingangszitat stammt von ihr. Annabel hat kein Problem damit, andere auf ihre Unzulänglichkeiten hinzuweisen. Ihre Art von Freundschaft ist sehr gewöhnungsbedürftig.
Während in den Geschehnissen in Südafrika die Politik so gut wie keine Rolle spielt und höchstens marginal vorkommt, steht sie in einem zweiten Handlungsstrang im Mittelpunkt.
Der junge Italiener Marco Romanelli verliebt sich in die Jüdin Rachel Rosenberg. Das wird bei ihm Spuren für sein gesamtes künftiges Leben hinterlassen und ihn nach Südafrika führen.
Die Autorin versteht es, die Emotionen ihrer Protagonisten nachvollziehbar wiederzugeben, sei es die Freude über das Erreichte, die Trauer bei Tod und Verlust oder die Eifersucht, die zu falschen Entscheidungen führt. Gleichzeitig werden die inneren Kämpfe der Protagonisten wiedergegeben. Besonders deutlich wird es in dem Kapitel, wo Eltern ihren Sohn gehen lassen, weil das für eine Gesundheit das Beste ist. Sie wissen in dem Moment nicht, ob sie ihn je wiedersehen.
Ein Thema durchzieht mehrere Kapitel des Buches. Nach dem zweiten Weltkrieg kam es zu einer epidemischen Ausbreitung der Kinderlähmung. Das betraf auch Südafrika Durch Lettie als Ärztin erfahre ich, wie die Krankheit wirkte und welche Behandlungsmöglichkeiten es gab, um die Folgen abzumildern. Eine Heilung war nicht möglich, aber die Suche nach eine Impfstoff wird ebenfalls thematisiert. Es ist hart, wenn man als Ärztin den Eltern sagen muss, dass eine Krankheit bleibende Behinderungen hinterlassen wird. Für die jungen Patienten zerschlägt sich so manch Lebenstraum.
Die folgenden Worte von Lettie bilden den Rahmen für all das Geschehen:

„...Meine Mutter hat mir einmal, das ist schon einige Jahre her, gesagt, dass das Leben manchmal auf verschlungene Pfaden verläuft, aber trotzdem passiert immer das, was Gott im Himmel vorherbestimmt hat...“

Christliche Fragen werden gekonnt in die Handlung integriert, ohne bewusst im Vordergrund zu stehen. Das Gebet gehört in den Familien zum Alltag.
Im Ort entwickelt sich um Lettie, Klara und Christine ein Freundeskreis, der auch schwere Zeiten durchsteht. Daraus folgt die Erkenntnis:

„...Mit guten Freunden ist es genau wie mit gutem Wein und guter Musik: Sie gehören zum Wesentlichen des Lebens...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es spiegelt das Leben in seine ganzen Vielfalt wider.

Veröffentlicht am 26.08.2019

Ein mutiges Mädchen

Siri und die Eismeerpiraten
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„...Es ist immer leichter, den feigen Weg zugehen. Aber manchmal im Leben wählt man auf einmal den mutigen Weg. Und das ist ein großes Glück für alle anderen...“

Siri lebt mit ihrer Schwester Miki und ...

„...Es ist immer leichter, den feigen Weg zugehen. Aber manchmal im Leben wählt man auf einmal den mutigen Weg. Und das ist ein großes Glück für alle anderen...“

Siri lebt mit ihrer Schwester Miki und dem Vater auf einer Schäreninsel im Eismeer. Sie ist 10 Jahre alt. Mit Miki, der 7jährigen Schwester, sammelt sie auf der Schäre Eisapfel Beeren. Da sie nur wenige finden, schickt sie die Schwester auf die andere Seite der Insel. Plötzlich hört sie einen Schrei. Sie rennt zu Miki, sieht aber nur noch, wie diese mit einem Boot zum Piratenschiff Schneerabe gebracht wird. Das ist dafür bekannt, das es Kinder entführt, um sie auf einer Insel arbeiten zu lassen.
Siri sucht Hilfe. Doch keiner der Bewohner ihrer Schäre ist bereit, sich mit den Piraten anzulegen. Nur ihr Vater will sich auf den weg machen. Der aber ist krank.

„...Meine kleine. Du weißt doch, wie sehr sie sich immer fürchtet. Ich darf gar nicht daran denken, wie es ihr jetzt geht...“

Kurz entschlossen macht sich Siri auf den Weg, um ihre Schwester aus den Händen von Piratenkapitän Wei0haupt zu befreien.
Die Autorin hat ein fesselndes Kinderbuch geschrieben. Es verknüpft eine phantasievolle Handlung mit den Gegebenheiten im Eismeer. Gleichzeitig werden Fragen des Umweltschutzes und des Umgangs mit der Tierwelt gesteift.
Siri stößt mit ihrem Vorhaben meist auf Unverständnis. Nur ein Mann ist bereit, sie zu unterstützen. Siris Geschichte reißt bei ihm eine alte Wunde auf. Auf ihren Weg begegnet Siri vielen Unwägbarkeiten. Sie lernt Kälte, Hunger und Einsamkeit kennen. Doch immer wieder findet sie Menschen, die ihr helfen. Allerdings hat Siri ein großes Herz für die Tiere und die Wesen der See. Das führt selbst mit denjenigen, die sich um sie kümmern, zu Konflikten.
Nach und nach kommt sie ihren Ziel näher. Was wird sie dort vorfinden?
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Für ein Kinderbuch ist er erstaunlich ausgereift, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Manchmal macht der Körper Dinge, ohne dass man ihn darum gebeten hat. Manchmal, wenn es wirklich darauf ankommt, wenn man vor zwei Schicksalen steht, das eine schwarz und das andere weiß, da kann eine Handlung aus sich selbst entstehen, obwohl man so aus der Fassung gebracht ist, dass alle Gedanken rettungslos festzusitzen scheinen...“

Siris Gefühle und Gedanken werden durch ihr Handeln ausreichend beschrieben. Sie ist erstaunlich reif für ihr Alter. Das zeigt sich in ihren Worten. Bitter konstatiert sie, dass Menschen, die sich in der gleichen Not befinden, nicht zusammenhalten, sondern sich noch gegenseitig schaden. Selbst dann gilt das Recht des Stärkeren.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Allerdings ist es schwierig, es einer Altersgruppe zuzuordnen. Es befindet sich eher im Grenzbereich zwischen Kinder- und Jugendbuch.