Liar'S Room - ein Thriller der besonderen Art
Liar's Room - Zwei Lügner, ein Raum, kein EntkommenDer Thriller „Liar’s Room. Zwei Lügner, ein Raum, kein Entkommen“, im englischen „The Liar’s Room“ vom britischen Autor Simon Lelic erscheint mir zunächst einmal nicht unbedingt wie der klassische Thriller.
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Der Thriller „Liar’s Room. Zwei Lügner, ein Raum, kein Entkommen“, im englischen „The Liar’s Room“ vom britischen Autor Simon Lelic erscheint mir zunächst einmal nicht unbedingt wie der klassische Thriller.
Die Handlung: Die Psychotherapeutin Susanna Fenton hütet ein Geheimnis – ein Geheimnis, welches sie eines Tages in der ersten Sitzung mit ihrem neuen Klienten Adam Geraghty auf dramatische und bedrohliche Art und Weise einholt. Denn, nachdem Susanna bereits von Beginn an zu spüren scheint, dass sie ihn kennt, entpuppt Adam sich letzten Endes als eine Person, die ihr näher steht als ihr lieb ist und die gleichzeitig ihr mühsam aufgebautes Leben zu zerstören droht. Der einzige Weg heraus aus der bedrohlichen Situation scheint die ehrliche Auseinandersetzung mit unangenehmen Bestandteilen ihrer Vergangenheit, mit sorgsam verdrängten Geschehnissen aus einer Zeit, an die Susanna nie wieder zurückdenken wollte….
Das besondere an diesem Thriller für mich: nicht das Bangen um das Leben der Protagonistin oder etwa ihrer Tochter stand für mich im Zentrum, sondern viel mehr die Frage nach dem Motiv von Adam. Warum entführte er gerade Susannas Tochter, warum suchte er gerade die Psychotherapeutin auf, woher rührt der derartige Hass, den er auf Susanna zu verspüren scheint?
Die Rahmenhandlung spielt im Hier und Jetzt und ist dabei erstaunlich statisch, spielt sich allein in der Praxis von Susanna bzw. ihrer Freundin Ruth ab und innerhalb von mehreren Stunden. Eingebettet werden zwischendurch Einträge aus Emilys Tagebuch, die erklären, wie diese Adam kennengelernt hat, sich in ihn verliebt hat und wie es zu der Entführung kommen konnte. Getragen wird der Thriller jedoch vor allem durch die Rückblenden bzw. Erzählungen Susannas von ihrer Vergangenheit und davon, wie ihr Sohn Jakob zu einem Kriminellen wurde und sich letzten Endes das Leben nahm. Begleitet von Fragen nach Schuld und Verantwortlichkeit offenbart sich Stück für Stück die Verbindung zwischen Susanna und Adam, die sich gerade hinter eben diesen Geschichten der Vergangenheit verbirgt. Dabei vermag Lelic es gekonnt Kategorien wie „richtig“ und „falsch“ oder „gut“ und „böse“ in ihrer Eindeutigkeit zu hinterfragen. Ins Zentrum der Story rücken die psychologischen Hintergründe. Gerade deshalb und aufgrund der eher statischen Rahmenhandlung war ich versucht, diese Erzählung Lelics mehr als psychologischen Roman denn als Thriller zu werten, ist doch dieses Genre im Normalfall von wesentlich mehr Action geprägt und durch eine wachsende Bedrohung gekennzeichnet. Wenngleich ich das Buch also nicht als einen klassischen Thriller, sondern eher eine ruhigere Form dessen einstufen würde, konnte es mich dennoch begeistern. Wenngleich so einige Wendungen für mich nicht gänzlich unerwartet und überraschend kamen, sondern zumindest in Ansätzen bereits vorher zu erahnen waren, so hat das Buch mich schlussendlich doch irgendwie abgeholt und eingenommen – auf eine ganz andere Art und Weise allerdings als zuvor erwartet.
Sich in die Protagonistin einzufühlen bereitet einem letzten Endes wahrhaft Schrecken und lässt erschaudern. Für jeden, der also gerne einmal etwas abseits des Thriller-Mainstreams lesen möchte, ist dieses Buch zu empfehlen. Wem der Thrill einer Verfolgungsjagd, der immer näher rückende Täter die wachsende Bedrohung in einem Thriller wichtig ist, der jedoch sollte von diesem Buch eher die Finger lassen. Stoff zum Nachdenken liefert es aber allemal.