Klappentext
„Der erste Schultag. Zwei Wochen vor den Sommerferien ist Beh krank geworden und konnte nicht mit den anderen in den Urlaub fahren. Als das neue Schuljahr anfängt, hat sie alle acht Wochen lang nicht gesehen. Viel ist passiert, ihre Freundinnen haben neue Leute kennengelernt und Geschichten zu erzählen. Beh dagegen war nur zu Hause. Aber eigentlich war da mehr, von dem ihre Freundinnen nichts wissen. Zu Hause liegt eine Postkarte für sie im Briefkasten, in der Stadt gibt es ein Zimmer mit blauen Wänden, da ist ein Hund, ein Mädchen mit Schwimmflügeln und lauter Orte, die Beh bis zum Abend noch fotografieren wird, weil ihnen etwas fehlt. Und als Beh am Ende des Tages ihre Zimmertür schließt, hat sie auch jemand bei ihrem vollen Namen genannt.“
Gestaltung
Mir gefällt, dass das Cover mit den Fotos eine Tätigkeit aufgreift, die die Protagonistin im Buch ausübt: sie fotografiert besondere Orte. Die hellen Farben des Covers passen für mich gut zum spätsommerlichen Setting. Ansonsten ist das Cover eher schlicht und unauffällig, was der auffälligen, besonderen Geschichte in seinem Inneren entgegensteht und was für mich (nach dem Lesen) ziemlich Interessant ist, denn sowohl Cover als auch Titel kann ich nach dem Beenden des Buches nochmal aus ganz anderen Perspektiven betrachten.
Meine Meinung
Als ich den Klappentext von „Vierzehn“ gelesen habe, habe ich eine schöne, kleine Geschichte über ein junges Mädchen namens Beh erwartet. Eine Geschichte in der sie ihre Erlebnisse schildert und in der man Beh durch ihr Leben folgt. Genau dies passiert in dem Buch auch, allerdings auf eine ganz besondere Art und Weise mit der ich eben nicht gerechnet habe! In „Vierzehn“ schlüpfte ich nämlich durch die besondere Erzählperspektive in die Rolle von Protagonistin Beh.
Dieses Gefühl, als sei ich selber Beh, generiert Tamara Bach dadurch, dass sie den Leser direkt anspricht. So ist das Buch konsequent im persönlichen Du verfasst. Dies ist mir bisher noch nicht so oft untergekommen und wenn, dann nicht in dieser Art und Weise, wie Tamara Bach es in ihrem Roman „Vierzehn“ anwendet. Kurze Passagen, in denen der Leser angesprochen wird, kennen wir vermutlich alle, aber hier ist das gesamte Buch so verfasst.
Zunächst musste ich mich daran gewöhnen, aber der Du-Stil ist mir schnell in Fleisch und Blut übergegangen. Ich kämpfte nur ab und an mit dem Schreibstil der Autorin, denn sie verwendet oft kurze, abgehackte Sätze. Diese erfordern ein hohes Maß an Konzentration, denn auch Dialoge werden bis auf wenige Ausnahmen nur nacherzählt. So musste ich stets aufpassen wer gerade was gesagt haben soll. Generell gefiel mir die Idee, den Leser konstant mit Du anzureden und dies mit sehr kurzen Sätzen zu verbinden aber sehr gut, denn dies ist mir in der Weise bisher noch nicht begegnet.
„Vierzehn“ liest sich nicht nur aufgrund seiner knapp 100 Seiten sehr schnell (ich habe es innerhalb eines Nachmittages ausgelesen), sondern auch aufgrund der besonderen Handlung. Es passiert zwar nicht viel und doch passiert gleichzeitig alles auf einmal. Der Leser begleitet die vierzehnjährige Protagonistin, von der man nur zwischendurch ihren Spitznamen erfährt, durch einen Tag im Spätsommer. Ich ging gemeinsam mit ihr zur Schule, durchlebte jede Schulstunde und die Pausen und erfuhr, was sie nachmittags und abends erlebt hat.
Dieser Spätsommertag spiegelte für mich einen typischen Tag im Leben eines Jugendlichen wieder. Ich fühlte mich in meine eigene Schulzeit zurückversetzt und auch die Probleme, die junge Menschen oftmals haben, finden sich wieder. Diese sind nicht auf den ersten Blick ersichtlich, aber dennoch vorhanden. Dies verlieh dem Buch eine unglaubliche Tiefe, denn ich fand alles absolut realistisch dargestellt. Es ist im Jugendalter oft so, dass die Teenager ihre Probleme für sich behalten und diese sie innerlich beschäftigen und dass die Außenstehenden (seien es Lehrer, Freunde oder die eigene Familie) nichts davon wissen. Genau das stellte „Vierzehn“ für mich dar. Zudem zeigt das Buch alltägliche Probleme, mit denen sich viele junge Menschen auseinandersetzen (müssen).
Auch lässt das Buch durch kleine Andeutungen einigen Spielraum für Interpretationen und Deutungen, sodass es auch zum Nachdenken über Beh und ihr Verhalten anregt. Ich fand es sehr toll, dass ich, je weiter ich gelesen habe, für mich Erklärungen finden konnte, die mir Behs Verhalten, z.B. ihren Freundinnen gegenüber, verständlicher gemacht haben. Diese Andeutungen sind vermutlich jedoch für jüngere Leser nicht direkt ersichtlich und verständlich. Ich würde „Vierzehn“ aus diesem Grund Lesern ab 14 Jahren empfehlen.
Fazit
Wer ganz besondere, spezielle Bücher mit einer außergewöhnlichen Erzählweise mag, dem wird „Vierzehn“ auf jeden Fall gefallen. Das Buch von Tamara Bach begleitet die junge Protagonistin durch einen Tag im Spätsommer, den sicher schon viele junge Menschen einmal so oder so ähnlich in ihrem Leben erlebt haben. Neben alltäglichen Erlebnissen zeigt das Buch auch sehr realistisch die Probleme, die viele junge Menschen in ihrem Alltag begleiten. Einzig die kurzen Sätze haben gerade bei nacherzählten Dialogen etwas Schwierigkeiten bereitet. Eine Besonderheit stellt zudem die Erzählperspektive dar, die speziell und einzigartig ist. Das Buch ist tiefgründig, weil es vieles andeutet und den Leser so zum Nachdenken anregt.
4 von 5 Sternen!
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