Catherine, genannt Kya lebt mit ihrer großen Familie in einer einfachen Hütte im Marschland von North Carolina. Der Vater ist ein gewalttätiger Spieler und Alkoholiker, weshalb nach und nach alle Familienmitglieder fortgehen – nur die kleine Kya bleibt zurück. Da ihr Vater sich nicht um sie kümmert, lernt sie, sich selbst zu versorgen. Als schließlich auch ihr Vater verschwindet, ist Kya völlig auf sich allein gestellt. Einen einzigen Tag lang besucht sie die Schule, weil sie gehört hat, dass es dort warmes Essen gibt. Die anderen Kinder hänseln sie jedoch, weswegen sie nie zurückkehrt. Den Behörden entwischt sie, denn das Marschland ist ihr Zuhause und bietet unendlich viele Verstecke. Und so wird das Marschmädchen schließlich von der restlichen Bevölkerung geduldet, wenn auch nicht akzeptiert. Kya wird immer mehr eins mit der Natur, sie ist ihr einziger Freund, ihre Geld- und Nahrungsquelle, ihre Inspiration. Kya wächst zu einer jungen Frau heran, lässt schließlich doch noch andere Menschen an sich heran, aber die Natur bleibt die einzige Konstante in ihrem Leben. Schließlich geschieht ein Verbrechen und die Bewohner der kleinen Küstenstadt sind überzeugt, dass Kya die Schuldige ist…
Aus irgendeinem Grund fiel mir der Einstieg in die Geschichte nicht leicht, ich empfand sowohl den Schreibstil als auch die Figuren als etwas sperrig. Dieser Eindruck änderte sich jedoch schnell. Ich habe mit der kleinen Kya mitgelitten, die von ihrer gesamten Familie verlassen wird und komplett auf sich alleine gestellt ist und die sich ihr gesamtes Leben nach Nähe und Zuneigung von anderen Menschen sehnt und doch so oft enttäuscht wird. Und ich habe in den wunderbaren Naturbeschreibungen von Delia Owens geschwelgt, die meiner Meinung nach seinesgleichen suchen. Ich habe nicht nur über dieses einsame, fast kaum zugängliche Marschland in North Carolina gelesen, ich war mittendrin! Kyas Geschichte hat mich zutiefst bewegt, ihre Entwicklung vom verunsicherten, einsamen Kind zu einer emanzipierten, gebildeten Frau, die aber in ihrem Herzen immer noch einsam ist. Auch der kriminalgeschichtliche Teil des Buches ist äußerst gelungen, das Ende bietet so viel Spannung, dass ich beim Lesen nicht mehr ansprechbar war.
Fazit: Ein Buch, dem ich gar nicht genug Leser wünschen kann! Eine wunderschöne Geschichte über das Erwachsenwerden, die Natur und die Stärke, die in uns schlummert. Wunderbare Naturbeschreibungen, einzigartige Figuren, toller Schreibstil, Spannung bis zur letzten Seite – was will man mehr? Wenn ich könnte, würde ich mehr als fünf Sterne vergeben. Unbedingt lesen!