Wibbly Wobbly Timey Wimey!
Ein sehr realistischer Blick einer Zeitreisenden als unfreiwillig Bediensteten im Jahr 1843 - fern von Kitsch und Katsch! Sehr gut!
Falls sich jemand über den Rezensionstitel wundern sollte und das nicht ...
Ein sehr realistischer Blick einer Zeitreisenden als unfreiwillig Bediensteten im Jahr 1843 - fern von Kitsch und Katsch! Sehr gut!
Falls sich jemand über den Rezensionstitel wundern sollte und das nicht kennt; das ist aus Dr. Who, wie jeder Whovian sofort weiß. Und ich bin eine bekennende Whovian. Deswegen habe ich mich über diese Referenz sehr gefreut. Es passt ja auch - Zeitreisen. Nur dass Mia im Gegensatz zum Doctor keine Kontrolle darüber hat.
Sollte jetzt jemand müde gähnen und sagen, das hatten wir mit Schottland und dem Time Warp doch schon mit Diana Gabaldon, der irrt und wie gewaltig!!! Das Buch braucht sich nicht hinter der Amerikanerin zu verstecken. Es ist ein sehr eigenständiges, starkes Werk geworden.
Mia nimmt mit ihrem Freund Fred in Cosgailkirk an einem historischen Fest in Kostümen teil. Sie soll in dieser ihr nicht genehmen Rolle Emma nennen. Der McLaren Clan hatte hier ihren Stammsitz, ein schönes Schloss, das allerdings der Stadt gehört und die Verwaltung beherbergt.
In einem steinernen Hufeisen macht Fred Mia einen Heiratsantrag und sie fällt in Ohnmacht. Als sie wieder erwacht ist sie im Jahr 1843, was sie zunächst nicht glauben kann und will. Eine gewisse Hexe namens Sybilla, dass es des öfteren Zeitreisende gab und sie nun Emma sei, ausgerechnet dieser Name! Nomen est Omen!
Sie ist eine Angehörige des "Gesundes" von Donnahew Castle und froh, dass sie diese Arbeiten beherrscht, auch wenn sie schmerzhaft die moderne Technik und Hygieneartikel vermisst. Überhaupt muss sie feststellen, wie schlecht die Frauen gestellt sind und um wieviel besser es die Männer haben. Frauen müssen nach draußen für ihr Geschäft, Männer des Schlosses haben ihre Toiletten drinnen. Frauen müssen aus Notwendigkeit heiraten, als Jungfrau.
Es gibt ungestraft Vergewaltigungen und ungewollte Schwangerschaften. Neid und Eifersucht unter den Angestellten. Heimliche, illegitime Liebe. Rigide Regeln. Es brodelt im Volk und bei anderen Clans mitsamt Aufständen.
Mia avanciert zur Gesellschafterin des jüngeren McLaren, Frederick. Sie verstehen sich so gut, bis er ihr einen Heiratsantrag macht, den sie annimmt, obwohl sie ihn nur mag, aber nicht liebt.
Alastair William, der Laird hat TBC und wird bald sterben und Kendrick soll der neue Laird werden. Seine Verlobte ist eine arrogante russische Baroness namens Tatiana.
Sybilla erzählt Mia von ihrer eigenen tragischen Geschichte und Mia entdeckt unerwartete Talente an sich.
Politisch wird es immer brisanter, etwas Dramatisches passiert, das alles verändern kann und wird Mia jemals zu ihrem Gegenwartsfred zurückkehren?
Das Buch ist gut und verständlich geschrieben. Es ist schottisch gelungen, wie es realistisch ein schonungsloses Bild des Status der Frauen und der Politik entwirft. Außerdem wird auch nicht verschwiegen, wie primitiv die Lebensbedingungen im Vergleich zu heute waren. Kaum Hygiene, keine Antibiotika, keine Anästhetika, geschweige denn Operationen.
Diese Zeit ist in Äonen gemessen noch nicht einmal so lange her und trotzdem scheint es wie die Steinzeit zu sein.
Das Buch enthält sich jeglichen Kitsches, Liebesschmonzes, nostalgischer Verklärung noch sonstiger Schönfärberei. Das ist Extraklasse!
Die Protagonisten sind sympathisch und authentisch. Außerdem macht sie ihre Ambivalenz sehr lebendig, eingepflanzt in ein sehr gut beschriebenes caledonisches Setting. Mia ist eine moderne Frau, aber so herrlich intelligent und eine Meisterin der Anpassung. Es hat großen Spaß und Freude gemacht, dieses Buch zu lesen!