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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2020

Ein subtiler Thriller mit einigen Längen

Die Wälder
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Als Nina vom Tod ihres besten Freundes Tim erfährt, ist sie geschockt. Vor allem, weil er sie noch kurz zuvor angerufen hat, sie aber nicht ran gegangen ist. Nun bleibt ihr nur noch ein Brief, den Tim ...

Als Nina vom Tod ihres besten Freundes Tim erfährt, ist sie geschockt. Vor allem, weil er sie noch kurz zuvor angerufen hat, sie aber nicht ran gegangen ist. Nun bleibt ihr nur noch ein Brief, den Tim geschrieben hat und der eine verhängnisvolle Bitte an sie enthält. Nina soll seine Schwester Gloria finden, die einst in den undurchdringlichen Wäldern ihres Heimatdorfes spurlos verschwunden ist. Doch Nina hat sich geschworen, nie wieder einen Fuß dorthin zu setzen, wo einst Schreckliches geschah und wo die Düsternis alles verschlingt.

„Die Wälder“ ist ein Thriller, der sich nur langsam entfaltet, dann aber von einer geschickt inszenierten Gruselstimmung lebt. So gerät die Hauptfigur Nina immer wieder in Situationen hinein, die zum Fürchten sind und in denen sie um ihr Leben bangt. Dabei ist sie nicht die Einzige, die inzwischen erwachsen geworden, gegen die Ängste ihrer Kindheit kämpft. Auch ihr Freunde David ist mit dabei, der wegen seines Jobs bei der Polizei nicht viel riskieren will und der verräterische Henri, der sie damals im Stich gelassen hat, nun aber auf ihrer Seite steht.

Erzählt wird die Handlung abwechselnd in der Gegenwart und in der Vergangenheit, sodass sich das durchlebte Trauma von vier befreundeten Kindern erst am Ende des Hörbuchs in seiner ganzen Tragweite offenbart. Deshalb muten die Handlungsweisen der beteiligten Figuren auf der Suche nach der Wahrheit manchmal seltsam an, was aber förderlich für die Aufrechterhaltung der Spannung und für die Erzeugung von Neugier beim Hörer ist. Leider aber sind diese Momente auch wieder schnell vorbei, da die Vergangenheitsbewältigung sehr detailliert erfolgt und es zu langen Unterbrechungen in der ansonsten rasant konstruierten Jagd nach einem potenziellen Mädchenmörder kommt.

Fazit:
Ein gelungenes Verwirrspiel, das in seiner Umsetzung streckenweise zu langatmig geraten ist, dafür aber mit einer düsteren Grundstimmung, überraschenden Wendungen und authentischen Figuren aufwarten kann. Eine gute Empfehlung für Hörer, die subtile Thriller mögen und eine Sprecherin wie Anna Schudt, die auch diesmal wieder fantastisch liest.

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Veröffentlicht am 30.12.2019

Vielschichtig und spannend, nur an der Glaubwürdigkeit hapert es ein wenig

Todesfalle
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Die elfjährige Jazzie findet nach einem enttäuschenden Tag im Sommercamp ihre Mutter erschlagen im Wohnzimmer vor und stellt fest, dass sie den noch immer in der Wohnung umherstreifenden Mörder gut kennt. ...

Die elfjährige Jazzie findet nach einem enttäuschenden Tag im Sommercamp ihre Mutter erschlagen im Wohnzimmer vor und stellt fest, dass sie den noch immer in der Wohnung umherstreifenden Mörder gut kennt. Dieser aber bemerkt Jazzie in ihrem Versteck hinter dem Sessel nicht und so kommt sie noch einmal mit dem Leben davon. Einige Zeit später, Jazzie ist mit ihrer kleinen Schwester Jamie in einer für sie wichtigen Therapie, trifft sie erneut auf den Mörder ihrer Mutter, der inzwischen weiß, dass sie ihn gesehen hat. Doch nicht nur die beiden Mädchen befinden sind plötzlich in großer Gefahr, auch auf ihre Therapeutin Taylor, da diese Jazzie zum Reden gebracht hat.

"Todesfalle" ist der fünfte Fall der Baltimor-Reihe von Karen Rose, der neben einer spannend angelegten Verbrecherjagd, vor allem von seinen authentisch angelegten Figuren profitiert. Wie von der kleinen Jazzie, die aufgrund der alkoholbedingten Probleme ihrer Mutter viel zu schnell erwachsen geworden ist oder ihrer Therapeutin Taylor, die in Baltimore eine für sie wichtige Mission verfolgt. Und dann gibt es da noch den arroganten Anwalt Greg, der wegen häuslicher Gewalt und Drogenbesitz seinen Job verloren hat und sein Bruder Danny, der die Gefährlichkeit von Greg erst viel zu spät erkennt. Sie alle spielen eine wichtige Rolle in dem dramatischen Geschehen, wobei diesmal von Beginn an sicher ist, wer die Mutter der traumatisierten Mädchen ermordet hat.

Die Geschichte selbst wird in mehreren Handlungssträngen erzählt. Dabei ist es egal, ob die Ereignisse aus der Sicht von Jazzie geschildert werden, der Hörer einen kaltblütigen Mörder bei seinen Taten beobachten kann oder die Recherchen der ermittelnden Detective im Fokus der Ereignisse stehen. Jederzeit steigt der Hörer tief in das Geschehen ein und erlebt ein grausam inszeniertes Spiel, das der Mörder mit Opfern und Ermittler gleichzeitig treibt. Ein wunderbar fesselndes Hörerlebnis, das durch die Lesung von Sabina Godec gut umgesetzt worden ist, sodass der Hörer jederzeit weiß, wo die Handlung spielt und wer gerade spricht.

Fazit:
Vielschichtig und spannend präsentiert sich Karen Rose "Todesfalle" und besitzt nur ein Manko, das sich in einigen schlecht ausgefeilten und weniger glaubwürdigen Szenen offenbart. Diese allerdings kaschiert Sabina Godec gekonnt, sodass sich der Hörer an einer gelungenen Mörderjagd erfreuen kann.

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Veröffentlicht am 25.12.2019

Ein gemächlicher Thriller, der viel Tiefgang besitzt

Seelen im Eis
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Nach dem plötzlichen Tod seiner geschiedenen Frau wird der Ingenieur Ódinn Hafsteinsson vor die Tatsache gestellt, sich von nun ab allein um seine 11-jährige Tochter Run zu kümmern. Eine Aufgabe, die er ...

Nach dem plötzlichen Tod seiner geschiedenen Frau wird der Ingenieur Ódinn Hafsteinsson vor die Tatsache gestellt, sich von nun ab allein um seine 11-jährige Tochter Run zu kümmern. Eine Aufgabe, die er gern übernimmt. Deshalb kündigt er den Job in der Baufirma seines Bruders und nimmt eine arbeitszeitfreundliche Tätigkeit in der staatlichen Kontrollbehörde an. Doch kaum hat sich Ódinn dort eingelebt, verstirbt eine Kollegin und er wird mit Untersuchungen zu Vorfällen in einem ehemaligen Kinderheim konfrontiert, in dem 1974 zwei Jungen ums Leben kamen. Ein aufreibender Fall, der ihn schnell an seine Grenzen bringt, vor allem, weil Runs verunfallte Mutter darin verstrickt zu sein scheint.

"Seelen im Eis" ist ein Island-Thriller, der mit einer schockierenden Szene beginnt und damit schnell die Aufmerksamkeit des Lesers sicher hat. Allerdings wird die Erwartungshaltung im späteren Verlauf nicht durchgängig erfüllt und anstatt eine dramatische Thrillerhandlung zu erleben, findet sich der Leser in einer Verkettung von unglücklichen Schicksalen vor, die mit merkwürdigen Begebenheiten angereichert sind. Auch die Kombination aus Krimihandlung und Gruselatmosphäre funktioniert nicht so gut, wie in den vorangegangen Thrillern der Autorin. Deshalb sollte sich der Leser auf einen gut lesbaren und mit deprimierenden Ereignissen einhergehenden Thriller einstellen, der eher von den bedenklichen Handlungsweisen seiner Figuren lebt, als von mystischen Erscheinungen.

Für die Erzählung des mit betrüblichen Szenen angereicherten Plots hat Yrsa Sigurdardóttir zwei Zeitebenen gewählt, die kontinuierlich nebeneinander ablaufen. Zum einen wird über Ódinns Ermittlungen bezüglich des Kinderheimes berichtet, zum anderen erfährt der Leser viel über den fatalen Verlauf der Geschehnisse von 1974 in Krokur. Dabei treten der Ingenieur Ódinn und die als Haushaltshilfe in dem Kinderheim tätige Aldis in Erscheinung und erzählen die Handlungsabläufe aus ihrer Sicht. Zwei Figuren, die neben familiären Problemen auch gewisse Schwächen gemeinsam haben und durch die ihnen eigene Nachgiebigkeit auch immer wieder in Bedrängnis geraten.

Fazit:
"Seelen im Eis" ist ein gemächlicher Thriller, der weniger düster und beklemmend ausfällt als seine Vorgänger, in seiner Handlung aber Tiefgang besitzt. Deshalb ist der von tragischen Ereignissen geprägte und mit einer unbehaglichen Grundstimmung versehende Handlungsverlauf vor allem für Leser interessant, die Anteil an den verheerenden Schicksalen anderer nehmen.

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Veröffentlicht am 25.12.2019

Ein tiefgründiger, aber auch sehr ruhiger Kriminalroman

Abgründe
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Nichts ist schädlicher für eine Person des öffentlichen Lebens, als sich auf einem Bild in den Medien wieder zu finden und das auch noch in einer pikanten Situation. Eine Peinlichkeit, die Hermann und ...

Nichts ist schädlicher für eine Person des öffentlichen Lebens, als sich auf einem Bild in den Medien wieder zu finden und das auch noch in einer pikanten Situation. Eine Peinlichkeit, die Hermann und seine Frau vermeiden möchten. Deshalb sucht das Ehepaar nach einer Möglichkeit, dieses Dilemma zu umgehen. Doch das Schweigegeld, das ein Erpresserpärchen von ihnen fordert, ist viel zu hoch. Und so bleibt ihnen nur noch eine Chance. Hermann muss die guten Beziehungen eines Freundes nutzen, um mithilfe der Polizei gegen die Erpresser vorzugehen.

"Abgründe" ist der 10. Fall der Krimi-Serie um den isländischen Kommissar Erlendur Sveinsson, der, wie auch in seinem 9. Fall, immer noch im Urlaub weilt. Für ihn übernimmt Sigurdir Oli die Ermittlungen, der bereits als Partner von Erlendur bekannt geworden ist. Ohne die Hilfe seiner Kollegen und dem Kreuzfeuer der Kritik ausgesetzt, ermittelt er allein und versucht, die Probleme eines Bekannten auf eigene Faust zu lösen. Eine Gefälligkeit, die nicht nur eine Menge Ärger nach sich zieht, sondern auch noch weitere Verbrechen ans Tageslicht bringt. Allerdings präsentiert sich Sigurdir Oli als Kommissar, dem neben der langjährigen Erfahrung auch das nötige Charisma fehlt, was ihn als Person streckenweise langweilig erscheinen lässt.

Eine Fadheit, die sich zum Glück nicht auf die eigentliche Handlung überträgt. Denn obwohl der überwiegende Teil des Hörbuches aus der Sicht des ermittelnden Kommissars geschildert wird, hat Arnaldur Indridason ausreichend falsche Fährten und überraschende Wendungen in die Krimihandlung eingebaut. Ein guter Grundstein für einen zwar sehr ruhig verlaufenden Roman, aber einer der angenehm unterhaltsam ist. So spielen vorwiegend menschliche Abgründe und persönliche Begehren eine besondere Rolle und lassen bis zum Schluss nicht erraten, wie die verschiedenen Verbrechen miteinander zusammenhängen.

Fazit:
"Abgründe" ist ein gut konstruierter Kriminalroman, der trotz seiner langsamen Gangart gut unterhält. Mit viel Einfühlungsvermögen und passend gesetzten Nuancen gelesen, überzeugt Walter Kreyes Vortrag vor allem die Hörer, die tiefgründige skandinavische Krimis mögen.

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Veröffentlicht am 25.12.2019

Ein Psychothriller, der gekonnt mit den Ängsten seiner Hörer spielt

Passagier 23
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Der Polizeipsychologe Martin Schwartz kämpft noch Jahre nach dem Verschwinden seiner Frau und seines kleinen Sohnes mit den Folgen der unfassbaren Tragödie. Ohne jemals darüber nachzudenken, wie zerstörerisch ...

Der Polizeipsychologe Martin Schwartz kämpft noch Jahre nach dem Verschwinden seiner Frau und seines kleinen Sohnes mit den Folgen der unfassbaren Tragödie. Ohne jemals darüber nachzudenken, wie zerstörerisch sein Leben seit den verhängnisvollen Ereignissen auf dem Kreuzfahrtschiff geworden ist, nimmt er einen gefährlichen Auftrag nach dem anderen an. Eine Strategie, die nur so lange funktioniert, bis er auf eine vermeintliche Thrillerautorin stößt, die behauptet zu wissen, was damals geschehen ist. Mit dem Ziel, den Verbleib seiner Familie aufzuklären, begibt er sich erneut auf das mit Passagieren vollgestopfte Schiff und wird mit Dingen konfrontiert, die mehr als nur unfassbar sind.

"Passagier 23" ist ein gut funktionierender Psychothriller, der zum einen auf wahre Begebenheiten beruht - denn immer wieder verschwinden Menschen während der Fahrt auf den gigantischen Passagierschiffen -, zum anderen der ausufernden Fantasie von Sebastian Fitzek entspringt. Dabei sind es vor allem die in ihm zutage tretenden und völlig unerklärlichen Vorkommnisse, die den Hörer an das Geschehen fesseln. Deshalb stört es auch wenig, dass dabei die Figuren ins Hintertreffen geraten. Denn sie sind lediglich die Marionetten in einem perfiden Spiel, das von verbrecherischen Machenschaften und grausamen Moralvorstellungen nur so strotzt.

Gelesen wir der akustische Albtraum von Simon Jäger, der bereits einige Psychothriller des Berliner Autors zu Gehör gebracht hat. Mit seiner unverwechselbar stoischen Art, das auf menschliche Verhaltensweisen basierende Grauen nachempfindbar aufleben zu lassen, beschert er dem Hörer jede Menge Momente, die angefüllt von Unbehagen und aufkommender Angst sind. Egal, ob er ein in Not geratenes Kind verkörpert oder einen traumatisierten Erwachsenen spricht. Stets findet er die richtige Balance zwischen Lautstärke, Tonlage und Tempo und haucht der Figur sein Leben ein.

Fazit:
"Passagier 23" ist ein geschickt arrangierter Psychothriller, der gekonnt mit den Ängsten seiner Hörer spielt und von Schockmomenten und rätselhaften Ereignissen profitiert. Viel Tiefgang allerdings sollte man bei diesem Hörbuch nicht erwarten.

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