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Veröffentlicht am 06.06.2020

Nette neue Krimi-Serie

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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Gleich auf den ersten Seiten von Tina Frennstedts Thriller „Cold Case – Das verschwundene Mädchen“ wird eine Frau in ihrem Haus überfallen. Der Einbrecher kam um 6 Uhr morgens. Ich fürchte mich selbst ...

Gleich auf den ersten Seiten von Tina Frennstedts Thriller „Cold Case – Das verschwundene Mädchen“ wird eine Frau in ihrem Haus überfallen. Der Einbrecher kam um 6 Uhr morgens. Ich fürchte mich selbst vor der Dunkelheit, die Morgenstunden empfinde ich allerdings nicht mehr als unheimlich. Deswegen hat Tina Frennstedt hier einen Nerv bei mir getroffen. Ein Einbrecher, wenn der vermeintlich sichere Morgen angebrochen ist? Wie gruselig.

Ich flog durch die ersten Seiten und der Auftakt legte die Messlatte sehr hoch. Würde es nun 450 Seiten so spannend weitergehen? Schnell folgte die Ernüchterung. Das Erzähltempo wurde stark gedrosselt und die Handlung entwickelte sich zunächst nur langsam. Ein Serienmörder, der einige Jahre pausiert hat, ist plötzlich wieder aktiv. Durch seine Unachtsamkeit gelingt es der Polizei, seine Fingerabdrücke zu sichern. Kurioserweise sind diese bereits in der Datenbank gespeichert – im Zusammenhang mit der 19-jährigen Annika, die vor einigen Jahren spurlos verschwand. Da Annika überhaupt nicht ins Raster des Serienmörders passt, ist die Polizei ratlos. Es ermittelt Tess Hjalmarsson von der Abteilung Cold Cases. Tess hasst es, wenn Menschen über das Schicksal ihrer Angehörigen im Unklaren bleiben und so ist sie fest entschlossen, diesen Fall zu lösen.

Mir hat ein wenig die Struktur gefehlt. Der Fokus von Tess liegt auf dem Cold Case aber der Serienkiller ploppt immer wieder auf und wird in einer spektakulären Aktion plötzlich geschnappt. Die Festnahme kam irgendwie aus dem Nichts und passierte lange, bevor das Buch zu Ende war. Es hatte teilweise den Anschein, dass der Mörder nur dazu gedichtet wurde um die Seiten zu füllen, zumal dann auch gar nicht mehr näher erörtert wurde, warum er die Frauen ermordet hat.

In dieser Geschichte kommen eine handvoll Charaktere vor, die ausführlich behandelt werden. Es hat mir gut gefallen, dass wir Tess besser kennengelernt haben. Da weitere Bücher geplant sind, macht es in jedem Fall Sinn, der leitenden Ermittlerin Zeit zu widmen. Zu umfangreich dargestellt waren für mich die Brüder Stefan und Rickard, die im Fall Annika verdächtig sind. Die Kapitel aus Rickards Sicht befassen sich endlos mit seinem Alkoholkonsum, der Eifersucht auf seinen Bruder und seinem Versuch, sich zu erinnern. Das hätte man gerne kürzen können.

Gegen Ende werden die Kapitel kürzer und auch wieder spannender obwohl eigentlich nicht mehr viel passiert. „Cold Case – Das verschwundene Mädchen“ ist der Auftakt einer neuen Reihe. Auf dem Cover heißt es zwar, dass es sich hier um einen Thriller handelt aber ich würde das Buch eher in die Kategorie Krimi stecken. Für einen Thriller fehlte mir die durchgehende Spannung und tiefere Einblicke in die Beweggründe. Ein großer Pluspunkt waren für mich die sympathischen Ermittlerinnen Tess und Marie. Insgesamt fand ich das Buch ganz gut, es lohnt sich, die etwas zähe erste Hälfte durchzuhalten. Auf jeden Fall ist noch Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 26.03.2020

Spiel eines Psychopathen

Knochengrab (Ein Sayer-Altair-Thriller 2)
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„Knochengrab“ von Ellison Cooper ist nichts für zartbesaitete Leser. Schon auf den ersten Seiten stößt Max Cho vom FBI auf eine Grube voller Knochen. Bei den Bergungen kommen auch zwei frische Leichen ...

„Knochengrab“ von Ellison Cooper ist nichts für zartbesaitete Leser. Schon auf den ersten Seiten stößt Max Cho vom FBI auf eine Grube voller Knochen. Bei den Bergungen kommen auch zwei frische Leichen zu Tage. Auf eine Leiche wurde mit Speichel ein Hilferuf geschrieben. Dieses Detail finde ich extrem gruselig. Bei den Kapiteln aus Sicht der Opfer wurde mir ebenfalls mulmig. Hier ist ein Psychopath von der brutalsten Sorte am Werk. Dabei macht er sich selbst nicht die Hände schmutzig sondern versteht sich als Leiter eines grausamen Spiels. Unweigerlich stellt man sich selbst die Frage, wie weit man gehen würde, um seine Lieben zu beschützen.
Das gesamte Ermittlerteam war mir sehr sympathisch. Sayer und Ezra haben noch mit Verletzungen aus dem ersten Band (den ich bisher noch nicht gelesen habe) zu kämpfen. Ergänzt wird das Team durch Anthropologin Dana und Max Cho. Bei Sayer und Max meine ich zu erkennen, dass sich hier vielleicht im nächsten Band eine Romanze entwickeln könnte. Mir hat die Dynamik zwischen den beiden auf jeden Fall gut gefallen. Auch fand ich interessant, dass Max einen Spürhund hat. Es ist faszinierend, wie präzise diese Tiere arbeiten können. Das Tempo des Thrillers ist durchgängig recht hoch. Ständig passiert etwas. Ein Feuer, Schüsse auf die Ermittler...
Je tiefer die Agenten graben, desto mehr Wahnsinn kommt ans Tageslicht. Die Auflösung des Täters war mir ein wenig zu früh, denn der finale Showdown geht danach noch ca. 70 Seiten weiter.
„Knochengrab“ war für mich ein guter Thriller, der im Grunde alles hat. Einen ausgefallenen Kriminalfall, sympathische Ermittler und ein gutes Erzähltempo. Ich kann gar nicht genau benennen, woran es lag, aber die ultimative Begeisterung wollte sich trotzdem nicht bei mir einstellen, so dass ich in der Gesamtbewertung 3,5 Sterne vergebe.
Weitere Bücher der Reihe würde ich aber in jedem Fall lesen, vor allem da es am Ende einen sehr vielversprechenden Ausblick gibt.

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Veröffentlicht am 31.12.2019

Beginnt als 5 Sterne, Endet als 3,5 Sterne Buch

Das geheime Glück
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Bei meinem letzten Buch in 2019 gab es nichts zu lachen. Es beschäftigt sich mit der Frage, welcher Preis für das eigene Glück akzeptabel ist.
Das Besondere an diesem Roman ist, dass er rückwärts erzählt ...

Bei meinem letzten Buch in 2019 gab es nichts zu lachen. Es beschäftigt sich mit der Frage, welcher Preis für das eigene Glück akzeptabel ist.
Das Besondere an diesem Roman ist, dass er rückwärts erzählt wird. Es beginnt also mit dem Ende und springt immer weiter zurück bis zum Ursprung. Diese Erzählweise ist mal etwas anderes, für mich hat sie den Lesefluss allerdings erschwert. Wenn ein neuer Abschnitt begann, musste ich mir immer wieder vor Augen halten, dass wir uns jetzt chronologisch vor dem soeben gelesenen befinden. Auch endete es immer so abrupt, dass mir die Geschichte lückenhaft erschien und ich das Gefühl hatte, dass zu viel ungesagt bleibt.
Der Vorteil dieser Rückwärtserzählung war jedoch, dass ich Robbie und Emily als nettes älteres Ehepaar kennenlernte. Es hat mich berührt, dass er am Ende seines Lebens keinen anderen Ausweg sah und bis zur Hälfte habe ich mit den beiden mitgefiebert. Je weiter wir in der Handlung zurück gingen, desto unsympathischer wurde mir insbesondere Robbie.
In jungen Jahren war er ein von sich selbst überzeugter Casanova und das Kennenlernen der beiden war für mich längst nicht so romantisch, wie ich es mir vorgestellt hatte. Das „Highlight“ war hier: „Er roch nach Schweiß, Bier, Zigaretten, Gras, Minze und Teakholz“. Na, wenn das kein Kerl zum verlieben ist...
Von der ersten Seiten an wird ein schreckliches Geheimnis immer wieder in den Raum geworfen. Im letzten Drittel hatte ich meine eigene Theorie entwickelt, die dann genauso eingetroffen ist.
Hm.
„Das geheime Glück“ fing für mich als 5 Sterne Buch an und kam am Ende bei 3,5 Sterne an.

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Veröffentlicht am 06.10.2019

Ein Geheimnis kommt ans Licht

Bis ihr sie findet
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Eine Gruppe von Teenagern bricht zu einem Campingwochenende auf. Es wird gefeiert, getrunken Drogen konsumiert. Am nächsten Morgen ist Aurora, die Jüngste unter ihnen, verschwunden – und bleibt es auch, ...

Eine Gruppe von Teenagern bricht zu einem Campingwochenende auf. Es wird gefeiert, getrunken Drogen konsumiert. Am nächsten Morgen ist Aurora, die Jüngste unter ihnen, verschwunden – und bleibt es auch, bis nach 30 Jahren zufällig ihre Leiche gefunden wird – an eben jenem Zeltplatz.

Von Anfang an ist klar, dass der Mörder einer der 6 Jugendlichen sein muss, wodurch mich das Konzept ein wenig an das Spiel Cluedo erinnert. „War es Fräulein von Porz mit dem Leuchter im Salon?“
Persönlich hätte ich es spannender gefunden, wenn man im Verlauf des Romans tatsächlich einen Verdächtigen nach dem anderen hätte wegstreichen können. Tatsächlich blieb „Bis ihr sie findet“ bis zur Auflösung am Ende undurchsichtig. Jeder hätte der Mörder sein können. Diese Pseudo-Freunde erschienen mir allesamt recht zwielichtig und abgebrüht. Ich fand es befremdlich, mit welcher Gelassenheit sie auf das Auffinden von Auroras Leiche reagiert haben. Die meisten Emotionen zeigte der Detective selbst, was ihn gleichzeitig verdächtig machte.

„Bis ihr sie findet“ ist wohl der Auftakt einer Serie. Leider fand ich das Ermittlerduo nicht sympathisch und konnte somit keinen Bezug zu den beiden aufbauen bzw. weiß ich auch noch nicht, wie die beiden zu einem wirklichen Team werden sollen. Hanson ist voller Misstrauen gegenüber ihrem neuen Chef und dieser geht bei seinen Zeugenbefragungen und Ermittlungen nicht unbedingt regelkonform vor.
Die einzige Person, die mir wirklich sympathisch war, war die dahingeschiedene Aurora. Aus diesem Grund habe ich die Rückblicke zu dem verhängnisvollen Abend am liebsten gelesen. Die Neugierde, was mit dem Mädchen passiert ist, motivierte mich genug, um bei der Stange zu bleiben.
Auch wenn ich die Lösung nicht vorhergesehen habe, kommt sie nicht unbedingt wie ein Schocker sondern mehr wie ein entspannter Aha-Effekt.

„Bis ihr sie findet“ ist ein Krimi mit solider Spannung, der sich ganz gut liest, aber vermutlich nicht lange im Gedächtnis bleiben wird.
Mein Interesse an diesem Buch wurde durch die Covergestaltung geweckt. Der Wald im Nebel machte auf mich den Eindruck, dass hier dunkelste Geheimnisse verborgen sind. Auch die Personenbeschreibungen der Charaktere auf dem Klapp­entext untermauerte diesen Eindruck.
Vermutlich habe ich einfach zu viel in die Aufmachung von „Bis ihr sie findet“ hinein interpretiert, denn meine Erwartungen konnten nicht erfüllt werden. Ich hätte mir alles einfach etwas böser, geheimnisvoller oder explosiver vorgestellt.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Lektüre mit Ohrwurmgefahr

Marina, Marina
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Obwohl ich gerade erst von einer Urlaubsreise zurück gekehrt bin, wollte ich schon nach wenigen Seiten von „Marina, Marina“ am liebsten sofort nach Italien aufbrechen.
Mit ihren Beschreibungen von Landschaften ...

Obwohl ich gerade erst von einer Urlaubsreise zurück gekehrt bin, wollte ich schon nach wenigen Seiten von „Marina, Marina“ am liebsten sofort nach Italien aufbrechen.
Mit ihren Beschreibungen von Landschaften und Klima gelingt es Grit Landau perfekt, die Urlaubssehnsucht zu wecken. Die erwähnten italienischen Songs tun ihr übriges. Den Titelsong „Marina, Marina“ hatte ich fast während der gesamten Lektüre im Ohr. Auch die anderen Lieder haben mich neugierig gemacht, so dass ich sie mir in der Zwischenzeit sogar angehört habe.

Die Geschichte ist hauptsächlich in den 60er Jahren angesiedelt und begleitet eine Vielzahl von Protagonisten. Diese haben zunächst einmal wenig bis keine Berührungspunkte, so dass „Marina, Marina“ auf mich eher wie eine Sammlung mehrerer längerer Geschichten als wie ein zusammenhängender Roman wirkte. Auch die Perspektivenwechsel scheinen völlig willkührlich und verwirrten mich teilweise in ihrer Sprunghaftigkeit.
Eins hatten sie jedoch gemein: jede dieser Geschichten war auf ihre Art interessant und ich wollte mehr über die Menschen erfahren.
Im Zentrum stehen die drei Freunde Nino, Matteo und Beppe, die versuchen ihren Weg im Leben zu finden. Insbesondere liegt der Fokus auf Nino und seiner Familie.
Auch Marina, die Frau des Friseurs, bekommt ziemlich viel Raum.

„Marina, Marina“ kommt zunächst einmal wie ein typischer Urlaubsroman daher. Italien, Schlager und erste Liebe.
Im letzten Drittel schlägt die locker, leichte Stimmung dann plötzlich um. Die Handlung gewinnt zunehmend an Dramatik. In einem schockierenden Rückblick ins Jahr 1944 erfahren wir mehr, über die Situation in Italien Ende des zweiten Weltkrieges und über das furchtbare Gebahren der Deutschen. Dieser Teil der Geschichte war gleichermaßen tragisch wie auch ein wenig langatmig.

Ich vergebe hier 3,5 Sterne, da gerade die erste Hälfte des Buches mir wirklich gut gefallen hat und der Unterhaltsungswert hoch war.
Es handelt sich hier um einen Debütroman. Grit Landau hat in jedem Fall Talent, Situationen und Personen lebensecht zu schreiben.
Was mir gefehlt hat war eine größere Verbindung der einzelnen Kapitel. Das Gefühl, dass hier Geschichten wahllos aneinader gereiht wurden, erhielt sich leider bis zum Schluss. Manche Charaktere, wie zum Beispiel die Touristin Reni, deren erster Urlaub in einem Unfall endet, wurden fallen gelassen und kamen nicht mehr weiter zur Sprache.
„Marina, Marina“ versucht meiner Meinung nach zuviele Themen aufeinmal zu behandeln. Soll es ein Urlaubsroman sein oder ein historischer Roman, eine Liebesgeschichte oder eine Tragödie?
Es hätte nicht geschadet, sich auf eine Richtung festzulegen. Ich möchte das Ende nicht spoilern, aber hier wäre weniger in jedem Fall mehr gewesen. Es war dann doch ein Schicksalsschlag zu viel um realistisch zu bleiben.