Ein spannender Erstling mit einem sympathischen Ermittlertrio
VölkerschauIm Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks wurde ich als eine der glücklichen Gewinner ausgewählt, die den Erstling von Gregor Müller lesen durfte. Abermals habe ich mich durch das historische Leipzig begeben ...
Im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks wurde ich als eine der glücklichen Gewinner ausgewählt, die den Erstling von Gregor Müller lesen durfte. Abermals habe ich mich durch das historische Leipzig begeben dürfen, wie schon zuvor in Thomas Ziebulas "Der Rote Judas", nur dass es dieses Mal das Jahr 1898 war, also 22 vor Paul Stainers Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft.
Auch bei "Völkerschau" hat mich gereizt, von einer Stadt zu lesen, die ich sehr gut kenne, weil ich der Handlung besser folgen kann. Gregor Müller hat sogar noch eins drauf gesetzt: er hat einen Ort wieder zum Leben erweckt, den es bereits seit 1923 in dieser Form nicht mehr gibt: den Charlottenhof. Der Vergnügungspark mit den beiden Eisteichen in Alt-Lindenau, der im Jahre 1891 eröffnet wurde, wurde im Jahr 1923 wegen der Inflation und der wirtschaftlichen Produktion von Kunsteis, die Eisgewinnung aus den Teichen überflüssig machte, wieder geschlossen. Die Teiche wurden zugeschüttet und an ihrer Stelle ein Sportpark erbaut. Schade drum. Auf alten Ansichtskarten kann man heute noch sehen, wie herrlich der Vergnügungspark Charlottenhof war. Ich hätte ihn nur zu gern besucht.
In just jenem wunderbaren Charlottenhof wird der Industrielle Carl August Georgi tot aufgefunden. Da sich alle Kriminalcommissare (ganz recht, Commissar mit C) gerade mit anderen Fällen herumschlagen müssen, wird Joseph Kreiser von seinem Fall, dem Verschwinden eines Afrikaners aus einer Völkerschau im Leipziger Zoo, abgezogen und ermittelt bald zusammen mit dem Staatsanwalt Möbius in seinem ersten Mordfall. Abends erzählt der Commissar seiner Vermieterin, der durch eine Infektion erblindeten Hannah (die auch einstmals seine Lehrerin war), was sich bei seinen beiden Fällen so zugetragen hat und gibt Auskunft zum Stand der Ermittlungen. Hannah hört nicht nur gut zu, sie bringt Kreiser zum Schluss auch auf die Spur des Mörders von Georgi. Sie ist sozusagen der dritte Part im Ermittlertrio. Ein überaus gelungenes Debüt.
Gregor Müller hat mich definitiv als treue Leserin gewonnen, denn gerne möchte ich wissen, wie es mit Hannah, Kreiser und Möbus weitergeht, welche spannenden Fälle die drei noch lösen und an welche schönen verschwundene Orte uns der Autor zukünftig entführt. Vielleicht geht es ja beim nächsten Mal zum Gesellschafts- und Palmenhaus im Palmengarten, wer weiß?