Starke Frauen
Die Frauen vom Alexanderplatz„...Vera trug die Verantwortung für die Familie und den Haushalt, sie allein hielt die Fäden in der Hand. Georg noch im Krieg und Vater tot, auf dem Totenbett hatte sie ihm versprochen, auf die Mutter ...
„...Vera trug die Verantwortung für die Familie und den Haushalt, sie allein hielt die Fäden in der Hand. Georg noch im Krieg und Vater tot, auf dem Totenbett hatte sie ihm versprochen, auf die Mutter aufzupassen...“
Es ist der letzten Monat des Jahres 1918. Die bitteren Folgen des Krieges sind noch spürbar, als in Berlin schon wieder geschossen wird. Es tobt der Bürgerkrieg. Mitten im Geschehen sind drei Frauen.
Veras Vater war Schneidermeister. Mit dem Verkauf von Uniformen konnten sie gut leben. Doch nun sucht Vera nach einem neuen Weg. Sie möchte sich selbstständig machen. Als sie wegen ihrer Mutter den Arzt aufsucht, trifft sie Benno. Der zwingt sie, ihn mit nach Hause zu nehmen. Er kommt in der ehemaligen Schneiderwerkstatt unter. Von Krieg und Kampf hat er die Nase voll. Ihrer Mutter verschweigt Vera wohlweislich den Gast.
Hanna war wegen des Krieges Hilfsschwester an der Front. Nach ihrer Rückkehr will sie sich als Krankenschwester ausbilden lassen. Doch bei ihrem Vater stößt sie mit ihrer Idee auf Granit. Als Fabrikantentochter soll sie heiraten, damit sie versorgt ist.
In einem kleinen Dorf im Norden lebt Fritzi. Sie hat ein uneheliches Kind. Der Vater weiß nichts davon. Fritzi macht sich auf nach Berlin, um Benno, den Vater des Kindes, zu suchen.
Die Autorin hat diese drei Schicksale zu einer spannenden Handlung verwoben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Die Zeitverhältnisse werden deutlich herausgearbeitet. Während des Krieges mussten die Frauen nicht nur in Männerberufen ihren Mann stehen, sondern auch Verantwortung übernehmen. Jetzt, als die Soldaten zurückkehren, wollen diese wieder das Sagen haben.
Nach wie vor ist das Leben in Berlin gefährlich. Dafür sorgen die politischen Unruhen, die im Buch ab und an marginal gestreift werden.
Die weiblichen Protagonisten werden gut charakterisiert. Ihre Motivation ist für mich nachvollziehbar. Bei den männlichen Personen hätte ich mir ein paar Sätze mehr gewünscht. Es mag sein, dass die Veränderungen bei Benno und Georg dem Kriege geschuldet sind.
Ab und an blitzt eine feiner Humor oder eine Spur Sarkasmus auf.
„...“Automobile sind Spielzeuge für große Jungs, hat der Kaiser gesagt.““ Der Idiot hat auch gesagt, dass Deutschland den Krieg gewinnt. Hatte keine Ahnung, der Mann.“...“
Die vielen gut ausgearbeiteten Gespräche im Buch sind es, die mir einen Einblick in die unterschiedlichen Standpunkte und Wünsche der Protagonisten geben, sei es, wenn Fritzi mit Benno um die Zukunft ringt, wenn Vera einen jungen Mann von weiteren Kämpfen abhalten will oder wen Hanna sich ein Darlehen beschafft, um die Zukunft in eigene Hände zu nehmen..
Ein besonders Stilelement hat die Autorin gewählt, um mich wissen zu lassen, wie sich die Lebenswege weiterentwickeln.
Gut gefallen mir die Karten auf den inneren Umschlagseiten.
Ich weiß nicht, ob eine Fortsetzung geplant ist. Vorstellen könnte ich mir dies.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.